Die lange erwartete professionelle Spiegellose von Nikon könnte Noct heißen. Diese Bezeichnung hat Nikon als geschützte Warenmarke in Europa beantragt. Die Marke soll sowohl für Digitalkameras wie auch für Objektive gelten. Und könnte einen deutlichen Hinweis auf die besonderen Eigenschaften der kommenden spiegellosen Systems von Nikon geben.
Nikon hat Mitte Mai für den europäischen Wirtschaftsraum die Marke Noct beantragt. Das geht aus dem Ergebnis einer Abfragebei der der Spezialsuchmaschine Trademark hervor. Die Marke soll demzufolge für Digitalkameras, Wechselobjektive und Bajonettadapter gelten. Letzteres deutet daraufhin, dass Nikon eine Möglichkeit zum Adaptieren von Objektiven mit aktuellem F-Bajonett eröffnen wird.
Ideengeber für die Bezeichnung dürfte das lateinische „nocte“ für Nacht sein. Deutet das daraufhin, dass die kommende Spiegellose von Nikon besonders gut für Aufnahmen bei (sehr) geringem Licht geeignet ist? Immerhin hat Nikon-Boss Kazuo Ushida vor rund einem Jahr ja eine spiegellose Kamera versprochen, deren Performance sich deutlich von den Modellen anderer Hersteller abheben soll.
Zur These von der Kamera für schwierigste Lichtverhältnisse könnte auch passen, dass im Herbst letzten Jahres eine Patentschrift veröffentlicht wurde, die zwei extrem lichtstarke Nikon-Objektive für eine spiegellose Systemkamera mit Kleinbildsensor beschreibt: ein 52 mm f/0.9 und ein 36 mm f/1.2.
„nocte“ ist Dativ von nox, noctis. Ideengeber wäre also das Wort Nox.
Genauer gesagt Ablativ. Dativ wäre „nocti“.
Hört sich mehr nach Lichtstarken Objektiv an , als nach einem Kameramodell ? Starke Verwandtschaft zum Nokilux von Leica.
Noct-NIKKOR 58mm f/1.2
Bereits in den siebziger Jahren gab es das Noct-Nikkor 1,2/58mm mit handpolierter Asphäre.
Ob das jetzt Nict, Noct, Nact oder Nuct heißt, wen kümmert's?
Wirklich wichtig finde ich die Frage nach dem neuen Bajonett, bei Nikon wie bei Canon. Kann man bisherige Objektive direkt an die neunen Kameras ansetzen oder braucht es einen Adapter?
Canon und Nikon haben jeweils über 60 Vollformat-Objektive, das ist deren wertvollstes Kapital. Das würde 10, 15 Jahre dauern, die alle auf das neue Bajonett umzustellen. Man schaue sich nur Sonys Portfolio an – da hat die Hälfe der angebotenen Objektive noch das alte A-Bajonett.
Adapter sind immer so eine Sache. Zum einem ist das Handling zu beachten; ein schneller Objektivwechsel ist nicht mehr drin, wenn man zwei Teile an die Kamera ansetzen muss. Zum anderen scheint immer AF-Performance verloren zu gehen, selbst bei Adaptern innerhalb eines Systems (s. Kundenbewertungen der Sony-Adapter von A- auf E-Bajonett im Netz).
Nein.
Die AF Performance geht dadurch verloren, dass die Ekeltronik der Objektive mit den technischen Gegebenheiten eines Kontrast Autofokus nicht oder nicht optimal umgehen kann. Das gab es im letzten Jahrtausend noch nicht in dieser Form.
Auch ist zu erwarten/erhoffen, dass das neue Bajonett nur Objektive vom Blendentyp E (wie elektrisch) unterstützt und keine Hebelchen zum mechanischen Steuern einer Blende und keine Mitnehmerchen zum Übertragen der Stellung eines Blendenringes hat. Im Idealfall könnte der Adapter ein Zwischenring mit 26mm und durchgeschleiften Kontakten sein. Der wäre dann so billig machbar, dass man für jedes Objektiv ab 200mm einen eigenen Ring kaufen und am Objektiv verriegeln könnte. Wäre dann ein Konzept wie die "Sony FE Objektive" von Sigma. Ein SLR Objektiv mit ein bisschen umbauter Gratisluft hinten dran. Und wer immer noch meint, dass TELE-Objektive für Spiegellose winzig klein wären, der stemme mal ein Olympus 300mm f/4 oder ein Leicasonic 200mm f/2.8.
Für Objektive vom Weitwinkel bis zum kurzen Tele wäre dann der Vorteil des kurzen Auflagemaßes (16mm statt 42mm) und des weiten Bajonetts (endlich RICHTIG lichtstarke Objektive) voll nutzbar. Für eine gewisse Übergangszeit wäre die eine oder andere SLR Linse am Adpater eine brauchbare Notlösung.
< Im Idealfall könnte der Adapter ein Zwischenring mit 26mm und durchgeschleiften Kontakten sein. Der wäre dann so billig machbar, dass man für jedes Objektiv ab 200mm einen eigenen Ring kaufen und am Objektiv verriegeln könnte. >
Bei Sony kostet der LA-EA3 199 € (Liste) und wiegt 104 g. Ich habe 7 Objektive, das wären 1400 € (ok, 1000 € mit Mengenrabatt) und 728 g Gewicht extra. Nicht sehr attraktiv.
Wieso erst ab 200 mm? Adapter benötige ich für alle 7 Objektive. Selbst wenn Nikon mit einem 0.9/52 mm kommt, meine Preisklasse ist 1.4/50 und 1.8/85.
Für mich sind die Objektive wichtiger als der Sensorhalter (den ich sowieso alle paar Jahre austausche). Wenn ich das Bajonett wechseln muss, dann wechsele ich komplett. Dann wäre Sony die Nummer 1 Wahl, denn die haben inzwischen eine vernünftige DSLM-Objektivpalette – inkl. Drittanbietern.
Der Sony LA-EA3 ist kein einfacher Adapter und wenn man wirklich einen Zoo an Sony oder gar noch Minolta Objektiven hat, wird oft der LA-EA4 notwendig sein. Und der ist im Prinzip eine SLT ohne Kamera, welcher die Sony A und NEX Modelle nur als Sensor- und Specherkartenhalter verwendet.
Das Minolta A Bajonett – die Älteren unter uns erinnern sich – stammt ursprünglich aus dem Jahr 1985. Wenngleich es auch mehrfach überarbeitet und verbessert wurde. Das Nikon Bajonett – kaum jemand erinnert sich noch – stammt aus dem Jahr 1959 und wurde von der zweiten Ingeneursgeneration spätestens bei der Entwicklung der IF-ED Superteles in den späten 70ern verflucht. Ich habe noch ein altes 600er aus der Zeit und na ja, es geht schon. Der Diarahmen kann die minimal angekratzten Ecken kaschieren. Nikon hat hier auch jahrzehntelang plan- und ziellos herum gefummelt und seinen Fotografen Millionenwerte mit seiner Upgradepolitik vernichtet. Die Nikon Sportfotografen unter uns erinnern sich z. B. an die Generationen des 300mm f/2.8: AF-Version mit Zahnstangentrieb (weiss nicht mehr ob es das auch ohne und später mit Distanzübertragung gab). Dann AF-I mit Spielzeugautomotor. AF-S Version I und finally AF-S Version II, die Version für richtig scharfe Aufnahmen. Weitere Verbesserung mit dem AF-S VR Version I und Version II. Kommt jetzt auch noch – und für die Fußball WM ist es wohl zu spät – irgendwann eine Version mit elektrischer Blende, dann haben wir Canon aber mal so richtig eingeholt. Heisst im Klartext: Entweder Spaß mit halbgaren Lösungen oder Upgrades in kurzer Folge mit erheblichem Wertverlust. Und das großteils noch in der Filmära, wo man so kurze Updatezyklen noch nicht gewohnt war.
Was interessiert uns das für eine hypothetische Spiegellose Nikon Kamera?
Schon einiges. Denn moderne Objektive im SLR Sortiment, welche technisch auf dem Stand von Sony FE, Fuji X und Olympus Zuiko M stehen, gibt es gerade mal ein bis zwei Handvoll. Bei mir wäre es bei einem guten Dutzend an Nikon F Objektiven eine solide schwarze Null. Und auch das teuerste Stück – AF-S VR 600mm f/4 G – ist nach heutigem Stand veraltete Technik.
Wir wissen nicht, was Nikon derzeit hinter verschlossenen Türen ausbrütet und wir wissen auch nicht, ob die Technik der letzten Typ E Objektive vielleicht schon auf den Betrieb mit einer künftigen Spiegellosen vorbereitet ist. Im Gegensatz zu Fuji, Olympus und Panasonic hat ja Nikon auch noch ein paar SLR Kunden und so einfach wie Sony können sie die nicht über Bord werfen. Da wäre es schon sinnvoll, die Teleriesen der € 5000++ Klasse nicht in zwei getrennten Versionen vorhalten zu müssen. Und genau die sind es, wo ein Adapter keine Einschränkung bedeutet. Eine SLR mit 300er und eine MLC mit 300er sind gleich groß. Der Unterschied ist nur, wo genau die Wurst in zwei Teile geschnitten wird. Und – Ironie, Ironie – im Vergleich mit den beiden oben genannten MFT Bombern stehen Canon und Nikon mit ihren Diffraction Optics und Phase Fresnell Konstruktionen sogar noch deutlich kompakter da.
Ob man jetzt einen simplen Zwischenring zu einem Typ E Objektiv oder doch lieber ein Gegenstück zum Nikon FT-1 mit eingebautem Blendenmotor für AF-S Objektive oder gar ein Gegenstück zum Sony LA-EA4 mit eingebautem AF-Modul für alle AF-Objektive bevorzugen würde, sei jedem frei gestellt. Ich würde letzteren nicht mit der Brikettzange anfassen. Das kann die SLR in jedem Fall besser und die kann Nikon nicht von heute auf morgen abschaffen.
Verwendet man aber die MLC dort, wo sie Sinn macht, dann braucht es auch angepasste Objektive und Zubehör, welche deren Potential ausschöpfen. Alles andere wäre ein Rückfall in die Bastelmentalität der letzten drei Jahrzehnte, mit welcher Nikon dem Konkurrenten Canon bei seinem Aufstieg zur Nummer Eins auf dem Weltmarkt doch sehr geholfen hat.
Sicherheitshalber nochmal zusammen gefasst:
– 99% der real existierenden Nikkor Objektive und Fremdobjektive mit Nikon Anschluss sind nicht auf dem gleichen technischen Stand wie die Objektive der spiegellosen Konkurrenz oder selbst wie Canon EF Objektive.
– Eine Kamera mit Rückwärtskompatibilität über die letzten Jahrzehnte oder ein entsprechender Adapter ist vielleicht eine Notwendigkeit zur Überbrückung der ersten Jahre, aber keine wünschenswerte Einrichtung. Die vor 33 Jahren viel bejubelte Entscheidung, am F-Bajonett festzuhalten, war ebenfalls rückblickend falsch.
– Ein Adapter kann die AF Leistung nicht versauen, das ist der Kamera vorbehalten. Auch bei Sony und bei Olympus gibt es Kameras, welche mit einfachen Adpatern gute AF-Leistung mit SLR Objektiven ermöglichen.
– Eine Kamera mit Spiegelkasten, aber ohne Spiegel drin, wäre so intelligent wie die Sigma sd Quattro und die ist ja nicht gerade der ganz große Renner am Markt.
Disclaimer:
Alle Details zur vermuteten MLC von Nikon sind derzeit Spekulation.
Im Großen und Ganzen gebe ich Ihnen recht: rückwärtskompatibilität bedeutet immer Ärger. Sogar bei Software (man denke an DOS und Windows).
Für Nikon wäre es Zeit nach 60 Jahren mal einen Schnitt zu machen.
Zum Thema DO und PF Technik: die gibt es ja nicht umsonst, hat Nachteile. Ich bin sehr froh, dass das 4/300 von Olympus konventionell aufgebaut ist, und deshalb auch im Gegenlicht zu gebrauchen. Fresnellinsen haben ihren Platz in Scheinwerfern und in Mattscheiben. In hochwertigen Objektiven möchte ich sie nicht.
Der Herr Roboter spricht mir aus der Seele, bin da völlig seiner Überzeugung.