Der japanische Fotokonzern Fujifilm schließt das vierte Geschäftsquartal und damit das abgelaufene Geschäftsjahr zum 75. Geburtstag besser als erwartet ab. Das ist aber kein Grund zum Jubeln, denn der operative Gewinn wird durch die Kosten der Restrukturierung aufgezehrt. Die Folge ist ein Jahresnettoverlust:

Bereits die vorherigen Geschäftsquartale zeigten, wie die Wirtschaftskrise und der Rückgang der privaten Nachfrage Fujifilm zu schaffen machte. Die nun vorgelegten Geschäftszahlen für das vierte Quartal (Januar bis März 2010) schließen das letzte Geschäftsjahr ab und weisen einen Umsatzrückgang von 10,4 % gegenüber dem Vorjahr auf: Earnings overview of FY2010/3 (PDF-Datei). Dabei verliert Fujifilm die Umsätze weniger in Asien oder am heimischen Markt Japan, sondern vor allem in Europa und in Amerika.
 

Grafik Andrea Günaydin

 

Region Anteil am Gesamtumsatz Geschäftsjahr 2009 Umsatzveränderung gegenüber Vorjahr
Japan 48,6 % – 6,6 %
Nord- und Südamerika 16,2 % – 20,9 %
Europa 12,3 % – 23,4 %
Asien und Andere (u.a. Indien, China) 22,9 % – 0,5 %

 
Gerade in den Schwellenländern sieht Fujifilm auch zukünftig gute Absatzchancen, muss diese aber durch verkaufsunterstützende Maßnahmen (neudeutsch: Sales Promotions) entsprechend forcieren.

Der operative Gewinn beträgt zwar 101,6 Mrd. Yen (ca. 808 Mio. €), aber anfallende Kosten für die Restrukturierung und andere Maßnahmen zehren den Gewinn auf, so dass ein Nettoverlust nach Verrechnung dieser Kosten in Höhe von 38 Mrd. Yen (ca. 302 Mio. €) verbleibt. Dabei handelt es sich um den ersten Nettojahresverlust seit mindestens 19 Jahren (so lange reichen unsere Informationen zurück). Einziger Hoffnungsschimmer: Fujifilm hatte vorab mit einem noch höheren Nettoverlust gerechnet. Dabei zeigt das vierte Geschäftsquartal auch bei Fujifilm eine Tendenz zu besseren Geschäften und damit steigenden Umsätzen (+ 5,6 % gegenüber dem 3. Geschäftsquartal). Zusätzlich zeigen die eingeleiteten Maßnahmen zur Kostensenkung (Forschungs- und Entwicklungsausgaben – 8,4 %, Vertriebs- und Administrationsausgaben – 12,8 %) erste Wirkung auf die Verbesserung der Einnahmenseite.

Ein Blick auf die einzelnen Geschäftsbereiche zeigt – ähnlich wie bei Eastman Kodak – die Verschiebung hin zum Digitalgeschäft. Der Bereich „Imaging Solutions“ enthält neben dem klassischen Fotofilmgeschäft auch die Umsätze für Digitalkameras und schreibt weiterhin einen operativen Verlust. Die Umsätze sinken um 15,8 % im abgelaufenen Geschäftsjahr. Die einzelnen Produktgruppen haben sich in diesem Geschäftsbereich aber unterschiedlich entwickelt:
 

Produktgruppe „Imaging Solutions“ Umsatz in Mrd. Yen Geschäftsjahr 2009 Umsatzveränderung gegenüber Vorjahr
Farbfilme und andere 32,8 – 32 %
Farbpapier und Chemikalien 85,6 – 12 %
Photofinishing-Ausstattung 21,8 – 23 %
Labore und FDi-Service* 62,1 – 16 %
Digitalkameras (Electronic Imaging) 105,8 – 13 %
Gesamt „Imaging Solutions“ 345,5 (ca. 2,75 Mrd. €) – 15,8 %

 
* FDi-Service: Fujifilms Partnerkonzept im Bereich Fotodienstleistung

Fujifilm hat nach eigenen Angaben rund 9 Millionen Stück Digitalkameras im Geschäftsjahr 2009, d.h. in den Monaten April 2009 bis März 2010, verkauft. Dabei soll es sich um eine Absatzsteigerung von 10 % gegenüber dem Vorjahr handeln. Der operative Gewinn soll bei den Digitalkameras in Folge von Kostenreduzierungen und Verbesserungen in der Lieferkette positiv sein. Genauere Zahlen enthält der Geschäftsbericht nicht.

Die beiden anderen Geschäftsbereiche „Document Solutions“ (u.a. Drucker, Kopierer) und „Information Solutions“ (u.a. Medizintechnik, industrielle Drucktechnik) verzeichnen ebenfalls sinkende Umsätze. Fujifilm erzielt aber in beiden positive operative Gewinne.

Fujifilm wird im neuen Geschäftsjahr weitere Straffungen in der Konzernstruktur vornehmen bzw. vollenden. Darunter fallen Schließungen von Farbpapier-Produktionsstätten und Laboren in Europa, USA und Japan. Der Konzern rechnet mit einer Umsatzsteigerung von 5,4 % und einem Nettogewinn in Höhe von 60 Mrd. Yen (ca. 477 Mio. €) für das neue Geschäftsjahr, das am 31. März 2011 endet. Bis dahin will Fujifilm 12 Millionen Stück Digitalkameras verkaufen und eine entsprechende Marketing-Strategie soll dieses Ziel unterstützen („Increasing brand power as a camera maker“). Fujifilm bezeichnet die Länder bzw. Regionen Türkei, Russland, Mittlerer Osten, Indien, China und Brasilien als Wachstumsmärkte und Umsatzbringer (+ 20 % Umsatz geplant). Na, dann mal los, der Countdown läuft!
 

Zeitraum Umsatz in Mrd. Yen Operativer Gewinn in Mrd. Yen Siehe auch:
April-Juni 2008 653,8 46,0  
Juli-Sept. 2008 684,7 35,3 Fujifilms Fotosparte macht Verluste
Okt.-Dez. 2008 565,7 1,3 Fujifilms unsicherer Blick in die Zukunft
Jan.-März 2009 530,1 -45,3 Fujifilm will den Laden wieder fit machen
Geschäftsjahr 2008 2.434,3 37,3  
April-Juni 2009 502,4 -2,7 Fujifilm: Restrukturierung zehrt alles auf
Juli-Sept. 2009 541,1 -5,9 Fujifilm will Talfahrt stoppen
Okt.-Dez. 2009 553,7 6,2 Fujifilm wieder mit Verlust
Jan.-März 2010 584,5 -39,7  
Geschäftsjahr 2009 2.181,7 -42,1  

 
Siehe auch:
Rivalen unter sich: Kodak und Fujifilm
Geschäftsberichte lesen und verstehen
 
(agün)
 

(thoMas)