Mit dem 17-70mm F/2.8 Di III-A VC RXD hat Tamron ganz neu ein vielversprechendes Objektiv für die APS-C-Spiegellosen von Sony im Programm. Das 4,1fach-Zoom bietet durchgehend Lichtstärke F2.8, optisch stabilisiert ist auch. Und das alles bei moderatem Gewicht, gerade noch kompakten Abmessungen und durchaus tragbarem Preis. Wird das Tamron 17-70mm F/2.8 damit zum „Immerdrauf“ für die Sony Alpha 6400 und Konsorten? Ich habe das interessante Zoom ausprobiert.

Tamron scheint derzeit so etwas wie einen Narren am Sony E-Mount gefressen zu haben: Zehn Objektive für die Spiegellosen von Sony hat der Objektivhersteller inzwischen im Angebot, bis auf eines alle fürs Vollformat. Das einzige speziell für APS-C konstruierte neue Tamron-Objektiv ist gleichzeitig das jüngste Mitglied der Familie: das 17-70mm F/2.8 Di III-A VC RXD.

Ein 4,1fach-Zoom mit durchgehender Lichtstärke F2.8, das gab es bislang nicht für APS-C. Ebenfalls einzigartig: Tamron kombiniert beim 17-70mm F/2.8 Di III-A VC RXD die hohe Lichtstärke mit einem Bildstabilisator. Gut so, denn abgesehen von der Alpha 6600 spart sich Sony ja einen internen Stabi bei seinen Halbformatkameras.

Tamron-vs-Sony

Das Tamron 17-70mm F/2.8 Di III-A VC RXD (links) ist zwar deutlich größer als das Sony E 16-70 mm F4 ZA OSS T* Vario-Tessar (rechts), ganz so groß und wuchtig wie es hier aussieht, hat es in der Praxis auf mich indes nicht gewirkt.

Bildstabilisator, hohe Lichtstärke, großer Brennweitenbereich – damit empfiehlt sich das neue 17-70mm von Tamron zumindest auf dem Papier bestens für die Alpha 6400, die in meiner kleinen Fototasche steckt. Hinzu kommt ein durchaus attraktiver Straßenpreis von (derzeit) ca. 860 Euro. Da musste ich einfach ausprobieren, ob das Tamron 17-70mm F/2.8 Di III-A VC RXD zum idealen Spielpartner für die Sony Alpha 6400 wird.

Tamron 17-70mm F/2.8 Di III-A VC RXD im Vergleich zu zwei Alternativen von Sony

Tamron 17-70 mm
F2.8 Di III-A VC RXD
Sony E 16-70 mm
F4 ZA OSS T* Vario-Tessar
Sony E 16-55 mm
F2.8 G
SPEZIFIKATIONEN
LichtstärkeF2.8F4F2.8
Brennweite17- 70 mm16-70 mm16-55 mm
Blendenlamellen779
max.
Abbildungsmaßtstab
1:4,81:4,31:5
Filtergewinde67 mm55 mm67 mm
Maße (⌀ x L)75 x 119 mm67 x 75 mm73 x 100 mm
Gewicht525 g308 g494 g
AUSSTATTUNG
Bildstabilisatorjaja
AF-/MF-Umschalterja
Fokus-Limiter
Fokus-Stop-Tasteja
PREIS
UVP1.100 Euro1.100 Euro1.300 Euro
Straßenpreis ca.860 Euro730 Euro1.020 Euro

Handhabung und Praxis

Für ein APS-C-Objektiv wirkt das neue 17-70mm von Tamron auf den ersten Blick überraschend wuchtig – fast schon wie ein richtiges Telezoom. Doch der Eindruck täuscht ein wenig, denn mit seinen 525 Gramm Gewicht bleibt das 4,1fach-Zoom durchaus tragbar. Zudem erweist es sich an der Kamera als gut ausbalanciert – kurzum: für mich passt’s.

Ganz so wertig wie das Sony E 16-70 mm F4 ZA OSS T* Vario-Tessar ist das neue Tamron-Tele allerdings nicht. Tamron gibt sich im Gegensatz zu Sony mit einer Umhüllung aus Kunststoff zufrieden, die jedoch keinesfalls klapprig wirkt. Und der besonders hoch belastete Bajonett-Anschluss ist aus Metall gefertigt, wie es sich gehört. Beim Zoomen fährt der Innentubus ein paar Zentimeter heraus, ohne zu schnarren oder zu schaben.

Ausgezoomt

Auf maximale Brennweite ausgezoomt wird das Tamron 17-70mm F/2.8 Di III-A VC RXD ungefähr drei Zentimeter länger.

Tamron bleibt beim 17-70mm F/2.8 Di III-A VC RXD seiner bisherigen Linie treu: Schalter, etwa für den Stabilisator oder den Autofokus, gibt es nicht. Diesem Objektiv mag ich das nicht weiter ankreiden – das 16-70mm von Sony ist ebenso spartanisch ausgestattet, die meisten Fotografen werden entsprechende Schalter wohl eh nicht vermissen. Der Filterdurchmesser beträgt wie bei Tamron für Sony üblich 67 Millimeter.

Autofokus

Das neue 17-70 mm von Tamron ist ein klassisches „Immerdrauf“ – ein Objektiv für alle Gelegenheiten also. Da sollte der Autofokus in erster Linie in möglichst vielen Situationen gleichermaßen flott und exakt scharf stellen. In dieser Hinsicht passen Sony Alpha 6400 und Tamron 17-70mm F/2.8 Di III-A VC RXD fast schon perfekt zusammen.  Vor allem, wenn es dunkel ist, verhilft die hohe Lichtstärke des Tamron-Zooms der Alpha 6400 zu einem erfreulich schnellen Autofokus.

Low-Light-AF

Die hohe Lichtstärke des Tamron-Zooms hilft der Alpha 6400 auch in dunklen Situationen, schnell und sicher scharf zu stellen.

Geht es allerdings darum, die Schärfe auf ein Action-Motiv nachzuführen, agiert das Tamron 17-70mm F/2.8 Di III-A VC RXD nicht ganz so souverän. Etwa, wenn Redaktionshündin Janna ihr Spielzeug apportiert – da wandert bei schnellen Serienaufnahmen mit der Alpha 6400 die Schärfe bei abnehmbarer Entfernung schon mal von der Schnauze Richtung Jannas Hinterteil. Action-Schnappschüsse stellt das Tamron-Zoom jedoch blitzschnell scharf, da sitzt der Fokus bei praktisch jedem Foto.

Autofokus 01

Wenn sich bei schnellen Bildfolgen die Fokus-Entfernung zwischen den einzelnen Aufnahmen nicht zu sehr ändert, stellt die Alpha 6400 das Tamron 17-70mm F/2.8 Di III-A VC RXD wirklich flott scharf.

Bildqualität

24 Megapixel beträgt die Auflösung der Alpha 6400, mehr hat Sony im APS-C-Bereich sowieso nicht zu bieten. Hat das Tamron in Sachen Bildqualität damit automatisch leichtes Spiel?

Automatisch nicht – denn eine Offenblende von F2.8 stellt für eine gute Kontrast- und Detailwiedergabe durchaus einige Anforderungen an die optische Konstruktion. Zudem ist Auflösung nicht alles. Auch Fehler wie Verzeichnung, Vignettierung und chromatische Aberration sollten möglichst klein gehalten werden.

Mit Schärfe und Details hat das Tamron 17-70mm F/2.8 Di III-A VC RXD keine Probleme – das Zoom schöpft das Potential des 24-Megapixel-Sensors von Sony gut aus. Schlimmstenfalls gerät die Abbildung am langen Zoomende und bei Offenblende am Bildrand einen Hauch weicher.

Bildschärfe bei 70 Millimeter: F/2.8 und F/8 im Vergleich

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70mm @ F/2.8

70 mm @ F8

Eindrucksvoll finde ich auch, wie wenig sich das Tamron 17-70mm F/2.8 Di III-A VC RXD von direktem Gegenlicht und harten Motivkontrasten beeindrucken lässt. Selbst mit der Sonne direkt im Bild zeigen sich kaum Flares oder Blendenflecken. Und Chromatische Aberrationen sind perfekt auskorrigiert – allerdings wie heute fast schon üblich auch auf digitalem Weg direkt in der Kamera.

Gegenlicht

Selbst bei hartem Gegenlicht wie hier in der aufgehenden Sonne bleiben die Abbildungsfehler und -störungen erfreulich gering.

Wenn es um eine möglichst verzeichnungsarme Bildwiedergabe geht, schwächelt das 17-70mm von Tamron etwas. Insbesondere am kurzen Zoom-Ende wirken die Aufnahmen doch recht bauchig. Zwar können die Sony-Kameras diese tonnenförmige Verzeichnung digital korrigieren – dadurch wird das Bild aber leicht zugeschnitten, es geht etwas „Weitwinkel“ verloren. In maximaler Telestellung wird die Verzeichnung kissenförmig, ist aber längst nicht so hoch ausgeprägt, wie am kurzen Zoom-Ende.

17mm-Verzeichnung

Die Animation zeigt den Unterschied zwischen unkorrigierter und korrigierter Verzeichnung in maximaler Weitwinkelstellung.

Alle diese kleine Unpässlichkeiten sind sofort vergessen, wenn das Tamron 17-70mm F/2.8 Di III-A VC RXD seinen größten Vorteil bei der Bildgestaltung ausspielt: die hohe Lichtstärke. Besonders am langen Teleende lässt sich bei F/2.8 das Hauptmotiv sehr schön vom Hintergrund lösen. Dabei lässt das Objektiv Spitzlichter im Unscharfen zwar nicht in einem cremigen Sahnesee versinken, unangenehm harsch wirkt das Bokeh aber auch nicht.

Bokeh

Das Tamron 17-70mm F/2.8 Di III-A VC RXD zeichnet ein angemessen weiches Bokeh. Es wird nur marginal von longitudinaler chromatischer Aberration („Bokeh-CAs“) gestört.

Mein Fazit

Mit dem 17-70mm F/2.8 Di III-A VC RXD schafft es Tamron, ein Objektiv für Sony E-Mount anzubieten, das in dieser Form einzigartig ist. Es bietet einen praxisgerechten Zoombereich von ca. 26 bis 105 Millimeter bezogen auf Kleinbild und das bei durchgehender Lichtstärke von F/2.8! Damit eröffnet das Objektiv Gestaltungsmöglichkeiten, die in dieser Form mit keinem anderen Zoom für Halbformatkameras von Sony möglich sind.

Die Kompromisse, die man dabei eingehen muss, sind klein. Bei der Abbildungsleistung etwa die recht hohe Verzeichnung im Weitwinkelbereich beziehungsweise der Beschnitt durch deren Korrektur. Oder die etwas geringe Zuverlässigkeit, wenn der Autofokus bei Serienaufnahmen nachgeführt wird.

Freistellpotential

Das hohe Freistellpotential ist ein großer Pluspunkt für das Tamron 17-70mm F/2.8 Di III-A VC RXD

Das alles ist schnell vergessen, wenn man seine Alpha 6400 oder eine ihre Schwestern mit dem 17-70mm F/2.8 Di III-A VC RXD bestückt. Das Tamron-Objektiv in der Fototasche gibt einem das Gefühl, für nahezu jedes alltägliche Foto gerüstet zu sein – und das alles zu einem guten Preis-/Leistungsverhältnis.

PRO

  • einzigartige Kombination aus weitem Zoombereich und hoher Lichtstärke
  • scharf und Offenblend-tauglich
  • optischer Bildstabilisator
  • noch geringes Gewicht

CONTRA

  • Autofokus beim Nachführen bisweilen langsam
  • Verzeichnung und Vignettierung ohne digitale Korrektur hoch
  • etwas groß 

Technische Daten: Tamron 17-70mm F/2.8 Di III-A VC RXD

ModellB070
Brennweite17-70 mm (25,5-105 mm KB-Äquivalent)
LichtstärkeF2.8
Bildwinkel (diagonal)79° 55' – 23° 00' (am APS-C-Sensor)
Optische Konstruktion16 Elemente in 12 Gruppen
Kürzeste Einstellentfernung0,19 m (Weitwinkel), 0,39 m (Tele)
Maximaler Abbildungsmaßstab1:4.8 (Weitwinkel) / 1:5,2 (Tele)
Filtergröße⦰ 67 mm
Durchmesser⦰ 74,6 mm
Länge119,3 mm
Gewicht525 g
Blendenlamellen9 (kreisrunde Öffnung)
Kleinste BlendenöffnungF22
Zubehör im Lieferumfang:Steulichtblende, Objektivdeckel, Bajonettdeckel
AnschlussSony E-Mount