Letztmalig hat der japanische Konzern Hoya die Quartalszahlen für die Pentax-Fotosparte ausgewiesen. Das Fazit: Ein Umsatzeinbruch. Aber damit ist nun Schluss, denn Hoya hat die Fotosparte am 1. Oktober 2011 an Ricoh übergeben; für vermutlich um die 90 Mio. Euro:
Zum 1. Oktober 2011 hat Hoya die Pentax-Fotosparte komplett an Ricoh übergeben. In seiner Bilanz führt der Hoya-Konzern die Pentax-Fotosparte mit einem Buchwert von 9,362 Mrd. Yen (ca. 87,4 Mio. €); der Kaufpreis dürfte daher nur unwesentlich darüber gelegen haben. Hoya hat die Pentax-Fotosparte mit dem ersten Geschäftsquartal 2011 als „discontinued operation“ finanztechnisch ausgelagert.
Ein Blick auf die gesamten Hoya-Quartalszahlen zeigt, dass die Ausgliederung und der Verkauf der Pentax-Fotosparte sich noch nicht voll auf das Betriebsergebnis bei Hoya auswirken. Der Quartalsumsatz ist ohne die Pentax-Fotosparte gestiegen, der Konzerngewinn aber um 11 % gefallen.
Bereits im ersten Geschäftsquartal verwies Hoya auf einen gebremsten Kamera-Absatz, sogar im Wachstumsmarkt China. Regelrecht gestoppt seien die Wachstumsraten, so Hoya seinerzeit. Die Gründe für diese Entwicklung konnte Hoya nicht genau benennen. Das Unternehmen vermutete eine Marktsättigung aufgrund des reißenden Absatzes von Smartphones und hoffte darauf, dass die Kunden ihre Kaufentscheidung auf die nachfolgenden Geschäftsquartale vertagen würden.
Das zweite Geschäftsquartal 2011 (Juli bis September) zeigt nun aber, dass die Pentax-Fotosparte weiterhin vor sich hin dümpelt: Hoya – Quarterly Report; 2nd Quarter: 3 months ended September 30,2011 (PDF-Datei). Der Umsatz fällt um fast 35 % auf 7,78 Mrd. Yen (ca. 73 Mio. €) gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres. Der operative Verlust kann auf 460 Mio. Yen (ca. 4,3 Mio. €) leicht verringert werden. Dabei ist herauszustellen, dass der geringere Verlust allein durch den Umsatzrückgang und nicht durch irgendwelche Anstrengungen seitens Hoyas bedingt ist. Die Umsatzrendite, also das Verhältnis von Gewinn bzw. Verlust zum Umsatz, hat sich im zweiten Geschäftsquartal gegenüber dem Vorjahr sogar von -4,9 % auf -5,9 % verschlechtert. Anders ausgedrückt: Die Pentax-Fotosparte macht mittlerweile 5,9 Yen Verlust je 100 Yen Umsatz. Erstrebenswerter Zielwert für die Umsatzrendite sind (positive) 5 % und mehr.
Der Hoya-Geschäftsbereich „Information Technology“, der in der Untersparte „Imaging related products“ Objektive und Bauteile für Digitalkameras enthält, verzeichnet im zweiten Geschäftsquartal einen leicht fallenden Umsatz und einen operativen Gewinn in Höhe von 43,7 Mrd. Yen (ca. 408 Mio. €). Dabei können die „Imaging related products“ mit 16,44 Mrd. Yen (ca. 153,5 Mio. €) Umsatz ein leichtes Plus von 2,4 % verzeichnen. Dieser Geschäftsbereich hat sich, so Hoya, nach nur leichten Auswirkungen des Erdbebens in Japan, gut erholt. Insbesondere die Lieferungen von Glasmaterialien, die für Kameras und Wechselobjektive benötigt werden, seien florierend.
Interessant wird die Integration der Pentax-Fotosparte bei Ricoh in den nächsten Quartalen werden. Durch die Ausgliederung bei Hoya erhielten wir erstmals wieder einen genaueren Einblick in die tatsächliche Pentax-Geschäftsentwicklung. Diese Zahlen werden die zukünftige Vergleichsbasis sein.
Zeitraum |
Umsatz Pentax in Mrd. Yen |
Operativer Gewinn Pentax in Mrd. Yen |
Siehe auch |
April-Juni 2008 | 36,451 | -0,038 | |
Juli-Sept. 2008 | 33,08 | -2,458 | Pentax macht weiterhin Verluste |
Okt.-Dez. 2008 | 31,287 | -1,433 | Pentax schrumpft weiter |
Jan.- März 2009 | 21,378 | -7,641 | Hoya/Pentax verfehlt das Gewinnziel |
Gesamtjahr 08/09 | 122,2 | -11,57 | |
April-Juni 2009 | 24,65 | -0,941 | Pentax baut auf Endoskope |
Juli-Sept. 2009 | 27,92 | 1,185 | Pentax schreibt wieder schwarze Zahlen |
Okt.-Dez. 2009 | 27,67 | 1,192 | Pentax trägt mit Gewinn zum Konzernergebnis bei |
Jan.-März 2010 | 25,91 | 1,33 | Pentax: Erfolgreich mit Spiegelreflexkameras |
Gesamtjahr 09/10 | 106,15 | 2,77 | |
April-Juni 2010 | 22,14*** | 10,86*** | Pentax verschwindet allmählich im Hoya-Konzern |
Juli-Sept. 2010 | 56,28* | 10,90* | Pentax verkauft wohl mehr Kameras |
Okt.-Dez. 2010 | 57,55* | 11,19* | Pentax: Objektiv-Geschäft zieht an |
Jan.-März 2011 | 49,18 | 7,12** | Pentax: Fotosparte hält sich wacker |
Gesamtjahr 10/11 | 218,66** | 36,51** | |
April-Juni 2011 | 10,54*** | 1,22*** | Hoya grenzt Pentax schon aus |
Juli-Sept. 2011 | 7,78*** | -0,46*** |
* Der Mutterkonzern Hoya hat zum 1. Geschäftsquartal 2010 die Geschäftsbereiche neu strukturiert und weist für Pentax keine eigenständigen Quartalszahlen mehr aus. Pentax ist nun eingegliedert im Bereich „Information Technology“, der die Segmente „Electronics related products“ (Fotomasken für Halbleiter, Masken für LCDs, etc.) und „Imaging related products“ (optische Linsen, optische Gläser, Wechselobjektive, Digitalkameras, Laser-Ausrüstung etc.) beinhaltet.
** Hoya weist die Zahlen nach den Standards IFRS und GAAP aus. So sind die Quartalszahlen nach GAAP und das Gesamtjahr nach IFRS ermittelt. Rein rechnerisch stimmen die Summen für das Gesamtjahr 2010/11 daher nicht.
*** Hoya veröffentlicht ab dem Geschäftsjahr 2011/12 die Geschäftsberichte nach dem internationalen Rechnungslegungsstandard IFRS. Da die Pentax-Fotosparte ab 1. Oktober 2011 an Ricoh verkauft wird, erfolgt die Ausweisung der Pentax-Zahlen ab April 2011 als „discontinued operations“. Damit werden auch die Pentax-Zahlen für den Vorjahreszeitraum offen gelegt und sind in unserer Tabelle entsprechend korrigiert.
(agün)
Fast so gelungen
wie die Auslagerung der Griechenland-Schulden auf die europäischen Lotterien … 😎
Wie geht’s weiter?
Pentax/Hoya/Ricoh macht Miese. Panasonic hat auch gerade Verluste gemeldet, bei Olympus geht es drunter und drüber und Canon/Nikon/Sony sind in Thailand abgesoffen. Wie geht es denn jetzt weiter? Der Letzte macht das Licht aus?
Als Analog-Fotograf stört
Als Analog-Fotograf stört mich die Panikmache überhaupt nicht. Unabhängig von meinem Mitleid für die Menschen in Japan und Thailand, zeigt die Situation sehr deutlich, wie instabil die ‘global industries’ geworden sind.
Selbst wenn alle grossen Digitalkamera-Hersteller die nächsten 12 Monate nicht mehr produzieren können – es gibt mehr als genug gute Kameras, mit denen fotografiert werden kann. Schön ist, dass es zur Zeit kein Geschrei und keine Laberei um Pixel mehr gibt. Schlecht nur für photoscala, dpreview & Co., die von dem Geschrei leben.