Foto OM-D EM-1„Klein, kompakt, leicht, megarobust, perfekt bedienbar“ – mit der OM-D EM-1 hat Olympus heute das neue Flaggschiff des Hauses vorgestellt und wir wollen hier erste Eindrücke weiterreichen:

Foto OM-D E-M1 mit Handgriff HLD-7

Eingangs sei angemerkt, dass nicht allzu viel Zeit war, das Vorserienmodell zu begutachten. Doch wir hoffen zuversichtlich, neben diesen ersten Eindrücken, in wenigen Tagen weitere Praxiseindrücke und -erkenntnisse nachreichen zu können.

Robustes Äußeres

Wer die OM-D (E-M5) kennt und schon mal in Fingern hatte, der hat auch schon einen sehr guten Eindruck von der E-M1. Das Gehäuse ist ganz ähnlich kantig-kompakt; nur mehr Bedienelemente hat die E-M1, und die sind auch noch griffgünstiger angeordnet. Apropos Bedienelemente: eine Kleinigkeit nur, und doch sehr praktisch und praxisnah: Das Rad für die Betriebsmodi hat mittig eine Taste, mit der es arretiert werden kann. Keine ungewollten Verstellungen mehr: Klasse. Auch ohne Arretierung rastet das Rad sicher und nicht zu leichtgängig, aber die optionale Verriegelung, das ist gut mitgedacht.

Das kleine und kantige Gehäuse muss einem gefallen, es ist dank des recht gut ausgeformten Handgriffs auch ganz gut zu greifen, wobei ich definitiv den optionalen Handgriff HLD-7 ansetzen wollte. Alle wichtigen Bedienelemente liegen für die Finger der rechten Hand sehr gut erreichbar, ohne dass man umgreifen oder die Kamera aus der Hand legen müsste. Gut durchdacht.

Das Gehäuse aus Magnesiumlegierung ist staub- und spritzwassergeschützt und bis mindestens -10° C funktionsfähig. Gleiches gilt, so versichert Olympus, für alle jemals gebauten Zuiko-Objektive der FT- und MFT-Reihe.

Die bessere E-5

Bei der EM-1, so sagt Olympus, war ein Entwicklungsziel, dass sie das Wesentliche mindestens so gut oder besser kann wie die E-5, denn sie ist deren Nachfolgerin und soll sie mittelfristig ersetzen. Die E-5 bleibt noch im Programm, wird aber langfristig abverkauft. Olympus hatte ja schon lange eine adäquate (professionelle) Lösung für die Nutzer von Four-Thirds-Objektiven versprochen, und das soll die EM-1 nun werden.

Und so stellen sich E-5 und die beiden OM-D-Modelle im Vergleich dar:

(Abbildungen annähernd im gleichen Maßstab) Foto E-5

E-5

Foto EM-5

EM-5

Foto OM-D EM-1

EM-1

Sensor Live MOS Sensor; 17,3 x 13,0 mm
Auflösung 12 Megapixel 16 Megapixel
Bildprozessor TruePic V+ TruePic VI TruePic VII
Empfindlichkeit ISO 100 – 6.400 ISO 200 – 25.600 ISO LOW – 25.600
Bildstabilisator zweidimensional, eindimensional für Hoch- und Querformat fünfdimensional, vertikale oder horizontale Aktivierung
Autofokus TTL-Phasenkontrastmessung, 11 Kreuzsensoren / Kontrast-AF bei Live-View, 11 Bereiche „High-speed imager AF“ (Kontrast-AF), 35 Zonen, 9 Zonen, Einzelzone High-Speed-AF (Kontrast / Phasenerkennung); 37 bis 800 Punkte
Schärfe-Feinjustierung +/- 20 Stufen; 20 Daten speicherbar unnötig, da die Schärfe direkt auf dem Bildsensor gemessen wird
Serienbildgeschwindigkeit max. 5 B/s / max. 16 Bilder RAW max. 9 B/s max. 10 B/s / max. 50 Bilder RAW
Sucher Optischer Spiegelreflexsucher mit Pentaprisma, 100 % Sucherbildfeld Elektronischer Sucher, 1,44 Mio. dots, 100 % Sucherbildfeld Elektronischer Sucher, 2,36 Mio. dots, 100 % Sucherbildfeld
Monitor Dreh- und schwenkbares 3-Zoll-HyperCrystal-LCD (921.000 dots) 3 Zoll schwenkbarer OLED-Monitor, interaktives Bedienfeld, 610.000 dots 3 Zoll schwenkbares LCD, interaktives Bedienfeld, 1.037.000 dots
WLAN . integriert; Smartphone-Steuerung möglich (fokussieren, fernauslösen, Live-View- und Live-Bulb-Vorschau)
Gehäuse Magnesiumlegierung
staub- und spritzwassergeschützt
Magnesiumlegierung
staub- und spritzwassergeschützt, frostsicher bis -10° C
Abmessungen (BxHxT) 142,5 x 116,5 x 74,5 mm
(ohne hervorstehende Teile)
121 mm x 89,6 mm x 41,9 mm 130,4 x 93,5 x 63,1 mm
Gewicht 800 g (nur Gehäuse)
892 g (inkl. Akku und CF-Karte)
373 g (nur Gehäuse)
425 g (inkl. Akku und Speicherkarte)
443 g (nur Gehäuse)
497 g (inkl. Akku und Speicherkarte)
Gehäusepreis (UVP) 1999 Euro 1099 Euro 1499 Euro

 
Hybrider Autofokus

Die geforderte flotte Scharfstellung auch mit Four-Thirds-Objektiven, und auch mit dem Nachführautofokus, bedingte auch einen neuen, den hybriden Autofokus. Die EM-1 hat dazu zwei Autofokussysteme mit Phasen- und Kontrastdetektion und wählt je nachdem das passende System automatisch aus. Bei FT-Objektiven wird automatisch auf Phasenvergleich geschaltet, ebenso mit allen Objektiven, wenn der Nachführautofokus aktiviert ist. Die Kontrastmessung wird in den Modi Einzelbild-AF und Film benutzt.

Der Phasenvergleichs-AF wurde dabei direkt auf dem Bildsensor integriert: Dezidierte Pixel sind als AF-Sensoren ausgestaltet (wodurch einige Grünpixel wegfallen). Ein Kollege errechnete daraufhin, dass damit ja wohl etwa 6 % der Auflösung für den Phasenvergleichs-AF geopfert würden. Abgesehen davon, dass dieses Problem alle betrifft, die On-Chip-Hybrid-AF-Systeme entwickeln, merkte Anders Uschold dazu an, dass an ganz anderer Stelle weit mehr Auflösung vernichtet werde. So vertrauen manche Hersteller bei ihren Kitobjektiven immer öfter auf die Software-Leistung der Schönrechnung; rechnen zwar die optischen Fehler raus, aber die Auflösung geht runter. Das können bis zu 50 % sein.

Olympus hingegen reklamiert für sich, und belegte das auch mit Bildbeispielen, dass auch die Kitobjektive solide konstruiert und gefertigt werden. Sie sind nicht hervorragend (dafür gibt‘s die Pro- und Premium-Linie), aber sehr gut und auch ohne Korrektur via Software bis in die Bildrandbereiche scharf.

Im Modus S-AF schafft die EM-1 respektable 10 B/s, im Modus C-AF sind es 6,5 B/s, sofern die Bildstabilisierung ausgeschaltet ist, bei aktivierter Stabilisierung liegt die Serienbildgeschwindigkeit bei 3,5 B/s.

Objektive

Alle Four-Thirds-Objektive bleiben im Programm, werden nach wie vor produziert und verkauft, aber es wird keine neuen mehr geben, so sagte Olympus. An allen MFT-Kameras lassen sie sich mit dem Adapter MMF-3 nutzen. Aktuell stehen dem Olympus-Fotografen damit 23 Zuiko-FT-Objektive, 16 Zuiko-MFT-Objektive und 26 Fremd-MFT-Objektive zur Verfügung.

Die M.Zuikos werden übrigens künftig in drei Kategorieren eingeteilt: Pro, das sind die lichtstarken und robusten Ausführungen, in der Premium-Reihe ist die Lichtstärke ein Kriterium und die M.Zuikos ohne solchen Zusatz sind „einfach nur gut“ (O-Ton bei der Olympus-Präsentation der EM-1).
 

Foto M.Zuiko Digital ED 2,8/12-40 mm

M.Zuiko Digital ED 2,8/12-40 mm

 
Zeitgleich mit der EM-1 stellte Olympus auch zwei neue Objektive in Aussicht. Das M.Zuiko Digital ED 2,8/12-40 mm ist der Pro-Linie zugeordnet, es soll mit der Kamera ab Anfang Oktober 2013 lieferbar sein und kostet 700 Euro Aufpreis, wenn es zusammen mit dem Gehäuse im Kit gekauft wird. Zumindest die Konstruktionsdaten – siehe auch die Technischen Daten gegen Ende von Olympus-Flaggschiff OM-D EM-1 – lassen einiges erwarten, was die Abbildungsqualität angeht: Hoch- und niedrigbrechende Linsen, Asphären – Olympus hat sich zumindest auf dem Papier sehr ins Zeug gelegt bei diesem Objektiv.
 

Foto M.Zuiko Digital ED 2,8/40-150 mm

In Entwicklung: M.Zuiko Digital ED 2,8/40-150 mm

 
Gleichfalls der Pro-Linie zuzurechnen ist das M.Zuiko Digital ED 2,8/40-150 mm, dessen Entwicklung Olympus just bekanntgab. Wann das Objektiv zu welchem Preis lieferbar sein soll, wurde aber noch nicht verraten.

Innere Werte

Die EM-1 hat einen komplett neu entwickelten Bildsensor mit 16 Megapixeln und auch einen neuen Bildprozessor TruePic VII, der bei der JPEG-Bildentwicklung auch die Möglichkeiten eines jeden Zuiko-Objektivs kennt und bei der Bildbearbeitung berücksichtigt. Diese Korrekturdaten werden werden auch im RAW gespeichert und können von der Olympus-Bildbearbeitung auch am PC ausgewertet werden. In der Summe soll die EM-1 damit die beste Bildqualität aller Olympus-Kameras bieten.

Zur Wi-Fi-Funktionalität der EM-1 ist anzumerken, dass Olympus nun auch die drahtlose Kamera-Fernsteuerung bietet (bei der PEN E-P5 funktionierte das nur mit iAUTO). Mit einer App für Android oder iOS können Programm-, Zeit- und Blendenautomatik sowie die manuelle Steuerung aus der Ferne bedient werden; iAUTO geht auch. Auch die Funktion „Live Bulb“ lässt sich drahtlos vom Smartphone oder Tablet aus steuern.
 

Prinzip 5-Achsen-Bildstabilisator

 
Das Prinzip des 5-Achsen-Bildstabilisators der EM-1 sei nach wie vor einzigartig, betonte Olympus. Auch wenn andere von fünf Achsen redeten, so sei deren Funktionalität nicht vergleichbar. Er wurde nochmals verbessert und soll bei der EM-1 bei längeren Verschlusszeiten noch etwas akkurater arbeiten.

Auch softwareseitig hat sich Olympus einiges überlegt. Da gibt es diverse Art Filter, und vor allem einen neuen Colour Creator, eine Art Farbrad, mit dem sich Farbton und Sättigung ganz schnell und sehr feinfühlig einstellen lassen. Sehr praktisch, um beispielsweise einer Aufnahmeserie eine besondere Farbanmutung mitzugeben. Der Colour Creator stammt nicht aus der Technik, sondern geht auf die Ideen eines Olympus-Designers zurück und so ist er denn auch: gut handhabbar, anschaulich, praktisch.

Neu sind auch die HDR-Fähigkeiten. Neben HDR1 (klassisch) gibt es HDR2 (artistisch) und die HDR-Wirkung kann vor der Aufnahme in einer Vorschau begutachtet werden.

Sucher

Stolz ist Olympus auch auf den elektronischen Sucher mit knapp 2,4 Mio. Bildpunkten, dessen Sucherbild größer und detailreicher als ein optischer KB-Sucher sein soll: „… ist jedem optischen Sucher weit überlegen“. Nun, eine erste kurze Durchsicht bestätigte das nicht. Es ist ein guter elektronischer Sucher, das Sucherbild verschmiert auch bei schnellen Bewegungen nicht, aber es ist eben kein optischer Sucher. Er hat andere Vorzüge (100 % Bildfeld, Farb- und Effektkontrolle, Schärfenkontrolle mit Bildlupe, … ) aber was die Bildklarheit und -helligkeit angeht, ist er – im Hellen – meiner Einschätzung nach keine Konkurrenz. Das ändert sich natürlich, sobald es duster wird: wo der optische Sucher zum dunklen Loch wird, zeigt der elektronische das Motiv klar und deutlich.

Gut gelungen ist die (abschaltbare) Helligkeitsregelung „adaptive brightness“, die die Sucherhelligkeit dem Motiv anpasst; der Sucher wird also auch ein wenig dunkler, wenn es das Motiv ist. Das hilft, um beim Schwenken Helligkeitsdifferenzen zu bemerken und nähert sich dem Bildeindruck eines optischen Suchers; das Sucherbild ist ein wenig angenehmer. Wobei man diese Funktion auch nicht überbewerten sollte: Sie ist angenehm, aber nicht essentiell.

Zum rückseitigen Monitor gibt es soweit nur Positives zu vermelden. Er ist hell und fein auflösend, stellt Farben recht gut dar, und ist, und das vor allem, schwenkbar.

Bleibt abschließend, ein kleines Detail zu erwähnen, bei dem Olympus auch gut mitgedacht hat: zur EM-1 wird auch ein waschbarer Tragegurt angeboten.

(thoMas)
 
 
Produktfotos: Olympus
 

Nachtrag (10.9.2013; 7:40 Uhr):

Nicht gut aufgepasst: Nicht das neue M.Zuiko Digital ED 2,8/12-40 mm kostet „sehr moderate 200 Euro Aufpreis“, wenn es zusammen mit dem Gehäuse im Kit gekauft wird, sondern das gilt für das Kit aus EM-1 und M.Zuiko Digital ED 3,5-6,3/12-50 mm. Das Kit mit dem M.Zuiko Digital ED 2,8/12-40 mm soll 2199 Euro kosten, das sind 700 Euro mehr als das Gehäuse allein. Die Angabe oben wurde entsprechend geändert. Dank an SH für den Hinweis.
 

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