Lange, fast schon zu lange, hat sich Nikon geweigert, seinen DSLRs ein adäquates spiegelloses System zur Seite zu stellen. Doch nachdem die Spiegellosen immer erfolgreicher werden und bei den Kleinbildkameras einzig Sony davon profitieren konnte, hat Nikon nun endlich reagiert und stellt mit dem Z-System ebenfalls ein spiegelloses Kleinbildsystem vor. Ich konnte die Z 6 und Z 7 bereits kurz ausprobieren.

Dass Nikon heute ein neues Kamerasystem präsentieren würde, hatte das Unternehmen im Vorfeld offenherzig kommuniziert. Mit Details hielt sich Nikon jedoch sehr zurück. Und so bekam eine Handvoll Journalisten die Z 6 und Z 7 letzte Woche zwar in die Hand gedrückt – die Kameras fotografieren durfte ich jedoch nicht. Ebenso durfte ich keine Fotos mitnehmen, die ich mit den Z-Kameras aufgenommen habe.

Klappdisplay

Das Display lässt sich nach oben und unten klappen, aber nicht zur Seite schwenken. Das Sucherokular steht für meinen Geschmack zu weit nach hinten vor und verdeckt so leicht den Blick von oben aufs Display.

So müssen jetzt erst einmal die Produktabbildungen reichen, die Nikon der Presse zur Verfügung gestellt hat. Sie zeigen: Nikon hat das Rad nicht neu erfunden, sondern sich offenbar sehr genau die Alpha-7-Familie von Sony angesehen. So ziert auch die Nikon-Z-Kameras ein deutlich ausgeprägter Sucherbuckel, die Kameras sind sehr schlank, einen Bordblitz gibt es nicht.

Hervorragendes Handling

Doch spätestens, wenn man die die äußerlich identischen Z 6 oder Z 7 in die Hand nimmt, zeigen sich die Z-Kameras durchaus eigenständig. Nikon hat den Handgriff nämlich sehr weit vorgezogen, sodass er der Kamera ordentlich Grip verleiht. Und während Sony die linke Schulter bei seinen A7-Kameras leer lässt, gibt es hier bei Nikon ein Moduswählrad. Außerdem hat Nikon auf der rechten Schulter ein kleines aber dank OLED-Technik kristallklares Statusdisplay untergebracht – Fujifilm lässt grüßen.

Mir hat allerdings ein Rad zur Belichtungskorrektur gefehlt. Aber Nikon wendet sich mit der Z-Serie ja auch an Besitzer und Kenner der DSLR aus eigenem Hause – die werden die dedizierte Belichtungskorrektur eher nicht vermissen. Und sich vielmehr darüber freuen, dass Nikon den Z-Kameras die altbekannte Menüstruktur spendiert hat.

Hochauflösender Sucher mit großem Dynamikumfang

Nikon verzichtet allerdings bei der Z-Serie auf die üblichen Knöpfe links neben dem Display. Dafür gibt einen Monitor, der mit einer Diagonalen von 3,2 Zoll riesig ist. Auch beim EVF hat sich Nikon nicht lumpen lassen. Der elektronische Sucher löst mit ca. 3,7 dots sehr hoch auf. Das Sucherbild hat mir wirklich sehr gut gefallen, es ist klar und scharf und kann eine weite Hell-/Dunkel-Spanne darstellen. Schön, dass Nikon diesen hervorragenden Sucher auch der günstigeren Z 6 spendiert hat.

Nikon Z7 EVF

Nikon hat die Z-Kameras mit einem aufwändig konstruiertem Sucherokular ausgestattet. Das sieht man auch, wenn man in den EVF blickt.

Im Vergleich zu einer DSLR sind Z 6 und Z 7 wahre Fliegengewichte, sie drücken betriebsbereit (aber ohne Objektiv) keine 700 Gramm auf die Waage. Dennoch sind die Kameras sehr robust. Laut Nikon erreichen Widerstandsfähigkeit und Wetterschutz das Niveau der D850.

Dass die Z-Kameras einen sehr guten Eindruck bei mir hinterlassen haben, liegt sicherlich auch an den Objektiven. Ausprobiert habe ich die Z 6 mit dem 24-70 mm 1:4 S, das ich als recht leicht empfunden habe. Es stellt flüsterleise und schnell scharf. Viel eindrucksvoller fand ich jedoch, dass ein via FTZ an die Z 7 adaptiertes AF-S 24–70 mm 1:2,8E ED VR funktioniert, als würde es zur Kamera gehören. Selbst der Nachführ-AF hat bei einem Schwenk von nah auf fern die Schärfe einwandfrei nachgeführt. Wer also bereits eine Auswahl F-Mount-Objektive im Schrank stehen hat, wird bei den Kameras der Z-Familie kaum etwas vermissen.

FTZ-Adapter

Via FTZ-„Bajonettadapter“ angeschlossene F-Mount-Objektive funktionieren tadellos.

Beim Funktionsumfang der Z 6 und Z 7 hat sich Nikon nicht lumpen lassen, mir hat auf Anhieb kaum etwas gefehlt. Vielleicht ein kleiner Bordblitz, der bei Gegenlicht den Vordergrund aufhellen könnte. Interessant finde ich die Eckdaten, die Nikon für das Z-Bajonett gewählt hat. Es hat mit 55 Millimeter nicht nur einen sehr großen Innendurchmesser (für eine Kleinbildkamera), sondern auch eine sehr kurzes Auflagemaß von 16 Millimeter. Da liegt der Sensor fast schon auf Bajonettebene. Laut Nikon kann ein Objektiv so gerade nicht den Sensor berühren, wenn es beim Ansetzen abrutscht – es verbleiben 0,8 Millimeter Sicherheitsabstand.

Mein erstes Fazit

Das Handling der Z-Kameras hat mir sehr gut gefallen. Z 6 und Z 7 liegen satt und sicher in der Hand, das Bedienkonzept ist durchdacht und lehnt sich stark an das der Nikon-DSLRs an. Der elektronische Sucher ist bei beiden Kameras klasse, da gibt es nichts zu meckern. Klar, das Objektivangebot ist zum Start des Z-System noch mickrig – aber mit adaptierten F-Mount-Objektiven lässt sich ordentlich arbeiten.

Schade, dass Nikon mir nicht gestattet hat, meine Aufnahmen mit den Z-Kameras mitzunehmen. Wie’s die Z-Kameras mit der Bildqualität halten, kann ich jetzt noch nicht sagen. Aber ich werde ganz sicherlich bald ausgiebig mit der Z 7 fotografieren, und dann gibt’s auch Informationen zur Bildqualität.