Zeigen Sie Ihre Fotos niemandem, sondern lagern Sie sie sofort in eiseskalter Dunkelheit ein, sofern Filme, Ausdrucke und Ausbelichtungen mehr als ein paar wenige Jahre unverändert bleiben sollen

Angeregt durch Adrian Ahlhaus‘ Anmerkungen zur fraglichen Haltbarkeit von Ausdrucken bin ich auf einen Artikel von Wilhelm Imaging Research gestoßen, der sich mit der Haltbarkeit fotografischer Materialien beschäftigt: High-Security, Sub-Zero Cold Storage – For the PERMANENT Preservation of the Corbis-Bettmann Archive Photography Collection.

Das Dokument hält ein paar interessante Zahlen für konventionelle fotografische Materialien bereit. Die Ergebnisse lassen sich tendenziell wohl auch auf Digitaldruckpapiere übertragen.

Danach gilt, kurz zusammengefasst:
• Je niedriger die Lagertemperatur und
• Je geringer die Luftfeuchtigkeit
desto länger bleiben die Bilder unverändert.

Unter normalen Bedingungen bei Zimmerlagerung beginnen die ersten Farbstoffe bereits nach wenigen Jahren sichtbar auszubleichen. Wer sich die Tabelle im genannten Dokument zu Gemüte führt, wird finden, dass die Langzeitstabilität extrem unterschiedlich ist; allein bei den hier untersuchten Kodak-Materialien reicht sie von drei Jahren (Vericolor II Prof. Film Type L) bis zu 110 Jahren (bestimmte Ektachrome-Filme), bis die ersten Farben 10 Prozent blasser geworden sind.

Erst bei einer Lagerung um den Gefrierpunkt herum überdauern alle hier untersuchten Kodak-Materialien das halbe Jahrhundert. Die errechnete Spanne reicht von 60 Jahren (Vericolor II Prof. Film Type L) bis zu 2200 Jahren (bestimmte Ektachrome-Filme).

Eingefroren bei -20 Grad schließlich kann man bei allen untersuchten Materialien von wirklicher Langzeithaltbarkeit sprechen. Es dauert 2000 bis 20.000 Jahre, bis die ersten Farbstoffe um 10% ausgeblichen sind.

Dabei wird aber eingangs der Untersuchung ausdrücklich darauf hingewiesen, dass diese Werte nur für die Farbstoffe gelten, wobei das nicht berücksichtigte mögliche Vergilben der Trägermaterials sich insbesondere bei Papieren schneller und deutlicher zeigen kann. Siehe auch: The Permanence and Care of Color Photographs: Traditional and Digital Color Prints, Color Negatives, Slides, and Motion Pictures.

Zu ergänzen wäre noch, dass die Tabelle, der ich diese Werte entnommen habe, folgenden Titel trägt: Estimated Number of Years for “Just Noticeable” Fading (Geschätzte Jahreszahlen für „gerade sichtbares“ Ausbleichen). Sie wiederum fußt augenscheinlich auf dem Artikel „Predicting Long-Term Storage Dye Stability Characteristics of Color Photographic Products from Short-Term Tests” (Die Vorhersage längwährender Farbstoffstabilität anhand von Kurzzeittests), der als Quelle genannt ist.

Nichts Genaues weiß man also wirklich nicht.

(So sprechen die Druckerhersteller bei den Haltbarkeitsangaben, die ja 100 und mehr Jahren verheißen, auch von der „WIR-Haltbarkeitsbewertung“ – nicht aber von einer Garantie.)

Insofern ist das digitale Foto ein echter Segen: Die Bits können die Zeiten völlig unverändert überstehen – sofern das Problem der Langzeit-Datenspeicherung gelöst wird: Erste Berichte von fehlerhaften und defekten Daten-CDs treffen hier bereits ein.

(thoMas)