Folie Photoindustrie-Verband e.V.Wie sich der weltweite Kameramarkt derzeit darstellt und wie er sich wohl entwickeln wird, das hat Christian Müller-Rieker, Geschäftsführer des Photoindustrie-Verbandes, analysiert:

Bereits Ende letzten Jahres hatten wir eine Prognose zur Entwicklung des Kameramarktes 2014 abgegeben, die vor allem auf Markteinschätzungen (= Vermutungen, wie es sein und kommen könnte) unsererseits basierte. Christian Müller-Rieker, Geschäftsführer des Photoindustrie-Verbandes, hat nun dieser Tage eine auf aktuellen Zahlen der GfK fußende Analyse des Kameramarktes vorgenommen und anlässlich einer photokina-Pressekonferenz vorgestellt. Seine Rede geben wir hier nicht wörtlich, aber sinngemäß und in wesentlichen Auszügen wieder:
 

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Die Kameraindustrie muss sich zurzeit mit Marktveränderungen auseinandersetzen, die aus einem sich verändernden Verbraucherverhalten, Sättigungseffekten und einem starken Preiskampf in fast allen Produktgruppen resultieren, es gibt aber auch eine Reihe weiterer Faktoren, die bei der Beurteilung des Gesamtmarktes nicht außer Acht gelassen werden können.

Der weltweite Kameraabsatz befand sich über viele Jahre im Höhenflug. Den größten Anteil daran hatten die Kompaktkameras, die durchschnittlich eine maximale Nutzungsdauer von drei Jahren in den Haushalten hatten. Mit der Weiterentwicklung der Kameratechnologie in Richtung höchstmöglicher Bildqualität, bei gleichzeitig gestiegener Markt-Durchdringung mit Smartphones, haben sich die Verbraucherwünsche und damit die Marktvolumina bei den Bildaufnahmegeräten verändert.
 

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ASP = average selling price; durchschnittlicher Verkaufspreis

 
Betrachten wir das Segment der Kameras, stellen wir seit einiger Zeit eine gestiegene Nachfrage in Richtung hochwertiger Modelle, wie Spiegelreflex- und kompakte System-Kameras mit Wechselobjektiven oder hochwertige Kompaktkameras mit professioneller Ausstattung fest – und dieser Trend wird sich weiter fortsetzen. Da die Produktgruppen eine deutlich längere Nutzungsdauer aufweisen – sie liegt derzeit bei durchschnittlich fünf Jahren – ist der weltweite Kameraabsatz in der Menge rückläufig, jedoch im Wert relativ stabil.

Die gestiegene weltweite Nachfrage nach Smartphones hat natürlich Einfluss auf den Kameramarkt. Betroffen sind hier vor allem die preiswerten Kompaktkameramodelle mit geringfügiger Ausstattung, da hier ein Substitutionsprozess festzustellen ist. Wir sehen die Smartphones aber nicht als Konkurrenz, sondern mit zahlreichen ihrer Features auch als inspirierend für die Kameraentwickler und Anbieter von Dienstleistungen für Foto und Video.

Bei der Bewertung des Gesamtmarktes dürfen wir zudem nicht die, in einigen Regionen angespannten, wirtschaftlichen Rahmenbedingungen aus den Augen lassen, die sich natürlich auf alle Branchen mehr oder weniger stark auswirken. Hier stellen wir jedoch fest, dass die Foto- und Imagingbranche in wesentlich geringerem Maße davon betroffen ist als andere technikorientierte Märkte. Das unterstreicht auch einmal mehr, wie sehr sich Konsumenten durch die Innovationen der Foto- und Imagingbranche angesprochen fühlen und dass wir aufgrund der momentanen Entwicklungen nicht unzufrieden sein dürfen.
 

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Die Zahl der Aufnahmegeräte wird auch künftig durch Smartphones weiter steigen. Wir gehen allein für die letzten fünf Jahre weltweit von über 8 Milliarden Aufnahmegeräten aus. Ein Großteil dieser Aufnahmegeräte sind Smartphones, deren anhaltende Nachfrage für den Absatzrückgang der Feature-Phones verantwortlich ist.

Smartphones sind die „Immer-dabei-Kameras“ unserer Zeit – so etwas hat es in der 175-jährigen Geschichte der Fotografie noch nie zuvor gegeben. Noch nie wurde so viel fotografiert wie heute; und viele der weltweiten Aufnahmen würden nicht existieren, wenn wir die Smartphones nicht hätten. Aber wir müssen dabei aufpassen, dass das Foto in der Wahrnehmung der Verbraucher nicht zu einer reinen, austauschbaren Bilderfassung degeneriert. Fotografie ist etwas Gestalterisches und das Foto hat für den Menschen einen hohen Wert, der nicht verloren gehen darf.

Schätzungsweise 250.000 Klicks pro Sekunde werden mit allen weltweiten Aufnahmegeräten gemacht – Tendenz steigend. Diese Zahl ist mehr als beeindruckend und spiegelt sich natürlich auch auf den Portalen wie Flickr, Pinterest, Facebook, Instagram usw. wider. Ein weiterer positiver Nebeneffekt der Smartphones ist, dass sich noch nie so viele Menschen mit dem Thema Foto und Video auseinandergesetzt haben und sich für das Fotografieren begeistern lassen. D.h. viele Nutzer möchten tiefer in das Thema Fotografie einsteigen und die vielfältigen Möglichkeiten einer digitalen Kamera nutzen.

Das ist eine Herausforderung, der sich unsere Branche künftig stärker stellen muss. Sie muss den Smartphone-Fotografen erreichen, um ihm die Unterschiede, aber vor allem die Vorteile der „qualitativen“ Fotografie, wie höchstmögliche fotografische Flexibilität, Kreativität und Bildqualität zu vermitteln. Analysen zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind und fotografierende Smartphonenutzer potenzielle Kunden für hochwertige Aufnahmegeräte sind. Über 20 Prozent der Smartphonenutzer beabsichtigen in den nächsten 12 Monaten eine höherwertige Kamera zu kaufen. Das hat auf alle Bereiche, wie auch auf den Zubehör- und Bildermarkt, nachhaltig positive Auswirkungen.
 

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Des Weiteren zeigt die Analyse, dass Verbraucher auf Kameras setzen, wenn Fotografieren gezielt geplant wird, also z.B. im Urlaub, auf Events oder wenn es um Familienereignisse geht. Hier ist die Kamera das Nonplusultra mit den vielfältigen Möglichkeiten der Einflussnahme, den Optionen der kreativen Bildgestaltung, aber auch der bestechenden wie verlässlichen Bildqualität. Das drückt auch eine Umfrage nach den Top-Gründen für einen Kamerakauf aus, bei denen Bildqualität, Spezialeffekte und manuelle Einstellmöglichkeiten eine wichtige Rolle spielen.

Für 2014 gehen wir davon aus, dass der Gesamtabsatz an Kameras wegen der sinkenden Nachfrage nach technisch gering ausgestatteten Kompaktkameras weiter rückläufig sein wird. Für hochwertige Kameras prognostizieren wir eine weiter steigende Nachfrage.
 

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Wie unterschiedlich sich der Kameramarkt weltweit verhält, visualisiert die Folie zur weltweit wertmäßigen Entwicklung von digitalen Kameras, die uns optimistisch in die Zukunft blicken lässt: Aus der Vergangenheit wissen wir, dass Japan mit seinem Konsumentenverhalten eine Vorreiterrolle zukommt und dass sich diese Strömungen zeitversetzt auch in anderen Ländern zeigen werden.

Christian Müller-Rieker