Mit dem FE PZ 16–35 mm F4 G von Sony hatten wir ein außergewöhnliches Super-Weitwinkelzoom zu Gast in der Redaktion. Das 2,2fach-Zoom empfiehlt sich mit seinem Motorzoom und der wahlweise stufenlosen Blendensteuerung bestens für Videofilmer. Doch was hat das leichte und kompakte Kleinbildobjektiv für Fotografen zu bieten? Martin Vieten hat es in der Praxis ausprobiert. Und erstmals bei photoscala wurde mit dem Sony FE PZ 16–35 mm F4 G ein Objektiv auch im Labor getestet.

Sony FE PZ 16–35 mm F4 G

Anschluss: Sony E (Kleinbild)
Optischer Aufbau: 13 Linsen in 12 Gruppen
Autofokus: ja (innenfokussierend)
Bildstabilisator: nein
Besonderheit: Motor-Zoom
Gewicht: 355 Gramm
Preis (UVP/Straße): 1499 Euro / –

Seit fast acht Jahren gibt es von Sony das FE 16-35 mm F4 Vario-Tessar ZA OSS. Das in Zusammenarbeit mit Zeiss entstandene Super-Weitwinkelzoom ist ein solides Werkzeug für Sony-Fotografen, das in so mancher Fototasche stecken dürfte. Jetzt hat Sony mit dem FE PZ 16–35 mm F4 G ein auf den ersten Blick fast identisches Zoom gebracht. Dieselbe Brennweite wie beim Zeiss-Pendant, dieselbe Lichtstärke. Doch damit enden die Gemeinsamkeiten auch schon wieder.

Nur beim neuen PZ 16–35 gibt es einen Blendenring, der wahlweise in Drittelschritten rastet oder stufenlos läuft. Und einen Motor-Zoom, der besonders gleichmäßige Zoomfahrten erlaubt. Mit dieser Ausstattung richtet sich das FE PZ 16–35 mm F4 G an sogenannte „Content Creator“ – also an Videofilmer sowie Fotografen, die auch Filme drehen.

Dabei macht das neue FE PZ 16–35 mm F4 G auch für Fotografen einen interessanten Eindruck, selbst wenn sie mit Filmen nicht so viel am Hut haben. Das Objektiv ist sehr handlich, basiert auf einer ordentlichen optischen Konstruktion mit 13 Linsen in zwölf Gruppen und verspricht nicht zuletzt dank seines praktischen Blendenrings ein bequemes Handling.

Sony_SELP1635G-Blendenring

Das Sony FE PZ 16–35 mm F4 G ist mit einem praktischen Blendenring ausgestattet. AF- und Zoomring übertragen lediglich Steuerbefehle an die die jeweiligen Stellmotoren.

Das Sony FE PZ 16–35 mm F4 G im Einsatz

Schon während ich das FE PZ 16–35 mm F4 G aus der Verpackung befreie, fällt mir auf, wie leicht es ist. Gerade einmal 355 Gramm wiegt das Super-Weitwinkelzoom, das Zeiss-Pendant legt da die Masse von zwei Tafeln Schokolade obendrauf. Beim neuen Power-Zoom setzt Sony auf einen Kunststofftubus, der aber durchaus solide wirkt. Billig oder klapprig wirkt das FE PZ 16–35 mm F4 G auf gar keinen Fall, da hat Sony schon auf Kunststoffe der besseren Sorte zurückgegriffen. Wo das Objektiv besonders belastet wird, besteht es aus Metall, etwa der Bajonettanschluss und das Filtergewinde.

Das neue FE PZ 16–35 mm F4 G (links) ist spürbar kompakter als das FE 16-35 mm F4 Vario-Tessar ZA OSS (rechts) und wiegt fast 200 Gramm weniger.

Damit passt das PZ 16–35 bestens zur kompakten Sony Alpha 7C, deren Handling besonders von leichtgewichtigen Objektiven profitiert. Ich hatte das neue Motorzoom allerdings für Fotoaufnahmen an der Alpha 7R IV und fürs Filmen an der Alpha 7S III im Einsatz – an diesen Boliden fällt der Gewichtsvorteil naturgemäß nicht so groß aus.

Gleich sechs Stellmotoren hat Sony im PZ 16–35 verbaut, zwei davon fokussieren, die restlichen vier zoomen. Beides geht vollkommen lautlos vonstatten – keine Gefahr, dass da Summen oder Kratzen auf die Tonspur von Videos gelangt.

Sony_SELP1635G-Landschaft

Etwas abgeblendet und leicht eingezoomt (hier: 25,5mm) bannt das FE PZ 16–35 mm F4 G (nicht nur) Landschaften von Ecke zu Ecke scharf aufs Foto.

Der Autofokus des Weitwinkelzooms arbeitet nicht nur praktisch lautlos, sondern auch recht zügig. Ungefähr 0,3 Sekunden dauert es, bis es an der Alpha 7R IV scharf gestellt hat. Ganz so unkompliziert wie das AF-System funktioniert der Motorzoom nach meinem Dafürhalten nicht. Mit dem Zoomring lässt sich die gewünschte Brennweite nur sehr indirekt einstellen – man merkt überdeutlich, dass der Ring lediglich Stellbefehle an die Motoren überträgt. Das fühlt sich artifiziell, schwammig an. Alternativ gibt es eine Zoomwippe links am Objektiv, sie habe ich lieber verendet als den Zoomring. Aber auch mit der Wippe ist es nicht so einfach, einen gewünschten Bildausschnitt exakt zu treffen. Da lobe ich mir doch einen klassischen Zoomring wie beim Vario-Tessar. Der zeigt überdies auch bei ausgeschalteter Kamera die eingestellte Brennweite an.

Sony_SELP1635G-Motorzoom

Die Zoomwippe links am Objektiv ermöglicht sehr gleichermäßige Zoomfahrten, die Geschwindigkeit lässt sich regulieren.

Videofilmern, denen es auf Zoomfahrten ankommt, bietet die motorische Brennweitenverstellung klare Vorteile. Das Power-Zoom verstellt die Brennweite perfekt gleichmäßig, ohne dass man Gefahr läuft, die Kamera zu verreißen. Die Geschwindigkeit einer Zoomfahrt konnte ich gut mit der Zoomwippe regulieren, mit dem Zoomring nicht.  – dazu muss die Wippe allerdings sehr feinfühlig bewegt werden.

Hier habe ich zunächst sehr schnell aus- und dann ganz allmählich wieder eingezoomt.

Sony FE PZ 16–35 mm F4 G: Bildqualität

Das Sony FE PZ 16–35 mm F4 G mag nicht ganz die beeindruckenden Anfassqualität seines Zeiss-Pendants bieten. Doch sobald es um die Bildqualität geht, gibt es sich kaum eine Blöße. Was mir bei der ersten Durchsicht meiner Aufnahmen mit dem Objektiv auffällt: Es bildet praktisch verzeichnisfrei ab. Eine saubere Leistung für ein Super-Weitwinkelzoom – an der sicherlich die digitale Verzeichnungskorrektur in der Kamera einen ordentlichen Anteil hat.

Ab sofort: Tests auch mit Labormessung

photoscala hat sich mit starken Publikationen zusammengetan, gemeinsam testen wir seit Kurzem Kameras und Objektive im CHIP Testcenter in München auf Herz und Nieren. Gemessen und analysiert wird mit dem Equipment und den Verfahren des renommierten Instituts „Image Engineering“. Zukünftig erhalten Sie also nicht nur unsere gewohnten persönlichen Eindrücke und Einschätzungen zu einem Testgerät, sondern auch unbestechliche, objektive Prüfergebnisse aus einem der angesehensten Testlabore.

Dass Sony eine praktisch verzeichnungsfreie Abbildung vor allem per Objektivkorrektur in der Kamera erzielt, darauf deutet auch die Messung der Auflösung hin. Auffällig ist hier vor allem der am kurzen Ende des Zooms starke Auflösungsverlust zu den Bildrändern hin. Mit zunehmender Brennweite nimmt die Randunschärfe ab, ganz verschwindet sie jedoch nicht. Abblenden verbessert das Ergebnis ebenfalls kaum. Wer bei Offenblende von Ecke zu Ecke gleichmäßig scharfe Fotos an einer Alpha 7R IV mit 61 Megapixel erwartet, für den ist das FE PZ 16–35 mm F4 G nicht unbedingt erste Wahl.

Aus dem Testlabor

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Randabdunklung

Vignettierung: ermittelt bei abgeschalteter Korrektur durch Kamera

In Sachen Randabdunklung (Vignettierung) zeigt das Sony FE PZ 16–35 mm F4 G ein sehr gutes Ergebnis über alle Brennweiten und Blendenwerte hinweg. Ausnahme: Bei Offenblende und 16mm Brennweite sind die äußersten Ecken sichtbar abgedunkelt.

Auflösung

Auflösung ermittelt an: Sony A7R IV
Nyquist-Frequenz: 3218 px

Bei der Auflösungsmessung gibt das FE PZ 16–35 mm F4 G von Sony ein etwas uneinheitliches Bild ab. In der Bildmitte erzielt es durchweg hervorragende bis gute Werte, es ist Sony-typisch am kurzen Zoomende am besten.

Zu den Bildecken hin nimmt das Auflösungsvermögen deutlich ab, am kurzen Brennweitenende sinkt es um ca. 30 Prozentpunkte auf einen gerade noch akzeptablen Wert. Bei zunehmender Brennweite nivelliert sich der Unterschied zwischen Zentrum und Bildecken etwas. Abblenden verbessert das Ergebnis kaum.

Verzeichnung

Das Sony FE PZ 16–35 mm F4 G ist über den gesamten Brennweitenbereich hinweg frei von sichtbarer Verzeichnung. Ein sehr gutes Ergebnis, zu dem sicherlich die nicht abschaltbare Abbildungskorrektur der Kamera beiträgt.

Bei der Auflösungsmessung gibt das FE PZ 16–35 mm F4 G von Sony ein etwas uneinheitliches Bild ab. Insbesondere in den Bildecken bei 16mm fällt die Auflösung stark ab – offenbar auch die Folge intensiver Verzeichnungs- und Vignettierungskorrektur.
(Klick ins Bild öffnet ausführlichen Laborbericht.)

Von diesem kleinen Fauxpas abgesehen, gibt sich das PZ 16–35 fast schon mustergültig. So ist Vignettierung kaum ein Thema, die Randabdunklung fällt lediglich bei 16mm und Offenblende in den äußersten Ecken etwas hoch aus. Keine Probleme gibt es zudem mit Chromatischer Aberration, Farbsäume an Kontrastkanten sind dem Motorzoom fremd. Auch mit Gegenlicht hat das Sony-Zoom erfreulich wenig Probleme, Flares oder Blendenflecke konnte ich jedenfalls nicht provozieren. In Sachen Bokeh darf man keine Wunder vom FE PZ 16–35 mm F4 G erwarten, dazu ist seine Lichtstärke zu schwach, sind die Brennweiten zu kurz.

Sony_SELP1635G-Gegenlicht

Selbst direktes Gegenlicht bringt das FE PZ 16–35 mm F4 G nicht aus der Fassung – Flares und andere Störungen konnte ich nicht provozieren.

Mein Fazit

Videofilmer dürften an dem FE PZ 16–35 mm F4 G von Sony ihre helle Freude haben – ermöglicht es doch dank Power-Zoom äußerst gleichmäßige Zoomfahrten. Doch des einen Freud‘ ist des anderen Leid – für Fotografen ist der Motorzoom eher umständlich zu handhaben. Wen das nicht stört, der bekommt mit dem FE PZ 16–35 mm F4 G einen sehr kompakten und leichten Vertreter seiner Art. Zudem wartet das 2fach-Weitwinkelzoom mit einem praktischen Blendenring auf, die Abbildungsleistung ist bis auf einen kleinen Ausrutscher am kurzen Brennweitenende ohne Fehl und Tadel. Einen optischen Bildstabilisator hat das FE PZ 16–35 mm F4 G indes nicht zu bieten. Wer darauf Wert legt und einen klassischen mechanischen Zoomring bevorzugt, greift besser zum FE 16-35 mm F4 Vario-Tessar ZA OSS – das Zeiss-Pendant ist weiterhin im Programm.

Auf einen Blick: Sony FE PZ 16–35 mm F4 G

Das Sony FE PZ 16–35 mm F4 G ist ein kompaktes und leichtes Super-Weitwinkelzoom für Kleinbild. Mit seinem Motorzoom empfiehlt es sich sehr für Videofilmer, für Fotografen ist die Handhabung des Power-Zooms unbequem. Das Objektiv ist gut ausgestattet, ein Bildstabilisator fehlt jedoch. Abgesehen von Schwächen am kurzen Brennweitenende geht die Abbildungsqualität voll in Ordnung.

Was uns gefällt …

  • Blendenring (wahlweise stufenlos oder rastend)
  • lautloser AF- und Zoom-Antrieb
  • Powerzoom ermöglicht sehr gleichmäßige Zoomfahrten
  • leicht und kompakt
  • praktisch verzeichnungsfrei

… und was nicht so gut ist

  • Motorzoom für Foto-Aufnahmen umständlich zu bedienen
  • kein Bildstabilisator
  • hoher Auflösungsverlust bei 16 mm in den Bildecken

Technische Daten: Sony FE PZ 16–35 mm F4 G

TypVollformat: Weitwinkelzoom
Konstruiert für SensorgrößeKB
KategorieVollformat: Zoom
BajonettSony E
Brennweite (W)16 mm
Brennweite (T)35 mm
Maximale Lichtstärke (W)1:4
Maximale Lichtstärke (T)1:4
Kleinste Blende (W)f/22
Konstruktion: Linsen13
Konstruktion: Gruppen12
Naheinstellgrenze (in Meter)0,24 m
Filtergröße72 mm
Abmessungen: Durchmesser81 mm
Abmessungen: Länge88 mm
Gewicht353 g
AUSSTATTUNG
AF-Motor Typja
Streublende mitgeliefertja
AF-MF-Schalterja
Bildstabilisatornein
Zoom-Locknein
Exif-Daten vorhanden (z.B. Blende)ja
Fokus-Scala (Entfernungs-Anzeige)nein
Bajonett-AnschlussMetall
Gummidichtung am Bajonett-Anschlussja
Weitere Dichtungen gegen Staub und Feuchtigkeitja
Blendenlamellen (Anzahl)7
Tasche/Köcher/Tuch mitgeliefertja
SonstigesFokus-Taste, Iris Lock, ZoomWippe, Blenden-Klick-On/OFF