In seiner Berlin-Serie zitiert der holländische Fotograf Erwin Olaf aus den Bildwelten der Neuen Sachlichkeit, weiß aber auch in malerischer Arbeitsweise den Bogen zum Heute zu schlagen:
Erwin Olaf, Berlin, Porträt 05 – 9th of July, 2012
Copyright Erwin Olaf
Courtesy WAGNER + PARTNER Berlin
Pressemitteilung
Erwin Olaf: Homage to Berlin
Am 6. September, parallel zum Auftakt der neuen Herbstsaison, eröffnet die Berliner Galerie WAGNER + PARTNER die Einzelausstellung Homage to Berlin des renommierten holländischen Fotografen Erwin Olaf.
Für seinen Berlin-Zyklus bereiste Olaf im Jahr 2012 sieben Orte der Hauptstadt: das Olympiastation, das Schöneberger Rathaus – für immer verbunden mit Kennedys viel zitierten Worten „Ich bin ein Berliner“ – sowie Clärchens Ballhaus, das Alte Stadthaus an der Klosterstraße, das Stadtbad Neukölln, die Fechthalle am Westend und Innenräume der Freimauerloge. Alle ausgewählten Orte besitzen für ihn subjektiv ästhetischen wie historischen Erzählwert.
Die Fotografien führen mit ihren perfekt komponierten atmosphärischen Stimmungen in eine Stadt verschiedener Zeiten. Wir finden uns wieder im Berlin des Franz Bieberkopf der 20iger Jahre einer verruchten, gewalttätigen und stetig anwachsenden Großstadt. Von diesem historisch inspirierten Standpunkt aus blickt Olaf nun auf das Berlin von heute – eine weltweit als unkonventionell, kreativ, jung und offenherzig geltende Metropole.
Wie in all seinen fotografischen Serien geht Erwin Olaf zielgerichtet und präzise mit Licht um und modelliert die Farbwelten meisterhaft. Mit dieser malerischen Arbeitsweise zitiert er für die Berlin-Serie augenscheinlich aus den Bildwelten der Neuen Sachlichkeit, wobei die Düsterkeit und kühle Präzision der Fotografien irritiert.
Erwin Olaf, Clärchens Ballhaus Mitte – 10th of July, 2012
Copyright Erwin Olaf
Courtesy WAGNER + PARTNER Berlin
Erwin Olaf, Freimaurer Loge Dahlem – 22nd of April, 2012
Copyright Erwin Olaf
Courtesy WAGNER + PARTNER Berlin
Kinder an der Schwelle zum Erwachsensein, begegnen dem Betrachter mit herrisch selbstbewusstem Blick. Für Olaf sind es gerade diese Kinder, denen wir heute so viel mehr Macht über ihre Umwelt zugestehen als noch vor zehn Jahren. Zwischen den Zeilen lässt sich hier das Heraufdämmern einer entfesselten und unkontrolliert wuchernden Macht in einer wachsenden Stadt der 20iger Jahre lesen. In anderen Rollen treten alte Weiber auf, die ihre letzten verbliebenen Reize anbieten und dabei den Verfall ihres Körpers nicht verbergen können. Prägnante Nachahmungen von Realitäten und intuitiv gebauter Szenen lassen die außerordentliche Spannung in den Fotografien Olafs entstehen und rufen bei dem Betrachter eben soviel Unbehagen wie Voyeurismus hervor.
Erwin Olaf wurde 1959 in Hilversum, Niederlande geboren und absolvierte 1980 seinen BA in Journalism an der School of Journalism in Utrecht (Niederlande).
Für seine Arbeit wurde er 2011 mit dem Dutch State price of the Arts, dem Johannes Vermeer Award, ausgezeichnet und ist in den folgenden Sammlungen vertreten: FNCA Collection (Paris/Frankreich), George Eastman House (USA), ING Art Collection (Amsterdam/Niederlande), Kunstpalais Erlangen (Erlangen), Ludwig Museum (Köln), Margulis Collection (Miami/USA), Rijksmuseum (Amsterdam/Niederlande), Stedelijk Museum (Amsterdam/Niederlande) und The West Collection (Oaks/PA/USA)
Das Künstlergespräch mit Erwin Olaf findet am 11.10.2013, 19 Uhr in den Galerieräumen statt. Um Anmeldung wird gebeten.
Erwin Olaf, Berlin, Porträt 01 – 22nd of April, 2012
Copyright Erwin Olaf
Courtesy WAGNER + PARTNER Berlin
Ausstellung:
Erwin Olaf: Homage to Berlin
6.9. – 19.10.2013
Galerie Wagner + Partner
Strausberger Platz 8
10243 Berlin
Öffnungszeiten: Dienstag Samstag, 13 – 18 Uhr und nach Vereinbarung
(thoMas)
gehts noch?
Der Pressetext ist ja wieder einmal ein echter Knaller:
“In anderen Rollen treten alte Weiber auf, die ihre letzten verbliebenen Reize anbieten …”
Von den hier gezeigten Bildern selbst finde ich die beiden Portraits überzeugend.
In der Tat,
ein brauchbar dicker Hund!
Soll wohl eher ironisch wirken, kann man aber auch brutal missverstehen. Der Schreiberling war wohl etwas von der Rolle, oder braucht ne fette Abreibung von ein paar alten Weibern.
Jo
dieser Nazi-Chic hat schon was heimelig Faschistoides …
Wohl eher…
…etwas unheimeliges. Ob Absicht oder nicht: die Koketterie mit Elementen dieser Bildsprache hinterlässt bei mir auch immer ein ungutes Gefühl.
[quote=Gast]dieser Nazi-Chic hat schon was heimelig Faschistoides …[/quote]