Mit dem Super-Weitwinkelzoom 11-20mm F/2.8 Di III-A RXD hat Tamron kürzlich das zweite Zoom in Folge für spiegellose Halbformatkameras von Sony vorgestellt. Es glänzt auf dem Papier mit Eigenschaften, wie sie sich viele Fotografen wünschen: hohe Lichtstärke, relativ geringes Gewicht und hochwertige Optik. In den nächsten Tagen soll das 11-20mm F/2.8 Di III-A RXD für Sony zum Listenpreis von rund 1200 Euro in den Handel kommen. Ist es das wert? Ich konnte das Super-Weitwinkelzoom bereits kurz ausprobieren.

Auf einen Blick

Tamron 11-20mm F/2.8 Di III-A RXD

Optische Konstruktion: 12 Element in 10 Gruppen
Gewicht: 335 Gramm
AF-Antrieb: RXD-Stepping-Motor
Anschluss: Sony E (APS-C)
Preis (UVP / Straße): ca. 1200 Euro / –

Erst vor wenigen Monaten hat Tamron mit dem 17-70mm F/2.8 Di III-A VC RXD ein Universal-Zoom für APS-C-Spiegellose von Sony vorgestellt, das mich überzeugen konnte. Jetzt folgt mit dem 11-20mm F/2.8 Di III-A RXD das ebenso lichtstarke Weitwinkel-Pendant, für das Tamron allerdings einen recht ambitionierten Listenpreis von ca. 1200 Euro aufruft. Was man dafür erwarten kann? Ich habe das Tamron 11-20mm F/2.8 Di III-A RXD an meine Alpha 6400 angesetzt und bin mit der Kombi ins beschauliche Bremgarten an der Reuss in die Schweiz gefahren.

Handhabung und Praxis

Das 11-20mm F/2.8 Di III-A RXD ist unverkennbar ein Tamron-Objektiv, das macht die glatte, schnörkellose Kunststoffhaut schon auf den ersten Blick klar. Klapprig oder gar billig wirkt das Objektiv dabei keineswegs. Und der Bajonettanschluss ist selbstverständlich aus Metall gefertigt. Abgesehen von Zoom- und Fokusring, die griffig gummiert sind, gibt es keine Bedienelemente. In einem weiteren Aspekt bleibt Tamron seiner Linie ebenfalls treu: Das Filtergewinde hat einen Durchmesser von 67 Millimeter – so wie praktisch alle Zooms von Tamron für Sony E.

Tamron 11-20 von oben

Das Tamron 11-20mm F/2.8 Di III-A RXD ist ordentlich verarbeitet die Gegenlichtblende gehört zum Lieferumfang. In minimaler Zoom-Stellung (wie hier) fährt der Tubus ca. einen Zentimeter heraus.

Gut gefallen hat mir, dass höchsten eine viertel Umdrehung am Zoomring nötig ist, um den (sicherlich nicht sehr großen) Zoombereich zu durchfahren. Und mit seinem Gewicht von 335 Gramm ist das lichtstarke Zoom leichter als so manche Festbrennweite für Kleinbild mit vergleichbaren Bildwinkel. Klasse auch: Tamron hat das 11-20mm F/2.8 Di III-A RXD mit einem ordentlichen Wetterschutz versehen, der kräftige Sommerregen in der Schweiz konnte ihm nichts anhaben.

Wetterschutz

Historische Brücke über die Reuss im Regen (als Pseudo-HDR entwickelt) – kein Problem für das wettergeschützte 11-20mm F/2.8 Di III-A RXD.

Der Autofokus funktioniert tadellos, stellt schnell und sicher scharf. Für ein derart extremes Weitwinkelzoom wie das Tamron 11-20mm F/2.8 Di III-A RXD allerdings auch keine allzu große Herausforderung. Gut zu wissen für Videofilmer: Der RXD-Antrieb fokussiert flüsterleise.

Üblicherweise ergänze ich mein Sony E 16-70 mm F4 ZA OSS nach unten mit einer 12er Festbrennweite (entspricht 18 Millimeter an Kleinbild). Ein paar Schritten vor oder zurück, mehr brauche ich damit nicht, um den gewünschten Bildausschnitt festzulegen. Das ist jedoch nicht immer möglich – etwa, wenn die reißende Reuss eine weitere Annäherung ans Motiv verhindert. In solchen Situationen spielt das Weitwinkel-Zoom von Tamron seine Flexibilität aus.

Tamron 11-20 bei 11mm

Bildwinkel bei 11 Millimeter: Die reißende Reuss verhindert hier die entscheidenden Schritte auf das Motiv zu …

Tamron 11-20 bei 20mm

… um den Bildwinkel wie hier bei 20 Millimeter Brennweite enger zu fassen.

Und die Bildqualität?

Was das Tamron 11-20mm F/2.8 Di III-A RXD auf den Sensor bannt, das kann sich durchaus sehen lassen. Genauer gesagt: Was schließlich auf der Speicherkarte landet und sich in Form von Pixeln auf dem Monitor materialisiert. Doch der Reihe nach.

Auf den ersten Blick zeigen Aufnahmen mit dem 11-20mm F/2.8 Di III-A RXD erfreulich wenige Verzeichnung und Verzerrung, selbst bei Offenblende. Für ein Weitwinkel-Zoom mit diesen kurzen Brennweiten nicht schlecht! Allerdings: Das gute Ergebnis ist nicht alleine ein Verdienst der Optik, da wird unverkennbar per Software nachgeholfen.

Bei 11 Millimeter Brennweite bekommt die Verzeichnungskorrektur erwartungsgemäß etwas mehr zu tun als am „langen“ Tele-Ende. Das gilt auch für die Randabdunklung. Dramatisch ist das nicht, die Abbildungsfehler halten sich im Rahmen, wie ein Vergleich mit den unkorrigierten Raw-Dateien zeigt:

Objektivkorrektur

Die Animation zeigt die Abbildungseigenschaften des Tamron 11-20mm F/2.8 Di III-A RXD bei 11 Millimeter ohne Korrektur und nach Anwendung des Korrekturprofils in Lightroom. Die Verzeichnung bleibt angesichts der kurzen Brennweite erfreulich moderat, die Vignettierung wird gut kompensiert.

Weil die digitale Abbildungskorrektur beim Tamron 11-20mm F/2.8 Di III-A RXD nicht so kräftig eingreifen muss, bleiben Schärfe und Detailwiedergabe an den Rändern und Ecken hoch. Im Zentrum hat das Objektiv sowieso keine Probleme, die 24 Megapixel der Halbformatkameras von Sony adäquat zu bedienen.

Tamron 11-20 bei 11mm Randschärfe

Das Tamron 11-20mm F/2.8 Di III-A RXD hält die Schärfe auch an den Bildrändern hoch (Aufnahme bei 11mm Brennweite, Korrekturprofil in Lightroom angewendet). (Klicks ins Bild öffnet 100%-Ausschnitt.)

Kurzum: In Sachen Abbildungsqualität leistet sich das Tamron 11-20mm F/2.8 Di III-A RXD keinen Fehltritt. Schärfe und Detailwiedergabe sind hoch, Verzeichnung und Vignettierung bleiben moderat und werden gut per Software korrigiert. Mit CAs hat das Objektiv ebenfalls nicht zu kämpfen, Farbsäume werden ebenfalls digital eliminiert. Das Bokeh ist aufgrund der kurzen Brennweite kleinteilig und wirkt daher etwas unruhig, geht aber insgesamt in Ordnung.

Mein Fazit

Wie Tamron mit dem 11-20mm F/2.8 Di III-A RXD einen nahezu zweifachen Zoombereich vom Weitwinkel bis zum Super-Weitwinkel mit hoher Lichtstärke für APS-C-Kameras von Sony kombiniert, das ist derzeit einzigartig. Dabei bleibt das Objektiv angenehm leicht und handlich. Seine Abbildungsleistungen gehen voll in Ordnung – unter Anderem weil sie per Software optimiert werden.

Allerdings ruft Tamron für das Gebotene auch einen ambitionierten Preis auf. 1200 Euro kostet das 11-20mm F/2.8 Di III-A RXD laut Liste – viel Geld für ein Zoom, das sich sicherlich in vielen Fällen durch eine günstigere Festbrennweite ersetzen lässt. Nur gut, dass die Straßenpreise von Tamron-Objektiven auch schon mal um 30 Prozent unter der unverbindlichen Preisempfehlung liegen.

PRO

  • handliche, robuste Konstruktion
  • solide Abbildungsleistung (für ein Zoom)
  • schneller, leiser Autofokus

CONTRA

  • etwas kleiner Zoombereich
  • kein AF-/MF-Umschalter
  • hoher Listenpreis

Technische Daten: Tamron 11-20mm F/2.8 Di III-A RXD 

ModellB060
Brennweite11-20mm (KB-Äquivalent 16,5-30mm)
LichtstärkeF/2.8
Bildwinkel (diagonal)105° 20' – 71° 35' (am APS-C-Sensor)
Optische Konstruktion12 Elemente in 10 Gruppen
Kürzeste Einstellentfernung0,15 m (11 mm), 0,24 m (20 mm)
Maximaler Abbildungsmaßstab1:4 (11 mm) / 1:7,6 (20 mm)
Filtergröße⦰ 67 mm
Durchmesser⦰ 73 mm
Länge86,2 mm
Gewicht335 g
Blendenlamellen7 (kreisrunde Öffnung)
Kleinste BlendenöffnungF16
Zubehör im Lieferumfang:Tulpenförmige Streulichtblende, Objektivdeckel, Bajonettdeckel
AnschlussSony E-Mount