Mit Luminar Neo hat sich die einstmals einfache Bildbearbeitung zu einem Werkzeug auch für anspruchsvolle Aufgaben gemausert. Dank cleverer Automatiken sollen weiterhin Bildbearbeitungs-Laien einfach zu ansehnlichen Ergebnissen kommen, Profis versprechen sie eine hohe Effizienz. Schafft es Luminar Neo, ambitionierte Bildbearbeiter wie Laien gleichermaßen zufrieden zu stellen?
Luminar Neo erinnert zwar stark an die Vorgänger Luminar 4 und Luminar AI, der Hersteller Skylum hat es aber von Grund auf neu entwickelt. Man merkt es gleich nach dem Start: Luminar Neo läuft schnell und stabil – so wie man es sich von einer anspruchsvollen Bildbearbeitungs-Software wünscht.
Neu ist auch das Vertriebsmodell von Luminar Neo: Man kann die Software mieten (derzeit ab 99 Euro/Jahr) oder kaufen (einmalig 149 Euro). Zudem gibt es die Möglichkeit, Luminar Neo über sogenannten Erweiterungen (einmalig ab 29 Euro je Erweiterung oder das Gesamtpaket im Abo für 299 Euro) mit zusätzlichen Funktionen zu versehen – mehr zu diesen Erweiterungen später. Leser von photoscala erhalten mit dem Promo-Code PHOTOSCALA 10 % Rabatt auf ihren Warenkorb.
Bildverwaltung mit Luminar Neo
Skylum hat Luminar Neo mit einer einfachen und doch effektiven Bildverwaltung versehen. Das Prinzip: Sie wählen einen Ordner auf der Festplatte, Luminar Neo liest die darin enthaltenen Fotos ein. Zur Verwaltung gibt es Standardfunktionen, jedoch keinen Schnickschnack. So können Sie Bilder als Favoriten markieren oder ablehnen und nach diesen Markierungen filtern. Zudem gibt es die Möglichkeit, Bilder in Alben zu organisieren.
Für den Hausgebrauch bietet Luminar Neo ausreichende Verwaltungsfunktionen. Insbesondere die Alben (vergleichbar mit Sammlungen in Lightroom) stechen hervor – erlauben sie es doch, den Bildbestand unabhängig vom Speicherort zu organisieren.
Sie brauchen ausgefeiltere Funktionen zur Fotoverwaltung? In diesem Fall lässt sich Luminar Neo als Plugin für Lightroom verwenden. Eine interessante Alternative, vor allem für Fotoprofis, die so im Einzelfall die Bearbeitungsfunktionen von Lightroom mit denen von Luminar Neo kombinieren können.
Grundsätzliches ist schnell erledigt
Ob die Belichtungs nicht stimmt, Kontraste und Farben verbessert werden sollen oder Sie Ihr Bild knackiger und schärfer wünschen: Grundsätzliche Bildbearbeitungsaufgaben sind in Luminar Neo mit wenigen Klicks erledigt. Am schnellsten mit den sogenannten Presets – einfach mit der Maus über die Symbole der Vorgaben fahren, und schon sehen Sie an Ihrem Bild, wie die jeweiligen Presets wirken werden. Klasse dabei: Sie sind nicht auf die Ergebnisse festgelegt, die die Presets liefern – alles lässt sich jederzeit ganz nach Gusto anpassen. Und natürlich können Sie Ihre Lieblingseinstellungen auch als eigene Presets speichern.
Falls Sie lieber alles selber machen – kein Problem. Luminar Neo bietet eine eindrucksvolle Fülle an Bearbeitungswerkzeugen. Skylum hat sie übersichtlich rechts im Programmfenster angeordnet, und zwar so, dass die essenziellen Tools weiter oben in der Liste erscheinen, die weniger wichtigen oder solche für spezielle Aufgaben finden sich weiter unten.
Die Anpassungen in Luminar Neo wirken sich zunächst auf das gesamte Bild aus. Sie möchten jedoch nur den Himmel eines Landschaftsfotos oder die Gebäude einer Architekturaufnahmen bearbeiten? Keine Problem: Praktisch jedes Werkzeug in Luminar Neo bietet eine „Maskieren“-Funktion, mit der sich dessen Auswirkungen auf ausgewählte Bildpartien beschränken lässt. Dabei stehen Ihnen nicht nur klassische Auswahlverfahren wie radialer oder linearer Verlauf zu Verfügung, sondern mit „Maskieren AI“ auch eine intelligente Auswahlautomatik. Sie analysiert die Bildinhalte und wählt dann auf Knopfdruck die Partien aus, die bearbeitet werden sollen.
Mit künstlicher Intelligenz schnell zu eindrucksvollen Ergebnissen
Die Auswahl-Automatiken von Luminar Neo sind nicht auf die Maskierungsfunktion beschränkt. So gibt es zum Beispiel in der Befehlsgruppe „Porträt“ eine Reihe von Werkzeugen, die mithilfe künstlicher Intelligenz auf Knopfdruck Haut, Augen oder Lippen im Porträtfoto optimieren oder nach Ihrem Gusto anpassen. Bildbearbeitungs-Novizen ersparen diese cleveren Automatiken komplizierte und fehlerträchtige Auswahl-Operatoren. Und Profis freuen sich über den drastisch reduzierten Zeitaufwand, den diese Automatiken bringen.
Auch bei der Montage hilft die künstliche Intelligenz von Luminar Neo – etwa, wenn eine Landschaft mit einem neuen Himmel versehen werden soll. Eine Reihe hochauflösende Himmelhintergründe liefert Skylum bereits mit – von dramatischen Sonnuntergängen über eindrucksvollen Wolkengebirgen bis hin zu Nacht- und Sternenhimmel. In der Regel erkennen die Automatiken den auszutauschenden Himmel automatisch. Falls die Auswahl einmal nicht perfekt passt, lässt sie sich schnell per Pinsel verbessern oder zu vieles wegradieren.
Noch mehr Möglichkeiten mit Erweiterungen
Von Haus aus bietet Luminar Neo praktisch alles, was nötig ist, um mehr aus Ihren Aufnahmen zu machen. Falls tatsächlich einmal die eine oder andere Funktion fehlen sollte, lässt sich der Funktionsumfang von Luminar Neo erweitern. So gibt es etwa eine Erweiterung für HDR-Aufnahmen oder eine für das Zusammenfügen von Fokus-Reihen. Abhängig vom gewählten Abo-Modell erhalten Sie die Erweiterungen kostenlos, im Einzelbezug kosten sie jeweils rund 30 Euro.
Unser Fazit
Kein anderes Bildbearbeitungsprogramm dürfte derzeit so intensiv die Möglichkeiten künstlicher Intelligenz nutzen wie Luminar Neo. Das kommt einer breiten Gruppe an Anwendern zugute: Bildbearbeitungsprofi bringen die KI-gestützten Automatiken einen spürbaren Zeitgewinn, Laien ermöglichen sie Bearbeitungstechniken, die sonst wohlmöglich zu kompliziert wären. Alle profitieren zudem von den zahlreichen mitgelieferten Presets, die auf Knopfdruck schnelle Ergebnisse liefern.
Aber auch ohne die künstliche Intelligenz hat Luminar Neo viel zu bieten. Bei den klassischen Bearbeitungsfunktionen haben wir wenig vermisst. Gewünscht hätten wir uns vielleicht noch eine Belichtungs- und Kontrast-Automatik, die integrierte Rauschunterdrückung dürfte für High-ISO-Fotos wirkungsvoller sein.
Richtig gut hat uns die Maskierungsfunktion gefallen, die sich nahezu für jedes Werkzeug einzeln anwenden lässt. Gerade auch weil hier wieder KI-Automatiken bei der Auswahl helfen, wird die selektive Korrektur ausgewählter Bildbereiche zum Kinderspiel. Klasse ebenfalls, wie reibungslos das Zusammenspiel mit Lightroom funktioniert – anspruchsvolle Bildbearbeiter können so das Beste aus zwei Welten kombinieren.
Dass Skylum einige Funktionen (in teils kostenpflichtige) Erweiterungen auslagert, ist etwas ungewöhnlich. Andererseits: Wer Funktionen wie Fokus-Stacking oder Upscale (zur möglichst verlustfreien Vergrößerung) nicht benötigt, muss sich auch nicht damit belasten. Für fast unverzichtbar halten wir die Erweiterung „Rauschfrei AI“, sie dürfte nach unserem Geschmack direkt in Luminar Neo integriert sein.
Auf einen Blick: Luminar Neo
Mit Luminar Neo bietet Hersteller Skylum eine Bildbearbeitungssoftware für Novizen und Profis gleichermaßen. Bildbearbeitungslaien profitieren von vielen Automatikfunktionen, die ihnen komplizierte Arbeiten weitgehend abnehmen. Foto-Profis freuen sich über die Zeitersparnis, die sie mit Luminar Neo gewinnen können. Schade allerdings, dass es zum Teil sinnvolle Funktionsergänzungen nur als (teilweise kostenpflichtige) Erweiterungen gibt.
Was uns gefällt …
- einfache Bedienung
- praxisgerechter Funktionsumfang
- viele sinnvolle KI-gestützte Automatiken
- herausragende Funktionen zur Porträtretusche
- Möglichkeit zur lokalen Anwendungen für fast jeden Befehl
- als Plugin in Lightroom nutzbar
… und was nicht so gut ist
- keine Belichtungs-/Kontrastautomatik
- brauchbare Rauschunterdrückung nur mit Zusatzmodul
- etwas einfach gestrickte Bildverwaltung
Grundsätzlich benutze ich Luminar Neo gerne. Es ist schnell und einfach zu bedienen und bietet in der Grundversion eigentlich alles, was zu einer Bildbearbeitung nötig ist. Das meiste sollte ja eigentlich vor dem Auslösen passieren.
Das große Aber folgt. Luminar bietet mittlerweile eine ganze Menge Erweiterungsprogramme. Wie so oft, entwickeln die Skylum -Leute eine Menge und das unausgereift. Das o.a. Maskieren zur Bearbeitung von Bilddetails funktioniert bei mir meist gar nicht, weil die KI schlicht und ergreifend das Motiv nicht erkennt. Eine formatfüllende Pflanze wird als solche nicht erkannt. Stattdessen erhalte ich die Vorschläge Wasser, Berge, Architektur und Himmel. Mir wäre es egal, oben die Pflanze nun als Wasser oder Berge oder sonst was markiert wird, aber sie wird nicht markiert. Ähnliches ist mir auch bei Tieren und anderen Motiven passiert. Ergebnis: ich nutze es nicht mehr.
Noch schlimmer – weil extra bezahlt – sind die Erweiterungen "Superscharf" und "Rauschfrei". Bei Rauschfrei sehe ich (bezogen auf die Extrabezahlung) kaum einen Unterschied zum Standardprogramm. Und mit Topaz und DxO kann die Erweiterung "Rauschfrei" nicht
mithalten. "Superscharf" ist für mich derzeit rausgeworfenes Geld. Sehr lange Bearbeitungszeit (kann an meinem Computer liegen) und fast nie eine Bild ohne gravierende Pixelfehler. Absolut unbrauchbar! Nach jedem Update versuche ich es nochmal in der Hoffnung, dass das Programm jetzt fehlerfrei arbeitet. Vergleiche ich die Teile eines Bildes ohne Pixelfehler mit Topaz, ist Topaz auch hier die bessere Wahl (persönliche und damit subjektive Beurteilung).
Was die "normale" Bearbeitung angeht, möchte ich auf Luminar nicht mehr verzichten. Aber für den großen Überflieger halte ich das Programm auch nicht. Das Skylum-Team sollte nicht ständig neue, unausgegorene Erweiterungen bringen, sondern das Grundprogramm verbessern. Es ist mir natürlich klar, womit das Geld leichter verdient wird. Zur Preispolitik von Skylum kann ich nur sagen – völlig undurchsichtig und verwirrend.
Grüße
Wolfgang
Der Export von 50MP Fotos dauert bei mir (Dell XPS15, i9, 32GB RAM, NVIDIA GTX 1050Ti 4GB GDDR5) je etwa 1 Minute – deutlich zu lang gegenüber anderen Anbietern. Dies zieht sich durch alle bisherigen Versionen. War dies beim Test ebenso?
Ansonsten ist Neo sehr brauchbar.