Im Herbst soll Luminar 4 erscheinen. Hersteller Skylum gibt seit einiger Zeit scheibchenweise preis, welche neuen Funktionen die Bildbearbeitung erhalten wird. Mit dabei: Ein Tool, das automatisch den Himmel im Landschaftsfotos ersetzt. Ebenfalls neu: der AI Skin Enhancer sowie der Portrait Enhancer. Beide wollen sie die Portrait- und Beauty-Retusche so einfach wie noch nie machen. Ob das gelingt? Ich hab’s bereits ausprobiert.

Hinter gut gelungenen Portrait- und Beauty-Aufnahmen steht oft ein ungeahnter Aufwand: Mehrere Studioblitze sorgen fürs optimale Licht. Visagist und Hairstylist kümmern sich ums makellose Aussehen der Models. Nicht zu vergessen der Fotograf, der seine Kunst beherrschen muss. Und dennoch verlässt bei professionellen Produktionen wohl kein Foto das Studio, das nicht zuvor in der Postproduktion mit Photoshop & Co. dem Wunsch des Kunden entsprechend veredelt worden ist.

Alleine dieser letzte Schritt „in der Post“, die Portrait- und Beauty-Retusche, ist zeitaufwändig und erfordert einiges Können. Wer schon einmal per Frequenztrennung die Haut geglättet hat oder mit dem Verflüssigen-Filter in Photoshop die Augen seiner Models geweitet hat, kann ein Lied davon singen.

Portrait Enhancer: Original

01 Portrait Enhancer

Das Original-Porträt vor der Bearbeitung in Luminar 4

Portrait Enhancer: Ergebnis

02 Portrait Enhancer

Dieses Ergebnis liefert Luminar 4 mit nur wenigen Klicks. 

Zähne bleachen, Augenpartien aufhellen, Lippenstift nachziehen und einen makellosen Teint – das alles verspricht Luminar 4 jetzt quasi auf Knopfdruck. Möglich machen sollen es die neuen Funktionen „AI Skin Enhancer“ und „Portrait Enhancer“, die Hersteller Skylum letzte Woche angekündigt hat. Luminar 4 wird voraussichtlich im Herbst erscheinen und wohl mindestens 89 Euro kosten. Derzeit bietet Hersteller Skylum ein „Early Birds“-Angebot: Vorbesteller erhalten Luminar 4 für 69 Euro inklusive einer Sammlung Looks im Wert von 49 Euro.

Beta-Version von Luminar 4 bereits ausprobiert

Die neuen Funktionen basieren weitgehend auf künstlicher Intelligenz. Sie soll dem Bildbearbeiter so viel Arbeit wie möglich abnehmen. Skylum ist sich seiner Sache da sicher – so sicher, dass photoscala eine Betaversion von Luminar 4 erhalten hat und ich die Porträt-Funktionen bereits intensiv ausprobieren konnte. Und weil auch das neue AI Sky Replacement-Tool bereits in die Beta-Version von Luminar 4 integriert war, habe ich auf sie gleich auch noch einen Blick geworfen.

Die Beta-Version von Luminar 4 läuft auf unseren Redaktions-Macs bereits fehlerfrei – sowohl Standalone wie auch als Lightroom-Plug-In. Fertig ist Luminar 4 allerdings noch nicht, derzeit werkelt Skylum kräftig an der Oberfläche der Software. Dass das Programm bei Erscheinen im Herbst so aussehen wird, wie auf meinen Screenshots hier, ist also nicht sicher.

AI Skin Enhancer: Per Mausklick zum perfekten Teint?

Einen schönen Teint in der Postproduktion zu zaubern, gehört zu den anspruchsvolleren Aufgaben eines Bildbearbeiters. Denn es sollen ja möglichst nur Pickelchen und Hautunreinheiten verschwinden, nicht aber die Struktur der Haut verloren gehen. Mit einem einfachen Weichzeichner ist es da nicht getan, die Verfahren in Photoshop & Co. sind aufwändig, erfordern einiges Know-How.

Luminar 4 erledigt das alles mit nur einem Regler des „AI Skin Enhancer“. Und zwar mit Ergebnissen, die sich wirklich sehen lassen können! Der AI Skin Enhancer erkennt den Teint zuverlässig, selbst wenn das Gesicht einmal nicht direkt der Kamera zugewandt ist. Wie stark die Funktion feine Hautunebenheiten glätten soll, lässt sich regeln.

Sollten eine unreine Haut oder Sommersprossen einmal zu sehr ausgeprägt sein …

… bügelt der AI Skin Enhancer das sauber aus.

Solitäre Störungen verschwinden optional auf Knopfdruck.

Ganz gleich, wie weit man den Regler aufzieht: Die Grundstruktur der Haut bleibt stets gewahrt, auch starke Eingriffe sorgen keineswegs für einen Plastik-Teint. Solitäre Störungen, wie einen einzelnen Pickel, findet und retuschiert eine zusätzliche Funktion auf Knopfdruck. Dabei verschwinden in der Tat nur Störungen, ein Schönheitsfleck bleibt ebenso erhalten wie ein Drei-Tage-Bart.

Männer-Portrait

Barthaare stellen den AI Skin Enhancer vor kein Problem, sie bleiben zuverlässig erhalten.

Portrait Enhancer: Beauty Retusche leicht gemacht

Event- und Reportage-Fotografen kennen das: Nicht immer ist ausreichend Zeit für den perfekten Schuss. Da liegt dann schon einmal das Porträt etwas im Dunkeln oder eine kurze Brennweite bläst das Gesicht unnatürlich auf. Diese Probleme geht Luminar 4 mit dem neuen Filter „Portrait“ an.

Zwar fehlt dem Filter „Portrait Enhancer“ der Zusatz AI für Artificial Intelligence, dennoch muss man auch hier keine Bildpartien vorab auswählen. So hellt etwa die Funktion „Face Light“ (noch sind die neuen Funktionen nicht übersetzt) das Antlitz auf, nicht aber den Haaransatz oder nackte Schultern. Und „Eye Whitening“ betont das Weiße im Auge, jedoch nicht die Zähne – zu deren Aufhellung es mit „Theeth Whitening“ übrigens eine eigene Funktion gibt.

Im umfangreichen Portrait-Filter wirken sich ebenfalls alle Funktionen automatisch nur auf die gewünschten Bildpartien aus. Und sie funktionieren, wie hier, auch im Halbporträt.

Ob es darum geht, rotgeblitzte Augen zu korrigieren, Lippen nachzuziehen oder dunkle Augenringe gnädig wegzuretuschieren – der Portrait-Filter von Luminar hält für alle diese Aufgaben eine passende Funktion bereit. Einfach am entsprechenden Regler ziehen, komplizierte Auswahlen zuvor sind nicht mehr nötig.

Und dann gibt es noch zwei Funktionen, die mit üblichen Bildbearbeitungsprogrammen kompliziert sind, in Luminar 4 dagegen äußerst komfortabel: Enlarge Eyes vergrößert die Augen, sollten sie einmal bei der Aufnahme nicht ganz geöffnet gewesen sein. Und Slim Face verschlankt das Porträt, wovon vor allem Aufnahmen mit dem Handy und dessen typischen kurzen Brennweiten profitieren.  

Der Portrait Enhancer erkennt auch ein Doppelporträt mühelos und hellt dann eben vier statt zwei Augen auf.

Ein neuer Himmel auf Knopfdruck – auch für Porträts

Die erste Neuigkeit, die Skylum vor einiger Zeit für Luminar 4 angekündigt hat, ist AI Sky Replacement – eine Funktion, die den Himmel im Bild ersetzt. Gedacht ist sie natürlich in erster Linie für Landschafts- und Architekturaufnahmen. Doch wenn’s funktioniert, dann doch sicher auch mit Porträtfotos.

Wertet auch Porträtfotos auf: der neue Filter AI Sky Replacement. Links das Ergebnis, rechts das Originalfoto.

Ich habe es kurz ausprobiert, und es klappt überraschend gut – zumindest auf den ersten Blick. Selbst feinste Härchen, die im Wind wehen, trennt AI Sky Replacement noch sauber vom Hintergrund. Und wieder erkennt die AI perfekt ihr Motiv (den ursprünglichen Himmel) und tauscht nur ihn aus. Zudem gibt’s eine Reihe von Eingriffsmöglichkeiten. So lässt sich etwa die Horizontlinie festlegen. Ebenfalls bereits in die Beta von Luminar 4 implementiert: Die Möglichkeit, eigene Himmelsfotos zur Montage auszuwählen. Dabei ist die Liste der mitgelieferten Himmel schon jetzt eindrucksvoll lang.

AI Sky Replacement in der 100%-Ansicht: Das Model Esmay wird perfekt vom ursprünglichen Hintergrund losgelöst, selbst einzelne Haare bleiben nach der Montage erhalten.

Mein erstes Fazit

Wow! Was Luminar 4 mit seinen neuen Funktionen bei der Porträt- und Beauty-Retusche abliefert, kann sich wirklich sehen lassen! Die Ergebnisse wirken stets natürlich, niemals artifiziell. Und das Beste dabei ist: AI Skin Enhancers und Portrait Enhancer sind kinderleicht zu bedienen. Das gilt ebenso für die neue Funktion AI Sky Replacement, die nicht nur Landschafts- und Architekturfotos aufwerten kann.

Gestört hat mich nur eine Kleinigkeit: Luminar 4 markiert die Bildpartien nicht, die von den jeweiligen Funktionen erfasst werden. Eingriffe in die von der künstlichen Intelligenz getroffenen Bereichsauswahl sind nicht möglich. Wünschen würde ich mir zudem, dass der eine oder andere Regler auch in die Gegenrichtung funktioniert – zum Beispiel „Augen verkleinern“.  

Noch ist Luminar 4 nicht ganz fertig, die Beta hat mich dennoch schon voll überzeugt. Spannend bleibt die Frage, was noch alles kommen wird, im Herbst, wenn Luminar 4 herauskommt.