Sigma-Chef Kazuto Yamaki gewährt mit einem Gastbeitrag im polnischen Wirtschaftsmagazin ICAN Management Review tiefe Einblicke in die Strategie seines Unternehmens und dessen Zukunftspläne. Demnach hält Sigma weiter an der Entwicklung eigener Digitalkameras fest. Objektive auch für Nikon Z oder Canon EOS R könnten Sigma in einem rückläufigen Markt zusätzliche Absatzchancen eröffnen.
Sigma ist nach wie vor ein Familienbetrieb, Chef und Inhaber ist Kazuto Yamaki. Welche Strategien er verfolgt und welche Zukunftspläne für Sigma sich daraus ableiten, hat der Sigma CEO jetzt ausführlich in seinem Gastbeitrag für das polnischen Wirtschaftsmagazin ICAN Management Review dargelegt.
Als japanisches Familienunternehmen, so Kazuto Yamaki, fühle sich Sigma seinen rund 1725 Beschäftigten in besonderer Weise verpflichtet. Obwohl Japan längst kein Billiglohnland mehr ist, kommt eine Verlagerung der Produktion in ein Land mit deutlich geringeren Produktionskosten für Sigma aus Verantwortung für seine Belegschaft nicht infrage.
Kazuto Yamaki geht davon aus, dass der Markt für Objektive und Kameras in den kommenden zwei Jahren weiter schrumpfen wird. Nach 2022, so die Prognose des Sigma-Chefs, wird er sich dann stabilisieren und zukünftig in etwa das Niveau von Ende der 90er Jahre halten – also in etwa wie zu den Hochzeiten der analogen Ära.
Was Sigma für die Zukunft plant
Weniger Kameraverkäufe bedeutet für Sigma eine nachlassende Nachfrage nach Objektiven. Kurzfristig könnte Sigma dem mit Objektiven für weitere Systeme entgegentreten – etwa für Nikon Z oder Canon EOS R. Kazuto Yamaki verweist jedoch darauf, dass Produktion und Entwicklung derzeit komplett ausgelastet sind.
Da fällt Kazuto Yamakis Bekenntnis zu Kameras mit dem Sigma-Logo schon deutlicher aus. Aus zwei Gründen hält Sigma an Entwicklung und Produktion von Kameras fest: Zum einen im Gedenken an seinen Vater und Unternehmensgründer Michihiro Yamaki, der Sigma immer auch als Kamerahersteller gesehen hat. Zum anderen jedoch auch aus ganz pragmatischen Gründen – nur die Entwicklung und Produktion von Objektiven und Kamera aus einer Hand garantiert die bestmögliche Bildqualität. Ob die nächste Kamera-Generation Foveon-Sensoren haben werden, will Kazuto Yamaki nicht versprechen – obwohl Sigma die Technologie immer noch fortentwickelt.
Yamaki's Sigma ist wirklich eine Bereicherung für die Fotowelt. Gut, daß sich der Sohn ganz der Qualität verschrieben hat und inzwischen auch gemerkt hat, daß an Spiegellosen verlängerte alte DSLR Optiken kaum Käufer finden..
"Obwohl Japan längst kein Billiglohnland mehr ist, kommt eine Verlagerung der Produktion in ein Land mit deutlich geringeren Produktionskosten für Sigma aus Verantwortung für seine Belegschaft nicht infrage."
Finde ich lobenswert und auch hier möglich.
Das sehen aber die Bosse der Industrie hierzulande anders.
Wer den Hals nicht voll kriegen kann, erstick an Erbrochenen.
Die alte Leier von den angeblich zu hohen deutschen Lohnkosten wurde schon in den siebziger Jahren angestimmt, als es den hiesigen Kameraherstellern immer schlechter ging. Bei Asahi Pentax waren die Löhne auch nicht niedriger als bei Zeiss, allerdings zogen die Käufer die Spotmatic der Icarex vor, obwohl erstere nicht billiger war.
Heute ist der Lohnkostenanteil dank Hochintegration bei der Elektronik und sehr weitgehender Automatisierung bei der Fertigung vernachlässigbar. Allerdings führt die Verlagerung in ein sog. Niedriglohnland doch nicht zu den anvisierten Einsparungen, wie auch Rollei mit Singapur erleben musste.
…wohltuend eine Firma im Familienbesitz zu wissen, ohne die „externen Geldgeber und Profiteure“.
So kann man langfristig planen und wie man sieht, dabei kommen sehr gute Ergebnisse heraus.
Sigma hat sich in letzten Jahrzehnten zu einem Qualitätshersteller „gemausert“, der auch durchaus Tonangebend sein kann.
Ja, es wäre sehr Gut auch für das Z-Bajonett was anzubieten, ist aber angesichts der guten Z-Nikkore nicht so einfach. Trotzdem…
Gruß
PKD
In Wahrheit ist Sigma in einer rasch kleiner werdenden Ecke gefangen.
1. DSLR-Objektive verkaufen sich kaum mehr neu. Und der Gebrauchtmarkt an exzellenten Original Canon EF "L" und Nikon F Objektiven ist groß und wächst täglich (Danke an die Früh-Umsteiger auf RF/Z!) und die Preise werden laufend "realistischer bis wirklich günstig".
Nur das Sony E-Bajonett ist (halbwegs) "offen". Und Fujifilm lizensiert sein X-Bajonett. Canon und Nikon werden RF und Z-Bajonett aber wohl niemals an Dritthersteller lizensieren.
Das bedeutet, allfällige zukünftige Sigma Objektive für RF und Z werden mit großer Wahrscheinlichkeit nur das schon vor langer Zeit geknackte und nicht mehr patentgeschützte EF bzw. F-Protokoll nutzen können. RF und Z-Protokoll hingegen sind recht ordentlich verschlüsselt und damit erheblich härtere Nüsse zu knacken. Vom für viele kommende Jahre aufrechten Patentschutz noch gar nicht zu reden. Kurz und gut, Sigma/Tokina/Tamron etc. Objektive werden zwar physisch an RF und Z Kameras passen, aber nur die eingeschränkten Möglichkeiten der EF bzw. F-Bajonett-Kommunikation nutzen können. Die Schere zwischen Original RF und Z-Objektiven und Drittherstellern wird zunehmend weiter aufgehen. Spätestens wenn "computational photography"-Möglichkeiten auch bei Canon und Nikon stärker genutzt werden.
Wenn dann die Sigma-Nachbau-Linsen auch noch größer und schwerer als die Original-Objektive selbst sind und ca. 2/3 der absurd hohen Preise kosten, wird es in Zukunft extrem schwierig für Sigma werden.
Auch mit ihren eigenartigen Außenseiter-Kameras a la dp und fp wird Sigma am Markt ebenfalls nie reüssieren. Auch L-mount hat m.E. keine Zukunft, weil sie wegen Übergröße und zu hoher Preisgestaltung niemals kritische Masse erreichen werden, um eine Chance auf nachhaltigen Profit zu bieten – einziger Profiteur ist hier Leica.
Von daher finde ich den Herrn Yamaki zwar durchaus sympathisch, aber Sigma wird an seinem bisher eingeschlagener Kurs wohl scheitern.
Dass die Objektivprotokolle verschlüsselt seien, wird immer wieder mal gerne kolportiert, aber gibt es dafür einen realen Beleg?
Wie auch immer, Viltrox stellte heute sein 1,8 85mm für Nikon Z vor, mit allen AF-Funktionen inkl. Augen-Autofocus.
Das Problem scheint insofern lösbar zu sein.