Zum 30. September endete bei den meisten Kameraherstellern das erste Geschäftshalbjahr. Die entsprechenden Zwischenberichte liegen jetzt vor. So richtig freuen kann sich kein Hersteller über seine Zahlen. Während Fujifilm und Sony noch mit einem blauen Auge davonkommen, nähert sich das Imaging-Geschäft bei Nikon dem Minus. Canon muss seine Prognosen nach unten korrigieren, Olympus wird das Geschäftsjahr gar erneut mit Verlust beenden.

Dass das Kamerageschäft derzeit keine große Freude bereitet, lässt sich schon an den jüngsten CIPA-Zahlenablesen: Von Januar bis September ging die Anzahl der in Japan ausgelieferten Kameras um 23 Prozentpunkte zurück, der Wert büßte rund 20 Prozentpunkte ein.

Doch der Abschwung trifft die einzelnen Hersteller unterschiedlich hart. Das zeigen die aktuellen Quartalszahlen, die jetzt vorliegen. Grob gesagt lässt sich daraus ableiten: Kleinbildspiegellose laufen gut, Kameras mit MFT-Sensor und günstige DSLR dagegen nicht.

Canon kämpft mit Umsatz- und Ergebniseinbußen

Bei Canon hat das laufende Geschäftsjahr bereits am 1. Januar begonnen, die aktuellen Zahlen beziehen sich aufs dritte Quartal. Beim Kamerageschäft muss Canon einen Umsatzrückgang von gut 16 Prozent verbuchen, fürs laufende Jahr wird gar ein Minus von fast 23 Prozent prognostiziert. Immerhin: Canon verdient weiterhin Geld mit dem Imaging-Business. Vorbei ist’s allerdings mit den schönen Renditen, für das aktuelle Geschäftsjahr wird eine Umsatzrendite von nur noch 7,3 Prozent prognostiziert.

Canon rechnet für das laufende Geschäftsjahr mit einem Umsatzrückgang von 20 Prozent.

Als Gründe für Umsatz- und Gewinnrückgang macht Canon die stark fallende Nachfrage nach Einsteiger-DSLRs aus. Sie konnte bislang nicht durch die neuen anspruchsvollen Kleinbild-Spiegellosen der EOS-R-Familie kompensiert werden – auch weil hier ein für Canon unerwartet starker Presikampf ausgebrochen ist.

Auch Fujifilm schwächelt

Bei Fujifilm beginnt ein neues Geschäftsjahr wie bei den anderen Kameraherstellern zum 1. April, jetzt liegt also die Halbjahresbilanz vor. Vor allem das Geschäft mit Digitalkameras schwächelt (-16 % Umsatz). Aber auch der umsatzstarke Geschäftsbereich „Photo Imaging“ mit seinen Instax-Produkten musste Federn lassen (-11 %).

Für das laufende Geschäftsjahr rechnet Fujifilm Imaging Solutions mit Umsatzeinbußen von rund zwölf Prozent. Dabei wird sich der operative Gewinn im Vergleich zum Vorjahr halbieren, erwartet wird eine Umsatzrendite von knapp sieben Prozent.

Auch Fujifilm muss Umsatzeinbußen verkraften, kommt aber im Vergleich zu so manch anderem Hersteller noch gut davon.

Nikon wird ins Minus rutschen

Bei Nikon bricht der Umsatz ebenfalls ein. Noch erwirtschaftet der Bereich „Imaging Products Business“ einen mageren Gewinn, die Umsatzrendite liegt bei nicht einmal zwei Prozent. „Noch“: Nikon geht davon aus, das aktuelle Geschäftsjahr im Imaging-Bereich mit einem (kleinen) Verlust abzuschließen. Besonders bitter für Nikon: Der Imaging-Bereich macht immer noch fast die Hälfte des Gesamtumsatzes aus. Was hier fehlt, können andere Geschäftsbereiche nicht so einfach kompensieren.

Nikon bekennt recht freimütig, den Markt größer eingeschätzt zu haben. Deshalb müssen die Prognosen nun nach unten korrigiert werden. Zudem habe die Einführung von Spiegellosen nicht zu der erwarteten Umsatz- und Ergebnis-Verbesserung geführt.

Olympus Imaging kommt nicht aus der Talsohle

Olympus Imaging büßt im ersten Halbjahr 17 Prozent Umsatz ein und weist abermals einen Verlust aus. Kleiner Lichtblick: Der Fehlbetrag konnte gegenüber dem Vorjahreszeitraum fast halbiert werden. Allerdings weist Olympus daraufhin, dass der hohe Verlust im Vorjahr vor allem durch die Restrukturierung der Produktion zustande kam – also der Produktionsverlagerung von China nach Vietnam.

Olympus Imaging kann den Fehlbetrag zwar verringern, kämpft gleichzeitig aber auch mit rückläufigem Umsatz.

Für die schwachen Umsätze im aktuellen Geschäftshalbjahr macht Olympus ein schwieriges Marktumfeld verantwortlich. Zudem konnten bedingt durch die Produktionsverlagerung bislang kaum neue Produkte eingeführt werden. Für das laufende Geschäftsjahr bleiben die Prognosen düster, Olympus rechnet erneut mit einem negativen Ergebnis.

Das Gesamtunternehmen wird das schwache Kamerageschäft von Olympus aber gut verkraften. Es macht inzwischen keine zehn Prozent des Gesamt-Umsatzes mehr aus, alleine die Endoskop-Sparte schreibt einen doppelten so hohen Gewinn, wie die Kamerasparte umsetzt.

Ricoh verbessert sich leicht

Bei Ricoh bleiben die Umsätze im Imgaging-Business nahezu stabil. Allerdings dürften die Consumer-Produkte dazu wenig beigetragen haben. Die zuletzt leicht positive Entwicklung ist wohl eher das Ergebnis neuer „Smart Vision“-Produkte, also Kameras und Optiken für industrielle Anwender. Kein Wort findet sich im Halbjahresbericht von Ricoh zu Pentax.

Sony bleibt stabil

Sony weist seit Beginn dieses Geschäftsjahres seine Kamerasparte nicht mehr gesondert aus. Einzig Umsatz- und Stückzahlen finden sich noch im aktuellen Bericht. Demnach hat Sony im ersten Halbjahr rund 20 Prozent weniger Kameras verkauft als ein Jahr zuvor. Der Umsatz ist dagegen nur um ca. fünf Prozent zurückgegangen.

Sony veröffentlicht für seine vormalige Imaging-Sparte nur noch Umsatzzahlen. Und die sehen im Vergleich zu anderen Herstellern gar nicht so schlecht aus.

Wie Sony die Zukunft des Kamerageschäfts sieht, bleibt unklar. Überraschend dürfte sein, dass Sony die geringsten Umsatzeinbußen zu verzeichnen hat, obwohl Canon und Nikon mittlerweile mit in den Wettbewerb bei spiegellosen Kleinbildsystem eingetreten sind.

Was fehlt …

… sind unter anderem Zahlen zu Panasonic und Leica. Panasonic weist sein Geschäft mit Digitalkameras traditionell nicht einzeln aus. Und Leica veröffentlicht überhaupt keine detaillierte (Zwischen-) Bilanzen. Wie sich die L-Mount-Allianz am Markt behauptet, muss daher unklar bleiben.