Am 14. Juni ist der große Fotojournalist Robert Lebeck im Alter von 85 Jahren in Berlin verstorben – in der Stadt, in der er 1929 zur Welt gekommen war:
Robert Lebeck, Romy Schneider
© Robert Lebeck, www.lumas.de
Robert Lebecks Jahrhundert
Adenauer empfängt Churchill, Ayatollah Khomeini im Pariser Exil, Jackie und ihre Schwester am Sarg des toten Robert Kennedy, Elvis als Soldat, der alternde Konrad Adenauer, Willy Brandt auf Wahlkampfreise, Alfred Hitchcock in Hamburg, Kriegsheimkehrer aus Russland und immer wieder Romy Schneider, die Beinahe-Geliebte des Fotografen. Robert Lebeck, der legendäre Fotoreporter des „Stern“, hat Geschichte geschrieben – genauso wie seine Bilder die Vergangenheit zurückrufen.
„Ein gutes Photo macht unsterblich“, hat Lebeck einmal gesagt. Das klingt pathetisch, aber der Fotograf stammt noch aus einer Zeit, in der es nichts Aufregenderes gab, als Fotojournalist zu sein. Das fotografische Zeitungs- und Magazinbild war eine Metapher für Wahrheit damals, heute abgelöst durch das so übermächtige Fernsehen – und im Zeitalter digitaler Bildmanipulation immer stärker in Zweifel gezogen.
Lebeck hat nach seinen Anfängen beim „Heidelberger Tagblatt“ und der „Rhein-Neckar Zeitung“ – das erste veröffentlichte Bild war ein Portrait von Konrad Adenauer – nur für die besten Magazine fotografiert: für die amerikanische „Life“ etwa, für „Geo“ und seit 1966 vor allem und immer wieder für den „Stern“ unter seinem Chef Henri Nannen. Am Hamburger Hafen begann Lebecks große weite Welt, „ein Haifischbecken, wo man jeden Tag unter Beweis stellen musste, was für ein toller Hecht man ist.“
Robert Lebeck, Herbert von Karajan
© Robert Lebeck, www.lumas.de
Robert Lebeck, Joseph Beuys
© Robert Lebeck, www.lumas.de
Doch so groß die Wirkung bei vielen seiner Arbeiten ist, so einfach ist Lebecks fotografische Methode: Seine unverschlüsselte, „direkte“ Schwarzweißfotografie meidet die allzu bemühte schöne Kunst genauso wie zu viel Inszenierung, gewagte Perspektiven oder Geschwätzigkeit. Im Zentrum stehen immer die handelnden Personen – und Lebeck hatte, wie er selbst immer wieder sagte, oft das nötige Quäntchen Glück. Oder die Chuzpe, im rechten Moment da zu sein.
Etwa, als er im Auftrag der Illustrierten „Kristall“ 1960 über das Ende der Kolonialherrschaft in Belgisch-Kongo berichtete. Bald darauf waren einige Bilder der Serie auch in der französischen Zeitschrift „Paris Match“ zu sehen: Ein junger Afrikaner im Anzug entreißt dem belgischen König Baudouin bei seiner letzten Amtshandlung in Léopoldville den Ehrendegen und rennt davon – in eine neue Zeit: das Ende einer Epoche im Bruchteil einer Sekunde.
Lebeck – der studierte Völkerkundler, der erst im Alter von 23 Jahren begann, zu fotografieren – wurde zu einem der wichtigsten Chronisten des 20. Jahrhunderts und schuf nicht wenige ikonische Bilder. In enger Absprache und intensiver Zusammenarbeit mit dem Künstler werden einige dieser Arbeiten seit 2010 von der Editionsgalerie LUMAS angeboten. 1991 wurde Lebeck mit dem Dr.-Erich-Salomon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Fotografie geehrt, 2002 mit dem Infinity Award. 2007 erhielt er als erster Fotograf den Henri-Nannen-Preis für sein Lebenswerk.
Klaus Honnef schreibt über ihn: „Robert Lebeck war einer der Großen in der deutschen Fotografie, und dabei einer der nettesten und hilfreichsten Menschen, die ich kennen gelernt habe.“
Robert Lebeck, Salvador Dali / Alfred Hitchcock
© Robert Lebeck, www.lumas.de
(Marc Peschke)
Nachtrag (2.7.2014): Oben folgenden Satz eingefügt: „In enger Absprache und intensiver Zusammenarbeit mit dem Künstler werden einige dieser Arbeiten seit 2010 von der Editionsgalerie LUMAS angeboten.“
Hitchcock
war ja bekannt dafür, sich unauffällig selbst in seine Filme zu schmuggeln. Hier scheint ihm das auch bei einem Foto gelungen zu sein … 😉
Die Großen der Zunft überleben sich nie. Aber ihre Bilder tun das. Perfekt.
Hä?
Überleben die Bilder die Großen der Zunft? Oder sich selber?
Herzliche Grüße, Ihr Faröer
< [quote]Am Hamburger Hafen begann Lebecks große weite Welt, „ein Haifischbecken, wo man jeden Tag unter Beweis stellen musste, was für ein toller Hecht man ist.“[/quote] Herrlich schiefes Bild. Ich nehme Fisch immer zart gedünstet, mit etwas Lebeck.
Wunderbarer Fotograf
Wunderschöne und beeindruckende Bilder werden von R. Lebeck bleiben!
Wunderbare Bilder, ein Stück Geschichte.
Vor ein paar Jahren habe ich Lebecks Ausstellung in Berlin gesehen – und auch er war anwesend.
Ein großer Fotograf und Dokumentarist hat uns verlassen.
Leben Sie wohl – dort, wo Sie sich jetzt befinden, Herr Lebeck. – Zu einem Fotografen kann man einfach nicht “Ruhe in Frieden” sagen … 🙂
Robert Lebeck
Ich möchte gerne auf einen Bericht über Robert Lebeck auf der Freelenswebsite hinweisen, der sehr schön Robert Lebecks Arbeit würdigt:
http://freelens.com/foto/robert-lebeck-verstorben
Robert Lebeck in Youtube
Robert Lebeck
Wer Lust hat, hier sind zwei Youtube-Quellen zu ihm. In englischer Sprache ab Minute 11 bis 16:
http://youtu.be/0e16pKlE6GQ
Oder in Deutsch – knapp 14 Minuten:
http://youtu.be/3iD3qF0gzsA
Nikon-Werbung? Eine zweiäugige Rollei ist ja auch dabei, und Kennedys trauernde Witwe Jacqueline und ihre Schwester hat er 1968 mit der M-Leica fotografiert… Das sollte dann ausgewogen sein 😉
Schade, ein guter Fotograf ging von uns!
In meinen Unterlagen fand ich eine alte Werbeanzeige für die Nikkor F (Berühmte Fotografen wählten die Nikkor F…) aus dem Foto-Magazin, dort versammelten sich die Stern-Fotografen, um für die damals beste mechanische und zugleich vielseitigste (schneller Motor) Kleinbildkamera des Marktes zu werben, natürlich bekamen sie etwas dafür, aber sie verwendeten die F auch tatsächlich für ihren Job, was sollten sie auch sonst nehmen? Die Ansprüche an die Fotoreporter steigerten sich, die Redaktionen verlangten packende Bilder, die Zeiten “lahmer” Messsucherkameras waren Mitte/Ende der Sechziger glücklicherweise vorbei. Auf der Nikon-Anzeige zu sehen sind (mit ihrer Nikkor F und Nikkormat): Werner Bokelberg, Dieter Heggemann, Gerd Heidemann, Hilmar Pabel, Max Scheler, Ulrich Mack, Cornelius Meffert, Guido Mangold, Thomas Höpker, Peter Thomann, Michael Friedel, der Axel-Springer-Sohn Sven Simon, Fred Ihrt und natürlich Robert Lebeck, der mit der Nikon F Photomic beispielsweise die Serie mit Romy Schneider belichtete. Dass er mit einer Nikon auf dem Film zu sehen ist, war doch klar, er hat bis zum Schluß mit Nikon fotografiert!
Was ich allerdings nicht so toll fand, unter den Stern-Fotomitarbeitern befand sich auch eine Frau, die mit der Nikon F fotografierte: Claude Deffarge, sie berichtete beispielsweise als erste Fotografin aus dem Jemen. Der Stern wiederum würdigte ihre Arbeit mit einer eigenen Werbekampagne! [quote=Gast]Robert Lebeck
Wer Lust hat, hier sind zwei Youtube-Quellen zu ihm. In englischer Sprache ab Minute 11 bis 16:
http://youtu.be/0e16pKlE6GQ
Oder in Deutsch – knapp 14 Minuten:
http://youtu.be/3iD3qF0gzsA
Nikon-Werbung? Eine zweiäugige Rollei ist ja auch dabei, und Kennedys trauernde Witwe Jacqueline und ihre Schwester hat er 1968 mit der M-Leica fotografiert… Das sollte dann ausgewogen sein ;-)[/quote]
🙂
“…und Lebeck hatte, wie er selbst immer wieder sagte, oft das nötige Quäntchen Glück. Oder die Chuzpe, im rechten Moment da zu sein.” — ! —
Machen Sie es gut, Herr Lebeck –
und (obwohl mir Neid generell sehr fremd ist) erlaube ich mir, Sie um eine Zeit zu beneiden, in der Fotografie ein ganz anderes Gewicht zu haben schien, mit all den Folgen für Alltag, Beruf, Leben, Träume…
Gut Licht!