Foto Ivo Vaeßen

Die Urlaubszeit naht, die Ferne lockt. All jene, die es nicht nur in ferne Lande, sondern auch in tiefe Wasser zieht, finden hier einen kompetenten Leitfaden zur Unterwasserfotografie. Auf dass Sie nicht schon an der Mehrpunktmessung scheitern, die bei leichter Stickstoffnarkose zur unlösbaren Aufgabe werden kann:

Digitale Sucherkameras
sind deutlich kleiner, handlicher und günstiger als Spiegelreflexkameras – und der Preisunterschied potenziert sich sogar noch bei den Folgekosten für Gehäuse und Amphibienblitz. Zudem ist es möglich, gute Aufnahmen auch mit den kleinen Knipsen zu machen. Leider ist in dem mittlerweile riesigen Angebot nicht jedes Modell für den Unterwassereinsatz geeignet – selbst wenn der Hersteller das passende Gehäuse im Angebot haben sollte. Deshalb geben wir Ihnen heute einen Leitfaden an die Hand, damit Sie das richtige System für Ihre Ansprüche finden können.
 

Foto Ivo Vaeßen

Grüne Meeresschildkröte – Rotes Meer

 
Ein angehender Unterwasser-Fotograf, der in sein neues Hobby mit Elan einsteigt, wird bei seinen Aufnahmen zunächst von seinem Fotoequipment beherrscht werden. Mit der Zeit und der damit verbundenen größer werdenden Erfahrung, wird er aber auch zunehmend bessere Ergebnisse erhalten und das Kameraequipment auch bei schwierigen Aufnahmesituation beherrschen. Von daher ist es wichtig, dass die Fotoausrüstung dem Taucher auch bei wachsendem Können noch Perspektiven und technische Möglichkeiten bieten kann. Leider eignen sich nicht alle Modelle gleichermaßen, um auch gestiegenen Ansprüchen zu genügen. Daher sollten Sie auf folgende Mindestanforderungen für Ihre digitale Sucherkamera achten:

Optischer Zoom
Eine Festbrennweite (starres Objektiv) ist, die Vielseitigkeit betreffend, deutlich weniger geeignet als ein Zoomobjektiv. Gerade im Aufnahmeabstand von 20-60 Zentimeter werden die guten Aufnahmen meist auch nur mit der Programmautomatik gelingen. Und für diese Aufnahmedistanz ist ein optisches Zoom Gold wert. Bei der Festbrennweite bleibt nur die Möglichkeit, sich vom Motiv zu entfernen oder sich ihm zu nähern. Und nicht jeder Fisch lässt den Fotografen auf kürzeste Distanz heran.

Wünschenswert ist hier ein Objektiv, welches vom Hersteller möglichst weitwinklig ausgelegt wurde. Eine 28-100-Millimeter-Optik ist also besser als ein 40-140-Millimeter-Objektiv. Durch die Lichtbrechung beim Durchtritt der Lichtstrahlen von dem Medium Wasser in das Medium Luft (im Gehäuse) bei einem Planport (flaches Glas) wird der Bildwinkel unter Wasser sowieso verringert. Inzwischen sind hier aber Kameras verschiedener Hersteller mit Zoomobjektiven im Programm, die bereits bei 24 Millimeter beginnen.
 

Foto Ivo Vaeßen

Gespensterkrabbe – Nordsee

 
Ein Digitalzoom ist übrigens kein Ersatz für die optische Variante. Die Aufnahmequalität leidet sehr darunter und die Bilder werden unscharf und pixelig. Der Einsatz eines Digitalzooms bringt weder über noch unter Wasser Ergebnisse, die überzeugen. Da ist es schon sinnvoller, eine Ausschnittsvergrößerung anschließend am Computer zu gestalten, wenn sie sich denn anbietet.

Auflösung – Megapixel
Eine Mindestauflösung von drei Megapixeln (nicht interpoliert) reicht für Ausdrucke auf DIN A4-Format (ca. 30×20 cm) aus, ohne dass man zuviel an Qualität einbüßen muss. Ein Bild dieser Größe gibt, hinter Glas mit Passepartout, auch im Wohnzimmer noch einen ansehnlichen Wandschmuck ab. Bei vier bis sechs Megapixeln liegt ein ansehnliches Bild, was die Größe angeht, zwischen DIN A4 und DIN A3. Die aktuellen Kameragenerationen bieten aber bereits Sensoren, welche locker bis zu zwölf Megapixel anbieten. Die Problematik der nötigen Auflösung ist heute also weitgehend gebannt. Im Gegenteil haben die Sensoren heute schon Auflösungen erreicht, die zu einer Verschlechterung der Bildqualität führen können. Immer mehr Pixel drängen sich auf einer gleich bleibenden Sensorfläche und sorgen so dicht gedrängt für eine Zunahme des Bildrauschens. Nicht wenige sind der Meinung, dass man nicht mehr als 6 Megapixel auf einem kleinen Kompaktkamerasensor vereinen sollte, um eine gute allgemeine Bildqualität zu erhalten (siehe auch Plädoyer für „sexy“ Kameras). Auch steigt die Datenmenge bei hohen Auflösungen dramatisch an.

Kamerafunktionen, die Pixelzahlen interpolieren, sind nicht zu empfehlen. Hier werden Bildpunkte ins Bild gerechnet, die real nicht existieren und die nicht nennenswert zur Qualitätsverbesserung beitragen.

Manuelle Blitzzuschaltung
Bei Benutzung der Programmautomatik reicht das Umgebungslicht für die Kamera in klaren, Licht durchfluteten Gewässern auch auf Tauchtiefen von zehn Metern noch aus, um ein Bild vernünftig zu belichten. Dass der Aufnahme die Farben fehlen werden, kann die Kamera ja nicht wissen. So kommt es vor, dass die Programmautomatik den Blitz nicht zündet. Das Bild ist dann zwar hell genug, aber leider völlig matt und farblos. Aufgrund der Filterwirkung des Wassers sind speziell die roten Lichtanteile schon nach den ersten fünf Metern unter der Wasseroberfläche nahezu völlig verloren. Nur Kunstlicht, etwa der interne Kamerablitz, kann in der Tiefe Farben zeigen. Somit muss der Fotograf den Blitz auch im Gehäuse manuell zuschalten können.
 

Foto Ivo Vaeßen

Großer Tümmler – Rotes Meer

 
Manuelle Blitzabschaltung
Bei Tauchgängen mit schlechteren Lichtverhältnissen aktiviert die Programmautomatik den Blitz automatisch. Dies kann aber sehr negative Folgen auf das Bild haben, wenn in einem Gewässer mit stark eingeschränkten Sichtweiten mit dem internen Kamerablitz fotografiert wird. Da der interne Kamerablitz zwangsläufig sehr nahe an der optischen Achse der Kameralinse sitzt, werden alle Schwebteilchen, die sich zwischen Objektiv und Motiv befinden, frontal von vorne angestrahlt und sind auf der Aufnahme als wildes Schneegestöber sichtbar. Ein derartiges Bild ist unbrauchbar.

Hier helfen nur die Abschaltung des internen Blitzes und eine Kameraperspektive von unten nach oben, um möglichst viel des natürlichen Umgebungslichtes einzufangen. Alternativ bietet sich die Verwendung eines externen Amphibienblitzes an, welcher weit genug entfernt vom Objektiv verwendet werden kann. Über die geschickte Führung des externen Blitzes kann man diese Schwebeteilchen auf den Fotos vermeiden.

Formatumschaltung 4:3 auf 3:2
Kompakte Digitalkameras sind in der Regel dafür ausgelegt, dass die Bilder auf einem Computermonitor angezeigt werden. Dessen dargestelltes Bild weist ein Seitenverhältnis von vier Teilen in der Breite und drei Teilen in der Höhe auf (4:3). Das Kleinbildformat hat jedoch ein Seitenverhältnis von 3:2. Also drei Teile in der Breite, zu zwei Teilen in der Höhe. Klassische Kleinbildformate sind 9 x 13, 10 x 15 oder auch 13 x 18 Zentimeter.

Lässt der Fotograf sein Bild, welches im Monitorformat aufgenommen wurde, in einem Fotofachgeschäft entwickeln, bekommt er einen Abzug, auf dem entweder oben und unten ein Teil des Bildes abgeschnitten wurde oder der breite weiße Ränder zeigt. Beschnittenen Bildern fehlen auch oft wichtige Bildinhalte. Hat das Bild weiße Ränder, müssen diese mit der Schere entfernt werden. Zudem sieht eine 4:3-Aufnahme im Album weniger ansprechend aus. Diese Formate passen auch nicht so recht hinter die handelsüblichen Bilderrahmen.

Einige Kameras bieten sogar die Option, im Format 16:9 oder 16:10 zu belichten. Dies kann im Einzelfall für interessante Panoramaaufnahmen sorgen, ist aber sicher nicht für jedes Foto geeignet.
 

Foto Ivo Vaeßen

Anemonenfisch – Rotes Meer

 
Manuelle Wahl der Blende
Wichtig kann auch die Möglichkeit einer manuellen Vorwahl der Blende sein. Sonst kann es geschehen, dass die Programmautomatik eine für unsere Zwecke zu große Blendenöffnung wählt. Dies geschieht vorzugsweise bei geringem Umgebungslicht. Bei einer Blende von f 2,8 kann die Kamera aber keine Bilder mit ausreichender Schärfentiefe mehr machen. Wer einen großen Zackenbarsch fotografiert, hat dadurch vielleicht ein scharfes Maul – aber die wichtige Augenpartie wird unscharf abgebildet, was wiederum ein wenig attraktives Bild ergibt. Hier hilft nur, manuell abzublenden. Durch die Wahl einer kleineren Blende (größere Blendenzahl) wird die Schärfentiefe vergrößert und die restlichen Bildinhalte über einen größeren Tiefenbereich scharf dargestellt. Es gibt Modelle, die die Wahl der Blende, der Verschlusszeit, oder beides, manuell zulassen.

Manuelle Wahl der Verschlusszeit
Bei voller Weitwinkelstellung wählen viele digitale Kompaktkameras in der Programmautomatik vergleichsweise lange Verschlusszeiten. Wenn das gleiche Bild mit einer kürzeren Verschlusszeit (1/100- oder 1/125 Sekunde) aufgenommen wird, fressen die Lichter von der Oberfläche nicht so aus und das Bild wird scharf.

Ein Wrackfoto, aufgenommen in einer größeren Tiefe oder bei schlechten Lichtverhältnissen, kann ein Taucher auch noch mit einer 1/30 Sekunde Belichtungszeit machen. Vorraussetzung ist aber wenig Umgebungslicht und am besten keinerlei Bewegungen im Bild. Zusätzlich kann der Fotograf, falls möglich, manuell ISO 100 als Empfindlichkeit einstellen. Das verhindert erstens das Bildrauschen, für welches speziell die digitalen Kompaktkameras wegen ihrer kleinen Sensoren sehr anfällig sind und zweitens, dass die Kamera automatisch ISO 400 oder mehr wählt, was Überbelichtungen von der Wasseroberfläche wiederum unterstützen würde.

Ein- / Ausschalten des Kameramonitors
Der LCD-Monitor ist neben dem internen Blitz der große Stromfresser der Digitalkamera. Damit der Kameraakku zur Not auch zwei oder mehr Tauchgänge durchhält, sollte der Unterwasserfotograf den eingebauten Bildschirm im Unterwassergehäuse auch ausschalten können. Es lohnt sich, in diesem Zusammenhang auch einmal einen Blick auf das Energiemanagement der Kamera zu werfen.

Blitzkorrektur
Dem internen Kamerablitz wird gerade bei Aufnahmen in tropischen Gewässern mit teils hervorragenden Sichtweiten eine zentrale Aufgabe zuteil. Wird mit der Programmautomatik fotografiert, ist es wünschenswert, wenn der Taucher dem Blitz ein wenig mehr an Leistung entlocken kann, als es die Programmautomatik vorsieht. Bei einigen Digitalkameras lässt sich die Blitzleistung mittels Tastendruck (+/- Korrektur) steigern oder verringern, wobei der Wunsch nach weniger Leistung so gut wie nie auftaucht. Bei Mehrleistung kommt der interne Blitz zwar schnell an seine Leistungsgrenzen, aber es kann sich lohnen. Dabei ist Fingerspitzengefühl gefragt, denn das Bild läuft auch Gefahr, überbelichtet zu werden.
 

Foto Ivo Vaeßen

Riesenmuräne – Rotes Meer

 
Spotmessung
Bei der Spotmessung werden gezielt die Lichtverhältnisse in einem kleinen Bereich des Bildes berücksichtigt. Dieser Bereich wird dann auf dem Monitor durch ein kleines Fenster in der Bildmitte angezeigt. Macht der Taucher z.B. ein Foto einer Muräne oder eines anderen dunkel gefärbten Fisches, wird das geringe Reflektionsvermögen des Motivs im Spotfenster an die Kamera übermittelt und die Kamera wählt eine andere Belichtung – im Beispiel eine etwas stärkere Blitzleistung, um das Hauptmotiv besser auszuleuchten.

Hierzu muss der Fotograf wissen, dass viele Digitalkameras über eine Doppelblitzfunktion verfügen. Ein kurzer Blitz wird ausgesendet, die Kamera registriert das Reflektionsvermögen des Motivs und zündet einen zweiten Blitz für das eigentliche Bild. Kommt viel Licht vom Motiv zurück (helles Motiv), ist der zweite Blitz schwächer in der Leistung. Wird wenig Licht reflektiert (dunkles Motiv) fällt der zweite Blitz kräftiger aus.

Ist die Spotmessung nicht aktiviert, werden die Lichtverhältnisse, wie sie das gesamte Monitorbild zeigt, berücksichtigt und es wird ein Mittelwert berechnet.

Einige Kameras bieten hier auch die Möglichkeit, mehrere Belichtungspunkte zu messen, um einen Mittelwert für diese Aufnahmesituation zu errechnen. Unter Wasser ist das schwierig bis unsinnig, da dies einen erheblichen Zeitaufwand darstellt und unter dem Einfluss einer oft vorhandenen, leichten Stickstoffnarkose zur unlösbaren Aufgabe werden kann. Und nicht jedes Motiv hält so lange still, bis alle Einstellungen vorgenommen sind.

Der Schärfespeicher
Viele digitale Kompaktkameras haben das Problem der langen Auslöseverzögerung und der langsamen Fokussierung. Der Auslöser wird gedrückt – und es vergeht eine scheinbar unendliche Zeit, bis das Bild auf dem Monitor eingefroren und auf dem Speichermedium abgelegt wird. Was bei unbeweglichen Motiven kaum eine Rolle spielt, kann den Fotografen bei agilen maritimen Lebewesen zur Weißglut bringen. Gerade noch im Bildfeld des Monitors, ist der kleine Clownsfisch schon wieder auf Angriffskurs. Bis zu 1,5 Sekunden kann dieser Vorgang bei den digitalen Sucherkameras dauern. Zu lang für den hektischen Clownsfisch, der vehement seine Anemone verteidigt.

Um dem bei einer langsamen Kamera Abhilfe zu schaffen, kann der Schärfespeicher gute Dienste leisten. Dazu muss zunächst die Anemone anvisiert und der Auslöser halb durchgedrückt werden. Die Kamera stellt scharf, löst aber noch nicht aus. Dann wartet der UW-Fotograf, bis der Fisch an der richtigen Stelle im Bild schwimmt und löst aus.

Glücklicherweise sind viele moderne Kompaktkameras den Anforderungen gewachsen. Sie lösen heute oftmals deutlich schneller aus, als es noch bei Modellen vor einiger Zeit der Fall war. Mit Ihnen fällt die Jagd auf die kleinen Hektiker dann auch leichter.

Die Qual der Wahl: Das Unterwassergehäuse
Beim Unterwassergehäuse gibt es keine Muss- oder Sollausstattung, da die preiswerten Polycarbonatgehäuse letztendlich fast alle das Gleiche bieten. Und das ist gar nicht so wenig. Die von den großen Herstellern erhältlichen Gehäuse für die kompakten Digitalkameras bieten bis auf wenige Ausnahmen die Bedienung sämtlicher Kamerafunktionen mit Hilfe von Drucktasten an. Somit ist nahezu jede Kamerafunktion auch unter Wasser anwählbar.

Foto eines Unterwassergehäusees

Im ersten Moment scheint es so, dass gar nicht alle Funktionen gebraucht werden. Schaut sich der Taucher die Belegung der Tasten jedoch einmal näher an, lernt er diese Vielfalt schnell zu schätzen. Gerade derjenige, der auf manuelle Eingriffe wie Blende, Verschlusszeit oder Blitzkorrektur Wert legt, ist auf viele Gehäusedurchführungen angewiesen.

Ein weiterer Punkt ist bei vielen Gehäusen dieser Klasse gleich. Kaum eines besitzt eine Durchführung zum Anschluss eines externen Blitzgerätes. Warum sich die Hersteller eine Anschlussbuchse für ein paar Euro sparen, ist uns unbekannt. Bei den großen Kameraherstellern, welche auch selbst Unterwassergehäuse vertreiben, bietet einzig die Firma Olympus bei einigen der Gehäuse einen externen Blitzanschluss an. Allerdings ist dies ein olympusspezifischer Anschluss, über den sich nur nach Modifikationen auch Fremdblitze anderer Hersteller anschließen lassen. Eine solche Modifikation bietet die Firma www.Mike-Dive.de an. Es gibt aber auch verschiedene Sklavenblitzlösungen von Fremdherstellern wie INON oder Sea&Sea, welche einen fehlenden externen Blitzanschluss am Gehäuse optisch überbrücken.

Leider befindet sich meist nur ein Stativanschluss an der Bodenplatte der Unterwassergehäuse. Wer seine digitale Kompaktkamera mit Weitwinkel und Lampe oder externem Blitz auf eine Blitzschiene montiert, kann schon nicht mehr jede Schiene nutzen, da sich die ganze Apparatur mangels zweitem Haltepunkt auf der Schiene dreht. Die oft aufgeklebten Gewindebuchsen der Unterwassergehäuse können nur bis zu einem gewissen Maße mit einer Stativschraube belastet werden, bevor sie sich als Einzelteil in den Händen des gefrusteten Besitzers wiederfinden.

Foto der Rückansicht eines Unterwassergehäuses

Zumindest bei Olympus scheint man die Problematik begriffen zu haben und so sind die neuen Gewindebuchsen an der Unterseite der Gehäuse mittlerweile mit einer Metallplatte versehen und verschraubt. Diese Konstruktion ist unvergleichlich stabiler, wenn auch noch nicht optimal. Es gibt auch Gehäuse-Modelle von Olympus, Canon oder Sony, für die der Zubehörhandel – allen voran die Hersteller SEAnOPTICs, Athena, www.Mike-Dive.de oder auch Fisheye – ebenfalls Blitzschienen- und Blitzarmkombinationen anbieten, die zwei oder mehr Gehäuse-Aufnahmepunkte anbieten. Diese Konfigurationen sind meist sehr stabil und komfortabel.

Skeptisch könnte ein UW-Fotograf grundsätzlich beim Material der „Plastikkisten“ werden. Die Dinger sind allerdings stabil genug, dass man sie nicht wie rohe Eier behandeln muss. Einen Knuff im Gedränge auf dem Tauchboot stecken sie allemal weg, Einen freien Fall aus einem Meter Höhe auf den harten Boden mögen sie aber ebenso wenig wie ihre teueren Brüder aus der Aluschmiede.

Probleme sind aber bei einigen Olympusmodellen bei der Blitzbuchse bekannt, die mechanischen Beanspruchungen nur kurze Zeit standhalten konnte. Inzwischen wird eine verbesserte Version verbaut. Auch die Kunststoffzapfen am Planport der häufig verkauften Unterwassergehäuse PT-020, PT-023 und PT-027 für die Olympusmodelle C-5060WZ, C-8080 und C-7070 haben schon zu diversen Wassereinbrüchen geführt, da sie bei der Verwendung von Weitwinkelkonvertern seitlich abgeschert sind.

Die amerikanische Firma Ikelite bietet ein sehr großes Programm an Polycarbonatgehäusen für Kompaktkameras an, welche sich unter anderem durch die hohe Robustheit auszeichnen. Hier findet man auch Gehäuse, für die seitens der Hersteller nichts von der Stange angeboten wird.
 

Foto Ivo Vaeßen

Maskenfalterfische – Rotes Meer

 
Einzig gegen Kratzer kann man die Polycarbonatgehäuse auf Dauer nicht wirklich schützen, ist man auch noch so vorsichtig. Vor dem Kameramonitor und im Port sind Kratzer sehr störend, ansonsten sind sie halb so wild. Im Wasser sind die leichten Kratzer kaum noch zu sehen. Richtig tiefe Furchen werden aber auch vom Wasser nicht mehr absorbiert und zerkratzte Ports müssen dann eben ersetzt werden. Eine Neopren- oder Gummiabdeckung kann die Lebenszeit des Ports aber wirkungsvoll verlängern und schützt diesen Bereich beim Transport und zwischen den Einsätzen.

Mit etwas Bedacht sind die Gehäuse über Jahre hinweg einsetzbar. Kommt der Zeitpunkt, an dem der Taucher sich nicht mehr traut, mit einem vom Alter gezeichneten Gehäuse ins Wasser zu gehen, verrichtet das Gehäuse am Strand als Schutz gegen Sand oder beim Skifahren im Schnee immer noch gute Dienste.

Ein gewisses Maß an Pflege und Gewissenhaftigkeit beim Einbau der Kamera ins Gehäuse, sollte allerdings immer aufgebracht werden. Da sich Wasser bekanntermaßen nicht mit elektrischen Schaltkreisen verträgt, ist ein Wassereinbruch während des Tauchgangs fast immer das unwiderrufliche Aus für die Kamera. In der Regel beschränkt sich die Pflege auf das Säubern und Fetten des O-Ringes im Rückdeckel. Nach Jahren bietet sich auch eine Gehäuserevision mit Generalüberholung an. Die Firma www.Mike-Dive.de ist auf solche Arbeiten spezialisiert und bietet sie herstellerübergreifend an.

Fett am O-Ring
Gleich ein Hinweis zu Anfang: Fett dichtet nicht! Das Fetten des O-Rings dient ausschließlich dazu, den O-Ring geschmeidig zu halten und vor Abrieb zu schützen. Ist der O-Ring nicht gefettet, wird im Laufe der Zeit beim Schließen des Deckels das Material vom O-Ring abgerieben. Dadurch wird er unförmig und dichtet früher oder später nicht mehr richtig ab. Wird der O-Ring gefettet, flutscht es bedeutend besser, da der Rückwanddeckel des Gehäuses auf einem Schmierfilm gleitet. Beim Fetten gilt nicht, „viel hilft viel“. Es sollen sich keine Fetttropfen auf dem Dichtring befinden, er darf nur leicht glänzen.

Fett hat leider auch die Eigenschaft, jede Art von Verunreinigungen an sich zu binden. Seien es Sand, Haare oder Flusen eines ungeeigneten Reinigungstuches. Spätestens, wenn man nur das teure vom Hersteller autorisierte O-Ring-Fett benutzt, gebietet der Geiz Einhalt bei Verwendung der Schmiermittel. Unbeachtet sollte man die Hinweise auf ungeeignete Fette übrigens nicht lassen. Verträgt sich das Schmiermittel nicht mit dem Dichtring, kann es diesen aufquellen lassen und er flutscht aus der ihm zugedachten Nut.

Auch das einfachste Gehäuse hat mehr als einen Dichtring. Jede Durchführung zum Bedienen einer Kamerafunktion ist über einen O-Ring im Gehäuse abgedichtet. Diese O-Ringe altern auch. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis diese Dichtringe mangels Schmiermittel durch Abrieb für Wasser beim Tauchen durchlässig werden. Für manche Gehäuse – sehr gut bei Olympus gelöst – gibt es auch umfangreiche Ersatzteilsets, die sämtliche Dichtringe umfassen.
 

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Pyamaschnecke – Rotes Meer

 
Wer also ein neues Gehäuse kauft, sollte direkt das komplette Pflege-Revisionsset mitordern, auch wenn es mit weiteren 20-40 Euro zu Buche schlägt. Das ist deshalb wichtig, weil die vermeintlich teuren Verschleißteile vielleicht schon nach wenigen Monaten nicht mehr erhältlich sind. Eine Ersatzteilversorgung, wie man sie von einer Nikonos V oder den Motormarine-Modellen aus vergangenen Tagen kennt, wird man bei keinem der Hersteller für die „Einfachgehäuse“ finden. Dafür ist dieser Markt einfach zu schnelllebig und die Absatzzahlen sind zu gering, um eine Lagerhaltung zu rechtfertigen. Je verbreiteter das Gehäusemodell, desto wahrscheinlicher ist es, auch später noch Ersatz- oder Verschleißteile zu bekommen.

Sind die O-Ringe gefettet, obliegt dem Benutzer eigentlich nur noch, das Gehäuse nach dem Tauchgang im Meer ordentlich mit Süßwasser zu spülen. Das geschieht natürlich bei entfernter Kamera und geschlossenem Gehäuse. Dabei sollten dann auch alle beweglichen Teile des Gehäuses wirklich bewegt werden, um dem Salz keine Möglichkeit zu geben, ein „stilles Örtchen“ zu finden. Auch eingetrocknete Wassertropfen auf der Planglasscheibe des Objektivtubus‘ können dauerhafte Spuren hinterlassen – deshalb besser gleich abtrocknen. Ist das Gehäuse gespült und getrocknet, hat der Taucher vorerst alles getan.

Erst zu Hause sollte man das Gehäuse im geschlossenen Zustand mal richtig einweichen, damit auch letzte Salzspuren aus den unzugänglichen Ritzen aufgelöst werden und verschwinden. Gibt der Hersteller nichts anderes an, so hat sich Spülmittel mit maximal 30 Grad Celsius warmem Wasser zur Reinigung bewährt. Wärmer als 30 Grad wird das Wasser auch in tropischen Gefilden nicht und für dieses Einsatzgebiet sind die Gehäuse schließlich konzipiert. Reinigen Sie das Gehäuse niemals mit scharfen Reinigern oder Alkohol – es wäre das Aus für die Gerätschaft.

Direkte Sonneneinstrahlung oder klirrende Kälte mögen die Kunststoffgehäuse auch nicht. Die Hitze lässt das Material weich werden, die eisige Kälte macht es spröde.

Ist die Tauchsaison vorbei, reinigt man das Gehäuse, entnimmt den O-Ring, fettet diesen und lässt das Ganze ordentlich verpackt in einer vor Tageslicht geschützten Ecke der nächsten Tauchsaison harren. Es sei denn, es geht ins Schwimmbad, zum Skifahren oder zu einer anderen Gelegenheit, bei der die Digitalkamera widrigen Bedingungen ausgesetzt ist.

Nachdem Sie jetzt wissen, worauf es ankommen sollte, finden Sie im Fachhandel sicher das richtige Modell für Ihre Ansprüche. Und wer die Pflegetipps beachtet, hat auch lange Freude an seinem Fotoequipment samt Gehäuse und Zubehör.

(Ivo Vaeßen)