Da hat es aber jemand eilig: Die Hoya Corporation gab Anfang Juli 2011 den Verkauf der Pentax-Fotosparte an Ricoh bekannt. Und in der Quartalsbilanz für das erste Geschäftsquartal 2011 sondert Hoya die „Sparte Pentax“ bereits aus:
Der japanische Spezialglashersteller Hoya Corporation schließt das erste Geschäftsquartal (April bis Juni 2011) des neuen Geschäftsjahres mit einem leichten Umsatzminus ab: 1st Quarter : 3 months ended June 30, 2011 (IFRS) (PDF-Datei). Dieses Umsatzminus wird nach Angabe von Hoya vor allem durch sinkende Marktpreise und Wechselkurseinflüsse hervorgerufen, denn die Produktion und Lieferungen seien bei Hoya gegenüber dem Vergleichsquartal gestiegen. Hoya ist von der japanischen Naturkatastrophe primär nicht so stark betroffen. Der Konzern bekommt aber die Auswirkungen in Form von Stromrationierungen und Beschaffungsschwierigkeiten bei Rohstoffen und Komponenten zu spüren. Der Quartalsgewinn fällt gegenüber dem ersten Geschäftsquartal des Vorjahres um 35 % auf 15,36 Mrd. Yen (ca. 138,5 Mio. €). Der Gewinn des Vorjahresquartals war allerdings durch den Verkauf der Hoya-Festplatten-Produktion an die amerikanische Western Digital Corporation entsprechend erhöht.
Der Geschäftsbereich „Imaging related products“ in der Sparte „Information Technology“, der bis zum Ende des letzten Geschäftsjahres auch die Pentax-Fotosparte enthielt und nun vor allem Objektive für Digitalkameras aufweist, erzielt mit 40,5 Mrd. Yen (ca. 365 Mio. €) rund 8,1 % weniger Umsatz. Der Spartengewinn fällt um fast 20 % auf 9,85 Mrd. Yen (ca. 89 Mio. €). Diese Entwicklung hängt, so Hoya, vor allem mit den erdbebenbedingten Produktionsausfällen bei den Kameraherstellern zusammen.
Hoya gab im Juli bekannt, dass die Pentax-Fotosparte zum 1. Oktober 2011 an Ricoh veräußert wird. Daher weist Hoya mit diesem Geschäftsjahresbeginn die Pentax-Fotosparte als „discontinued operations“ (aufgegebene Unternehmungen) separat aus. Diese „discontinued operations“ erzielen 10,54 Mrd. Yen (ca. 95 Mio. €) Umsatz im ersten Geschäftsquartal. Damit hat sich der Umsatz der Pentax-Fotosparte im Vergleich zu den Zahlen der Vorgängerquartale mehr als halbiert. Der Quartalsgewinn schrumpft um 89 % auf 1,22 Mrd. Yen (ca. 11 Mio. €). Dabei ist zu beachten, dass die jetzt von Hoya veröffentlichten Quartalszahlen (siehe *** in Tabelle und Anmerkung) sich auf das reine Pentax-Fotogeschäft beziehen, während die vorherigen Quartalszahlen das komplette Geschäft der Marke Pentax enthielten, also auch Medizinprodukte. Inwieweit hier Hoya eine genaue Abgrenzung zur Vergleichsmöglichkeit vornimmt, lässt sich extern nicht nachvollziehen.
Hoya will sich gesundschrumpfen. Dies zeigt auch ein Blick auf die Geschäftsentwicklung im Konzern in den letzten 5 Jahren:
Die Pentax-Übernahme scheint für Hoya nicht profitabel gewesen zu sein. Die Gewinngrößen sind seit 2008 stark gesunken. Das Unternehmen hat es nicht geschafft, Pentax zu integrieren, das Hoya-Kerngeschäft hat augenscheinlich darunter gelitten. Daher verwundert es nicht, dass die Pentax-Fotosparte an Ricoh abgestoßen wird.
Wobei Ricoh auch eine eigene, defizitäre Kamerasparte hat. Inwieweit die Pentax-Fotosparte Ricoh zum Aufstieg in die Riege der erfolgreichen Kamerahersteller verhilft, wird die Zukunft zeigen.
Zeitraum |
Umsatz Pentax in Mrd. Yen |
Operativer Gewinn Pentax in Mrd. Yen |
Siehe auch |
April-Juni 2008 | 36,451 | -0,038 | |
Juli-Sept. 2008 | 33,08 | -2,458 | Pentax macht weiterhin Verluste |
Okt.-Dez. 2008 | 31,287 | -1,433 | Pentax schrumpft weiter |
Jan.- März 2009 | 21,378 | -7,641 | Hoya/Pentax verfehlt das Gewinnziel |
Gesamtjahr 08/09 | 122,2 | -11,57 | |
April-Juni 2009 | 24,65 | -0,941 | Pentax baut auf Endoskope |
Juli-Sept. 2009 | 27,92 | 1,185 | Pentax schreibt wieder schwarze Zahlen |
Okt.-Dez. 2009 | 27,67 | 1,192 | Pentax trägt mit Gewinn zum Konzernergebnis bei |
Jan.-März 2010 | 25,91 | 1,33 | Pentax: Erfolgreich mit Spiegelreflexkameras |
Gesamtjahr 09/10 | 106,15 | 2,77 | |
April-Juni 2010 | 22,14*** | 10,86*** | Pentax verschwindet allmählich im Hoya-Konzern |
Juli-Sept. 2010 | 56,28* | 10,90* | Pentax verkauft wohl mehr Kameras |
Okt.-Dez. 2010 | 57,55* | 11,19* | Pentax: Objektiv-Geschäft zieht an |
Jan.-März 2011 | 49,18 | 7,12** | Pentax: Fotosparte hält sich wacker |
Gesamtjahr 10/11 | 218,66** | 36,51** | |
April-Juni 2011 | 10,54*** | 1,22*** |
* Der Mutterkonzern Hoya hat zum 1. Geschäftsquartal 2010 die Geschäftsbereiche neu strukturiert und weist für Pentax keine eigenständigen Quartalszahlen mehr aus. Pentax ist nun eingegliedert im Bereich „Information Technology“, der die Segmente „Electronics related products“ (Fotomasken für Halbleiter, Masken für LCDs, etc.) und „Imaging related products“ (optische Linsen, optische Gläser, Wechselobjektive, Digitalkameras, Laser-Ausrüstung etc.) beinhaltet.
** Hoya weist die Zahlen nach den Standards IFRS und GAAP aus. So sind die Quartalszahlen nach GAAP und das Gesamtjahr nach IFRS ermittelt. Rein rechnerisch stimmen die Summen für das Gesamtjahr 2010/11 daher nicht.
*** Hoya veröffentlicht ab dem Geschäftsjahr 2011/12 die Geschäftsberichte nach dem internationalen Rechnungslegungsstandard IFRS. Da die Pentax-Fotosparte ab 1. Oktober 2011 an Ricoh verkauft wird, erfolgt die Ausweisung der Pentax-Zahlen ab April 2011 als „discontinued operations“. Damit werden auch die Pentax-Zahlen für den Vorjahreszeitraum offen gelegt und sind in unserer Tabelle entsprechend korrigiert.
(agün)
Ohne gleich den Teufel an die Wand zu malen,
aber Ricoh wird wohl kaum zwei defizäre Kamerasparten betreiben wollen, die sich dann bei schwachen Umsatz auch noch selber konkurrieren.
Hier wird wohl aus Pentax alles nützliche herausgesaugt, um die eigenen Ricoh-Kameras auf Vordermann zu bringen.
Das K-Bajonett und die 645D dürften da von Interesse sein.
Die Pentax Q und die Pentax Kompaktkameras wohl weniger!
Und wer weiß, ob die Pentax Ferngläser, Medizinsparte und Securitypüberwachungssysteme nicht bei Hoya bleiben.
Wer lesen kann,
kann es auch wissen, dass die Medizintechnik von Pentax bei Hoya bleibt. Ricoh übernimt lediglich das Werk in Vietnam. Das Kamera-Assembling-Werk auf Cebu/Philippinen ist nicht Teil des von Ricoh übernommenen Pakets. Wer die Pentax-Kameras in Zukunft baut, ist derzeit noch nicht geklärt.
Überraschung kann nicht allzu groß sein
Für Hoya war von vornherein hauptsächlich die Medizin-Sparte von Pentax interessant. Den etwas kleineren Fotobereich hat man mitgenommen aber schon frühzeitig Bedenken über den Verbleib bei Hoya geäussert.
Ich will nichts schönreden aber dass der verbleibende (Fotokamera) Bereich deutlich weniger Umsatz macht als vorher Kamera und Medizin zusammen, ist doch klar oder nicht?