Foto Michael Comte

Die Idee, Fotokunst zu erschwinglichen Preisen über das Internet zu verkaufen, scheint ein erfolgreiches Geschäftsmodell zu sein. Lumas hat damit angefangen, mit Eyemos kommt jetzt ein weiterer Anbieter dazu:

Lumas wurde 2003 in Berlin gestartet und erlebt bis heute ein anhaltendes Wachstum. Ursprünglich war es eine von Berlin aus betriebene Webseite – heute hat Lumas zwölf Galerie-Standorte in allen großen deutschen Städten, dazu in New York, Paris, Zürich und Melbourne. Seit Mai 2008 ist von Hamburg aus Eyemos mit seiner Internet-Galerie online.

Beide Anbieter verfolgen ein fast identisches Konzept: Sie suchen sich Fotokünstler aus, von denen sie in festgelegter Auflagenhöhe „echte“ Fotoabzüge anbieten. Meistens liegen die Auflagen zwischen 75 und 150 Stück. Da ist dann auch für den kleinen Geldbeutel etwas dabei – die Preise rangieren meistens zwischen rund 100 und 400 Euro. Mitunter können sie auch höher liegen: Für einen echten Edward Steichen-Abzug verlangt Lumas beispielsweise 1790 Euro. Für ein Bild aus dem Bereich „Young Art“ in der Größe 30 mal 40 Zentimeter werden auch mal weniger als 100 Euro verlangt. Rahmung und Kaschierung gehört gegen Aufpreis selbstredend zum Service.
 

Foto Nico Vincent

Nico Vincent, Sonntagnachmittag, by www.eyemos.de

 
Neustarter Eyemos versammelt derzeit rund 200 Motive von 20 zeitgenössischen Fotokünstlern aus dem In- und Ausland. Darunter seien viele junge Talente, die am Anfang einer erfolgversprechenden Karriere stehen, teilt Eyemos mit. Die Mischung enthalte aber auch eine Reihe gestandener Profis, die bereits auf eine langjährige Laufbahn zurückblicken könnten. Entscheidend für die Auswahl der Werke, zu denen jeden Monat neue hinzukommen, seien ihre Ausdrucksstärke und ihre Wirkung auf den Betrachter. „Im Mittelpunkt steht für uns die Kraft des Bildes“, sagt Eyemos-Gründer und Geschäftsführer Bernhard Willer. „Wir suchen Werke aus, die mehr transportieren als technische Brillanz. Bilder, an denen man sich einfach nicht satt sehen kann oder die uns gar helfen, das Sehen zu neu erlernen.“
 

Foto Michael Comte

Michael Comte, Karen Elson. Aus: Boudoir – Ein Hauch von Sinnlichkeit. © Michael Comte, www.lumas.de

 
Auch die Lumas-Story hat mit der Faszination des Bildes begonnen. Die beiden Gründer Stefanie Harig und Marc Ullrich schildern ihr Aha-Erlebnis so: „New York, East Village, 1996. Auf einem Antiquitätenmarkt treffen wir John. Er handelt mit alten Fotografien. Zunächst wirkt er grimmig, präsentiert uns dann aber voller Leidenschaft seine Schätze: Pressefotos aus den 1920er-Jahren. Wir sind begeistert, von John, von den Bildern. Voller Entdeckerstolz kaufen wir fünf Originalabzüge. Sie waren der Anfang. Seitdem beschäftigen wir uns intensiv mit Fotografie.“ Um diese Begeisterung weiterzugeben, hätten sie Lumas gegründet.

Lumas biete derzeit ein umfangreiches Programm mit Werken von rund 120 etablierten Fotokünstlern, vielversprechenden Newcomern und historischen Archiven. Mehr als 940 Werke sind als handsignierte Original-Fotografien in limitierten Auflagen erhältlich. Nach eigener Aussage möchte Lumas, dass sich jeder hochwertige künstlerische Fotografien in musealer Qualität leisten könne – und das auch in großen Formaten.
 

Foto Anke Merzbach

Anke Merzbach, Stelzengängerin, by www.eyemos.de

 
Eyemos will auch Leuchtturm im digitalen Bilderdschungel sein. Viele, die sich für moderne Fotografie interessieren, fühlten sich von der unüberschaubaren Bilderflut schlichtweg überfordert. „Wir spüren ständig vielversprechende Talente auf, sichten ihr Gesamtwerk und wählen daraus sorgfältig die besten Werke für unsere Editionen aus“, so Eyemos-Chef Bernhard Willer. Damit das Portfolio für den Kunden auch langfristig inhaltlich begreifbar und erlebbar sei, werde die Zahl der Künstler begrenzt bleiben. Willer: „Wir setzen nur auf Fotografen, an die wir glauben. Wir wollen ihren Weg begleiten, ihren künstlerischen Entwicklungsprozess verfolgen und uns gemeinsam mit ihnen weiterentwickeln.“

Deshalb soll es auf den Eyemos-Seiten auch bald Beschreibungen, Interviews oder Videoporträts zu den Fotografen und zu ihrer Arbeit geben. Ein redaktionelles Magazinangebot und ein Forum für den Austausch über aktuelle Fragen der modernen Fotografie soll aufgebaut werden. Im Jahr 2009 soll schließlich das erste Ladengeschäft in einer deutschen Großstadt eröffnet werden. Bis dahin kann die Dauerausstellung von derzeit etwa 50 Exponaten in einem Hamburger Loft besichtigt werden. Die Adresse: Hammer Deich 26-34, Termine nach Absprache.

Übrigens: An der technischen Qualität wollen beide Anbieter trotz der günstigen Preise nicht rütteln lassen. Lumas vergrößert auf Fujicolor-Crystal-Archive-Papier, für das bei Zimmerhelligkeit mindestens 40 Jahre Haltbarkeit angegeben werden. Eyemos reklamiert ebenfalls Museumsqualität für sich – in Zusammenarbeit mit „namhaften Dienstleistern“.

(Uli Eberhardt)