Am vergangenen Freitag wurde die Börse von Tokio durch eine Gewinnwarnung von Sony aufgeschreckt. Heute folgte der Geschäftsbericht von Canon und der verheißt auch nichts Gutes:

In den folgenden Tagen steht die Geschäftsberichtsveröffentlichung etlicher Unternehmen der Kamerabranche für das abgeschlossene 3. Quartal 2008 an. Im Vorfeld hatte Sony in Tokio eine Korrektur der Gewinnerwartung des operativen Gewinns in Höhe von 57 % auf 200 Mrd. Yen (ca. 1,7 Mrd. €) mitgeteilt. Diese Gewinnwarnung trug nicht zur Stabilisierung an der Börse bei. Der Nikkei (Börsenindex von Tokio) fiel auf ein 26-Jahrestief.

Heute folgt nun Canon mit der Veröffentlichung der Geschäftszahlen (Canon Inc. – Third Quarter 2008 Results; PDF-Datei) für das 3. Quartal 2008 (Juli-September 2008). Der Nettogewinn in den Geschäftsbereichen Bürogeräte, Kameras und optische/andere Produkte ist um 21,1 % auf 83,04 Mrd. Yen (ca. 724,7 Mio. €) gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres gefallen. Der operative Gewinn sank sogar um fast 26 %.

Als Hauptgrund gibt Canon nach wie vor den starken Yen an, der die japanischen Exporte ins Ausland verteuert. Die Finanzkrise zeigt sich nach Angaben von Canon vor allem in der sinkenden Nachfrage in Amerika. Hier muss Canon ein Umsatzminus in Höhe von 8,8 % hinnehmen. Doch auch am heimischen Markt Japan verliert Canon rund 10 % des Umsatzes im 3. Quartal 2008.

Canon verweist auf die stabile Nachfrage nach digitalen SLR-Kameras, die ein robustes Wachstum weltweit aufweisen. Ein gesundes Wachstum generiert Canon durch den Absatz von digitalen Kompaktkameras in den so genannten Schwellenländern. Der Absatz in den Hauptmärkten sei durch den Preisverfall aufgrund hoher Warenbestände gebremst. Der Kopplungseffekt von nachlassender Nachfrage und fallender Preise bei gleichzeitigem ungünstigen Wechselkurs Yen/Dollar lässt den Canon-Umsatz schmelzen. Insgesamt fällt der Umsatz in der Kamerasparte um 6,8 % auf 249,7 Mrd. Yen (ca. 2,1 Mrd. €). Der operative Gewinn sinkt für diesen Bereich sogar um 41,3 % auf rund 45 Mrd. Yen (ca. 390,8 Mio. €).
 

Grafik Andrea Günaydin

 
Das Unternehmen stellt im Geschäftsbericht fest, dass das Absatzvolumen bei den digitalen Kompaktkameras relativ konstant war. Canon sieht sich mit neun neueingeführten Modellen bei den digitalen SLR-Kameras auf dem richtigen Weg und will diesen weiterverfolgen. Ein Umsatzplus konnte Canon bei den Videokameras verbuchen, die machen allerdings nur 10 % des Absatzes der Sparte Kamera aus.
 

Grafik Andrea Günaydin

 
Canon revidiert die Gewinnprognose für das Geschäftsjahr 2008/2009 um fast 25 % auf jetzt nur noch 580 Mrd. Yen (rund 5 Mrd. €). Die Gewinnerwartung für den Bereich Kamera wird ebenfalls um mehr als 23 % gesenkt. Diese Maßnahme hatte sich bereits bei der Veröffentlichung der Zahlen für das 1. Halbjahr 2008 abgezeichnet. Allein die weltweite Konjunktur für den Umsatzrückgang verantwortlich zu machen, scheint mir zu einfach. Der direkte Konkurrent Nikon hat, auch gemäß einiger Kommentare hier bei photoscala, durchaus Anteil an der Entwicklung bei Canon. Mit Spannung können wir daher auf den Geschäftsbericht von Nikon Anfang November warten.

(agün)