Wann ist Ihnen so etwas das letzte Mal passiert? Wann blätterten Sie durch ein Fotobuch, wann sahen Sie eine Ausstellung, wovon Sie wirklich hingerissen waren? Ist das schon länger her? Dann geht es Ihnen wie uns. Wir sind etwas müde – vom oft so Gleichen. Deshalb wollen wir uns diesmal mit Fotografie beschäftigen, die wirklich außergewöhnlich ist – in ihrer Bildgewalt, in ihrem Stil-Willen:

 

Foto Walter Niedermayr, Aspen 25 2009

Walter Niedermayr, Aspen 25 2009
 
 
Foto Walter Niedermayr, Aspen 30 2009

Walter Niedermayr, Aspen 30 2009
 
 
Foto Walter Niedermayr, Aspen 32 2009

Walter Niedermayr, Aspen 32 2009
 
 
Foto Walter Niedermayr, Aspen 77 2009

Walter Niedermayr, Aspen 77 2009

 
Es gibt nicht viele Fotokünstler, die einen neuen Stil kreieren oder durchsetzen konnten. Ein solcher ist Walter Niedermayr, dessen weiße Berglandschaften seit den achtziger Jahren für Furore sorgen – heute oftmals kopiert, doch nie erreicht. Mit seiner neuen Serie „The Aspen Series“, die jetzt bei Hatje Cantz als Buch erschienen ist, findet nun eine Blickverschiebung von den Alpen zu den Rocky Mountains statt. Weiter geht es aber um die Eingriffe des Menschen in die Bergregionen – diesmal fotografierte Niedermayr in Aspen, Colorado. Auch hier sind es weniger die Schneelandschaften, die den Künstler interessieren, sondern mehr ihre Funktion als Erlebnis-Zentren. Das Buch zeugt vom ganz besonderen Blick des Fotografen – den wir schon heute als Klassiker der Fotokunst feiern dürfen.
 

Foto Andreas Magdanz
 
 
Foto Andreas Magdanz
 
 
Foto Andreas Magdanz

 
Andreas Magdanz’ Buch „Stammheim“, erschienen ebenfalls bei Hatje Cantz, überzeugt uns dagegen etwas weniger. Stuttgart Stammheim, jener Ort, „an dem sich deutsche Geschichte verdichtet“, ist hier ein Ort nüchterner Dokumentarfotografie: Es gilt, etwas fotografisch zu konservieren, was bald selbst Geschichte sein wird, denn die Justizvollzugsanstalt wird demnächst abgerissen. So erzählen die Fotografien nicht viel von den Geschehnissen des Herbstes 1977, distanzieren sich vom Mythos der RAF, doch findet der Fotograf auch kein adäquates neues, intimes Bild für die Vergangenheit. So bleiben die Bilder des Gefängnisses auf kühle Art belanglos. Wer sie trotzdem im Original sehen mag: Eine Ausstellung im Kunstmuseum Stuttgart stellt die Serie bis zum 3. März vor: Andreas Magdanz. Stuttgart Stammheim.
 

Foto Nicolas Grospierre
 
 
Foto Nicolas Grospierre
 
 
Foto Nicolas Grospierre

 
Nicolas Grospierres bei Jovis erschienenes Buch „Open-Ended“ ist dagegen ein schöner Grenzgänger zwischen Fotografie, Kunst und Architektur. Oft sind es die Spuren der Architektur der Moderne, die Grospierre in seinen Arbeiten verfolgt – daraus Dokumentarfotografien und auch Installationen fertigt. Der Band stellt sein Werk umfassend vor – ergänzt um aufschlussreiche Essays.
 

Foto Viviane Sassen    Foto Viviane Sassen
 
 
Foto Viviane Sassen    Foto Viviane Sassen

 
Das wohl bildgewaltigste Buch dieses Monats ist bei Prestel erschienen. Viviane Sassens Band „In and Out of Fashion“ zeigt auf 296 Seiten, wie nah sich Modefotografie und Kunst kommen können. Die niederländische Fotografin hat schon in jungen Jahren ein absolut eigenständiges Werk geschaffen. Sie fotografiert Mode für Marken wie Miu Miu, Adidas, Stella McCartney, Diesel, Louis Vuitton oder Viktor & Rolf – mit einem wirklich neuartigen Blick. Expressive Farben und Gesten, deutliche Kontraste aus Licht und Schatten, nicht die Technik ist hier neu: Es ist die Art, die Dinge zu sehen. Aktuell ist im Amsterdamer Huis Marseille auch eine Ausstellung der Fotografin zu bewundern (http://www.huismarseille.nl/nl/tentoonstelling/viviane-sassen-in-and-out-of-fashion).

„Image Machine. Andy Warhol & Photography“ stellt einen weiteren Künstler vor, dessen Werk einen neuen Stil definierte: Andy Warhol. Das Buch untersucht die Rolle der Fotografie in Warhols Werk in Abhängigkeit zu seiner Porträtmalerei – vor allem aber auch die Rolle der Fotografie im Leben des Künstlers.

Am Ende von Foto-Frisch steht wie immer eine Empfehlung, Fotokunst käuflich zu erwerben. Man kann in Onlinegalerien fündig werden, bei Fotokunst-Galerien, auf Kunstmessen, in Auktionshäusern, bei Kunsthändlern – oder auch in den Ateliers der Künstler selbst. Wir möchten Ihnen Arbeiten vorstellen, die wir für sammlungswürdig halten – angeboten von seriösen Galerien, Verlagen oder Händlern.
 

Foto Walter Niedermayr, Shiraz, Iran 54/2006, 2010

Walter Niedermayr, Shiraz, Iran 54/2006, 2010
Diptychon, zwei Digitalpigmentdrucke in Mappe, mit Buch
Blattformat: je 43 x 53 cm, Bildformat: je 36,3 x 46 cm
Auflage: 20 + 3 e.a., signiert, nummeriert

 
Diesmal empfehlen wir eine „Collector’s Edition“ von Walter Niedermayr: „Shiraz, Iran 54/2006, 2010“, ein Diptychon aus zwei Digitalpigmentdrucken zum Preis von 1.280 Euro. „Für dieses Projekt reiste Niedermayr in den Jahren 2005 bis 2008 nach Teheran, Isfahan, Yazd, Schiraz sowie in kleinere Städte und zu historischen Stätten des Iran. Es entstand eine neue Werkgruppe, in der er die architekturhistorischen Zusammenhänge der aktuellen iranischen Architektur vor ihrem kulturellen und geschichtlichen Kontext hinterfragt. Die Collector’s Edition zeigt eine Stadtansicht als Diptychon, an der exemplarisch die überraschende Orientierung an westlichen Bautraditionen im Land deutlich wird – bunte Werbetafeln sowie eine Umgehungsstraße und Wohnblocks, wie sie überall stehen könnten.“

(Marc Peschke)