Ein APS-C-Sensor mit 26 Megapixel Auflösung, UHD-Video bis 60p und eine Serienbildrate von maximal 30 Bilder/Sekunde: die neue X-T3 von Fujifilm hat schon auf dem Papier einiges zu bieten, was sie von der Konkurrenz abhebt. Aber kann sie ihre Vorteile auch in der Praxis ausspielen? Und wie behauptet sie sich gegenüber der Kleinbild-Konkurrenz? Ich habe einige Woche mit der X-T3 fotografiert und dabei bleibende Eindrücke gewonnen.
Fujifilm X-T3: Fakten
Rauscharmer BSI-Halbformatsensor mit 26 Megapixel
elektronischer Sucher mit 3,69 Mio dots (wie bei der X-H1)
Touchdisplay in drei Achsen beweglich
Hybrid-AF mit 425 Messfelder
Gesichtserkennung inkl. Augen-AF
Serienbildraten: 11 fps, 20 fps mit elektronischem Verschluss, 30 fps bei 1,25x Crop
Videoaufzeichnung mit 10 bit 4:2:0 H.265 intern, 4:2:2 via HDMI
Fast hat es den Anschein, als sei Fujifilm einer der letzten Hersteller, der sich noch mit ganzem Herzen für Spiegellose mit APS-C-Sensor engagiert. Samsung hat sich bereits vor drei Jahren endgültig aus dem Kamerageschäft zurückgezogen. Die jüngste Halbformatkamera von Sony, die Alpha 6500, kam vor gut zwei Jahren. Gut ein Jahr alt ist inzwischen auch die Leica CL. Seither hat Fujifilm die X-E3 (September 2017), die X-H1 (März 2018), die X-T100 (Juni 2018) und jetzt eben die X-T3 herausgebracht. Immerhin: Canon hat im selben Zeitraum mit der EOS M50 und der EOS M100 ebenfalls zwei Spiegellose mit APS-C-Sensor vorgestellt.
Unbestreitbar hat das Halbformat gegenüber Kleinbild einige Vorteile: Objektive und Kameragehäuse lassen sich kompakter und somit leichter gestalten. Und nicht zu vergessen: Je weniger Material gebraucht wird, desto geringer sind die Herstellungskosten. APS-C bietet einen klaren Preisvorteil gegenüber Kleinbild, bei den Kameras und bei den Objektiven.
Rund 1500 Euro kostet die X-T3 und ist damit einen Hunderter günstiger als ihre Vorgängerin. Nur einmal zum Vergleich: Für die Alpha 7 III mit 24-Megapixel-Kleinbildsensor ruft Sony einen Preis von 2300 Euro auf.
Handling und Ergonomie
APS-C-Kameras können kleiner und leichter sein als ihr Kleinbild-Pendant, müsse es aber nicht. So auch die X-T3: Sie fällt ganz schön groß aus, mit ihrem Gewicht von rund 540 Gramm ist die X-T3 nicht gerade ein Leichtgewicht. Mich hat das indes nicht gestört, denn die X-T3 liegt hervorragend in der Hand. Lediglich der Griff auf der rechten Kameraseite könnte etwas stärker ausgeprägt sein. Den besser ausgeformten Griff gibt es, wenn man den Hochformatgriff VG-XT3 ansetzt. Er verbessert nicht nur das Handling der Kamera spürbar, sondern verdreifacht auch noch die Akkulaufzeit nahezu.
Bei der X-T3 finden die Neuerungen vor allem unterm Blech statt. Das Äußere ist fast identische mit der Vorgängerin X-T2. Nur wenn man ganz genau hinsieht, zeigen sich doch die einen oder anderen Änderungen bei der X-T3: Das Einstellrad für die Belichtungskorrektur fällt nun etwas kleiner aus, zudem geht es straffer. Beides soll dafür sorgen, dass sich das Rad nicht mehr so leicht verstellt. Das ist gelungen, Probleme mit ungewollten Korrekturvorgaben hatte ich mit der X-T3 nicht. Zudem hat Fujifilm den elektronischen Sucher ein paar Millimeter weiter über das Gehäuse hinausgezogen. Eine Maßnahme, die verhindern soll, dass man den Touchscreen nicht versehentlich mit der Nase auslöst.
Ob Belichtungszeit, ISO-Empfindlichkeit, Blende oder Belichtungskorrektur – wie bei Fuji üblich, gibt es für praktisch jeden relevanten Parameter ein dediziertes Einstellrad. Vorteil: Die Kamera lässt sich grundsätzlich konfigurieren, ohne dass man sie einschalten muss. Wer will, kann alles aber auch so einrichten, dass Blende und Zeit mit dem Daumen- respektive Frontrad vorgewählt werden. Auf mich wirkt dieses Bedienkonzept zunächst immer etwas altbacken; um dann festzustellen, dass es wirklich gut funktioniert. Schade ist nur, dass einige wenige (kostengünstige) Objektive auf den Blendenring verzichten und so das Bedienkonzept etwas durchbrechen.
Eine wahre Augenweide ist der elektronische Sucher, den Fujifilm der X-T3 spendiert hat. Er stammt aus der X-H1 und löst mit 3,69 Millionen dots sehr hoch auf. Da kann selbst das schärfste Adlerauge kein Bildraster mehr ausmachen. Hinzu kommt, dass der EVF mit 60 Hertz eine recht hohe Bildwiederholrate aufweist – da flimmert nichts, auch nicht unter schlechten Lichtverhältnissen. Wird die Kamera in den Boost-Modus mit besonders flottem Autofokus umgeschaltet, steigt die die Bildfrequenz des Suchers sogar auf 120 Hertz. Ich habe das indes nicht benötig, der Sucher der X-T3 zählt bereits im „Normalmodus“ mit zu den besten, der derzeit für eine APS-C-Kamera zu haben ist. Auch obwohl die Sucherbildvergrößerung von 0,77fach bei der X-T2 auf jetzt 0,75fach gesunken ist – mir ist das gar nicht aufgefallen.
Wie bei Fujifilm üblich, passt sich die X-T3 dem Fotografen sehr weitgehend an. So gibt es nicht nur neun frei konfigurierbare Tasten und Schalter, sondern auch noch ein Schnellmenü, das 16 wählbare Parameter aufnimmt. Neu hinzugekommen ist bei der X-T3 das berührungsempfindliche Display. Es funktioniert auch im Schnellmenü, dient zur Festlegung des Fokusbereichs und kann sogar die Kamera per Fingertipper auslösen.
Dank Touch-Funktion lässt sich das Q-Menü besonders flott bedienen.
Für den AF- und Auslöser lassen sich Bereiche auf dem Touch-Display sperren, sodass sie nicht versehentlich mit der Nase ausgelöst werden können.
Klasse finde ich auch, dass sich das Display nicht nur im Querformat klappen lässt, sondern auch bei ins Hochformat gedrehter Kamera. Letzteres ist allerdings etwas fummelig zu bedienen. Wer die X-T3 mit dem zusätzlichen Batteriegriff ausstattet, kann übrigens gleich drei Akkus vom Typ NP-W126S verwenden – zwei im Hochformatgriff und den dritten in der Kamera. Damit steht dann Energie für gut 1000 Aufnahmen zur Verfügung. Ohne Griff und mit nur einem Akku schafft die X-T3 immerhin noch mehr als 300 Aufnahmen.
Die X-T3 zählt für mich (wie ihre Vorgängerinnen) zu den Kameras, die beim Handling noch mehr Fotoapparat als Bildaufnahmecomputer sind. Da geht vieles völlig intuitiv, die X-T3 habe ich in meisten Situationen auf Anhieb und ohne langes Blättern im Manual einstellen können. Da verzeihe ich ihr gerne, dass sie mit ihren vielen Einstellrädern, Schaltern und Hebelchen etwas groß ausfällt.
Ausstattung und Funktionen
Die Ausstattungsliste der X-T3 ist schlicht überbordend. Was fehlt? Ein Bordblitz vielleicht. Immerhin legt Fujifilm der Kamera den kleinen Aufsteckblitz EF-X8 (Leitzahl 8) mit in den Karton. Schon eher vermisst habe ich einen Bildstabilisator. Den gibt es zwar bei den meisten Fujifilm-Objektiven. Aber zum Beispiel nicht beim formidablen 56mm 1:1.2, das ich häufiger verwendet habe.
Dafür war ich heilfroh, dass Fujifilm die X-T3 mit einer old-school PC-Buchse zum Anschluss eines Studioblitzes ausgestattet hat. So konnte ich nämlich das Studiolicht nutzen, obwohl ich keinen Fuji-kompatiblen Funkauslöser zur Hand hatte. Wie schon die Vorgängerin ist auch die X-T3 mit zwei SD-Karten-Slots ausgestattet. Nicht, dass man es brauchen würde. Aber wenn man’s einmal hat, möchte man es nicht mehr missen.
Überhaupt ist die X-T3 reichlich mit Schnittstellen ausgestattet. Etwa mit einer schnellen USB-Schnittstelle (über die die Kamera auch geladen werden kann), Mikrofon- und Kopfhörer-Buchse (was den Videofilmer freuen wird) sowie einem HDMI-Anschluss. Alles übrigens unter einer robusten Klappe gut geschützt und nicht etwa mit fummeligen Gummistöpseln verschlossen.
Was der X-T3 gänzlich fehlt, sind Vollautomatiken oder gar Motivprogramme. Wer mit dieser Kamera fotografiert, sollte schon wissen, wie sich Blendenwert, Belichtungszeit und ISO-Empfindlichkeit auf das Foto auswirken.
Seine ganz eigenen Wege geht Fujifilm in Sachen Bildstile. Anstatt hier Voreinstellungen wie „Landschaft“ oder „Portrait“ zu liefern, orientiert sich die X-T3 an klassischen Kleinbildfilmen von Fujifilm. Für Traditionalisten hat das sicherlich was, ich konnte dagegen unterwegs und ohne Handbuch wenig mit Filmsimulationsmodi wie „Classic Chrome“ oder „Pro Neg. Std“ anfangen.
Bildstile im klassischen Sinne gibt es bei Fujifilm nicht, stattdessen bietet die X-T3 die Möglichkeit zur Simulation diverser Filme von Fuji.
Die X-T3 bietet einen integrierten RAW-Konverter mit vielfältigen Möglichkeiten.
Nur gut, dass sich die Filmsimulationen noch nachträglich auf RAW-Dateien anwenden lassen – auch direkt in der Kamera. Die X-T3 bietet nämlich ausgefuchste Möglichkeiten zur RAW-Entwicklung im Wiedergabemodus. Eine gute Idee, nicht nur um die Möglichkeiten der JPEG-Engine näher kennenzulernen.
Eine Neuheit und Besonderheit bei der X-T3 ist der Sport-Sucher-Modus. Er zeigt einen größeren Bildausschnitt als den, der aufgenommen wird. Dass soll einem ähnlich wie bei einer Messsucherkamera die Möglichkeit geben, vorab die Bewegung des Motivs zu antizipieren. Das hat in der Praxis wunderbar funktioniert, allerdings mit einem entscheidenden Nachteil: Aufgenommen wird mit einem Crop-Faktor von 1,25 und damit auf rund 16 Megapixel reduzierter Auflösung.
In Sachen Funkverbindung mit dem Smartgerät ist die X-T3 ganz auf der Höhe der Zeit. Sie koppelt sich zum Beispiel energiesparend via Bluetooth mit einem Smartphone und bezieht von diesem dann laufend aktuelle GPS-Daten, die in die EXIF-Daten der Aufnahmen geschrieben werden. Über WiFi und einer entsprechenden Smartphone-App lässt sich die X-T3 fernsteuern, kann Bilder an andere Geräte im WLAN übertragen und sogar Firmware-Updates über das Smartgerät erhalten.
Autofokus und Bildrate
Mit dem neuen Bildsensor der X-T3 steigt nicht nur die Auflösung, sondern auch die Anzahl der Phasen-AF-Pixel. Zudem hat Fujifilm die Tracking-Eigenschaften des AF-Systems deutlich verbessert. So gibt es bei der X-T3 eine komplett neu programmierte Gesichtserkennung und erstmals auch eine Augenerkennung. Doch der Reihe nach.
Der Augen-AF der X-T3 war mir bei Porträtaufnahmen eine große Hilfe.
Mit dem „Digital Microprisma“ hat Fujifilm bei der X-T3 eine weitere Hilfe zum manuellen Scharfstellen eingeführt.
Fujifilm verspricht für X-T3 eine Serienbildrate von 11 Bilder/Sekunde mit mechanischem Verschluss. Mit dem vollelektronischen Verschluss sind sogar bis zu 30 Bilder/Sekunde (sic!) drin, allerdings bei 1,25fachen Crop. Und selbst bei diesem Tempo will die X-T3 den Fokus noch nachführen können.
Ausprobiert habe ich es ehrlich gesagt nicht, mir stand kein Action-Szenario bereit, das eine derart hohe Bildrate erfordert hätte. Selbst 11 Bilder/Sekunde ist bereits eindrucksvoll schnell, auf jeden Fall schnell genug, um den AF-C mit meinem etablierten Verfahren zu prüfen: Meine Hündin Janna beim Apportieren.
Und das macht die X-T3 verblüffend gut! Jedenfalls, nachdem ich die Kamera und meine Technik optimal an die Aufgabe angepasst habe. Das heißt: Die Fokusfeldgröße nicht zu groß wählen und dann darauf achten, dass Janna möglichst immer innerhalb der Markierung bleibt. Hat die X-T3 nämlich ein Action-Motiv erst einmal verloren, tut sie sich schwer, es wieder einzufangen.
Dreh- und Angelpunkt für einen exakten Fokus bei schnellen Action-Motiven scheint mir weniger die schiere AF-Geschwindigkeit der XT-3 (ausprobiert mit dem Objektiv XF50-140mm F2.8 R LM OIS WR) zu sein. Entscheidend ist vielmehr, wie sicher die Kamera das „Objekt der Begierde“ erkennt und verfolgt. Und da hapert es gefühlt im Vergleich zu Sony oder Nikon (deren AF-Systeme ich gut kenne) noch ein wenig.
Anders sieht es dagegen aus, wenn Gesichts- und Augenerkennung ins Spiel kommen. Beides hat in der Praxis mit der X-T3 tadellos funktioniert, auch in Verbindung mit dem AF-C. Gerade beim Einsatz des XF56mm F1.2 R habe ich die Augenerkennung als sehr nützlich empfunden, auch weil man festlegen kann, auf welches Auge (rechts, links oder das nähere) die X-T3 scharf stellen soll.
Der gegenüber der Vorgängerin spürbar verbesserte Autofokus ist sicherlich auch ein Verdienst des neuen Bildsensor der X-T3. Bei ihm wurde die Anzahl der Phasen-AF-Pixel deutlich erhöht, sie decken jetzt 94,5 Prozent der Bildhöhe und 99 Prozent der Bildbreite ab. Aber auch beim manuellen Fokus gibt’s etwas Neues: Fujifilm führt mit der X-T3 ein virtuelles Mikroprisma ein. Es stellt unscharfe Bildbereiche innerhalb des Messkreises verpixelt dar. Eine nette Spielerei, Focuspeaking finde ich deutlich hilfreicher beim manuellen Scharstellen.
Mit ihrem deutlich verbesserten Autofokus eignet sich die X-T3 wie kaum eine andere Kamera von Fujifilm für schnelle Motive. Und sie macht in Sachen Bildrate ordentlich Dampf: 11 Bilder/Sekunde sind’s auf dem Papier (mit mechanischem Verschluss) – kaum eine DSLR ist schneller. Hinzu kommt, dass Fujifilm die X-T3 mit einem recht großen Pufferspeicher ausgestattet hat. Der nimmt nach meiner Messung rund 130 JPG- oder gut 40 RAW-Aufnahmen auf (bei 11 fps), bevor die Serienbildrate merklich einbricht. Und da die X-T3 mit schnellen UHS-II-Karten umgehen kann, leert sie den Puffer mit einer Rate von ca. 110 MB/s angenehm flott.
Video
Video hat bislang eher nicht zu den Kernkompetenzen der Fuji X-Kameras gezählt. Das könnte sich mit der X-T3 grundlegend ändern. Nicht nur, dass die X-T3 4K-Auflösung beherrscht, sie kann in 4K sogar mit einer Bildrate von 60 fps aufzeichnen. Dass dann ein schmaler Randbereich des Sensors nicht ausgelesen wird und sich so der Bildwinkel um den Faktor 1,18 vergrößert, dürfte in den seltensten Fällen ein Problem sein. Wer den Beschnitt unbedingt vermeiden will, dem stehen 4K alternativ auch mit 30 fps und 24 fps zur Verfügung – dann sogar mit einer Bandbreite von sehr hohen 400 Mb/s.
Der Videoqualität zugute kommt ferner, dass die X-T3 einen Dynamikumfang von 10 Bit aufzeichnet – und zwar auch intern und nicht nur auf einen externen Rekorder. Möglich macht dies unter anderem der moderne Codec H.265, den Fujifilm bei der X-T3 erstmals verwendet. Intern zeichnet die X-T3 mit einer Farbabtastung von 4:2:0 auf, mit einem externen Rekorder sind sogar 4:2:2 möglich. Damit bringt Fujifilms jüngster Streich alles mit, was der Videofilmer für eine gute Bildqualität benötigt.
Dass Fujifilm sich fest in der Videoszene etablieren möchte, unterstreicht das Unternehmen auch mit speziellen Cine-Objektiven, die letztes Jahr vorgestellt wurden.
Dass Fujifilm bei der X-T3 den Autofokus deutlich verbessert hat, macht sich gerade auch bei Videoaufnahmen positiv bemerkbar. Falls nötig, führt die Kamera die Schärfe beim Filmen zügig und ohne Pumpen nach. Außerdem stehen auch beim Videodreh die praktischen Fokussierhilfen zum manuellen Scharfstellen (Focus Peaking, digitales Schnittbild, digitales Microprisma) zur Verfügung.
Bildqualität
Während derzeit die Kleinbild-Spiegellosen aus dem Boden schießen wie die Pilze nach einem warmen Sommerregen, hält Fujifilm eisern am Halbformat (und dem „kleinen Mittelformat“) fest. Die X-T3 hat allerdings einen völlig neu konstruierten APS-C-Sensor bekommen. Rund 26 Megapixel löst er auf, etwas mehr als der 24-Megapixel-Sensor der Vorgängerin. Die etwas höhere Pixeldichte sollte sich indes nicht negativ auswirken, denn der neue Sensor der X-T3 ist in besonders lichtempfindlicher BSI-Technologie ausgeführt.
Geblieben ist es beim X-Trans-Pattern des Sensors, eine Spezialität von Fujifilm. Die spezielle Anordnung der Farbfilter, die nicht dem bekannten Bayer-Pattern folgt, soll Moiré und Farbrauschen geringhalten – und damit die Bildqualität der X-T3 praktisch auf das Niveau einer Kleinbildkamera heben.
Ganz gelingt das Fujifilm vielleicht nicht, im Großen und Ganzen liefert die X-T3 aber eine überzeugende Bildqualität ab. Daran haben sicherlich auch die durchwegs sehr guten Fujinon-Objektive ihren Anteil. Doch der Reihe nach.
Auffällig ist, dass Fujifilm bei der X-T3 die Basisempfindlichkeit leicht gesenkt hat, von vormals ISO 200 auf jetzt ISO 160. Sicherlich kein großer Schritt, aber auf jeden Fall einer in die richtige Richtung. Denn bei den noch niedrigeren Werten bis hinab zu ISO 80 verarbeitet die X-T3 einen sichtbar geringeren Dynamikumfang. Bei kontrastreichen Szenen sollte man diese Low-ISO-Einstellungen tunlichst meiden, sie lassen die Lichter deutlich früher ausbrennen als Werte ab ISO 160.
Hält man die Empfindlichkeit zwischen ISO 160 und ISO 800, braucht sich die X-T3 in Sachen Bildqualität keinesfalls hinter einer Kleinbildkamera mit ähnlich hoher Auflösung verstecken. Bildrauschen spielt in diesem Bereich keine Rolle, die Dynamikumfang ist trotz der im Vergleich zur Kleinbildkamera höheren Pixeldichte erfreulich hoch.
Ab ISO 1600 beginnt es dann in den RAW-Dateien etwas zu räuscheln. Die JPEG-Dateien bleiben dagegen praktisch rauschfrei, verlieren jedoch mit jeder weiteren ISO-Stufe sichtbar mehr Details. Für mich bleibt die Bildqualität der X-T3 bis ISO 3200 auf alle Fälle gut – bis zu dieser ISO-Stufe würde ich Aufnahmen in voller Auflösung drucken, wenn’s darauf ankäme.
Aber auch mit höheren ISO-Werten liefert die X-T3 noch richtig gute Fotos, falls man sich mit kleineren Ausgabegrößen zufrieden gibt. Dann fällt es nicht so sehr auf, dass jenseits der ISO 3200 doch immer mehr Details im Rauschen untergehen beziehungsweise von der Rauschunterdrückung weggebügelt werden. Zugute kommt der Bildqualität, dass die X-T3 selbst bei hohen ISO-Werten eine hohe Dynamik liefert. Auch bei ISO 12.800 bleibt Schwarz schwarz, die Farben wirken weiterhin natürlich. Noch höher würde ich die ISO-Schraube bei der X-T3 aber nur im Notfall drehen. Denn jenseits der ISO 12.800 kommt verursachen Rauschen beziehungsweise Rauschunterdrückung nicht nur deutliche Strukturverluste, auch die Kontraste gehen merklich in die Knie. Die JPGs aus der Kamera wirken bei ISO 26.600 flach und wächsern.
Ganz auf das Niveau einer vergleichbaren Kleinbildkamera kann Fujifilm die High-ISO-Bildqualität der X-T3 trotz X-Trans-Pattern nicht heben. Eine Sony Alpha 7 III liefert ab ISO 3200 unbestreitbar bessere Ergebnisse, signifikant wird der Vorsprung der Kleinbild-Sony mit 24 Megapixel dann bei ISO 12.800. Die Frage, welche Kamera bei fünfstelligen ISO-Werten die bessere ist, dürfte in der Praxis allerdings für die meisten Fotografen nur eine untergeordnete Rolle spielen. Wobei die X-T3 hier sicherlich aufholen könnte, hätte sie einen Bildstabilisator.
Fujifilm X-T3: ISO-Werte im Vergleich
Die Bilder zeigen jeweils einen 100%-Ausschnitt, oben in JPG, links in RAW. Die RAW-Dateien habe ich nach meinen Geschmack in Lightroom entwickelt, die JPG-Dateien sind unbearbeitet. Unten in voller Größe das Stilleben, das mir als Motiv für die ISO-Reihe diente.
Gut gefällt mir die Farbwiedergabe der X-T3. Die Kamera dröselt allerfeinste Farbnuancen schön auf. Die Farben leuchten kräftig, aber keinesfalls übersättigt. Allerdings wirkt es, als habe die X-T3 eine Vorliebe für Grüntöne. Die betont sie etwas, Gelb scheint sie mir zudem leicht ins Grüne zu verschieben. Keine große Sache indes, insbesondere dann nicht, wenn man in RAW aufzeichnet und die Farbwiedergabe später am Rechner an seinen Geschmack anpasst.
Bei mir hat die Bildqualität der X-T3 einen durchwegs positiven Eindruck hinterlassen. Das liegt nicht nur am neuen BSI-Sensor, sondern gewiss auch an den hervorragenden Objektiven für die Fujifilm-X-Familie. Etwa das XF56mm F1.2 R, das mich bei diversen Shootings begleitet hat – ein wirklich formidables Objektiv, das zweifelsohne mit den besten Porträtobjektiven am Markt mithalten kann.
Mein Fazit
Mögen Design und Bedienkonzept der X-T3 auf den einen oder anderen Fotografen auch etwas altbacken wirken, die Technik der Kamera ist es auf gar keinen Fall. Insbesondere in Sachen Autofokus holt die X-T3 mächtig auf, in Sachen Video überholt sie die aktuelle APS-C-Konkurrenz gar. Ich habe jedenfalls ausgesprochen gerne mit der etwas großen Kamera fotografiert. Sie regiert äußerst zackig, der Sucher ist eine wahre Pracht, die Anfassqualität über jeden Zweifel erhaben. Vor allem aber liefert Fujifilm nicht nur eine tolle Kamera sondern auch richtig gute Objektive – da kann man meist vergessen, dass die X-T3 keinen Kleinbildsensor hat.
Kritikpunkte habe ich wenige gefunden. Vielleicht, dass die Griffwulst etwas zu zaghaft ausgeprägt ist. Ein Manko indes, dass sich mit dem optionalen Batteriegriff beheben lässt. Weniger versierte Fotografen sollten unbedingt daran denken, dass es bei der X-T3 keine Rundumsorglos-Automatiken gibt. So bleibt eigentlich nur ein einziger wirklicher Schwachpunkt: der X-T3 fehlt ein Bildstabilisator.
Dafür entschädigt die Kamera mit einer exzellenten Bildqualität, die sich bis in den vierstelligen ISO-Bereich auf Kleinbild-Niveau bewegt. Wer auf höchste ISO-Werte verzichten kann, erhält mit der X-T3 eine hervorragende Kamera – und das auch noch zu einem wahrhaftig günstigen Preis.
PRO
- Bildqualität bis ISO 1600 auf Kleinbildniveau, brauchbar bis ISO 6400
- sehr schneller Autofokus
- eindrucksvolle Videoqualität
- hervorragender elektronischer Sucher
CONTRA
- kein Bildstabilisator
- etwas groß und schwer (für eine Halbformatkamera)
- Motivverfolgung bei AF-C noch nicht ganz auf Konkurrenzniveau
- 4k 60p nur mit 1,18fach Crop
Vielen Dank
für den verständlichen Bericht.
Vielleicht sollte man noch darauf hinweisen das die Empfehlung von Fuji für die Rohdaten möglichst mit Capture One zu „entwickeln“ für ein perfektes Ergebnis wichtig ist. Es gibt auch die Basisversion Capture One Express Fujifilm, das ist sogar kostenlos. Capture One arbeitet seit Jahren intensiv mit Fuji zusammen. Die kennen den X-Trans Sensor am besten!
Ein schönes Fest.
Schon beeindruckend was Fuji aus APS-C rausholt. Kann ich als Fuji Besitzer nur bestätigen. Viel Interessenten, die nach Kleinbild schielen, sollten bedenken, dass eine komplette Ausrüstung womöglich auch das 3 fache kostet. Bei nur gering höheren Leistungen.
Ich zitiere: "Für Traditionalisten hat das sicherlich was, ich konnte dagegen unterwegs und ohne Handbuch wenig mit Filmsimulationsmodi wie „Classic Chrome“ oder „Pro Neg. Std“ anfangen."
Und unten drunter ist eine Abbildung, bei der gezeigt wird, daß ein beschreibender Hilfetext zur Arbeitsweise der Filmsimulation eingeblendet wird. Wer lesen kann … ;-))
„Unbestreitbar hat das Halbformat gegenüber Kleinbild einige Vorteile: Objektive und Kameragehäuse lassen sich kompakter und somit leichter gestalten.“
„Vielleicht, dass die Griffwulst etwas zu zaghaft ausgeprägt ist. Ein Manko indes, dass sich mit dem optionalen Batteriegriff beheben lässt … Er verbessert nicht nur das Handling der Kamera spürbar…“
Streitbar… streitbar muß es heißen!
Gewicht, Packmaß, Ergonomie, Sensorgröße, Stabilisator … fasst man alles zusammen, dann wird der „unbestreitbare“ Halbformat-Vorteil plötzlich durchaus sehr streitbar. Und der Preisvorteil? Um die volle Leistung und Ergonomie an der X-T3 zu erhalten, werden ca. 300,- Euro für den Griff fällig.
„die Anfassqualität über jeden Zweifel erhaben“
Oh je – Wie bezeichnet man diese Art der Qualität dann z.B. bei einer Nikon Z welche sich meiner Ansicht nach deutlich „erhabener“ anfasst, vor allem ergonomischer, und das ganz ohne Zusatzgriff.
Mittlerweile gibt's neue Firmware
http://www.fujifilm.com/support/digital_cameras/software/firmware/x/xt3/index.html
Ich fotografiere noch mit der XT2, trotzdem gibt es einige Punkte, die für beide Kameras gelten und die man unbedingt erwähnen sollte:
1. Das Bedienkonzept der Kamera ist nicht altmodisch, sondern einfach nur gut. Es gibt keine andere Kamera mit der Fotografieren derart einfach möglich und fehlerunanfällig wegen falsch eingestellter Parameter ist. An der XH1 fehlt zum Beispiel das ISO-Rad. Dafür gibt es ein Display, das man eigentlich nicht braucht, weil die entscheidenden Einstellungen an den Einstellrädern ersichtlich sind und alle Informationen ohnehin im Sucher oder auf dem Display aufscheinen. Das Design der XT3 ist retro und somit Geschmackssache, die Einstellräder sind zeitlos und für mich mittlerweile unverzichtbar.
2. Die Bildqualität ist tatsächlich ausgezeichnet, Vergleiche mit Vollformat aber nur bedingt herstellbar. Die Bildergebnisse mit einer exzellenten Vollformatkamera und ebensolchen Objektiven sind bezüglich Farbwiedergabe, Tonwerten, Kontrastumfang und Auflösung meist – je nach Hersteller – bei Weitem überlegen. Das hohe Gewicht und die größeren Abmessungen einer Vollformat-Ausrüstung besonders durch die Objektive machen die XT2/3 zum Favoriten, wenn es um Bildqualität und Handlichkeit geht.
3. Das Menü ist im Gegensatz zur Bedienung über die Einstellräder unübersichtlich und keineswegs benutzerfreundlich. Es gibt zu wenig Möglichkeiten die Kamera weitreichend vorzukonfigurieren. Es steht nämlich nicht jede Menüoption für die 7 Benutzereinstellungen zur Verfügung.
4. Die Filmsimulationen sind einfach nur ein netter Gag. Die Bildergebnisse sind durch Nachbeareitung mittels Computer bezüglich Tonwerten und Farbabstimmung immer feiner. Einmal angewendet, werden durch die Filmsimulation JPG-Dateien erzeugt, die erst wieder nur per Nachbearbeitung zu ändern sind. Wer Farben und Kontraste nach seinen Vorlieben braucht, sollte lieber zu RAW-Dateien greifen. Ansonsten wäre die Ausgabe möglichst farbneutraler JPG-Dateien den Filmsimulationen vorzuziehen, gibt es aber nicht bei Fuji.
5. Die RAW-Bearbeitung über den Kameraprozessor mittels X-RAW-Studio läuft zwar schnell, bietet aber derart wenige Einstellungsmöglichkeiten, dass man gleich JPGs verwenden kann. Lediglich die Festlegung der Filmsimulation könnte dann nachträglich erfolgen. Man braucht also unbedingt einen guten RAW-Konverter. Capture One für Fuji ist kostenlos und ausgezeichnet. Lightroom benötigt besondere Einstellungen bezüglich der Schärfung wegen desX-Trans-Sensors.
6. Das Zoom-Objektiv 18-55 ist bereits für die XT2 bezüglich der Auflösung zu schlecht. Ich verwende nur noch Festbrennweiten mit der XT2, da mir die "besseren" Zoomobjektive zu groß und schwer sind und auch deren Bildqualität nicht an die der meisten Festbrennweiten heranreichen. Exzellent ist das Fujinon 14mm 1:2.8, klein und fein das Fujinon 23mm 1:2 (auch wegen der Allwettertauglichkeit und des straffer ausgelegten Blendenringes).