Die Mittelformatkamera Hy6 in der letzten Evolutionsstufe mod2 ist zurück. Nach der Insolvenz des vormaligen Herstellers DHW Fototechnik wird sie nun vom Nachfolgeunternehmen DW Photo angeboten. Das Besondere dieser Kamera: Sie kann sowohl mit Rückteilen für Film wie auch mit Digitalbacks verwendet werden. Sieben aktuelle Objektive bietet DW Photo derzeit für die Hy6 mod2. Kosten soll die Kamera knapp 6000 Euro.
Mit kaum einer Kamera gab es in den letzten Jahren wohl ein derartiges Auf und Ab, wie mit der Rolleiflex Hy6 und ihrer letzten Modifikation Hy6 mod2. Ursprünglich von Jenaoptik für das Rollei-Nachfolgeunternehmen Franke & Heidecke entwickelt, entbrannte nach der Insolvenz der Franke & Heidecke GmbH 2009 ein komplizierter Rechtsstreit um die Kamera. 2010 ging es dann doch weiter, die DHW Fototechnik GmbH führte als Nachfolgeunternehmen von Franke und Heidecke die Produktion der Hy6 fort. 2012 kam dann die modifizierte Hy6 mod2 auf den Markt – ein Lizenzabkommen mit den seinerzeitigen Rechteinhabern machte es möglich.
Der DHW Fototechnik war indes ebenfalls kein Erfolg beschieden, 2014 musste auch diese Firma Insolvenz anmelden. Doch wie ein Phoenix, der sich immer wieder neu aus seiner Asche erhebt, lebt auch die Hy6 mod2 nun wieder auf. Angeboten wird sie aktuell von der DW Photo GmbH, dem Nachfolgeunternehmen der DHW Fototechnik.
Einzigartiges Kamerakonzept
Geblieben ist es bei dem nahezu einzigartigen Konzept der Kamera (photoscala hat sie 2013 ausführlich vorgestellt): Die Hy6 mod2 nimmt sowohl analoge Rückteile auf wie Digitalbacks von Leaf, letztere scheinen weiterhin erhältlich zu sein. So kann man mit der Hy6 mod2 sehr schnell zwischen analogen und digitalen Aufnahmen wechseln. Etwas ausgedünnt wirkt indes das aktuelle Objektivangebot von DW Photo, auch scheint es nur noch ein Filmmagazin für 6×6 zu geben.
Völlig unklar ist zudem, ob die aktuelle Hy6 mod2 weiterhin den Schriftzug „Rolleiflex“ tragen wird. Unser Titelbild zeigt Pressebilder aus dem Jahr 2013, dieselben Fotos verwendet offenbar die DW Photo GmbH für ihre Präsentation der Hy6 mod2. Seit dem Ende der DHW Fototechnik liegen die Markenrechte für „Rollei“ und „Rolleiflex“ indes bei der Rollei GmbH &Co.KG, die vormalige RCP Technik. photoscala hat deswegen gestern Nachmittag bei der DW Photo GmbH nachgefragt, jedoch keine Antwort erhalten.
DW Photo bietet die Hy6 mod2 für 5950 Euro an, bei der DHW Fototechnik war sie noch für 5550 Euro zu haben.
Aktualisiert, 23.05.2017, 13:40Uhr
Wie DW Photo inzwischen mitteilt, prangt vorerst noch der Schriftzug Rolleiflex auf dem Lichtschacht der Hy6. DW Photo hat Lichtschächte mit diesem Schriftzug aus der Insolvenzmasse der „damaligen Rolleiproduktion“ erworben. Sobald dieser Lagerbestand aufgebraucht ist und die Lichtschächte neu produziert werden, werden sie neutral aussehen. Der Markenname Hy6 wurde inzwischen beim europäischen Patentamt für die DW Photo GmbH registriert.
Zukünftig wird die Hy6 nicht mehr der Schriftzug „Rolleiflex“ zieren.
Produziert wird die Hy6 mod2 von DW Photo am ehemaligen Rollei-Standort in Braunschweig. Dort können auch Hy6-Kameras der ersten Generation auf den Stand mod2 modifiziert werden. Das Filmmagazin 4560 für 4,5 x 6 wird nach Auskunft von DW Photo weiterhin angeboten, ist aber derzeit noch nicht in den Webauftritt eingepflegt.
Also irgendwas muss ja an der Insolvenzgeschichte dran sein. Wenn das Unternehmen mit den Produkten schon so oft gescheitert ist, wäre es vielleicht angebracht sich zu fragen, warum das so ist, und ob das Firmenprofil bzw. das Produktportfolio wirklich Sinn macht.
Einige Rollei-Sammler werden sich das Teil mit Sicherheit als Mittelformatkamera-Abrundung kaufen, dann aber mit dem Filmrückteil. So rein nostalgisch. Ein Profi (das sind Leute, die mit der Fotografie Geld verdienen) wird davon die Finger lassen. Was soll der auch mit einer Rollfilmkassette? Weiterer Grund: 6.000 Euro sind viel Geld. Was ist, wenn der Laden dann wieder in die Insolvenz geht?
Eigentlich haben sich analoge und digitale Fototechnik soweit aueinanderentwickelt, dass eine derartige Systemlösung eigentlich überholt ist. Wechselmagazine haben in filmbasierten Systemen aus Kosten- und Flexibilitätsgründen ihre Berechtigung. Hier ist diese Technik fehl am Platze, da die Kosten des Sensors den Löwenanteil darstellen, und ein eigener kompromißloser Body dafür nicht mehr allzusehr zu Buche schägt..
Es ist richtig, dass in der industriellen Fotografie digital den Ton angibt, aber es gibt auch immer Nachfragen in der kreativen Fotografie nach Filmaufnahmen (Hochzeiten, Portraits,..) Besonders hier kann man einen Look erzeugen, den man nur schwerlich digital nachahmen kann. Ich habe immer mehr Anfragen auf Rollfilm, Von daher zeichnet sich diese Lösung für mich als ideal ab, mit einem Body und Lens-System beides bedienen zu können. Und gerade bei intl. Aufträgen und Flugreisen ist nicht immer möglich rein redundantes zusätzliches Foto-Gear mitzunehmen. Für meine Zwecke passt das.
An sich eine schöne Kamera, das steht außer Frage, nur die Technik ist alles andere als Uptodate, PhaseOne, Hasselblad als direkte Konkurrenz sowie Pentax und Fuji als indirekte macht es nicht leichter, die Technik im Gehäuse bietet leider nur eine Basisausstattung, zumal ein Unternehmen das bereits mehrere Insolvenzen hinter sich hat auch nicht den Eindruck macht die Zukunft zu bewältigen, da weder Innovationsgeist noch sonstiges erkennbar scheinen, auch einer wirkliche verbesserung an Kamera und Technik vorgenommen wurde ist sowohl die Kamera als auch die Umfirmierung eine Totgeburt, ähnlich wie Sinar wird dieses Unternehmen wohl bald einer Abwicklung bedürfen. Schade das viele damalige Traditionsunternehmen sich nur noch durch "Tradition" auf dem Markt halten wollen und nicht durch Erfindergeist und Rafinesse die einst zum Kauf eines der Produkte führten.
…man sollte doch nochmals erwähnen das es sich hier um reines Gehäuse handelt. ohne Digiback und Objektiv.
Dann aber den Blick in Richtung Pentax, Fuji werfen….besonders was den Preis betrifft.
Gruß
PKD
Im vorigen Jahrtausend,
ich war Fotografen Lehrling, gab es im Lehrbetrieb die innovative Rollei SL66, eine Hasselblad, diverse Leicas und natürlich die Linhof.
Wenn ich die Hy6 ansehe muss ich leider feststellen das diese technisch eher an diese Zeit erinnert, als das sie sich an den neuen Spiegellosen Mittelformat Kameras orientiert.
Schade das es Investoren gibt die „Abschreibungsobjekte“ benötigen um Steuern zu sparen.
Mittelformat wird von Haus aus eine Nische bleiben, das war schon immer so. Mag sein das es noch für einige Zeit reicht für Fuji und Hasselblad. Die Hy6 ist zum Scheitern verurteilt weil ihr alles fehlt was im heutigen Arbeitsleben gefragt ist.
Die nächste Sensorgeneration, die neu gerechneten Objektive und die genialen Bildprozessoren werden für einen gewaltigen Sprung nach vorne sorgen. Ob es dann überhaupt noch etwas größeres als VF braucht ist fraglich.
Wenn der geforderte Preis inklusive einem digitalem Rückteil und einer Standard Optik wäre, dann hätte das „Schnäppchen“ Optionen, aber so werden sich nicht viele Käufer finden.
wenn ich mir die Bildergebnisse der neuen Generation von "Mittelformat"-Kameras ansehe, scheint es da durchaus noch Unterschiede zu 36×24 mm Sensoren zu geben. Das ist auch logisch, denn die Siliziumoberfläche ist nunmal die Siliziumoberfläche, und mehr Fläche kann mehr Photonen aufnehmen.
Erst müsste eine komplett neue Technik her, die von der Fläche nicht mehr so abhängig ist.
Derzeit sieht es eher nach einer Wiederauferstehung zumindest des kleinen Mittelformats aus.
gibt es hier eigentlich neben der Synchronisation noch weitere Schnittstellen zwischen Kamera und Back? Wird der Strom von der Kamera geliefert? Werden Bildaufnahmedaten übertragen, um als EXIF gespeichert zu werden?
Das Traurige ist, dass DW ihr Schicksal eigentlich nicht in der Hand hat. Mangels eigener Digitalrückteilkompetenz können sie nur hoffen.
Schade. Vor 10 Jahren war sie eine Traumkamera.