Vor wenigen Tagen hat Sony sein neues FE 50mm F1.4 GM für Kleinbild angekündigt. Bereits kurz darauf trudelte ein Exemplar des lichtstarken Normalobjektivs zum Test bei uns ein. Schnell soll es sein, dank zweier AF-Motoren, verspricht Sony. Und eine hohe Schärfe liefern bei gleichzeitig butterweichem Bokeh im Unscharfen. Zudem glänzt das neue 50er mit einer guten Ausstattung bei überschaubaren Maßen und Masse. Kann das SEL50F14GM von Sony damit die Erwartungen erfüllen, die es angesichts seines Preises von 1700 Euro weckt?

Sony FE 50mm F1.4 GM

Anschluss: Sony E (Kleinbild)
Optischer Aufbau: 11 Linsen in 14 Gruppen
Anzahl Blendenlamellen: 11
Autofokus: ja
Bildstabilisator: nein
Besonderheit: Blendenring wahlweise stufenlos oder rastend
Gewicht: 516 Gramm
Preis (UVP/Straße): 1700 Euro / –

Es ist ja nicht so, als ob es von Sony bislang kein lichtstarkes Normalobjektiv für spiegellose Vollformatkameras gäbe. Da wäre zum Beispiel das FE 50 mm F1.4 Zeiss Planar T*. Oder der Lichtriese FE 50 mm F1.2 GM zum stolzen Preis von ca. 2300 Euro. Und doch hat Sony jetzt mit dem FE 50mm F1.4 GM ein weiteres 50er herausgebracht.

War das nötig? Laut Sony schon. Denn das neue FE 50mm F1.4 GM ist mit etwas über 500 Gramm deutlich leichter (und kompakter) als das Zeiss Planar. Zudem ist Sonys jüngstes Objektiv nahezu komplett ausgestattet, es verspricht dank gleich zweier AF-Antriebe sehr schnell zu fokussieren und soll durch beste Abbildungsqualität glänzen.

Sony FE 50mm F1.4 GM an der Kamera

Auf den ersten Blick wirkt das Sony FE 50mm F1.4 GM nicht sonderlich kompakt, insbesondere nicht mit angesetzter Streulichtblende. Doch an der Alpha 7R IV (mit der wir das Objektiv hauptsächlich im Einsatz hatten) erweist sich Sonys neues 50er als ausgesprochen handlich. Die Lücke zwischen dem Handgriff der Kamera und dem Objektivtubus ist angenehm groß, die Kamera bleibt mit angesetztem SEL50F14GM perfekt ausbalanciert.

Das moderate Gewicht des FE 50mm F1.4 GM erzielt Sony durch den großzügigen Einsatz von Kunststoff. So besteht der Tubus weitgehend aus Materialien der petrochemischen Industrie; wo es wichtig ist, kommt allerdings Metall zum Einsatz. Etwa am Bajonett, aber auch an der Fassung der Frontlinse nebst Filtergewinde (Durchmesser 67 mm). Mich hat die Leichtbauweise nicht gestört, der Kunststoff ist hochwertig, da knarzt und knistert nichts. Das gilt ausdrücklich auch für die beigelegte Streulichtblende.

SEL50F14GM_oben

Für ein 50er wirkt das Sony FE 50mm F1.4 GM an der Kamera recht mächtig. Dank seines moderaten Gewichts lässt es sich jedoch sehr leicht handhaben.

Bei der Ausstattung des FE 50mm F1.4 GM hat sich Sony nicht lumpen lassen. Es gibt eine Fokusstop-Taste (die sich via Kamera umprogrammieren lässt), einen AF-/MF-Umschalter und einen Blendenring. Der hat es mir besonders angetan, denn er rastet deutlich spür- und hörbar in Drittelschritten. Videofilmer können die Rasterung mit einem kleinen Schieber abstellen und dann die Blende stufenlos wählen. Die Stellung A, für den Betrieb der Kamera als Zeit- oder Programmautomat, rastet extra stramm ein, mit einem weiteren Schieber lässt sie sich blockieren. Mir haben Haptik und Ergonomie der Blendensteuerung sehr zugesagt, ich wüsste nicht, was Sony da noch verbessern könnte.

Ganz anders der Fokusring: Ihm fehlt jeglicher Widerstand, das FE 50mm F1.4 GM manuell zu fokussieren, erfordert großes Feingefühl. Für Fotografen kein allzu großes Manko – sie werden nur selten manuell fokussieren wollen. Denn das SEL50F14GM fokussiert recht zügig, kommt ohne Pumpen auf den Punkt und bleibt dabei völlig geräuschlos. Filmer, die die Schärfe manuell ziehen möchten, werden dagegen die gefühllose Fokussteuerung weniger schätzen.

SEL50F14GM-Action

Das FE 50mm F1.4 GM stellt rasant schnell scharf und eignet sich so auch für Action-Aufnahmen, in diesem Fall mit der Alpha 7R IV. (Foto: Peter Wenger)

So zackig und präzise das FE 50mm F1.4 GM auch scharf stellt – die Naheinstellgrenze dürfte gerne etwas kleiner sein. Sie beträgt 45 Zentimeter, was einen nicht gerade üppigen Abbildungsmaßstab von 1:6,7 entspricht.

Auf einen optischen Bildstabilisator verzichtet Sonys neues 50er. Bei derart lichtstarken Festbrennweiten könnte der Stabi die Abbildungsleistung beeinträchtigen, er ist daher unüblich.

SEL50F14GM-Nahaufnahme

Auch wenn sich das FE 50mm F1.4 GM durchaus für Nahaufnahmen eignet, sind seine Möglichkeiten hier mit einem maximalen Abbildungsmaßstab von 1:6,7 etwas begrenzt. (Foto: Peter Wenger)

Bildqualität: Kann Sony seine Versprechen halten?

Herausragende Schärfe in der Fokusebene bei butterweichem Bokeh im Unscharfen – das Sony FE 50mm F1.4 GM verspricht viel. Hoffentlich hat Sony da den Mund nicht zu voll genommen. Wir haben dem Objektiv intensiv auf den Zahn gefühlt: An der Sony Alpha 7R IV im CHIP-Testlabor und im Praxiseinsatz.

In Sachen Schärfe und Detailfülle gibt sich das FE 50mm F1.4 GM keine Blöße. Vor allem im Bildzentrum nicht, wo es bereits bei Offenblende nahezu die theoretisch möglichen Maximalauflösung der Alpha 7R IV erzielt. Abgeblendet auf F2.8 legt es nochmals zu. Dass dabei der Randabfall der Auflösung (auf hohem Niveau) erhalten bleibt, stört bei derart großen Blenden kaum – es soll ja das Hauptmotiv in der Regel freigestellt werden.

Selbst bei Offenblende (wie hier) bildet das Sony FE 50mm F1.4 GM mit hoher Schärfe und Detailfülle ab. (Klick ins Bild öffnet 100%-Ansicht.)

Auch das Freistellen gelingt dem FE 50mm F1.4 GM vorzüglich: Das Bokeh ist nicht zuletzt dank zweier XA-Linsenelemente ausgesprochen sanft und gleichmäßig. Spitzlichter im Unscharfen werden ohne Zwiebelringeffekt und Körnung wiedergegeben. Farbsäume an Kontrastkanten außerhalb der Fokusebene (sogenannten Bokeh-CA’s) kennt das Objektiv nicht.

SEL50F14GM-Bokeh

Sehr harte Spitzlichter im Unscharfen sind kein Problem: Das FE 50mm F1.4 GM gibt sie weich und harmonisch wieder. (Klick ins Bild öffnet 100%-Ausschnitt. Foto: Peter Wenger.)

Nicht ganz so mustergütig gibt sich das das FE 50mm F1.4 GM in puncto Vignettierung. Zumindest nicht bei Offenblende – da beträgt der Helligkeitsabfall zu den äußersten Ecken hin bis zu -1 EV. Wird das Objektiv auf wenigstens F2.8 abgeblendet, spielt Vignettierung keine Rolle mehr. Mit Gegenlichtaufnahmen hat das neue 50er von Sony dagegen keinerlei Probleme: keine Flares, keine Blendenflecken – das hat Sony wirklich gut gemacht!

Aus dem Testlabor

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Randabdunklung

Vignettierung: ermittelt bei abgeschalteter Korrektur durch Kamera

Das Sony FE 50mm F1.4 GM zeigt lediglich bei Offenblende eine ausgeprägte Randabdunklung, die durch zweimaliges Abblenden nahezu aufgehoben wird. Bei allen weiteren Blenden bildet das Objektiv nahezu ohne Vignettierung ab.

Auflösung

Auflösung ermittelt an: Sony A7R IV Nyquist-Frequenz: 3218 px

Das Sony FE 50mm F1.4 GM erreicht im Bildzentrum bereits bei Offenblende an der Alpha 7R IV (61 Megapixel) über 90 % der möglichen Auflösung – ein hervorragendes Ergebnis. Der Randabfall der Auflösung bei Offenblende ist für ein Objektiv seiner Klasse etwas hoch, in der Praxis aber noch unkritisch. Zweifaches Abblenden verbessert die Randauflösung auf einen guten Wert.

Verzeichnung

Das Sony FE 50mm F1.4 GM bildet (auch ohne Korrektur durch die Kamera) praktisch verzeichnungsfrei ab.

Im Bildzentrum schöpft das Sony FE 50mm F1.4 GM das Auflösungspotential der Alpha 7R IV (61 Megapixel) bereits Offenblende fast aus. Im Gegenzug dürfte der Randabfall der Auflösung bei großen Blenden messtechnisch etwas geringer sein – in der Praxis spielt dieser Randabfall jedoch keine so große Rolle. (Klick ins Bild öffnet ausführlichen Testbericht.)

In Sachen Bildqualität hat Sony beim FE 50mm F1.4 GM nicht zu viel versprochen. Detailfülle und Schärfe sind selbst an der Alpha 7R IV nahe dem theoretischen Maximum (zumindest im wichtigen Bildzentrum). Den crispen Look in der Schärfeebene kombiniert Sony mit einem soften und gleichmäßigen Bokeh, wie man es sich schöner kaum wünschen kann. Klasse auch, dass das Objektiv gut gegen klassische Bildstörungen bei Gegenlichtaufnahmen gefeit ist. Etwas hoch sind bei großen Blenden die Randabdunklung und der Randabfall der Auflösung – beides in der Praxis Probleme, die vernachlässigbar sind beziehungsweise sich gut nachträglich korrigieren lassen.

Fazit

In ein lichtstarkes Normalobjektiv, das 1700 Euro kostet, dürfen Fotografinnen und Fotografen schon hohe Erwartungen setzen. Erwartungen, die Sony mit dem FE 50mm F1.4 GM erfüllt. Die Abbildungsleistung ist hervorragend, die hohe Schärfe gepaart mit einem wunderbaren Bokeh sticht hervor. Kaum Wünsche offen lassen Ausstattung und Ergonomie des Objektivs, der leichtgängige Fokusstellring bildet hier eine unrühmlich Ausnahme. Garniert wird das Ganze von einem flüsterleisen AF-Antrieb der das FE 50mm F1.4 GM actiontauglich schnell scharf stellt. Insbesondere für Wedding- und Eventfotografen und -Filmer ist das Sony FE 50mm F1.4 GM eine dicke Empfehlung. Es ist aber auch als Generalist immer eine gute Wahl, sobald eine hochlichtstarke Normalbrennweite gefordert ist.

Mitarbeit: Peter Wenger

Auf einen Blick: Sony FE 50mm F1.4 GM

Bei dem FE 50mm F1.4 GM gelingt es Sony, eine hervorragende Abbildungsleistung mit schnellem AF-Antrieb und guter Ergonomie unter einen Hut zu bringen. Ein lichtstarkes Normalobjektiv, das kaum Wünsche offenlässt. Ein heißer Tipp für Film und Foto bei Wedding und Event.

Was uns gefällt …

  • Komplette Ausstattung
  • Hervorragende Abbildungsleistung (mit Extra-Lob für Schärfe und Bokeh)
  • Leiser und schneller AF-Antrieb
  • Gute Ergonomie, moderates Gewicht

… und was nicht so gut ist

  • Naheinstellgrenze etwas groß
  • Gefühlloser Fokusring

Technische Daten: Sony FE 50mm F1.4 GM

BefestigungSony E-Mount
Format35-mm-Vollformat
Brennweite (mm)50
Äquivalente 35-mm-Brennweite (APS-C)75
Linsengruppen und Elemente11–14
Sichtwinkel (35 mm)47°
Sichtwinkel (APS-C)32°
Maximale Blende (F)1.4
Minimale Blende (F)16
Blendenlamellen11
Zirkulare BlendeJa
Mindestfokussierabstand0,41 (AF), 0,38 (MF)
Maximale Vergrößerung0,16 (AF), 0,18 (MF)
Filterdurchmesser (mm)67
Bildstabilisierung (Steadyshot)
Telekonverter-Kompatibilität (X1,4)
Telekonverter-Kompatibilität (X2,0)
StreulichtblendentypRund, Bajonett
GRÖSSE UND GEWICHT
Abmessungen (Durchmesser x Länge)80,6 x 96 mm
Gewicht516 g
LIEFERUMFANG
Streulichtblende (Modell): ALC–SH173
Vordere Objektivkappe:ALC-F67S
Hintere Objektivkappe: ALC-R1EM
Softtasche