In diesen Tagen kommt schon so etwas wie Herbststimmung auf. Der Blick nach draußen verheißt nichts Gutes: Der Sommer ist vorbei. Doch vielleicht hat man jetzt wieder mehr Lust darauf, in Fotobüchern zu blättern – oder auch die eine oder andere Ausstellung zu besuchen. Auch in diesem Monat haben wir einige besondere Leckerbissen für Sie zusammengestellt:

Daniel Traub, World Prayer Center, North 29th Street Near West Susquehanna Avenue, 2010
Daniel Traub, Two Boys, North 26th Street Near West Fletcher Street, 2008
Drei Jahre hat der in Philadelphia geborene Fotograf Daniel Traub seine Stadt fotografiert. Genauer: den nördlichen, vor allem von Schwarzen bewohnten Teil. Sein Buch ist ein Dokument der Ungleichheit, der Armut, aber auch ein schönes Beispiel für die Präzision seines fotografischen Blicks. Hausfassaden, Straßenecken, Brachen, aber auch die Menschen, die hier leben: All das zeigt Traub mit auffälligem Interesse und ungewöhnlicher Genauigkeit. Sein von Masumi Shibata gestaltetes Buch ist jetzt bei Kehrer erschienen.



Einen etwas nostalgischen Blick auf das Leben in der DDR bietet ein Band von Jürgen Graetz und Beate Teubert. „Stadt, Land, Leben. Fotografien aus der DDR 1967–1992“ versammelt Bilder aus dem Alltag, welche die Lebensumstände mit einem originellen Blick auffangen. „Stadt, Land, Leben“ ist ein Buch, das auf melancholische Weise an den anderen deutschen Staat erinnert. Das intim ist, aber alles andere als kitschig, sondern in vielen Momenten von wunderbarer Schlichtheit.

Vesselina Nikolaeva, „Ich weiß, dass es auch schwierig ist, ein einer Demokratie zu leben, weil man manchmal nicht die richtige Entscheidung treffen kann.“, Liubo
Dana Popa, aus der Serie „Our Father Ceausescu“, 2009–2011
© Dana Popa
Jessica Backhaus, Jadwiga’s Kitchen, 2004
Nach Osteuropa blickt der Band „Heimat? Osteuropa in der zeitgenössischen Fotografie“, der zu einer Ausstellung im Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg erschienen ist. „Welche Rolle spielt die zeitgenössische Fotografie in der Diskussion des vielschichtigen Begriffs ‚Heimat‘“, fragen Ausstellung und Buch – und beleuchten diese Fragestellung vor dem Hintergrund des gesellschaftlich-politischen Wandels. Zu sehen sind Arbeiten von Jessica Backhaus, Göran Gnaudschun, Annette Hauschild, Joachim Hildebrand, Anastasia Khoroshilova, Ingar Krauss, Andrej Krementschouk, Wiebke Loeper, Frank Mädler, Vesselina Nikolaeva, Dana Popa, Žaneta Zmudová und Tomáš Pospech.

Ville Lenkkeri, Civilized Man
Ville Lenkkeri, A Wake of Ice
Ville Lenkkeri, Tierra del Fuego
Pünktlich zur Buchmesse (mit ihrem diesjährigen Länderschwerpunkt Finnland) erscheint ein Band von Ville Lenkkeri mit dem Titel „Existence Doubtful“. Es ist das dritte Buch des finnischen Fotokünstlers, das Fotografien aus der Antarktis und Feuerland zusammenbringt. Lenkkeris Bilder – das hebt sie über ähnliche Projekte – verlassen die Sphäre reiner Dokumentation. Sie siedeln, wie der Verlag richtig schreibt, in der „irritierenden Unschärfezone von Realität und Fiktion“.

Julian Röder, Mission and Task, High Performance Cameria – MX 15 and Frequency-Modulated Continuous-Wave Radar, Southern France, 2013
Julian Röder, The Summits, Genua, 2001
Julian Röder, The Summits, Genua, 2001
Julian Röders Buch „World Wide Order“ erschienen bei Hatje Cantz, zeigt Bilder von Macht, Gewalt und Ordnung. Der junge Berliner Fotograf interessiert sich für die Zusammenhänge von Macht und Ökonomie – in seiner jüngsten Serie „Mission and Task“ widmet er sich der Außengrenze Europas. Aktuell zeigt auch eine Ausstellung in der Kunsthalle Erfurt seine Bilder.

Nadav Kander, Priozersk XIV (I Was Told She Once Held An Oar), Kazakhstan 2011
© Nadav Kander. Courtesy Flowers Gallery
Nadav Kander, Priozersk II ( Tulip in Bloom), Kazakhstan 2011
© Nadav Kander. Courtesy Flowers Gallery
Nadav Kander, The Polygon Nuclear Test Site I (After The Event), Kazakhstan 2011
© Nadav Kander. Courtesy Flowers Gallery
Nadav Kanders Werk ist in mehreren schönen Büchern publiziert worden. Nun ist ein neues erschienen, das den Titel „Dust“ trägt. In diesem begibt sich Kander auf die Spuren des Kalten Krieges. Er fotografierte Städte an der kasachisch-russischen Grenze, dokumentierte Landstriche am Aralsee, militärische Sperrbezirke, wo Langstreckenraketen und atomare Sprengkörper getestet wurden. Ein schonungsloses Fotobuch. Derzeit sind Kanders Arbeiten bei den Rencontres d’Arles und ab November in der Torch Gallery in Amsterdam zu sehen.

Lard Buurman, Dalajani, Manzese, Dar es Salaam, Tanzania, 2008 / 2009
Lard Buurman, Elshikh Aly Street, Cairo, Egypt, 2012 / 2013
Lard Buurmans Band „Africa Junctions. Capturing the City“ beschäftigt sich mit afrikanischen Städten, mit dem Leben auf der Straße, mit der Durchdringung von Privatsphäre und Öffentlichkeit. „Die Metropolen in Afrika zeichnen sich durch informelle Strukturen und die Kunst zur Improvisation aus“ – das zeigen seine Bilder: Orte permanenter Veränderung.

Brasiliens Torhüter Émerson Leão fliegt durch die Luft, als während der Begegnung seiner Mannschaft mit Österreich, die 1:0 endete, ein Schuss nur knapp das Ziel verfehlt.
Copyright: Neil&Leifer / Sports&Illustrated / GeIy&Images
Franz Beckenbauer vom siegreichen Fußballweltmeister Deutschland feiert einen 2:1-Sieg über die Niederlande
Copyright: Popperfoto / GeIy&Images
Ein schönes Erinnerungsbuch ist „The Beautiful Game. Fußball in den 1970ern“. Es vereinigt Bilder von den Großereignissen und Jahrhundertspielen der 70er: Fotos von Neil Leifer, Jerry Cooke, Harry Benson oder Sven Simon aus den Archiven von Ajax Amsterdam, dem FC Barcelona, Adidas, Coca Cola, der FIFA und vielen internationalen Zeitungen und Zeitschriften. Waren die 70er das Goldene Jahrzehnt des Fußballs? Unschuldig noch und voller Schönheit? Zugegeben: Beim Betrachten dieser Bilder kommt man ins Schwärmen. Zusammengestellt wurde der Band von Reuel Golden. Eine Hommage in Bildern.

Photo © 2014 Julia Leeb. All rights reserved.
Photo © 2014 Julia Leeb. All rights reserved.
„North Korea. Anonymous Country“, das neue Fotobuch von Julia Leeb, ist ein sehr besonderer Band. „Wie lange kann ein Land in einer isolierten Zeitkapsel, in einem Paralleluniversum leben? Diese Fotografien öffnen ein Fenster zu einer Gesellschaft, die wir uns nicht vorstellen können; sie sind eine Art Konversation zwischen den Nordkoreanern und uns“, so beschreibt die Fotografin ihr neues Werk. Spektakuläre Blicke auf Großereignisse wechseln mit Alltagsaufnahmen eines Landes, das vom Rest der Welt abgeschottet ist.
Am Ende von Foto-Frisch steht wie immer eine Empfehlung, Fotokunst käuflich zu erwerben. Man kann in Onlinegalerien fündig werden, bei Fotokunst-Galerien, auf Kunstmessen, in Auktionshäusern, bei Kunsthändlern – oder auch in den Ateliers der Künstler selbst. Wir möchten Ihnen Arbeiten vorstellen, die wir für sammlungswürdig halten – angeboten von seriösen Galerien, Verlagen oder Händlern.

Daniel Traub, Panda – Chinese & American Food, West Giard Avenue Near North 40th Street, 2009
Diesmal empfehlen wir die „Collector’s Edition“ des oben vorgestellten Buchs von Daniel Traub mit C-Print, Blattformat 30 x 24 cm, in einer Auflage von 50 Exemplaren. Preis: 180 Euro.
Wie immer freuen wir uns über Anregungen. Bitte schreiben Sie mir an: info@marcpeschke.de
(Marc Peschke)