Schon im August hatte sich die Jury entschieden: 187 Arbeiten aus 2377 Einreichungen schafften es auf die Shortlist des Felix-Schoeller-Photo-Award 2017 – dem höchstdotierten Fotowettbewerb im deutschsprachigen Raum. Eine Ausstellung im Kulturgeschichtlichen Museum Osnabrück stellt nun Arbeiten von 30 nominierten Fotografen und Fotografinnen in den fünf Kategorien des Wettbewerbs vor – und natürlich auch die Gewinner des Wettbewerbs. 

In den Kategorien siegten der Argentinier Rodrigo Illescas (Porträt), die Niederländerin Saskia Boelsums (Landschaft/Natur), der Bielefelder Mario Brand (Architektur/Industrie), der Belgier Alain Schroeder (Fotojournalismus/Editorial) sowie der Brite Matt Hulse (Freie/Konzeptionelle Fotografie). Sie dürfen sich über ein Preisgeld von je 2.000 Euro freuen. Den mit 5.000 Euro dotierten Nachwuchsförderpreis, gesponsert von Olympus, verlieh die Jury dem syrischen Fotografen Hosam Katan. Der neu geschaffene Publikumspreis, unterstützt und als Online-Voting durchgeführt von dem internationalen Medienpartner „British Journal of Photography“, ging an den brasilianischen Fotografen Guilherme Bergamini für seine Arbeit „Education for all“. Zum Höhepunkt der Verleihung wurde Matt Hulse ein zweites Mal geehrt. Er erhält für seine außergewöhnliche Arbeit „Sniper“ den Felix Schoeller Photo Award in Gold und damit 10.000 Euro zusätzliches Preisgeld.

„In vielen Fällen waren es kleinste Nuancen, die am Ende über die Nominierung entschieden haben“, so der Fotograf Michael Dannenmann, der Vorsitzende der fünfköpfigen Jury. In diesem Jahr wird es erstmals auch einen Publikumspreis geben, der vom „British Journal of Photography“ ausgerichtet wird. Der Nachwuchsförderpreis wird durch den Kamerahersteller Olympus unterstützt. Die Ausstellung „Winners  &  Nominees  –  Felix Schoeller Photo Award 2017“ zeigt bis zum 25. Februar alle Arbeiten der Sieger und Nominierten im großen Format – gedruckt auf Papier des traditionsreichen Osnabrücker Fotopapierherstellers Schoeller.

Nominierte Fotografinnen und Fotografen wie George Selley, Julien Chatelin, Frank Kunert oder Rodrigo Illescas vertreten ganz unterschiedliche Positionen der Fotokunst. Frank Kunerts Werk etwa ist in den vergangenen Jahren immer bekannter geworden. In der Tradition von Modellfotografen wie Thomas Demand, Thomas Wrede oder Oliver Boberg kreiert er kleinbürgerliche fotografische Idyllen, denen man erst auf den zweiten oder dritten Blick ansieht, dass sie nicht echt sind – sondern Fake. Bei Kunerts Arbeiten wendet sich die Kühle und Strenge der Vorbilder aber ins Detailverliebte, Idyllische: „Fotografien kleiner Welten“ nennt er seine Serie, die in Filigranarbeit aus Leichtschaumplatten, Knetmasse und Farbe entsteht.

Alles, was wir hier sehen, sind dreidimensionale Kulissen, die im Studio mit der Großformatkamera fotografiert werden. Doch warum greift der in Frankfurt geborene Fotokünstler nicht zu Photoshop und täuscht digital? Es geht dem Fotografen nicht um Perfektion – alles soll ein wenig analog und retro glänzen. Humorvoll sind diese Bilder, skurril und manchmal auch grotesk. Die Idyllen von Kunert blicken oft zurück in die Geschichte Deutschlands: Nachkriegshäuser, die Wohnkultur der sechziger und siebziger Jahre – Melancholie mischt sich mit Tristesse.

Wunderbar und geheimnisvoll sind die Porträts von Rodrigo Illescas aus Argentinien oder die Bilder aus der Serie „China West“ von Julien Chatelin aus Paris, die sich mit dem Wandel des asiatischen Landes befasst. „China West“ erforscht den schwindenden Raum zwischen Natur und Stadt – dringt bis zum Kern des Wandels vor.

Nominiert in der Kategorie „Beste Nachwuchsarbeit“ ist schließlich unter anderem die Serie „Vault 7“ von George Selley aus London, die in Frankfurt fotografiert wurde. Selley greift hier das Thema von CIA-Geheimdokumenten auf, wie er sagt: „Mit meinen Fotos möchte ich nicht nur diese absurde Banalität vermitteln und verfolgen, sondern auch unsere Vorstellungen von der Funktionsweise solcher Organisationen und deren Integrität hinterfragen …“

Marc Peschke

Weitere Infos:

Winners  &  Nominees  –  Felix-Schoeller-Photo-Award 2017
Bis 25. Februar

Museumsquartier Osnabrück / Kulturgeschichtliches Museum
Lotter Straße 2
49078 Osnabrück

www.osnabrueck.de/kgm
www.felix-schoeller-photoaward.com