Das Hamburger Haus der Photographie präsentiert noch bis zum 12. Februar 2017 eine umfassende Retrospektive des Werks des Schwarzweiß-Klassikers Peter Keetman.
Zu den Themen des deutschen Fotografen Peter Keetman (1916 – 2005) gehören Landschaftsaufnahmen, Naturstudien, Abstraktionen von Materialien und Strukturen, Technik- und Objektfotografie, Portraits, Bewegungsaufnahmen und fotografische Experimente mit Lichtpendeln. Einen zentralen Platz in seinem Werk nimmt die Industrie- und Sachfotografie ein. Seine Serie über das Wolfsburger Volkswagenwerk, 1953 in nur einer Woche entstanden, trug wesentlich zu seiner Bekanntheit bei und ist zu einem frühen, stilprägenden Beispiel der deutschen Nachkriegsfotografie geworden.
Keetman schloss seine fotografische Ausbildung 1947 mit einem Meisterkurs an der Bayerischen Staatslehranstalt für Lichtbildwesen in München ab. Ausgehend von der Mitwirkung Keetmans an der Ausstellung „Die Fotografie 1948“ in Stuttgart spiegelt die Hamburger Retrospektive die Fotografie Peter Keetmans sowohl im Verhältnis zu den Mitbegründern der Gruppe fotoform in den 1950er Jahren wie auch zu den Fotografen des Neuen Sehens und der Neuen Sachlichkeit der 1920er und 1930er Jahre.
Der Blick ins eigene Lebensumfeld
Hauptthema Keetmans waren Menschen, Natur und Landschaften seines Lebensumfelds, quasi „vor der Haustür“, vor allem im Nachkriegs-Deutschland. „Die große Originalität und Kraft Keetmans lag darin, diese Wirklichkeit fotografisch neu und konstruktiv gestalten zu wollen, indem er zwei zentrale Strömungen dieser Jahre zusammenführte: Dies war zum einen der modernistische Wille zur Form, zum Experiment und zur Abstraktion, zum anderen die Hinwendung zur Welt, zum Wiederaufbau und vor allem zur Natur, bis hin in ihre elementarsten Bauteile“ fasst der Begleittext zur Ausstellung zusammen.
Die Keetman-Retrospektive ist über das Dokumentarische, Handwerkliche und Formelle hinaus gerade für ambitionierte Fotografen von heute besonders sehenswert. Sie ist ein zeitloses Plädoyer für das genaue Hinsehen, liefert sie doch zahlreiche Beispiele dafür, wie spannend Fotografie im und vom normalen Leben auch ohne die vordergründigen Reize möglichst ferner exotischer Orte und Motive jederzeit sein kann – ein gewisses Maß an ästhetischer und handwerklicher Sicherheit natürlich vorausgesetzt.
Die Ausstellung von Peter Keetman, entstanden in Kooperation mit dem Museum Folkwang Essen, wurde maßgeblich von F.C. Gundlach initiiert. Seine Stiftung verwaltet und bewahrt einen Teil des Nachlasses von Peter Keetman, der andere Teil liegt im Museum Folkwang.
Parallel zur Keetman-Retrospektive läuft im Haus der Photographie noch die Ausstellung „The Concept of Line“ mit Fotos von Richard Avedon, George Hoyningen-Huene und Irving Penn, drei Ikonen der US-amerikanischen Fotohistorie, wie schon in photoscala berichtet.
Hommage an F.C. Gundlach
Anlass der Präsentation dieser beiden Ausstellungen ist der diesjährige 90. Geburtstag von F.C. Gundlach. Der international angesehenen Fotograf, Galerist, Foto-Sammler, Lehrer und Gründungsdirektor des Hauses der Photographie in den Deichtorhallen ist auch heute noch aktiv als Produzent nationaler und internationaler Ausstellungsprojekte, Förderer junger Fototalente, Bewahrer fotografischer Nachlässe sowie Berater im Sinne des Mediums Fotografie.
Keetman-Katalog
Ein umfangreiches Buch zu Leben und Werk begleitet die Ausstellung. Die deutschsprachige Ausgabe ist im Juni 2016 im Steidl Verlag Göttingen erschienen. Herausgegeben von der Stiftung F.C. Gundlach und dem Museum Folkwang. 304 Seiten, 29 x 24 cm, Leineneinband mit Schutzumschlag. 48 Euro.
Was?
Peter Keetman – Gestaltete Welt. Ein Fotografisches Lebenswerk
und
The Concept Of Lines – Richard Avedon, George Hoyningen-Huene Und Irving Penn.
Werke aus Der Sammlung F.C. Gundlach
Begleitet werden die Ausstellungen von einem Rahmenprogramm mit diversen Vorträgen, Symposien und Workshops.
Wo?
Haus der Photographie
Deichtorstraße 1 – 2
20095 Hamburg
www.deichtorhallen.de
Wann?
bis 12. Februar 2017
Dienstag – Sonntag 11 – 18 Uhr
jeden 1. Donnerstag im Monat 11 – 21 Uhr
öffentliche Führungen jeden Samstag/Sonntag 15 Uhr
Kosten?
10 Euro normal, 6 Euro ermäßigt,
freier Eintritt für Kinder und Jugendliche bis einschließlich 17 Jahre.
Div. Gruppenpreise und Rabatte, weitere Infos unter www.deichtorhallen.de/eintrittspreise.
Text und Fotografien: Horst Gottfried