Am Freitagabend dieser Woche verdunkelt die Erde den Mond komplett, es kommt zu einer totalen Mondfinsternis. Und Hoch Helmut wird nicht nur für die bislang wärmsten Tage des Jahres sorgen, sondern Mitteleuropa voraussichtlich auch einen weitgehend klaren Himmel bescheren. Ideale Voraussetzungen also, um Kamera, Teleobjektiv und Stativ zu packen und den Mond einzufangen, wie er langsam vom Kernschatten der Erde abgedunkelt wird.

Am Freitag kurz nach der Tagesschau ist es wieder einmal soweit: Der Mond wird in den Kernschatten der Erde eintreten und für mehr als eineinhalb Stunden nur noch als rötlich glimmende Kugel am Firmament zu sehen sein. Eine totale Mondfinsternis.

Die Mondfinsternis am 27. Juli ist die längste in diesem Jahrhundert. Rund 103 Minuten dauert die Totalität, in der der Mond komplett vom Kernschatten der Erde verdunkelt wird. Viele Medien sprechen deshalb von einem Jahrhundertereignis. Dabei ist eine totale Mondfinsternis gar nicht so selten: Für das 21. Jahrhundert haben Astronomen 85 Kernschattenfinsternisse errechnet. In Mitteleuropa kann die nächste totale Mondfinsternis bereits am 21. Januar 2019 beobachtet werden.

Mondfinsternis Juli 2018: Wichtige Daten

Die eigentliche Mondfinsternis beginnt am kommenden Freitag, wenn der Mond um 20:24 Uhr (MESZ) in den Kernschatten der Erde tritt. In Mitteleuropa ist dieser Augenblick nicht zu beobachten, da der Mond dann noch nicht aufgegangen ist. Wann der Mond über dem Horizont erscheint, häng vom Ort ab. Gut dran sind Sie, falls Sie sich möglichst weit im Süden und im Osten aufhalten. So geht der Mond in Wien um 20:29 Uhr auf, in München um 20:48 Uhr, in Hamburg aber erst um 21:16 Uhr. Wie die Mondfinsternis an Ihrem Ort verläuft, können Sie zum Beispiel hier nachschlagen.

MoFi 2018 Verlauf

Die Grafik zeigt den zeitlichen Verlauf der Mondfinsternis am 27. Juli. Die Richtungsangaben stimmen für jeden Ort, die Angaben der Höhe über dem Horizont sind dagegen ortsabhängig.

Wenn der Mond um 21:30 Uhr in den Kernschatten der Erde tritt und zunehmend abgedunkelt wird, sind aber auch die Nordlichter dabei. Um 22:22 Uhr ist der Mond dann komplett in den Kernschatten der Erde gewandert und steht bis 23:13 Uhr als sogenannter Blutmond rot glimmend über dem Horizont und zwar recht tief (zwischen 10° und 15°). Spätestens um 20 Minuten nach Mitternacht können Sie Ihre Fotoausrüstung wieder einpacken. Dann hat der Mond auch den Halbschatten der Erde verlassen.

Wichtige Uhrzeiten zur Mondfinsternis auf einen Blick

UhrzeitEreignis
20:24Partielle Finsternis beginnt
20:29Mondaufgang in Wien
20:48Mondaufgang in München
21:16Mondaufgang in Hamburg
21:30Totalität ("Blutmond") beginnt
22:22maximal Verdunkelung
23:13Totalität endet
00:19 (28.7.)Partielle Finsternis endet

Der Blick nach Südosten sollte frei sein

Der Mond steht in Richtung Ost-Süd-Ost (ca. 117°), wenn er um 20:24 Uhr vom Rand des Kernschattens der Erde erfasst wird. Er wandert dann in Richtung Süden über den Horizont. Zur Halbzeit, wenn die Mitte der Finsternis erreicht ist, ist der Mond im Südosten zu finden. Da der Mond dann recht tief über dem Horizont steht, sollten keine Häuser oder nahe Hügel den Blick auf ihn versperren.

Ansonsten brauchen Sie sich nicht viel Gedanken über Ihren Standort machen. Lichtverschmutzung spielt zum Beispiel kaum eine Rolle, der Mond glimmt auch noch in der Phase der Totalität deutlich sichtbar am Nachthimmel. Starke Lichtquellen in der Stadt überstrahlen ihn allerdings – die sollten Sie meiden. Und im hohen Norden könnte anfangs noch die spät einsetzende und lang andauernde Abenddämmerung den Blick auf den Mond erschweren.

Ganz penible Fotografen prüfen jetzt schon einmal im Vorfeld mit einem Kompass (der im Smartphone reicht völlig) die ins Auge gefasste Location. Ist der Blick nach Südosten frei? Gibt es vielleicht etwas Markantes, was sich mit in die Bildkomposition aufnehmen lässt? Einen Baum zum Beispiel oder einen Baukran oder einen See.

Diese Foto-Ausrüstung brauchen Sie

Um die Mondfinsternis zu fotografieren, ist nicht viel nötig. Klar, ein Stativ ist ein Muss! Denn während der Totalität sind Belichtungszeiten von einer halben Sekunde und länger nötig. Aber bei der Brennweite geht’s relativ bescheiden zu. Zwar würden Sie etwa 2300 Millimeter Brennweite benötigen, um den Mond formatfüllend abzulichten – aber das wäre bei einer Mondfinsternis langweilig. Bringen Sie ruhig ein paar Wolken mit ins Bild, stellen Sie einen Kirchturm vor den Mond oder lassen Sie ihn sich in einer Wasserfläche spiegeln.

Dafür reicht bereits ein Tele mit 300 Millimeter Brennweite, so um die 400 Millimeter sind ideal. Und falls Sie die Phasen der Mondfinsternis in ein Bild zusammenmontieren möchten (wie in unserem Titelbild), reicht ein 50er völlig. Damit erfassen Sie einen Bildwinkel von rund 40 Grad, der Mond wandert vom Mittelpunkt der Totalität bis zum Ende der Finsternis etwas über 30 Gradüber den Horizont.

Beispiel: Phasenfotos

Es muss übrigens keine Vollformatkamera sein. Im Gegenteil, mit einem kleineren Sensor erhalten Sie automatisch eine größere kleinbildäquivalente Brennweite. Sogar eine Kompaktkamera mit entsprechend Zoom leistet gute Dienste – falls sie ISO 800 noch einigermaßen rauschfrei aufzeichnen kann.

Mit diesen Kameraeinstellungen kommt die Mondfinsternis perfekt aufs Foto

Die Mondfinsternis technisch perfekt aufs Bild zu bekommen, ist kein Hexenwerk. Die Automatiken Ihrer Kamera sind jedoch tabu. Belichtung und Fokus stellen Sie besser von Hand ein.

Der Autofokus wird beim dunklen Blutmond kaum ausreichend starke Kontraste finden und gar nicht oder falsch scharf stellen. Stellen Sie die Entfernung daher besser von Hand ein. Falls Ihr Objektiv mit einer Entfernungsskala versehen ist, drehen Sie diese auf das ∞-Zeichen. Oder kontrollieren Sie die Schärfe mit einem Blick in den Sucher. Bei einer Systemkamera mit elektronischem Sucher helfen Ihnen die Sucherbildvergrößerung und das Fokus Peaking, die Schärfe exakt einzustellen.

Auch die Belichtung sollten Sie manuell steuern. An einer Kleinbildkamera geben Sie Blende F/8 vor. Bei einer APS-C-Kamera reichen F/5.6, bei Micro Four Thirds F/4. Im Laufe der Finsternis wird der Mond immer dunkler werden. Beginnen Sie beim Vollmond mit ISO 100 und einer Belichtungszeit zwischen 1/100 s und 1/500 s. Die Werte gelten für eine Kleinbildkamera, bei kleinerem Sensor verkürzen Sie sich entsprechend. Im Laufe der partiellen Phase, in der der Mond immer weiter in den Erdschatten tritt, verlängert sich die Belichtungszeit schrittweise auf bis auf 1/10s. Während der Totalität ist der Mond dann sehr dunkel. Erhöhen Sie die Belichtung aber keineswegs auf einen Wert über 1 s (bei 200 Millimeter). Andernfalls laufen Sie Gefahr, dass der Mond unscharf und nicht mehr kreisrund abgebildet wird. Falls nötig, gehen Sie mit der ISO-Zahl rauf – ISO 1600 sind bei einer Kleinbildkamera kein Problem.

Beachten Sie, dass diese Belichtungswerte nur einen groben Anhaltspunkt liefern. Dunst, Dämmerung und andere Faktoren können deutlich andere Werte erfordern. Probieren Sie die richtigen Einstellungen mit ein, zwei Probeschüssen aus – Zeit genug haben Sie ja. Als Faustregel gilt: lieber etwas knapp belichten als zu reichlich. Und zeichnen Sie im RAW-Format auf, dann haben Sie nachträglich einen größeren zur Belichtungskorrektur.

Weiterführende Informationen zur Mondfinsternis diese Woche

Mitarbeit: Dr. Anton Bergauer
Titelbild: aidualk/SUF