Canons erstes Geschäftsquartal 2011 wurde durch die Folgen des schweren Erdbebens negativ beeinflusst. Der japanische Kamerahersteller beziffert den Erdbeben-Effekt auf umgerechnet rund 178 Mio. € zu Lasten des Gewinns; zeigt sich aber verhalten optimistisch:
Die ersten Geschäftsberichte des abgelaufenen Quartals werden zeigen, wie schwer die japanische Wirtschaft von dem Erdbeben und dem Tsunami vom 11. März 2011 tatsächlich getroffen wurde wenn sie dann vorliegen. Sony etwa hat die Veröffentlichung des Quartalsberichts auf Ende Mai (von Ende April) verschoben. Canon veröffentlicht nun als eines der ersten Unternehmen der Fotobranche den Quartalsbericht für die Monate Januar bis März 2011: Consolidated Results for the First Quarter Ended March 31, 2011 (PDF-Datei) und überrascht die Analysten mit vom Erdbeben belasteten Zahlen.
Den Umsatz kann Canon gegenüber dem ersten Vorjahresquartal um 11,1 % auf 839,2 Mrd. Yen (ca. 7,03 Mrd. €) steigern. Darin enthalten sind bereits die Erdbeben-Folgen ohne diese fiele die Umsatzsteigerung mit 13,9 % deutlich höher aus. Der operative Quartalsgewinn beträgt 82,5 Mrd. Yen (ca. 691 Mio. €) ein Minus von 5 % gegenüber dem Vorjahr. Canon führt näher aus, dass der operative Gewinn ohne das Erdbeben deutlich zugelegt hätte und beziffert den Erdbeben-Effekt auf 21,2 Mrd. Yen (ca. 177,6 Mio. €), die den Gewinn operativ schmälern.
Canon ist direkt vom Erdbeben betroffen. So wurden Gebäude und Produktionsstätten beschädigt und die Produktion musste teilweise ausgesetzt werden (wir berichteten: Die japanische Fotoindustrie nach dem Erdbeben). Indirekt ist Canon natürlich auch durch die Stromknappheit, durch die gesunkene Nachfrage in Japan, sowie durch Lieferengpässe bei Zulieferteilen zusätzlich betroffen.
Im Geschäftsbereich „Consumer“, der auch die Digitalkameras enthält, verzeichnet Canon einen leichten Umsatzrückgang in Höhe von 0,2 % auf 289,6 Mrd. Yen (ca. 2,43 Mrd. €). Der operative Spartengewinn fällt um 15,7 % auf 39,91 Mrd. Yen (ca. 335 Mio. €) gegenüber dem Vorjahresquartal. Canon begründet diese Entwicklung mit dem harten Preiswettbewerb am Markt und ersten Auswirkungen von Produktionsausfällen durch das Erdbeben. Davon scheint aber das Kamerageschäft bis Ende März nicht direkt betroffen zu sein. Denn rund 200 Mrd. Yen (ca. 1,68 Mrd. €) Umsatz entfallen auf die Digitalkameras. Canon kann demnach im ersten Geschäftsquartal 2,8 % mehr Digitalkamera-Umsatz erzielen als im Vergleichsquartal des Vorjahres. Der Absatz von Digitalkameras legt um 9 % zu. Wert- und mengenmäßig erhöht sich der Anteil der DSLR-Kameras weiter: Sie machen 68 % des Umsatzes und 23 % der Stückzahlen aus. Die Produktgruppe der Inkjet-Drucker beeinflusst dagegen das Spartenergebnis negativ, da der Umsatz mit 4,6 % rückläufig ist.
Die Nachfrage hat sich in Übersee und Europa im ersten Quartal anscheinend stabilisiert. Canon kann in diesen Regionen auf der Umsatzseite etwas zulegen:
Umsatzveränderung „Consumer“ nach Regionen 1. Quartal 2011 (im Vergleich zum 1. Quartal 2010) |
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Region | Umsatzveränderung 1. Quartal 2011 |
Japan | – 16,3 % |
Übersee | + 2,9 % |
Amerika | – 13,2 % |
Europa | + 4,1 % |
Asien und Ozeanien | + 16,8 % |
Intersegment | – 54,7 % |
Total | – 0,2 % |
Der Geschäftsbereich „Office“ (Kopierer, Druckvorrichtungen) legt 17,5 % auf der Umsatzseite zu, verliert aber 12,5 % am operativen Gewinn. Der Industriezweig von Canon kann ebenfalls 11,7 % mehr Umsatz erzielen und schreibt nach Vorjahresverlusten wieder schwarze Zahlen.
Canon hofft, im zweiten Geschäftsquartal die Erdbeben-Folgen überwinden und die Produktion auf Normal-Niveau fortsetzen zu können. Das Kamerageschäft soll weiterhin vor allem durch die Nachfrage in China und Indien stabil bleiben.
Die Prognose für das gesamte Geschäftsjahr korrigiert Canon nach unten. Der Umsatz soll jetzt nur noch 0,6 % über dem Vorjahresniveau liegen. Der operative Gewinn soll um 13,6 % auf 335 Mrd. Yen (ca. 2,8 Mrd. €) am Jahresende fallen. Der Umsatz im Geschäftsbereich „Consumer“ soll um 1 % und der operative Gewinn um 9,7 % gegenüber dem Vorjahr fallen (die vorherige Prognose ging von einem Umsatzplus in Höhe von 10,35 % aus). Der Kameraumsatz soll um 2,5 % auf ca. 950 Mrd. Yen (ca. 8 Mrd. €) sinken. Dabei verschiebt sich der DSLR-Anteil weiter wertmäßig werden 71 % und mengenmäßig 26 % DSLR prognostiziert.
Canon Umsatz- und Gewinnentwicklung quartalsweise und Gesamtgeschäftsjahr |
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Zeitraum |
Umsatz in Mrd. Yen |
Operativer Gewinn in Mrd. Yen |
Siehe auch |
Jan. – März 2008 | 1.007,5 | 170,8 | |
April – Juni 2008 | 1.105,9 | 160,2 | Canon geht mit Gewinnminus von 16 % ins zweite Halbjahr |
Juli Sept. 2008 | 985,9 | 129,3 | Bei Canon brechen Umsatz und Gewinn ein |
Okt. – Dez. 2008 | 994,7 | 35,8 | Canons erste Gewinneinbuße seit 9 Jahren |
Gesamtjahr 2008 | 4.094,0 | 496,1 | |
Jan. – März 2009 | 687,0 | 20,03 | Canons Zahlen – ein Schatten früherer Jahre |
April – Juni 2009 | 793,8 | 44,9 | Bei Canon geht’s wieder bergauf |
Juli Sept. 2009 | 774,3 | 59,99 | Canon schwach in Japan |
Okt. – Dez. 2009 | 954,1 | 92,13 | Canon: Kamerageschäft lief 2009 besser als erwartet |
Gesamtjahr 2009 | 3.209,2 | 217,05 | |
Jan. – März 2010 | 755,53 | 86,8 | Canon verdreifacht Nettogewinn im 1. Quartal 2010 |
April-Juni 2010 (Inkl. aller Töchter und Beteiligungen) |
898,1 (970,4) |
117,7 (113,4) |
Canon verdoppelt Nettogewinn |
Juli-Sept. 2010 | 913,2 | 104,4 | Canon weiterhin im Aufwind |
Okt.Dez. 2010 | 1.067,87 | 82,85 | Canon: 79 % mehr Gewinn im Geschäftsjahr 2010 |
Gesamtjahr 2010 | 3.706,9 | 387,6 | |
Jan.-März. 2011 | 839,2 | 82,5 |
(agün)
Erdbeben – auch bei den Preisen
Deutsche Online-Anbieter, gerade auch von Canon-Geräten,
reagieren auf das Erdbeben in Japan leider mit teilweise total
überhöhten Preisen, für Geräte, die sie nicht zu liefern imstande sind.
Nennt sich Marktwirtschaft
Dass mit der Verknappung der Ware die Preise steigen werden, ist wenig verwunderlich. Der Online-Handel ist lediglich besonders kurzatmig und hat schnell reagierende Warenwirtschaftssysteme. Die Preisentwicklung ist übrigens kein deutsches Phänomen. Das geschieht derzeit weltweit. Wer jetzt noch Sonderangebote unter die Leute bringen will, hat sein Handwerk nicht gelernt. Und falls sich die bihergien Kunden keine neuen Produkte mehr leisten können: In China und Indien entsteht eine neue kaufkräftige Mittelschicht. Die reicht für das kommende Jahrzehnt.