Mit der Camera obscura zur Opera obscura; mit der Stunden-Langzeitbelichtung zur Quintessenz der Oper. Karen Stuke verdichtet ganze, stundenlange Opern- und Theater-Aufführungen in einem einzigen, faszinierenden Bild:
Theaterbilder in zeitlicher und räumlicher Totale
Es begann mit der eigenen Theaterleidenschaft Mitte der 1990er Jahre in Bielefeld. Karen Stuke studierte Kommunikationsdesign an der dortigen renommierten Fachhochschule und schloss das Studium als Photographin mit einem Diplom bei Gottfried Jäger ab. Nebenher besuchte sie die Aufführungen des Bielefelder Theaters, wo sie im Fach Regie hospitierte. Damals entstanden ihre ersten Theaterbilder mit einer Camera Obscura. Die ebenso uralte wie traditionelle Kameratechnik lässt keine Kontrolle über die entstehende Aufnahme zu; nur mit einer gehörigen Portion Erfahrung und Intuition lassen sich die Bildergebnisse vorhersehen. Das Arbeiten mit der Camera Obscura in der heutigen Zeit digitaler Autofokuskameras mit schier unglaublichen Belichtungsprogrammen ist meist konzeptionell begründet. Die fehlende technische und ästhetische Kontrolle wird durch die Neugier auf eine geglückte Aufnahme, die nichts weniger als die Essenz der eingefangenen Situation zu transportieren vermag, ersetzt. Das gilt vermutlich auch für Karen Stuke.
Celan
Staatstheater Mainz 2003
Regie:: Peter Ruzicka, Bühne: Gottfried Pilz
Allerdings nutzt die Künstlerin darüber hinaus die Möglichkeiten einer digitalen „Post Production“, indem die Negative eingescannt, gegebenenfalls kompositionell beschnitten und skaliert werden, um die Bilddaten anschließend auf das gewünschte Format zu vergrößern. Für den Kunstmarkt werden in der Folge meist zwei Bildgrößen in kleinen Auflagen produziert. Neben der Camera Obscura verwendet sie gelegentlich eine professionelle 4×5-inch-Studiokamera; doch die Technik bleibt letztlich zweitrangig, so Stuke, die Kameras sind bloße Werkzeuge, um Bilder entstehen zu lassen.
Minna von Barnhelm
Stadttheater Bielefeld 2000
Regie: Marcus Lachmann, Bühne: Sandra Meurer
Während die festangestellten Theaterphotographen (die gemeinhin das Bildmaterial für die Aushänge und Broschüren liefern) bei den Proben in erster Linie Standbilder mit langen Objektivbrennweiten machen, interessierte die Berliner Künstlerin schon immer das Gesamtgeschehen zeitlich und räumlich als Totale. So belichtete sie 1995 in Bielefeld kurzerhand ein gesamtes Theaterstück auf einem einzigen Bild mit einer modifizierten Kamera. Die Gestik und Mimik der Sänger und Schauspieler sind auf einer solchen Langzeitaufnahme natürlich nicht mehr erkennbar; stattdessen sieht man schlierenhaft ihre Bewegungen auf der Bühne sowie die Verteilung der Protagonisten innerhalb des Bühnengeschehens mittels einer nahezu unendlichen Überlagerung und Verdichtung von Bewegungsspuren. Die Aufnahmen sind folglich auch eine Studie zum Faktor Zeit. Für die Photographin bleibt es wichtig, die Zeit letztlich nicht beeinflussen zu können.
Labatut 2005, aus der Serie „Sleeping Sister“
Pigment Print, 60×90 cm / 30×45 cm, Ed. 8+II
Der zweite kardinale Referenzpunkt für Stuke scheint das Licht zu sein, das die Bühnenräume erstrahlen lässt und gleichzeitig bei einer so extremen Langzeitaufnahme perfekt zu dosieren ist. In diesem Fall ist es das ausschließlich künstliche Licht der Bühnenbeleuchtung; in der Werkgruppe „Sleeping Sister“ dagegen das Restlicht im Schlafzimmer, sprich, das von draußen in den Raum eindringende Licht oder dessen Reflexionen. Auch jene Aufnahmen wurden so lange belichtet, wie das Ereignis, hier also der nächtliche Schlaf, dauerte. Die Protagonistin ist durch die Bewegungen während des Schlafens ebenso einer präzisen Schilderung entzogen wie die Schauspieler auf der Bühne hier wie dort kommt das Ergebnis einem Traumbild gleich.
Winterreise (Heinz Winbeck nach Franz Schubert)
Landestheater Linz 2011
Choreographie: Jochen Ulrich, Ausstattung: Gottfried Pilz
Parallel photographierte Stuke mit der Camera Obscura an den Bühnen in Köln, Berlin, Dresden, Wien, Zürich, Paris und andernorts kürzlich auf dem Theaterfestival in Neapel. Dort waren es im Sommer 2010 acht Aufführungen, die Karen Stuke im Auftrag der Festivalleitung um Renato Quaglia mit ihrer Technik ablichtete, unter anderen eine „Romeo und Julia“-Inszenierung wie damals in Bielefeld, mit der ihre breit angelegte Werkgruppe der Theaterbilder („Opera Obscura“) fünfzehn Jahre zuvor begonnen hatte.
In Neapel können wir einige Accessoires auf den Bühnen ausmachen, die sich dort schon längere Zeit befanden, etwa ein Auto oder mehrere Orientteppiche. Im Stück „Football“ überrascht hingegen der Bühnenhintergrund: ein riesiges Metallgerüst, vor dem auf einer Leine zahlreiche Fußballtrikots hängen. Darunter erkennt man wie in den meisten anderen Aufnahmen ein wolkenartiges Gebilde, das aus den Bewegungen der Schauspieler während der Belichtung entstanden ist. In Stukes Theateraufnahmen steht häufig das Statische gegen das Flüchtige, eine feste Struktur gegen das Amorphe. Und das Amorph-Flüchtige kann auch aus projizierten Bildern auf dem Bühnenhintergrund bestehen, die sich in der langen Belichtung mitunter zu einer ebenso unentwirrbaren Schichtung zusammensetzen wie die Menschen davor, etwa in „Bizzara“. Der Theatervorhang am rechten und linken Bildrand konkretisiert den Ort und die räumliche Tiefe der Bühne; er wird zum Rahmen des Theaterstückes wie der photographischen Abbildung. So schauen wir mit Blick auf Stukes visuelle Interpretation gleichzeitig auf beides.
Arbeiten aus „Opera obscura di Napoli“
Schließlich entstand auch in Neapel jeweils nur eine Aufnahme, welche das konkrete Theaterstück dokumentiert und repräsentiert. Eigentlich, das kann man durchaus verraten, sind es bis zu sechs Bilder, die Karen Stuke mit verschiedenen Belichtungsstufen und aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit entsprechend bis zu sechs Loch- oder Plattenkameras, die während der langen Belichtungszeit möglichst bewegungslos auf Stativen ruhen, gemacht hat doch jeweils nur eine Photographie blieb schließlich als die von der Künstlerin akzeptierte Essenz der Bühnenarbeit übrig. Aufführungsorte waren das renommierte Teatro di San Carlo, mit über 3000 Plätzen zeitweise das größte der Welt, die Theater Mercadante, Nuovo, Sannazaro und andere für das Festival temporär als Bühne genutzte Spielstätten.
Internationale Beachtung fand geschickterweise während der diesjährigen Fußballweltmeisterschaft angesetzt die Weltpremiere von „El Diego“, eine konzertante Aufführung mit Musik von Roberto de Simone und Niccolò Paganini in Kombination mit einem gigantischen Videoscreen, auf dem einige der zahlreichen Tore von Diego Armando Maradona gezeigt wurden, der zweimal mit dem SSC Neapel italienischer Fußballmeister wurde. In der Aufnahme von Karen Stuke sehen wir schemenhaft die Musiker und Sänger des Orchesters und des Chores des Teatro di San Carlo von den Filmausschnitten der Fußballspiele hingegen nichts mehr. Die Aufnahme ähnelt inhaltlich der Arbeit ihres Berliner Kollegen Michael Wesely. Dieser belichtet häufig die gesamte Dauer eines Fußballspiels meist im Stadion, gelegentlich auf Bildschirmen beim public viewing mit Großbildkameras. Auch auf seinen Photographien ist wenig vom Verlauf, von der Spannung oder Langeweile des Spiels zu sehen. Durch die bewusst gewählte Länge der Belichtung zeigen Stuke und Wesely alles und zugleich nichts. Es ist, als ob sich die im Bild vielfach überlagerte Bildinformation zu einer Art Rauschen verdichtet hätte. Doch das hat es in sich: Es ist das Speichern eines Zeitverlaufs, eine zeitlich mehrdimensionale Verdichtung in einem Bild. Gleichzeitig stecken viele Aufnahmen in dieser einen.
Auch zwei frühere Kollegen sollten hier Erwähnung finden, die wiederum in der Geschichte der modernen Theaterphotographie in Deutschland Hervorragendes geleistet haben: Rosemarie Clausen oder Chargesheimer. Sie zeigten in den 1950er und 1960er Jahren in einer Art subjektiver Dokumentation vor allem das Minenspiel der Schauspieler. Das ist heute nicht das Ziel von Karen Stuke. Außerdem existiert mit der Tanzphotographie eine eigene Gattung in der Geschichte des Mediums, und auch hier hat sich seit den 1920er Jahren die Bewegungsunschärfe zu einer zentralen Kategorie entwickelt, wie sie uns bei Stuke ebenfalls begegnet. Doch dies bleiben letztlich Nebenschauplätze. Denn ihr Wunsch nach dem ultimativen Bild einer Theaterinszenierung überstrahlt alles, obwohl die gesamte Dramaturgie des Stückes letztlich ausgeblendet bleibt oder ins Rätselhafte transformiert wird. In diesem Zusammenhang führt die Photographin in einem „artist statement“ den Begriff der „Vorstellung“ ein, der die Ebenen des Faktischen und Imaginativen, sprich: die Aufführung selbst und dasjenige, was wir sehen respektive zu sehen glauben, zusammenführt und daraus eine neue zeitlose, überreale Kategorie erschafft.
Diciotto Carati
Teatro Mercadante 2010
Regisseur: Giovanni Scacchetti
Während es für sie an den deutschen Bühnen meist Zeit und Gelegenheit gab, bereits während der Generalproben aus dem Zuschauerraum heraus zu photographieren, musste sie beim Theaterfestival in Neapel gelegentlich während der Aufführungen und somit inmitten des Publikums arbeiten. So wurde auch die „Bewachung“ der Kameras wichtig, da jegliche Erschütterung das gewünschte Bildergebnis ruiniert hätte. Stukes bevorzugte Positionierung der Kamera (oder wie erwähnt gelegentlich mehrerer Kameras) ist der 1. Rang Mitte, also die zentrale Aufsicht auf die gesamte Bühne. Natürlich wählt sie stets das Querformat, da die Aufnahmen nur dann proportional der Theaterbühne entsprechen. Gelegentlich taucht die Bühnenbeleuchtung im oberen Bildfeld auf oder Teile der Bühne selbst. Sie spielt in ihren Aufnahmen mit den Methoden der Illusionsmaschinerie Theater, indem sie sie zeigt, ja geradezu betont.
Die Begeisterung für die beiden künstlerischen Ausdrucksmedien Theater und Photographie spiegelt sich auch in der Verwendung der Camera Obscura wider, denn die Pappboxen entsprechen formal einer Guckkastenbühne. Und die photographischen Abzüge präsentiert sie schließlich mit einem Distanzrahmen und verwandelt sie so in Miniaturbühnen an der Ausstellungswand.
Schließlich passen die beiden Ausdrucksformen Theater und Photographie aus einem weiteren Grund sehr gut zusammen: In beiden sind wir Rezipienten stets mit einer undurchdringbaren und irritierenden Verbindung aus Realität und Fiktion (sowie deren Spielarten) konfrontiert, die mal zur einen und mal zur anderen Seite ausschlagen kann.
Karen Stuke verfolgt mit ihren Inszenierungen der Inszenierungen einen überzeugenden, präzisen wie subjektiven Ansatz.
(Dr. Matthias Harder)
Ausstellungen:
Opera Obscura di Napoli
Fotografien von Karen Stuke
Ausstellungsdauer: 09.09.2011 bis 15.10.2011
P.A.N. – pallazzo delle arti napoli
via dei Mille 60
80121 Neapel
Italien
Opera Obscura
Fotografien von Karen Stuke
Ausstellungsdauer: 10.09.2011 bis 02.10.2011
Galleria PrimoPiano
Via Foria 118
80137 Neapel
Italien
Gespräche der Karmeliterinnen
Bühnen der Stadt Gera 2007
Regie: Matthias Oldag, Bühne: Thomas Gruber
Die Künstlerin:
Karen Stuke (*1970) lebt in Berlin. Sie studierte visuelle Kommunikation, Foto/Film Design an der FH Bielefeld und machte ihr Diplom 1998 bei Gottfried Jäger. Seit 1999 arbeitet Stuke als freie Fotografin; die Arbeiten sind direkt bei der Künstlerin erhältlich: Karen Stuke.
Das Buch der Künstlerin:
Karen Stuke
Die Trilogie der schönen Zeit, oder: Warten macht mir nichts aus!
Mit Texten von Andreas Beaugrand und Gottfried Jäger
ISBN 978-3-923830-63-3
24,80 EUR
(kann über die Webseite der Künstlerin eingesehen und bestellt werden; siehe Startseite ganz unten)
die olle camera obscura, wer
die olle camera obscura, wer hätte das gedacht! tolles konzept, tolle arbeiten.
Nö
Du bist nur ein Hund.
nicht diskutabel
Meine Kritik richtete sich an seriöse Fotografen – nicht an Sie.
MfG
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Wissen ist Macht.
[Francis Bacon, 1561 – 1626]
Achtung: Thread für seriöse Fotografen wie no_photo_please
[quote=no_photo_please]Meine Kritik richtete sich an seriöse Fotografen – nicht an Sie.
MfG
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Wissen ist Macht.
[Francis Bacon, 1561 – 1626][/quote]
Na und?
Der Spaniel. Wau!
no_photo_please schrieb:
[quote=no_photo_please]@statler:
Damit auch Sie das verstehen: Ich schrieb dass ich Bühnenfotograf bin (u.a.) deshalb, damit dem Leser klar wird, dass ich die Materie kenne, von der ich schreibe.
Alles gut soweit?
Was denken SIE denn über den Text zur “Kunst” der Fotografin? Haben Sie dazu eine Meinung? Finden Sie das richtig, was hier steht? Gefallen Ihnen diese Sätze? Haben Sie sich damit auseinandergesetzt?
MfG
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Wissen ist Macht.
[Francis Bacon, 1561 – 1626][/quote]
Locker bleiben, großer Bühnenknipser! Immer diese gespielte Aufregung, nur weil auf Photoscala mal über interessante Fotografen berichtet wird, und nicht über anonyme Photoscala u.a. Bühnenfotografen, die keinen interessieren.
Lieber Statler, bitte weiter so!
Der Spaniel. Wau!
Gast schrieb:
Gast
[quote=Gast][quote=Gast]Hiroshi Sugimoto: Time Exposed
Den Urheber der Idee könnte man ja freundlicherweise auch mal angeben.[/quote]
Sugimoto fotografiert ausschließlich in SW; (lebende) Menschen und Bewegung kommen bei ihm praktisch nicht vor. Die einzige Gemeinsamkeit, die ich finden kann, ist die der Langzeitbelichtung.
So gesehen ist der Urheber der Idee Joseph Nicéphore Nièpce mit dem ersten bekannten Foto der Welt: Blick aus dem Fenster seines Arbeitszimmers in Le Gras; Belichtungszeit acht Stunden.
der besucher[/quote]
Schwachsinn. Sugimoti betreibt die Verdichtung einer Aufführung. Genau das selbe sehe ich auch hier. Ob s/w oder Farbe ist egal.
Abgesehen davon fotografiert Sugimoto auch das Publikum, also nix von wegen “keine lebenden Menschen”.
no_photo_please schrieb:
[quote=no_photo_please]
Hätten Sie nicht besser in einem dieser unsäglichen Amateur-Foren posten können? Da hätte Ihr “niveauvoller” Kommentar hingepasst. Dort ist das Alltag.
[/quote]
Hört, hört! Hier schreibt der bekannte Bühnenfotograf, welcher sich gütig wie er ist auch mit dem Fotoproletariat auf Photoscala abgeben muss, sich aber eigentlich davor ekelt, ist der doch durch und durch Vollprofi und somit praktisch unantastbar in seiner ganzen Gloria.
Generationen werden sich noch sehnsüchtig an ihn erinnern, der große Meister und Träger des Photoscala-Pour le Mérite, unerschütterlich in seiner harten und von Expertise nur so tropfenden Kritik, ein Mahner und Erinnerer an die gute alte Zeit, damals, als es ausschließlich dem Adel vorbehalten war, Licht auf Film zu bannen, jeder Schuß ein Unikat und zugleich Meisterwerk, fern vom berauschten Pöbel, welcher ihn mit Verachtung straft und seine bedeutenden Werke mit nichts außer Ignoranz und oberflächlicher Kenntnissnahme angewidert würdigt, der große no_photo_please, seines Zeichens Philologe und King of nothing, Hüter des Niveaus und Francis Bacon Verehrer, dessen Wissen seinen Mitmenschen verborgen in völliger Dunkelheit schlummert und dessen Macht im Fantastilliarden Bytes der WEB2.0 Welt im Nichts verschwindet.
Großer Hüter eines riesigen Haufen von Nix,von dem wir nicht wissen, mit wem wir es zu tun haben, sag uns, womit haben wir Deine Ankunft in Amateurhausen verdient?
Der Spaniel. Wau!
Warum?
Ja, warum nur tun Sie sich diesen Zwang an? Sie sind Bühnenfotograf, haben bestimmt eine entsprechende Ausrüstung – doch nicht etwa eine D700 mit Batteriegriff und rattenscharfen Nikkoren? Chchch… 😉 – und machen mit diesem Hightech-Zeugs bestimmt die viel besseren Bilder, als diese einfallslose Dings, die Künstlerin zu sein glaubt…
das glaube ich allerdings
ich finde die Aufnahmen/Bilder der “Künstlerin” auch schlecht, weil sie zur gelieferten exzellenten Vorlage absolut nicht “mehr machen”. Es sind eben durch unnötige Langzeitbelichtung und miserable Kamera versaute, “Bühnen-Totalen”, auf denen man vom eigentlichen Inhalt, der jeweiligen Theater-Inszenierung an sich, nicht mehr viel mitbekommt. Was daran “Kunst” sein soll, erschliesst sich für mich nicht.
So ist es.
[quote=no_photo_please]Frau Struke hat meines Erachtens in einem ihrer Bilder eine langweilige Totale in eine gemäldeartige, vibrierende Stimmung verwandelt, die die gähnende Ödnis der scharfen Aufnahme … ersetzt. [/quote]… und die Mittel mit denen sie die Bilder erzeugt sind völlig belanglos.
——————
Nikon – mirrorless rules !
Das wäre dan
inflationäre Kunst … 😎
Genie oder Blödsinn
“Das Arbeiten mit der Camera Obscura in der heutigen Zeit digitaler Autofokuskameras mit schier unglaublichen Belichtungsprogrammen ist meist konzeptionell begründet.”
(Auf Deutsch: “Fotografen mit modernen Kameras machen logischerweise gezielt Fotos – mit der Lochkknipse geht das nicht.”)
Zum Konzept gehört natürlich auch, mit den geeigneten (verkünstelten) Worten einen Kontrast zu provozieren und dabei eine Kulisse aufzubauen, die unbedingt differenzieren muss, selbstverständlich im Kontext dessen, was die “künstlerische Arbeit” begründet.
“schier unglaubliche Belichtungsprogramme” fabuliert jemand, dem die Arbeit mit einer Kamera fremd sein muss – der Grund, warum es nur für einen Kasten mit Loch reichen sollte?
Das mag ätzende Kritik von mir sein, angesichts des hier Zitierten empfinde ich das aber als Notwehr.
Ich habe erstens nichts gegen Menschen, die ich nicht kenne – zweitens habe ich nichts gegen verzweifelte Versuche mancher Menschen, der überwiegenden, systemimmanenten Langeweile der Fotografie zu entkommen. Aber ich ärgere mich tierisch über diese an jedem einzelnen Haar herbeigezogenen “Kunst”-Phantasien, hingeworfen in Hurz-Versen, von denen ich mich mit jedem einzelnen Wort auf den Arm genommen fühle.
MfG
PS: Ich bin u.a. Bühnenfotograf.
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Wissen ist Macht.
[Francis Bacon, 1561 – 1626]
Beileid
[quote=no_photo_please]PS: Ich bin u.a. Bühnenfotograf. [/quote]
Das tut mir leid.
.
PS: den Bühnenfotografen habe ich in meiner Aufstellung des “Homo fotograficus” total vergessen.
Wo müsste ich den ansiedeln? Über oder unter Leicabesitzer?
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Nikon – weinrot rules!
no_photo_please schrieb:
[quote=no_photo_please]
Das mag ätzende Kritik von mir sein, angesichts des hier Zitierten empfinde ich das aber als Notwehr.[/quote]
Neidisch? Mit deiner Kritik ist es wie mit dem berühmten Sack Reis in China.
[quote=no_photo_please]
PS: Ich bin u.a. Bühnenfotograf.
[/quote]
Und ich u.a. der Kaiser von China, Gosa der Gosarianer und somit ein Zuul, Torwächter, Astronaut, Schiffskapitän und Pilot, Bühnenfotograf, Kritikfotograf, Notwehrfotograf, Spanienfotograf, Kunstfotograf, Fotoapparatfotograf, Drinnenfotograf, Draußenfotograf, Oben- und Untenfotograf, usw. usw.
Der Spaniel. Wau!
Interessante Idee,
Interessante Idee, ungewöhnliche Bilder. Gefällt mir gut.
Ideenklau
Hiroshi Sugimoto: Time Exposed
Den Urheber der Idee könnte man ja freundlicherweise auch mal angeben.
Ideenklau …
Das Prinzip als auch die Anwendung in vielerlei Motivbereichen ist so alt wie die Photographie selbst …
Gast schrieb:
Hiroshi
[quote=Gast]Hiroshi Sugimoto: Time Exposed
Den Urheber der Idee könnte man ja freundlicherweise auch mal angeben.[/quote]
Sugimoto fotografiert ausschließlich in SW; (lebende) Menschen und Bewegung kommen bei ihm praktisch nicht vor. Die einzige Gemeinsamkeit, die ich finden kann, ist die der Langzeitbelichtung.
So gesehen ist der Urheber der Idee Joseph Nicéphore Nièpce mit dem ersten bekannten Foto der Welt: Blick aus dem Fenster seines Arbeitszimmers in Le Gras; Belichtungszeit acht Stunden.
der besucher
Wer die Technik in den Vordergrund stellt,
stellt den Inhalt in den Hintergrund. Nettes Experiment, danke und weiter…
in schā’ Allāh
Anmerkung/Nachtrag
Ich habe versucht (Leider stürzt mein Firefox 6 auf der Site von Frau Struke recht schnell ab …), mir mal ein paar Bilder von der Künstlerin anzusehen und war auch angetan. Im Fazit finde ich, dass Bilder manchmal besser ohne exaltierte Wortfindungen präsentiert werden sollten – mithin entsteht so gar nicht erst ein Image-Schaden.
MfG
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Wissen ist Macht.
[Francis Bacon, 1561 – 1626]
…
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte … alte Werbefuzzi-Weisheit. 😉
Wissen macht nichts!
[quote=no_photo_please] (Leider stürzt mein Firefox 6 recht schnell ab .MfG
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Wissen ist Macht.
[Francis Bacon, 1561 – 1626][/quote]
Was ist das , Firefox, Firlefanz 6, das trifft es!
Unterhaltungskanal
Wie jedes WE – tolles Abwechslung auf photoscala. Wenn ich mir diesen Ausschnitt aus dem obigen Text betrachte, komme ich aber schon ins Grübeln; klingt da vielleicht Ironie des Schreibers mit?:
“…Die fehlende technische und ästhetische Kontrolle wird durch die Neugier auf eine geglückte Aufnahme, die nichts weniger als die Essenz der eingefangenen Situation zu transportieren vermag, ersetzt. Das gilt vermutlich auch für Karen Stuke.”
Ansonsten sagen mir die die Bilder inhaltlich nichts, nur recht bunt anzuschauen sind sie, aber zu kopflastig. So etwas konzeptionelles machen Fotokünstler ohne Phantasie, in Ermangelung neuer Ideen. Wenn das Drumherum (Kamera bewachen, Kamerastandpunkt aussuchen, wie viele Bilder etc.) wichtiger wird, als der Bildinhalt.
Als “Künstler” muss man halt um jeden Preis auffallen
Ich beobachte die Kunstszene auch schon länger und muss leider feststellen, dass vielen Künstlern halt auch nichts wirklich originelles mehr einfällt. Anstatt wirklich gute Fotos zu machen, was mit heutiger Technik wirklich möglich ist, wenn man eine gute Idee und ein originelles Konzept hat, kommt immer wieder dieser Abklatsch mit Uralttechnik, unscharfen Bildern, etc.
Das ganze wird dann mit einer “Pseudophilosophie” untermauert, um es als große Leistung und Kunst zu verkaufen. Aber was soll der/die KünstlerInn machen, wenn ihr nichts einfällt oder sie ihr Handwerk nicht beherrscht, dann muss man halt mit inhaltslosen Fotos in schlechter Qualität Eindruck wecken, und es als Kunst verkaufen, denn sonst würde sich gar niemand dafür interessieren. Ich fühle mich dadurch nicht einmal provoziert, sondern einfach nur gelangweilt. Gähn!!!
Was würde dagegen sprechen, wenn man eine Aufnahme mit Langzeitbelichtung mit einer Lochkamera macht und gleichzeitig eine Aufnahme mit eine Digitalenkamera. Dann die Aufnahme vom Film einscannt und dann das Digitale Foto mit der gescannten Aufnahme per Bildbearbeitung in einer Doppelbelichtung ineinanderkopiert oder partiel überlagert und somit zwei Zeitebenen und Fotos miteinander verbindet. Aber dafür muss man halt sein Handwerk beherschen und sich mit Bildbearbeitung auskennen. Würde ich wesentlich interessanter finden.
Aber das was hier von der “Künstlerin” geboten wird, langweilt mich nur. Egal ob es konzeptionell ist oder nicht!
Fehlende Kontrolle
[quote=Gast]Wie jedes WE – tolles Abwechslung auf photoscala. Wenn ich mir diesen Ausschnitt aus dem obigen Text betrachte, komme ich aber schon ins Grübeln; klingt da vielleicht Ironie des Schreibers mit?:
“…Die fehlende technische und ästhetische Kontrolle wird durch die Neugier auf eine geglückte Aufnahme, die nichts weniger als die Essenz der eingefangenen Situation zu transportieren vermag, ersetzt. Das gilt vermutlich auch für Karen Stuke.”
Ansonsten sagen mir die die Bilder inhaltlich nichts, nur recht bunt anzuschauen sind sie, aber zu kopflastig. So etwas konzeptionelles machen Fotokünstler ohne Phantasie, in Ermangelung neuer Ideen. Wenn das Drumherum (Kamera bewachen, Kamerastandpunkt aussuchen, wie viele Bilder etc.) wichtiger wird, als der Bildinhalt.[/quote]
“Ironie des Schreibers” – interessanter künstlerischer Ansatz.
Apropos: Bunte Bilder… Wie wäre es mit einem Monet? 😉
Ich stehe Ihren Ausführungen ambivalent gegenüber. Auf der einen Seite wäre ich mit Kunstkritik direkt am Objekt vorsichtig… Auf der anderen Seite schreiben sie indirekt vom Leiden eines Heeres von Fotografen und Knipsern, die die Technik in den Mittelpunkt stellen, mangels Ideen. Interessanterweise hätten wir dann hier eine ungewohnte Blickrichtung: Nicht nur der gemeine Knipser, der nichts versteht und sich beständig neue Technik zulegt, um der damit verbundenen Suggestion des Erfolgversprechenden zu folgen (und immer wieder neu scheitert), auch der Kreative stellt hier dann die Technik in den Mittelpunkt – oder besser ausgedrückt die Technologie…
MfG
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Wissen ist Macht.
[Francis Bacon, 1561 – 1626]
Karen Stuke versus Hiroshi Sugimoto
Die Arbeiten von Karen Stuke stehen in der kunsthistorischen Tradition der Aufnahmen von Hiroshi Sugimoto: Sugimoto ist vor vielen Jahrzehnten berühmt geworden mit Schwarzweiss-Langzeitaufnahmen von traditionellen Kinohäusern und von Drive-In-Kinos während der Vorführung bei der sich der vorgeführte Film zu einer Aufnahmen verdichtet. Frau Stuke hat dieses Konzept nun auf Opernaufführungen und auf Farbaufnahmen erweitert. Es wäre ja schön gewesen wenn Frau Stuke Ihrer Arbeiten selbst in diesen Kontext gestellt hätte. So muß der Leser den Eindruck gewinnen, sie hätte die Idee von Langzeitaufnahmen von Vor- / Aufführungen selbst erfunden. Stukes Arbeiten mögen gefallen (für mich sind die Aufnahmen von Sugimoto überzeugender weil konsequenter in der Komposition) aber die Künstlerin hätte mit der kunsthistorischen Einordung Ihrer Arbeiten Ihrer eigenen Glaubwürdigkeit befördern können.
neid
neid ist für mich der grösste ansporn. neid zeigt mir immer wieder, wenn irgendwo eine wunderschöne arbeit aus dem mittelmass hervortritt. egal ob in der fotografie, der malerei, der architektur,… ich bin neidig, weil ich es mal wieder nicht geschafft habe, weil diese schöne (einmalige) arbeit nicht von mir ist. ich nenne es positiver neid.
was neid aber wohl sonst noch so alles anstellen kann, kann man mal wieder in diesem forum sehen. mittelmass war aber schon immer der feind des herausragenden.
aber bitte, seit euch doch einfach mal eures mittelmasses bewusst und steht dazu.
Das Killerargument schlechthin
NEID … Ja eh. 😎
Bitte nicht hier
[quote=Gast]neid ist für mich der grösste ansporn. neid zeigt mir immer wieder, wenn irgendwo eine wunderschöne arbeit aus dem mittelmass hervortritt. egal ob in der fotografie, der malerei, der architektur,… ich bin neidig, weil ich es mal wieder nicht geschafft habe, weil diese schöne (einmalige) arbeit nicht von mir ist. ich nenne es positiver neid.
was neid aber wohl sonst noch so alles anstellen kann, kann man mal wieder in diesem forum sehen. mittelmass war aber schon immer der feind des herausragenden.
aber bitte, seit euch doch einfach mal eures mittelmasses bewusst und steht dazu.[/quote]
Ich möchte nicht, dass meine Kritik hier in den Kontext Ihrer “Meinung” gerät. Sie sind kein Freund der deutschen Sprache und zeigen dies in Ihren wenigen Sätzen gern.
Dass SIE neidisch (nicht: neidig) sind, kann ich mir gut vorstellen – ebenso, dass Sie dieses billige Argument als tatsächlich möglich erachten.
Hätten Sie nicht besser in einem dieser unsäglichen Amateur-Foren posten können? Da hätte Ihr “niveauvoller” Kommentar hingepasst. Dort ist das Alltag.
MfG
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Wissen ist Macht.
[Francis Bacon, 1561 – 1626]
Es gibt auch noch einen anderen
Künstler/Fotografen, der an der Ostsee arbeitet. Eigentlich immer das gleiche Sujet: Wasser kommt/Wasser geht. Garniert mit angeschwemmtem Material, Sand, Felsen. Camera Obscura als Gestaltungsmittel, Belichtungszeit stundenlang. Ich habe leider den Namen vergessen, die Bilder sind jedoch in jedem Fall beeindruckend, alle SW.
Und nein, man kann auch mit ganz einfachen, um nicht zu sagen primitiven Kameras hervorragende Bilder machen. Man muss nur sehr bewusst arbeiten und die Zieleffekte genau kalkulieren. Erfahrung und Fantasie sind ebenfalls gefragt.
Die Bilder würden mir als “normale Bünenfotos” besser gefallen
alles, was an diesen Bildern visuell attraktiv ist, kommt meines Erachtens ausschliesslich davon, dass das “Motiv etwas hergibt”, weil es genau daraufhin ja von ganzen Heerscharen professioneller Kreativer und Bühnenarbeitern “erdacht, erstellt und optimiert wurde”. Acuh noch lange Langzeitbelichtung samt camera obscura machen das nicht besser, sondern im Gegnteil, nur schlechter. “Künstlerischen Mehrwert” seitens der obscuren Künstlerin kann ich auch nicht erkennen. Da hilft auch der unendlich geschwollene Kunst-Geschwurbel-Galeristen-Abzocker-Begleit-Text nichts, im Gegenteil!
Also, wenn es schon nicht die “die üblichen Bühnenbilder” bzw. “mit Tele gemachte close-up Studien von Akteuren” sein sollen, sondern ein offene Bühne/und Teile des Zuschauerraums in der Totale”, dann für mich bitte lieber gute, scharfe Fotos, die mit einem “ordentlichen, randscharfen Weitwinkel an einer guten aktuellen Digitalkamera mit rauscharmem, hochempfindlichem Sensor aufgenommen wurden.” 🙂
Macht jeder festangestellte/freiberuflich
fest engagierte Hausbühnenfotograf. Schon allein zu Dokuzwecken, damit man bei der Wiederaufnahme des Stückes noch weiß, wie das ausgeschaut hat. Ist Bestandteil der Bühnendokumentation, hat aber mit “Kunst” erst mal gar nix zu tun.
Bühne total
[quote=Gast]alles, was an diesen Bildern visuell attraktiv ist, kommt meines Erachtens ausschliesslich davon, dass das “Motiv etwas hergibt”, weil es genau daraufhin ja von ganzen Heerscharen professioneller Kreativer und Bühnenarbeitern “erdacht, erstellt und optimiert wurde”. Acuh noch lange Langzeitbelichtung samt camera obscura machen das nicht besser, sondern im Gegnteil, nur schlechter. “Künstlerischen Mehrwert” seitens der obscuren Künstlerin kann ich auch nicht erkennen. Da hilft auch der unendlich geschwollene Kunst-Geschwurbel-Galeristen-Abzocker-Begleit-Text nichts, im Gegenteil!
Also, wenn es schon nicht die “die üblichen Bühnenbilder” bzw. “mit Tele gemachte close-up Studien von Akteuren” sein sollen, sondern ein offene Bühne/und Teile des Zuschauerraums in der Totale”, dann für mich bitte lieber gute, scharfe Fotos, die mit einem “ordentlichen, randscharfen Weitwinkel an einer guten aktuellen Digitalkamera mit rauscharmem, hochempfindlichem Sensor aufgenommen wurden.” :-)[/quote]
Die Totale in der “normalen” Aufnahme hat wohl meist einen Nachteil: Man sieht auf dem fertigen Foto (Image-Pic im Web, Programmheft-Druck etc.) meist “nichts” vom Geschehen ausser eine Art Symbolfoto. 🙂
Typisches Beispiel ist ein klassisches Orchester auf der Bühne.
Die “Kunst” ist es, mit Erfahrung, Gespür für den richtigen Moment und den zur rechten Zeit besten Aufnahmeort Szenen “herauszuschneiden”, dies aber nicht mit Beliebigkeit, sondern mit einem Verständnis für das Stück, die Atmosphäre, die Künstler, die Bildgestaltung und letztens den Auftraggeber.
Frau Struke hat meines Erachtens in einem ihrer Bilder eine langweilige Totale in eine gemäldeartige, vibrierende Stimmung verwandelt, die die gähnende Ödnis der scharfen Aufnahme (welche man aber eigentlich nie machen würde) ersetzt. Aber wie Sie hier schon schreiben: Der “…unendlich geschwollene Kunst-Geschwurbel-Galeristen-Abzocker-Begleit-Text” ist – milde ausgedrückt – kontraproduktiv. Zumindest für Sie, für mich… und…
MfG
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Wissen ist Macht.
[Francis Bacon, 1561 – 1626]