Knapp zwei Jahre ist es her, dass Canon mit der EOS R die Bühne der spiegellosen Kleinbildkameras betreten hat. Das Debüt ist seinerzeit durchaus gelungen. Nur in Sachen Autofokus hat mich die EOS R nicht in allen Punkten begeistert. Inzwischen hat Canon den AF per Firmware-Update jedoch mehrmals verbessert. Grund genug für mich, die EOS R erneut in die Hand zu nehmen und mich nochmals mit dem Autofokus der Kamera zu beschäftigen.

Es war vielleicht nur ein kleiner Schritt für uns Fotoenthusiasten, aber ein großer Schritt für Canon: Das Debüt der EOS R, mit der Canon vor knapp zwei Jahren erstmals eine spiegellose Kleinbildkamera präsentierte. Die EOS R hat jedenfalls einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen, wenngleich längst noch nicht alles perfekt war. Videofilmer hadern nach wie vor miT dem üppigen Crop bei 4K-Aufnahmen. Und mich, dessen Herz mehr für die Fotografie als für Video schlägt, konnten die Tracking-Fähigkeiten der EOS R nicht ganz überzeugen.

Seit der Vorstellung der EOS R hat sich indes einiges getan, Canon hat seither den Autofokus der Kamera gleich zweimal per Firmware-Update nachgebessert. Mit Firmware 1.2.0 kam vor rund einem Jahr die Augenerkennung hinzu. Außerdem bietet die EOS R seither einen Nachführ-AF auch bei Einzelbildaufnahmen.

Mit Firmware 1.4.0 erkennt die Kamera Gesichter und Augen selbst dann, wenn sie nur einen sehr kleinen Bereich des Bildausschnitts einnehmen. Zudem hat Canon die Reaktionsgeschwindigkeit des AF-Systems erhöht und die Fokus-Nachführung abermals verbessert. Alle diese Verbesserungen sind übrigens Teil der aktuellen Firmware 1.6.0, die es hier bei Canon gibt.

Schaffen es diese Firmware-Updates, den Autofokus der EOS R entscheidend besser zu machen? Ich das neue Telezoom RF 70-200mm F2.8L IS USM (Bericht zum Objektiv folgt in Kürze) an die Kamera angesetzt und den Autofokus der EOS R nochmals ausprobiert.

Gesichts- und Augenerkennung stark verbessert

Gesichter konnte die EOS R bereits bei Ihrem Debüt vor knapp zwei Jahren erkennen. Eine praktische Sache, vor allem bei schnellen Schnappschüssen. Inzwischen stellt die EOS R auf Wunsch sogar auf das der Kamera zugewandte Auge scharf – bei formatfüllenden Porträts mit hochlichtstarken Objektiven eine Funktion, die ich nicht mehr missen möchte.

Besonders eindrucksvoll finde ich indes, wie klein ein Gesicht im Bildausschnitt erscheinen darf, ohne dass es die EOS R ignoriert. Das kenne ich so von quasi keiner anderen Gesichtserkennung. Praktisch ist diese sehr empfindliche Gesichtserkennung insbesondere bei Video- und Reihenaufnahmen, wenn eine Person sich auf die Kamera zubewegt.

Canon EOS R AF

Selbst wenn das Antlitz einer Person wie hier keine fünf Prozent der Bildfläche einnimmt, stellt es der „Face AF“ der EOS R schnell und sicher scharf.

Selbst wenn das Antlitz einer Person wie hier keine fünf Prozent der Bildfläche einnimmt, stellt es der „Face AF“ der EOS R schnell und sicher scharf.

Etwas schade finde ich, dass die EOS R nach wie vor nur menschliche Gesichter erkennt. Da sind andere Hersteller mit der Erkennung von Tieraugen und -gesichter weiter.

Nachführ-AF wird zuverlässiger, aber …

Als ein Manko bei meiner ersten Beschäftigung mit der EOS R habe ich seinerzeit den Nachführ-AF empfunden. Zu oft hat er das Motiv aus dem Blick verloren und daher nicht korrekt scharfgestellt.

Das hat sich mit der aktuellen Firmware deutlich gebessert. Lasse ich Redaktionshündin Janna auf die EOS R zusprinten, ist fast jedes Foto einer Aufnahmeserie scharf. Dieses gute AF-Ergebnis erzielt die EOS R allerdings nur mit der Vorgabe „Fokus-Priorität“ – und die lässt die Serienbildrate auf ca. 3 Bilder/Sekunde absinken. Bei dieser wirklich lahmen Serienbildgeschwindigkeit hilft es Action-Fotografen wenig, dass der Servo AF der EOS R jetzt deutlich zuverlässiger als ursprünglich funktioniert.

Canon EOS R AF-Test

Redaktionshündin Janna jagt durchs hohe Gras – kein Problem für den Nachführ-AF der EOS R (Klick ins Bild öffnet 100%-Ausschnitt). Schade, dass es diese Treffsicherheit nur mit einer sehr lahmen Serienbildrate gibt.

Beeindruckend: der Low-Light-AF

Nach wie vor beeindruckend finde ich, wie sicher die EOS R im schummrigsten Dämmerlicht scharf stellt. Bis zu einer Helligkeit entsprechend -6 EV soll der Autofokus der Kamera funktionieren. Messen konnte ich es nicht, dennoch nehme ich Canon die Angabe gerne ab. Mit ist bislang keine Spiegellose untergekommen, die selbst im Schummerlicht noch derart zuverlässig fokussiert wie die EOS R (ausgenommen vielleicht nur die Sony Alpha 7S II).

Canon EOS R AF-Test

Kater Scotty im Dämmerlicht bei F/2.8 und ISO 12.800. Trotz des sehr schwachen Lichts (beachten Sie die weit geöffneten Pupillen), hat die EOS R schnell und korrekt scharf gestellt.

Mein Fazit

Canon hat es geschafft, den Autofokus der EOS R via Firmware-Updates entscheidend zu verbessern. Porträt-Fotografen profitieren besonders von den Neuerungen, aber auch bei schnellen Schnappschüssen sind die Fortschritte spürbar. Hinzu kommen die sehr guten Low-Light-Fähigkeiten des Autofokus, mit denen die EOS R (auch dank ihrer hohen Bildqualität) ein ideales Werkzeug für Event- und Street-Fotografen wird. Action-Fotografen bietet die EOS R indes trotz verbesserter Tracking-Eigenschaften zu wenig: Für schnelle Motive ist ihre Serienbildrate einfach zu lahm.