Die Canon EOS R5 filmt als erste Kleinbildkamera überhaupt in 8K. Sonys jüngster Spross Alpha 7S III schafft 120 fps bei 4K Auflösung. Bei diesen Aufnahmemodi fallen Datenraten an, die Bildsensor und Prozessor alles abverlangen. Dennoch verzichten sowohl Sony wie auch Canon auf eine aktive Kühlung. Nun mehren sich die Berichte, wonach ein Überhitzungsschutz bei beiden Kameras die Aufnahmezeiten teils drastisch reduziert.
Mit einer Video-Auflösung von 8K (maximal 8192 x 4320 Pixel) bei 30 fps durchbricht die Canon EOS R5 eine Schallmauer, die bislang keine andere Fotokamera mit Kleinbildsensor überwinden kann. Dabei entstehen fast schon irrwitzig hohe Datenraten: bis zu 2,6 Gbit/s (nur bei Aufzeichnung auf einem externen Rekorder möglich). Dagegen muten die maximal 600 Mbit/s der Sony Alpha 7S III bei 4K-Video (3.840 x 2.160, 4:2:2, 10 Bit, NTSC) fast schon bescheiden an.
Wenn derart hohe Datenraten in Echtzeit verarbeitet werden, werden Bildsensoren und Prozessoren unweigerlich warm – um nicht zu sagen: heiß. PC-Prozessoren vertragen je nach Modell bis zu 100° C. Welches Temperaturlimit Canon und Sony ihren Kameras auferlegt haben, darüber schweigen die Hersteller. Dass es ein Limit gibt, ist klar: So sollen die Innereien der Kameras geschützt werden – und Fotografen davor bewahrt werden, sich an einer überhitzten Kamera die Finger zu verbrennen.
Wenn es der Kamera zu heiß wird, schaltet sie ab und ist erst wieder nach einer Abkühlphase aufnahmebereit. Canon USA hat zur EOS R5 und EOS R6 inzwischen detailliert veröffentlicht, wie lange in den verschiedenen Video-Modi gefilmt werden kann:
Canon EOS R5 und EOS R6: maximale Dauer der Videoaufzeichnung
Model | Resolution and frame rate | Mode | Approx. shooting time (23°C / 73°F)*1 | Recommended scene |
EOS R5 | 8K 30p | Full Sensor Width | 20min | 8K productions where a full frame mirrorless can be utilized to get unique angles alongside a main camera or additional cropping for 4K productions |
Full Sensor Width RAW | 20min | As above but with the additional workflow flexibility of RAW | ||
4K 120p | Full Sensor Width | 15min*2 | Shorter bursts of slow motion | |
4K 60p | Full Sensor Width | 35min*3 | High frame rate high resolution productions and independent films | |
APS-C Crop (5.1K Oversampled) | 25min | When additional reach is required with higher frame rates – e.g. wildlife and sports and news gathering within a 4K production or even for tighter Full HD crops in post | ||
4K 30p | Full Sensor Width | Not limited by heat | Interviews, longer duration capture such as weddings | |
Full Sensor Width High Quality (8.2K oversampling) | 30min | When additional resolution is required with a 4K30p production or for a Full HD workflow where cropping can be desirable with high resolution | ||
APS-C Crop (5.1K oversampled) | Not limited by heat | When additional reach is required – e.g. wildlife and sports and news gathering within a 4K production or even for tighter Full HD crops in post | ||
EOS R6 | 4K 60p | 94% sensor width (5.1K oversampling) | 30min | Independent films shooting action or with the option of slow motion at high resolution |
APS-C Crop | 35min*3 | Independent films shooting action at high resolution with the need for additional reach for sports or wildlife or tighter crops | ||
4K 30p | 94% sensor width (5.1K oversampling) | 40min*3 | General purpose | |
1Time available for continuous shooting in 23°C / 73°F environment, from a cold start. If the camera is in LV mode standby before shooting or the ambient temperature is high, the shooting time may be shorter. 2Recording stops at 7 minutes and 30 seconds for high frame rate video. Indicates the time when recording can be resumed immediately. 3Recording is limited to 29 minutes 59 seconds. Indicates the time when recording can be resumed immediately. |
20 Minuten ununterbrochene Aufzeichnungsdauer bei 8K 30p verspricht Canon mit der EOS R5 – das hört sich zunächst nicht schlecht an. Doch der Teufel steckt im Detail: Die Außentemperatur beträgt moderate 23° C, der Wert gilt nur bei kalter Kamera.
Insbesondere der letzte Punkt bringt in der Praxis eine entscheidende Einschränkung, wie dpreview jetzt in einem ausführlichen Überhitzungstest ermittelt hat: Haben EOS R5 und EOS R6 die zulässige Höchsttemperatur erreicht, verlangen sie nach einer ausgedehnten Abkühlpause. Mehr als eine Stunde (bei Raumtemperatur) kann es dauern, bis die Kamera wieder ihre maximale Aufnahmedauer schafft. Die lag allerdings beim Test von dpreview mit mehr als 27 Minuten bei 8K Video mit der EOS R5 deutlich höher als von Canon angegeben.
Wenn Canon in seinen Spezifikationen als Startbedingung eine „kalte Kamera“ nennt, dann ist das wörtlich zu verstehen: Eine lediglich eingeschaltet EOS R5 oder EOS R6 hat im Test von dpreview die Aufnahmezeit bereits merklich verkürzt. Für die Tester ein klares Manko, denn zum Einrichten muss die Kamera ja ebenfalls eingeschaltet werden.
Auch der Sony Alpha 7S III kann es zu heiß werden
Sony verzichtet bei der kürzlich vorgestellten Alpha 7S III gezielt auf 8K-Video und geht so möglichen Überhitzungsproblemen von vorneherein aus dem Weg. Mehr als eine Stunde ununterbrochene Aufnahmedauer verspricht Sony. Ein Versprechen, das die Alpha 7S III bei Raumtemperatur auch hält, wie Digital Camera World berichtet. Im sommerlichen Florida mit rund 30° C. Außentemperatur schaltete die Alpha 7S III dagegen 4K-Aufnahmen nach 24 Minuten ab, während die EOS R5 unter identischen Bedingungen gut zehn Minuten länger durchhielt.
Bitte beachten, es sind im Kern Fotokameras, keine Video- oder Cinekameras. Wer wirklich auf Video den Schwerpunkt legt, kann besser gleich eine Videokamera verwenden.
Punktlandung. Ausserdem kenne ich niemanden, der Sequenzen mit mehr als 30 Sekunden Länge am Stück aufnimmt, wenn er wirklich professionell und mit einem Konzept arbeitet.
Das sie keinen kennen bedeudet ja nicht, dass es nicht Sinn macht.
Lange, durchchoreografierte Filmsequenzen haben nun wirklich ihren eigenen Reiz.
Da würde ich es eher andersrum aufziehen, echte Profis filmen sowas nicht mit aufgebohrten Fotokameras.
Genau, die Argumentation wird immer gern verwendet, um den Markenstreit aufrechtzuerhalten. Es gibt richtig Flamewars in sozialen Medien um völlig belanglose technishe Details. Schon komisch an was sich untalentierten Möchtegerns an technischen Features aufzieht. Da machen wohl alle aktuellen Kameras eine gute Figur in Bezug auf Bilder. Leider werden die Videofeatures auch noch beworben….das macht es noch schlimmer……
ich kenne auch niemanden, der wirklich 8k benötigt
Derartige Temperaturerhöhungen haben auch Auswirkungen auf die Lebensdauer der Elektronik und den Akku.
10 K mehr bedeuten jeweils eine Halbierung der Lebensauer von Elektronikkomponenten. Temperaturen ab 150°C können zu einem Brand bei Lithium-Ionen-Akkus führen.
Sich allein auf Schutzschaltungen zu verlassen dürfte etwas riskant sein.
In meiner beruflichen Tätigkeit habe ich elektronische Steuerungen von Maschinen und Anlagen repariert. Diese Elektroniken halten mehr aus als man meint und laufen manchmal zig Jahre unter schwierigen Bedingungen durch. Jeder denkt, dass die Elektronik superhochempfindlich ist. Ist sie nicht, darf sie nicht sein, Maschinenausfälle sind teuer. Die Lebensdauer hängt natürlich auch von der Auslegung ab. Beispiel: Ein Kondensator, der auf 100 V spannungsfest sein soll, wird auf 150 V ausgelegt, ein Thyristor, der 20 A schalten muss, wird auf 30 A ausgelegt. So arbeitet die Elektronik zuverlässig Jahrzehnte, und das im 3-Schicht. Die Innereien der Fotokameras sind vielleicht enger ausgelegt, darf auch nicht ewig halten. Kameras stehen zumindest bei Amateuren auch nicht im Dauerstress