Tamron hat in jüngster Zeit ein Händchen für Objektive entwickelt, die es so von anderen Herstellern nicht gibt. Jüngstes Beispiel: Das „All-in-one“ oder „Immerdrauf“ 18-300mm F/3.5-6.3 Di III-A VC VXD für APS-C-Spiegellose von Sony und (demnächst auch) Fuji. Bezogen auf Kleinbild deckt es einen Zoombereich von 27-450 Millimeter ab, bleibt jedoch mit seinen 620 Gramm Gewicht so gerade noch handlich. Ein Objektiv also, das man eigentlich nicht mehr wechseln muss? Ich habe einige Wochen mit dem Universal-Zoom von Tamron an der Sony Alpha 6400 fotografiert.

Tamron 18-300mm F/3.5-6.3 Di III-A VC VXD: Fakten

Tamron 18-300mm F/3.5-6.3 Di III-A VC VXD

Optische Konstruktion: 12 Element in 10 Gruppen

Gewicht: 620 Gramm

AF-Antrieb: VXD Linear-Motor

Anschluss: Sony E (getestet), Fuji X (jeweils APS-C)

Preis (UVP / Straße): ca. 999 Euro / ca. 750 Euro

Schon zu Zeiten analoger SLRs war Tamron bekannt für seine Universal-Zooms mit einem immensem Brennweitenbereich vom Weitwinkel bis zum Super-Tele. Jetzt hat der japanische Objektivhersteller das Konzept auf ein neues APS-C-Objektiv für Sony E und Fuji X übertragen:  Das kürzlich vorgestellte 18-300mm F/3.5-6.3 Di III-A VC VXD deckt bezogen auf Kleinbild einen eindrucksvollen Brennweitenbereich vom 27 Millimeter bis 450 Millimeter ab. Damit wildert es bereits im Revier sogenannter Super-Zoomer wie der Sony RX10 IV. Diese Bridge-Kamera legt zwar im Telebereich noch eine gehörige Schippe drauf, muss aber mit einem wesentlich kleineren 1-Zoll-Sensor als die Alpha-6X00-Familie auskommen.

Werden damit die kompakten Halbformatkameras von Sony (und ab Ende des Monats auch die von Fujifilm) zu einem Fotoapparat, bei dem der Wunsch nach einem Objektivwechsel kaum noch oder gar nicht mehr aufkommt? Ich habe es ausprobiert, das Tamron 18-300mm F/3.5-6.3 Di III-A VC VXD an die Alpha 6400 angesetzt und mit dieser Kombi in den vergangenen Tagen eifrig fotografiert.

Handhabung und Praxis

Mit dem 18-300mm F/3.5-6.3 Di III-A VC VXD bleibt Tamron seiner vor einiger Zeit eingeschlagenen Linie treu: Kein Bedienelement stört das glatte Finish, sieht man einmal vom kleinen Zoom-Lock-Schalter ab. Der Filterdurchmesser beträgt beim neuen All-in-one-Zoom Hersteller-typische 67 Millimeter. Der Objektivtubus ist komplett aus Kunststoff gefertigt, was mich allerdings nicht gestört hat. Das Zoom wirkt durchaus robust. Da scheppert und wackelt nichts, auch nicht, wenn es auf Maximalbrennweite ausgefahren wird. Den Bajonettanschluss fertigt Tamron beim neuen 18-300mm aus Metall – das Objektiv kann also gerne häufiger an- und abgesetzt werden.

Tamron_18-300_Ausgezoomt

Das Tamron 18-300mm F/3.5-6.3 Di III-A VC VXD verdoppelt seine Länge fast, wenn es auf maximale 300 Millimeter gezoomt wird.

Das schnörkellose Design des Tamron 18-300mm F/3.5-6.3 Di III-A VC VXD mag schick aussehen – praktisch ist es nicht immer. Mir fehlt vor allem ein AF-/MF-Umschalter, um den Autofokus schnell stilllegen zu können, sollte er einmal völlig daneben liegen. Glücklicherweise kennen die Sony-Kameras den Fokus-Modus DMF, in dem man den AF jederzeit manuell übersteuern kann.

Trotz seiner relativ schlanken Bauweise trägt das 18-300mm F/3.5-6.3 Di III-A VC VXD an der zierlichen Alpha 6400 & Co. recht dick auf. Mit 620 Gramm ist es nicht gerade ein Leichtgewicht und gut 200 Gramm schwerer als die Alpha 6400. Dennoch liegt die Kombi einigermaßen kommod in der Hand. Ich konnte damit so gerade noch einhändig fotografieren.

Der Brennweitenbereich recht von 18 Millimeter wie hier …

Tamron_18-300_Zoom-max-

… bis 300 Millimeter wie bei dieser Aufnahme.

Als Riesenpluspunkt hat sich im täglichen Einsatz der optische Bildstabilisator des Tamron 18-300mm F/3.5-6.3 Di III-A VC VXD erweisen. Bei 450 Millimeter Brennweite (umgerechnet auf Kleinbild) ließe sich ohne Stabi kaum das Motiv im Bildausschnitt halten. Hinzu kommt, dass Sony die Alpha 6400 und Alpha 6100 nicht mit einem stabilisierten Sensor ausstattet.

Beim Autofokus-Antrieb für das 18-300mm F/3.5-6.3 Di III-A VC VXD setzt Tamron auf einen schnellen und leisen Linearmotor. Und tatsächlich, das Super-Zoom stellt flüsterleise scharf – das wird vor allem auch Videofilmer freuen. Schnell ist der Autofokus zudem, insbesondere bei Einzelbild-AF: Auslöser antippen, und eh man sich’s versieht, hat die Alpha 6400 schon scharf gestellt. Damit ist das „Immerdrauf“ uneingeschränkt schnappschusstauglich. Sogar gemäßigte Action-Aufgaben meistert der Autofokus des Tamron-Teles anstandslos.

Das Tamron 18-300mm F/3.5-6.3 Di III-A VC VXD stellt an der Alpha 6400 schnell und sicher scharf. (Klick ins Bild öffnet 100%-Ausschnitt).

Bildqualität

Wenn es um die Bildqualität geht, hatten Super-Zooms wie das Tamron 18-300mm F/3.5-6.3 Di III-A VC VXD in früheren Zeiten keinen guten Ruf. „Suppen-Zoom“ oder „Gummilinse“ waren da noch eher harmlose Verballhornungen für Objektive mit einem sehr großen Zoom-Faktor. Derartigen Schmähungen muss sich das Universal-Zoom von Tamron glücklicherweise nicht gefallen lassen.

Ganz gleich, um welche Aspekte der Bildqualität es geht – das Tamron 18-300mm F/3.5-6.3 Di III-A VC VXD gibt sich kaum eine Blöße. Schärfe? Haken dran! Und zwar über den gesamten Brennweitenbereich. Sicherlich gibt es Objektive (insbesondere Festbrennweiten), die noch mehr Details herauskitzeln. Aber was das Tamron-Zooms angesichts seiner universellen Einsatzmöglichkeiten auf den Sensor bringt, ist schon beeindruckend. Lediglich am kurzen Zoom-Ende nimmt die Schärfe in den Ecken und Rändern sichtbar ab.

Tamron_18-300_Schärfe

Sehen lassen kann sich, wie scharf und detailreich das Tamron 18-300mm F/3.5-6.3 Di III-A VC VXD abbildet (Klick ins Bild öffnet 100%-Ausschnitt).

Erfreulich auch, wie sehr sich das Tamron 18-300mm F/3.5-6.3 Di III-A VC VXD Abbildungsfehler verkneift. Chromatische Aberration und Vignettierung sind praktisch kein Thema – für ein Zoomobjektiv mit derart großem Brennweitenbereich durchaus keine Selbstverständlichkeit. Ebenfalls bemerkenswert: Das Universal-Zoom hat keine Probleme mit direktem Gegenlicht, Flares oder Ghosting hat Tamron gut unterdrückt.

Tamron_18-300_Gegenlicht-

Selbst mit der Sonne im direkten Gegenlicht, lässt sich das Tamron 18-300mm F/3.5-6.3 Di III-A VC VXD nicht beeindrucken und bildet praktisch fehlerfrei ab.

Also alles bestens also? Nicht ganz. In Sachen Verzeichnung hat das 18-300mm von Tamron noch Nachholbedarf, insbesondere am kurzen Zoom-Ende. Zwar sehen die JPEGs aus der Kamera recht ansehnlich aus, doch die unbehandelten Raw-Dateien decken auf, dass das All-in-one ordentlich tonnenförmig verzeichnet. Bei der Korrektur der Weitwinkelaufnahmen wird das Bild dann nicht unerheblich zugeschnitten, es geht letztendlich etwas Bildwinkel verloren.

Verzeichnung

Die tonnenförmige Verzeichnung bei 18 Millimeter Brennweite ist nicht zu übersehen. Sie lässt sich digital korrigieren (entweder direkt in der Kamera oder wie hier in Lightroom), dabei geht indes etwas Bildwinkel verloren.

Wenn es ums Bokeh geht, kann das Tamron 18-300mm F/3.5-6.3 Di III-A VC VXD seine geringe Lichtstärke nicht verhehlen. Spitzlichter im Unscharfen bildet es etwas hart und kringelig ab. Wer auf ein ruhiges Bokeh Wert legt, sucht sich idealerweise einen gleichmäßig ausgeleuchteten Hintergrund.

Tamron_18-300_Bokeh-

Ein Bokeh-Wunder ist das Tamron 18-300mm F/3.5-6.3 Di III-A VC VXD nicht, Spitzlichter im Unscharfen gibt es recht harsch wieder.

Trotz der kleineren Schwächen hat die Bildqualität des Tamron 18-300mm F/3.5-6.3 Di III-A VC VXD durchweg einen guten Eindruck bei mir hinterlassen. Vor allem, wenn es um Auflösung und Schärfe geht, lässt das Objektiv nichts anbrennen – bei einem derart großen Zoombereich absolut keine Selbstverständlichkeit.

Mein Fazit

Von wegen „Suppenzoom“! Das Tamron 18-300mm F/3.5-6.3 Di III-A VC VXD macht an der Alpha 6400 (und ihren Schwestern) eine erfreulich gute Figur. Die Abbildungsleistung ist tadellos, der Autofokus arbeitet schnell und leise, das Handling geht in Ordnung. Wer dieses „Immerdrauf“ an seiner Sony hat, braucht fast kein anderes Objektiv mehr. Bei mir sind jedenfalls das 12er von Voigtländer (als Ergänzung nach unten) sowie das Sony E 70-350 mm 4.5-6.3 G OSS (als Backup) während eines mehrtägigen Ausflugs ins Zillertal in der Fototasche geblieben. Zu bequem war es, mit der Alpha 6400 und dem Tamron 18-300mm F/3.5-6.3 Di III-A VC VXD unterwegs zu sein, ohne das Objektiv wechseln zu müssen.

Tamron_18-300_Panorama

Falls einmal mehr Weitwinkel benötigt wird, als das Tamron 18-300mm F/3.5-6.3 Di III-A VC VXD bereithält: Ein Panoramafoto, zusammengesetzt aus mehreren Einzelfotos, ist bisweilen eine Alternative.

PRO

  • leiser, schneller Autofokus
  • optischer Bildstabilisator
  • ordentliche Abbildungsqualität

CONTRA

  • keine Schalter für Bildstabi und AF/MF-Wahl
  • Verzeichnung am kurzen Zoom-Ende
  • harsches Bokeh

Technische Daten: Tamron 18-300mm F/3.5-6.3 Di III-A VC VXD

ModellB061
Brennweite18-300 mm (APS-C), entspricht 27-450 mm (KB)
LichtstärkeF/3.5-6.3
Bildwinkel (diagonal)77° 24' – 5° 30' (APS-C)
Optische Konstruktion19 Elemente in 15 Gruppen
Kürzeste Einstellentfernung0,15 m (Weitwinkel), 0,99 m (Tele)
Maximaler Abbildungsmaßstab1:2 (Weitwinkel), 1:4 (Tele)
Filtergröße⦰ 67 mm
Durchmesser⦰ 75,5 mm
Länge125,6 mm
Gewicht620 g
Blendenlamellen7 (kreisrunde Öffnung)
Kleinste BlendenöffnungF22–40
Zubehör im Lieferumfang:Streulichtblende, Objektivdeckel, Bajonettdeckel
AnschlussSony E-Mount