Mit der EOS R und den passenden Objektiven hat jetzt auch Canon ein spiegelloses Kleinbildsystem im Programm, das hohen und höchsten Ansprüchen genügen will. Dazu gehört nicht nur die Kamera, sondern auch Objektive wie das RF 50mm f/1.2 L USM und das RF 28-70mm f/2 L USM, die in ihrer Klasse einzigartig sind. Einzigartig ist auch das Bedienkonzept der EOS R, mit dem sich die Kamera auf die Bedürfnisse der unterschiedlichsten Fotografen zuschneiden lassen soll. Ob das gelingt und wie sich die EOS R in der Praxis macht, konnte ich für ein paar Stunden ausprobieren.

Erst Nikon, jetzt Canon: Die Welt der spiegellosen Kleinbildsystem wird auf einen Schlag vielfältiger, nachdem Sony sie fast fünf Jahre lang mit seiner Alpha-7-Familie dominiert hat. (Ja, es gibt auch noch die Leica SL, sie spielt jedoch am Markt nur eine Nebenrolle). Jetzt kommt Canon also mit seinem EOS-R-System. Es wird ab Anfang Oktober erhältlich sein, zunächst mit der Kamera EOS R und dem Objektiv RF 24-105mm F/4L IS USM. Im Dezember sollen dann mit dem RF 50mm f/1.2 L USM und dem RF 28-70mm f/2 L USM gleich zwei weitere, bemerkenswerte Objektive folgen. Alle drei konnte ich bereits ausprobieren, dazu gleich mehr.

Kleinbild spiegellos

Erst Sony (rechts), dann Nikon (links), jetzt Canon (Mitte): Die Welt des spiegellosen Kleinbilds wird vielfältiger

Auf den ersten Blick ins Datenblatt wirkt die EOS R wenig aufregend. Rund 30 Megapixel Auflösung, das toppen Sony A7R III und Nikon Z7 locker – beide Konkurrentinnen lösen weit über 40 Megapixel auf. Dafür ist die EOS R mit einem Preis von rund 2.500 Euro aber auch deutlich günstiger. Nur die Sony Alpha 7 III ist von den aktuellen Kleinbildlosen für zwei Hunderter weniger zu haben – muss aber mit einer gröberen EVF auskommen und hat „nur“ 24 Megapixel (und punktet wiederum in anderen Bereichen, etwa bei der Serienbildrate, dem integrierten Bildstabilisator oder der Akkureichweite).

Dennoch hat die EOS R etwas Besonderes zu bieten: ein wirklich innovatives Bedienkonzept.

Bedienung und Ergonomie

Die EOS R ist nicht einfach eine spiegellose Variante der EOS-DSLRs. Canon beschreitet mit ihr vielmehr neue Wege bei der Bedienung. Aber keine Angst, ihr eingefleischten Canon-Fotografen: Vieles Altbewährtes findet sich auch bei der EOS R wieder, etwa die Menüstruktur. Aber es sind eben auch neue Bedienelemente hinzugekommen. So sind die RF-Objektive nicht nur mit einem Fokus- und gegebenenfalls Zoomring ausgestattet. Es gibt noch einen weiteren Ring, dessen Funktion sich frei belegen. Etwa ganz klassisch mit der Blendenvorwahl. Oder was ich ausprobiert habe: mit der ISO-Einstellung.

An sich fand ich die Idee klasse. Allerdings hat für meinen Geschmack der Objektivring am RF 24-105mm F/4L IS USM viel zu nervös reagiert. Dauernd hat sich unbeabsichtigt die ISO-Vorgabe verstellt, ich habe den Ring daher deaktiviert.

Schulterdisplay

Das Display auf der rechten Schulter ist derzeit schwer in Mode, auch die EOS R hat eines. Den Platz auf der linken Schulter verschenkt Canon mit einem sehr voluminösen Ein-/Ausschalter.

Das klassische Moduswählrad hat Canon bei der EOS R gestrichen. Seine Funktion übernimmt ein Multifunktionswählrad, in das die Taste „Mode“ integriert ist. Drückt man sie, stellt man mit dem Wählrad die Betriebsart ein, etwa Tv, Av oder M. Angezeigt wird sie auf dem sehr scharfen Schulterdisplay, direkt neben dem Wählrad. Mit ihm schaltet man auch zwischen Foto- und Video-Betriebsart um. Es nimmt zudem eine weitere Funktion ganz nach Gusto an – ich habe ihm die Belichtungskorrektur zugewiesen.

Die Idee, auf ein Moduswählrad zu verzichten, gefällt mir. Wie oft ändert man die Betriebsart in der Praxis wirklich? Wenn es einmal nötig werden sollte, ist nur ein zusätzlicher Druck auf die „Mode“-Taste nötig – daran kann man sich schnell gewöhnen.

Individualisierbare-Bedienelemente

Bei der EOS R lassen sich sehr viele Bedienelemente (grün hervorgehoben) mit individuellen Funktionen belegen. So passt sich die Kamera weitgehend an die Bedürfnisse der unterschiedlichsten Fotografen an.

Gänzlich neu ist auch die sogenannte „Function Bar“. Eigentlich nur eine berührungsempfindliche Fläche auf dem Kamerarücken, die bequem mit dem rechten Daumen erreichbar ist. Auf ihr wischt man hin und her, um ausgewählte Optionen durchzublättern und mit einem Tipper auszuwählen. Das können zum Beispiel die AF-Feld-Wahl sein, die ISO-Empfindlichkeit oder Einstellungen für Videoaufnahmen.

Theoretisch eine klasse Einrichtung, in der Praxis haben die Function Bar und ich uns jedoch nicht so schnell angefreundet. Falls man sie nicht sperrt, wischt man unwillkürlich über die Leiste, sobald man mit etwas Schwung am Daumenrad dreht. Ist dagegen die Sperre aktiv, muss erst eine Sekunde auf die Leiste gedrückt werden, bis sie aktiv wird. Sicherlich alles nur eine Gewohnheitssache, aber in den drei, vier Stunden mit der EOS R haben die Kamera und ich da nicht so recht zusammengefunden.

Fn-Bar-konfigurieren

Die Funktionsleiste ist mit wenigen Schritten eingerichtet.

Und dann ist das noch das rückwärtige Display, das konsequent zur Bedienung der EOS R per Fingertipper und Wischgesten ausgelegt ist. Nicht nur, dass sich Kamera- und Funktionsmenü über das berührungsempfindliche Display bedienen lassen. Im Aufnahmemodus setzt man hier auch den Fokus auf die gewünschte Motivpartie und löst die die Kamera wahlweise gleich aus. Beim Blick in den elektronischen Sucher bleibt die Steuerung das Fokusfelds via Touchscreen ebenfalls aktiv. Dann reicht aber nicht nur ein Tipper auf die gewünschten Motivpartie, um das Fokusfeld zu verlagern. Vielmehr will das Fokusfeld jetzt von der aktuellen auf die zukünftige Position gezogen werden. Das verhindert zwar, dass die Nasenspitze versehentlich das Fokusfeld neu positioniert, ist für meinen Geschmack jedoch etwas umständlich.

AF-Feld verlagern

Bei der EOS R wird das Fokusfeld via Touchscreen verlagert (hier auf das Model im Hintergrund). Das Verfahren erfordert etwas Eingewöhnungszeit.

Da lobe ich mir zur Neupositionierung des Fokusfelds einen kleinen Joystick – wie es ihn bei der Z-Serie von Nikon oder der jüngsten Generation der Sony-Alpha-7-Familie gibt. Einfach als Alternative zur Touch-Bedienung, wenngleich letztere sicher ihre Freunde finden wird. Auch weil sich ihr Display nicht nur klappen lässt, sondern zudem herausgeschwenkt und gedreht werden kann.

Beim Bedienkonzept der EOS R zeigt sich Canon mutig und innovativ. Es bricht mit so mancher EOS-Tradition, verlangt also auch von Kennern des Systems eine gewisse Einarbeitungszeit. Dafür erlaubt es dem Fotografen, sich seine EOS R praktisch maßgerecht auf den Leib zu schneidern.

Bei Sucher und Display lässt sich Canon übrigens nicht lumpen. Der EVF löst mit 3,69 dots sehr hoch auf, die Suchervergrößerung geht mit 0,71fach völlig in Ordnung. Canon hat zur Präsentation der EOS R eine dunkle bis düstere Location gewählt, was für den elektronischen Sucher kein Problem war. Weder zieht er beim Schwenken Schlieren nach, noch rauscht oder grieselt das Sucherbild. In diesen Sucher habe ich selbst mit Brille sehr gerne gekuckt.

dunkle Umgebung

Selbst in dunkler Umgebung baut der hervorragende EVF das Sucherbild verzögerungs- und rauschfrei auf

Nicht so gut gefallen hat mir übrigens, dass Canon den Hauptschalter der EOS R auf der linken Kameraschulter positioniert. Ich bevorzuge klar einen Ein-/Ausschalter, der sich um den Auslöser legt – wie bei Nikon und Sony. Da kann ich die Kamera mit der rechten Hand aus der Fototasche ziehen und gleichzeitig einschalten. Bei der EOS R braucht man dagegen auch noch die linke Hand, um die Kamera einzuschalten.

In die Hand genommen

Canon hat gar nicht erst den Versuch unternommen, die EOS R besonders leicht und kompakt zu gestalten. Natürlich trägt sie nicht so dick auf wie eine DSLR, aber sie ist kein Leichtgewicht: Betriebsbereit (jedoch ohne Objektiv) wiegt die EOS R immerhin 660 Gramm. Und das, obwohl Canon der EOS R ein federleichtes Chassis aus Magnesium spendiert hat. Dass das Gehäuse auf den ersten Blick für eine Spiegellose etwas wuchtig wirkt, hat durchaus auch technische Gründe. Für den sensorbasierten Phasen-Autofokus musste Canon ein mit 20 Millimeter recht üppiges Auflagemaß wählen. Und auch der Lithium-Ionen-Akku LP-E6N muss ja noch irgendwo unterkommen.

Chassis

Das federleichte Magnesiumchassis hilft, das Gewicht der EOS R in Schach zu halten.

Der Akku findet im weit nach vorne gezogenen Handgriff Platz. Dieser Griff verleiht der EOS R satten Halt, auch in meiner eher kleinen Hand. Allerdings geht dem Akku doch relativ schnell die Puste aus. Nach CIPA-Standard gemessen reicht eine Ladung für 370 Aufnahmen, ich habe rund 500 Fotos (bei simultaner Aufzeichnung in RAW und JPG) geschafft.

In der Hand

Die EOS R liegt hervorragend in der Hand. Auch mit einem relativ großen und schweren Objektiv wie dem RF 50mm f/1.2 L USM

Objektive und Autofokus

Zum Verkaufsstart am 9. Oktober wird die EOS R im Kit mit dem RF 24-105mm f/4 L IS USM erhältlich sein. Im Dezember folgen dann das RF 50mm f/1.2 L USM sowie das RF 28-70mm f/2 L USM. Ich habe die EOS R zunächst mit dem „Kit-Zoom“ ausprobiert und dann zum hochlichtstarken 50er gegriffen. Das hat mir so gut gefallen, dass ich andere Objektive wirklich nur noch ganz kurz ausprobiert habe.

Schade finde ich, dass Canon der EOS R keinen stabilisierten Sensor mit auf den Weg gegeben hat. So ist man darauf angewiesen, dass das Objektiv stabilisiert ist. Das ist beim Kit-Zoom der Fall, beim 50er (und dem mächtigen RF 28-70mm f/2L USM) nicht. Nikon und Sony sind in diesem Punkt weiter, die spiegellosen Kleinbildkameras beider Hersteller haben einen sensorbasierten Bildstabi.

Dafür punktet die Canon nach meiner ersten Erfahrung mit einer sensationell guten Autofokus-Leistung. Ihr AF soll bis zu rekordverdächtigen -6 LW arbeiten – ein Wert, den ich Canon gerne abkaufe. Wie gesagt: Präsentiert wurde die Kamera in wirklich dunkler Umgebung. Das hat den Autofokus zumindest mit den nativen RF-Objektiven nicht vor geringste Probleme gestellt, die Ausschussrate wegen Fehlfokus lag bei keinen fünf Prozent!

AF im Dunklen

Die EOS R stellt auch dann noch scharf, wenn im schwachen Licht kaum die Hand vor Augen zu erkennen ist.

Möglich macht das auch das besondere AF-System der EOS R, der Dual Pixel AF. Hier sind alle Fotodioden auf dem Sensor zweigeteilt und messen die Entfernungseinstellung nach dem Phasenvergleichverfahren. Anders als bei den On-Sensor-Phasen-AF-Systemen anderer Hersteller, integriert Canon zwei Funktionen in einen Pixel: Entfernung messen und Foto aufnehmen.

Dual Phasen AF funktioniert am besten, je exakter das Licht im rechten Winkel auf den Sensor trifft. Deshalb hat Canon sich für ein recht großes Auflagemaß von 20 Millimeter beim EOS-R-System entschieden. Und geht so ganz nebenbei noch der Randstrahlenproblematik bei starken Weitwinkelobjektiven aus dem Weg.

Bei der EOS R dient nahezu die gesamte Sensorfläche zur Entfernungsmessung (88% vertikal, 100% horizontal). Der Fotograf kann darauf das AF-Feld innerhalb einer Matrix von 87 x 65 Positionen (5.655 Punkte) verschieben. Alternativ übernimmt es aber auch das AF-System der EOS R, auf die wesentliche Motivpartie scharf zu stellen, etwa per Gesichts- und Augenerkennung. Letztere gibt‘s zwar nicht in Verbindung mit dem Nachführ-AF, was jedoch kein Beinbruch ist: Auch die „einfache“ Gesichtserkennung stellt Portraitaufnahmen sehr exakt auf die Augenpartie scharf.

Gesichtserkennung

Das AF-System der EOS R arbeitet sehr zuverlässig. Auch bei sehr großer Blende (hier: 50mm @ F/1.2)

Trotz des nicht geringen Auflagenmaßes des EOS-R-Systems lassen sich EF-Objektive problemlos und ohne Funktionsbeschränkung adaptieren. Ausprobiert habe ich es kurz mit dem EF 70-200mm f/2.8L IS III USM – es hat an der EOS R zügig und sicher scharf gestellt. Canon hat übrigens gleich drei unterschiedliche Adapter zum Anschluss von EF-Objektiven an die EOS R herausgebracht. photoscalawird sie in den kommenden Tagen noch detailliert vorstellen.

Bei schnellen Serienbildraten verliert das AF-System der EOS R allerdings schnell an Glanz. Die Kamera kommt laut Datenblatt auf maximal 8 Bilder/Sekunde, jedoch ohne AF-Nachführung. Soll der Fokus bei jeder Aufnahme nachgeregelt werden, sinkt die Bildrate auf 5 Bilder/Sekunde mit der Vorgabe „Auslösepriorität“. Mit „Fokuspriorität“ sind sogar nur 3 Bilder/Sekunde drin. Das ist wenig für eine Kamera der 2.500-Euro-Klasse.

Action

Obwohl die EOS R im Einzelfall auch für rasante Szenen gut sein mag, ist sie mit ihrem lahmen Nachführ-AF keine ausgewiesene Action-Kamera.

4K-Video mit entscheidender Einschränkung

Canon gilt als Pionier der Videofähigkeiten von Fotokameras. Auf dem Papier hat auch die EOS R in Sachen Video einiges zu bieten. Ausprobiert habe ich es nicht, doch reden müssen wir dennoch ganz kurz über Videoaufnahmen mit der EOS R: Bei 4K-Auflösung zeichnet sie nur auf einem Teil der Sensorfläche auf, der Crop-Faktor beträgt ca. 1.7. Für Videofilmer eine herbe Einschränkung, besonders bei Landschafts- oder Innenaufnahmen.

Bildqualität

Die wenigen Stunden mit der EOS R habe ich einfach zum Fotografieren genutzt. Und zwar nicht für Testbilder oder ausgefuchste ISO-Reihen. Da verbietet es sich, schon jetzt ein abschließendes Urteil über die Bildqualität zu fällen.

Einen ersten Eindruck habe ich gleichwohl gewinnen können: Die EOS R liefert hinauf bis zu ISO 12.800 nahezu rauschreie Aufnahmen mit einem hohen Dynamikumfang. Dass die Rauschunterdrückung bei einer derart hohen Empfindlichkeit so manches Detail wegbügelt, sei der EOS R verziehen – zumal das nur für JPEG-Aufnahmen in der Standard-Einstellung gilt. Die RAW-Dateien der EOS R werde ich mir ansehen, sobald Lightroom sie lesen kann.

ISO-128000-100Crop

JPEG-Dateien aus der EOS R sind bis etwa ISO 12.800 (wie hier, 100%-Ausschnitt) in voller Auflösung brauchbar.

Dass die Bildqualität der EOS R einen guten Eindruck bei mir hinterlassen hat, geht sicherlich auch auf das Konto der RF-Objektive. Das RF 50mm f/1.2L USM ist mit einem Preis von rund 2500 Euro zwar wahrlich kein Schnäppchen, liefert dafür an der EOS R aber auch phantastisch gute Ergebnisse. Es ist nicht nur bereits bei Offenblende scharf bis in die Ecken, sondern hat mir auch mit seiner sehr schönen, weichen Wiedergabe unscharfer Bildpartien ausgesprochen gut gefallen. Hinzu kommt, dass der sehr präzise Autofokus der EOS R die Schärfe auf den Punkt genau dort hinlegt, wo ich es mir gewünscht habe.

Bokeh

Das RF 50mm f/1.2L USM bildet nicht nur bis an den Rand sehr scharf ab, es erlaubt auch ein traumhaftes Spiel von Schärfe und Unschärfe.

So sehr mit das 50er gefallen hat – auch mit dem RF 24-105mm f/4 L IS USM legt Canon ein bemerkenswertes Objektiv vor. Dessen Zoombereich habe ich als sehr praxisgerecht empfunden, die Abbildungsleistungen gehen auf den ersten Blick völlig in Ordnung. Sony hat nach Einführung der Alpha-7-Familie gut vier Jahre gebraucht, um ein entsprechendes Zoom herauszubringen – bei Canon ist es vom Start des EOS-R-Systems weg zu haben.

Die JPEG-Abstimmung der EOS R gefällt mir gut. Sie gibt selbst unter Kunstlicht wie hier Farben sehr natürlich (und etwas kräftig) wieder.

Mein erstes Fazit

Die EOS R habe ist für mich ein innovatives, zukunftsweisendes spiegelloses Kamerasystem. Es ist nicht einfach eine DSLR, bei der Canon den Spiegel weggelassen hat und der optische Sucher durch einen elektronischen ersetzt wurde. Vielmehr hat Canon der EOS R ein einzigartiges Bedienkonzept mit auf den Weg gegeben, mit dem sich die Kamera perfekt an die Bedürfnisse der unterschiedlichsten Fotografen anpassen lässt. Dass es da noch die eine oder andere Kinderkrankheit (zu leichtgängiger Objektivring, Umständliche Sperre an der Mutitfunktions-Leiste) gibt – geschenkt. Das kann und wird Canon sicherlich noch verbessern.

Batteriegriff

Die von Haus aus nicht sehr hohe Akkulaufzeit lässt sich mit dem optionalen Batteriegriff BG-E22 nahezu verdoppeln.

Aber ihre Kernkompetenz, die Aufnahme von Fotografien, beherrscht die EOS R aus dem FF. Die Bildqualität ist nach meinem ersten Eindruck sehr gut, der Autofokus arbeitet schnell und präzise. Auch das Adaptieren von EF-Objektiven ist Canon gut gelungen.

50er Beispiel

Ein weiterer Punkt für die EOS R: Das vom Start weg interessante Objektivangebot. Zu dem zählt das RF 50mm f/1.2 L USM, das sich im Laufe des Kurztests zu meinem Liebling entwickelt hat (und mit dem diese Aufnahme entstand).

Alles andere als 08/15 ist für mich zudem das Objektivangebot, mit dem Canon das EOS-R-System startet. Das RF 24-105mm f/4 L IS USM bietet einen sehr großen Brennweitenbereich, RF 28-70mm f/2 L USM und RF 50mm f/1.2 L USM heben sich von der Masse mit ihrer sehr großen Lichtstärke (sowie hohem Gewicht und Preis) ab. Hinzu kommen ein sehr guter elektronischer Sucher, das in ihre Klasse einzigartige Klapp-, Dreh- und Schwenkdisplay und die sehr gute Ergonomie des Gehäuses.

Tageslicht

Mit der Canon EOS R habe ich sehr gerne fotografiert. Und nicht nur im Dunklen.

Kritik gefallen lassen muss sich Canon allerdings in zwei Punkten: Einen sensorbasierten Bildstabilisator gibt es nicht, und 4K-Video zeichnet die EOS R nur mit heftigem Crop auf. Wer darüber hinwegsehen kann, für den ist die EOS R eine sehr interessante spiegellose Kleinbildkamera – auch dann, wenn noch keine Canon-Objektive in der Vitrine stehen.

PRO

  • Präziser AF mit phantastischen Lowlight-Fähigkeiten
  • sehr weitgehend personalisierbares Bedienkonzept
  • auf den ersten Blick sehr gute Bildqualität
  • hervorragender elektronischer Sucher

CONTRA

  • sehr geringe Serienbildrate (mit Nachführ-AF)
  • kein sensorbasierter Bildstabilisator
  • 4K-Video mit 1,7x-Crop
  • geringe Akkureichweite