Sony überarbeitet seit einiger Zeit seine Objektive der „Golden Master“-Serie. Ziel bei den „GM II“ getauften Modellen ist es, das Gewicht zu reduzieren, den Funktionsumfang zu vergrößern und die Abbildungsleistungen zu verbessern. Jüngster Spross der GM-II-Familie ist das Standardzoom Sony FE 24-70 mm F2.8 GM II. Ich hatte vor einiger Zeit die Gelegenheit mit dem Objektiv an der Alpha 7R IV zu fotografieren – nachdem es zuvor den Parcours im CHIP-Testlabor durchlaufen hat.
Sony FE 24-70 mm F2.8 GM II
Anschluss: Sony E (Kleinbild)
Optischer Aufbau: 20 Linsen in 15 Gruppen
Anzahl Blendenlamellen: 11
Autofokus: ja
Bildstabilisator: nein
Besonderheit: Blendenring wahlweise stufenlos oder rastend
Gewicht: 695 Gramm
Preis (UVP/Straße): 2399 Euro / –
Bei seinen Objektiven der „Gold Master“-Serie legt Sony den Fokus auf eine kompromisslose Abbildungsleistung, die höchstmögliche Schärfe mit einem wunderbar weichen Bokeh vereinen soll. Seine ersten GM-Objektive hat Sony 2016 herausgebracht, darunter das FE 24-70 mm F2.8 GM. Besonders handlich ist das FE 24-70 mm F2.8 GM der ersten Generation jedoch nicht.
Mit dem FE 24-70 mm F2.8 GM II (und dem ebenfalls neuen FE 70-200mm F2.8 GM OSS II) will Sony nun die Handhabung seiner ersten GM-Zooms verbessern, ohne dass es dabei zu Kompromissen bei der Abbildungsleistung kommt.
In die Hand genommen
Das neue FE 24-70 mm F2.8 GM II (SEL2470GM2) hat mit 659 Gramm deutlich weniger Speck auf den Rippen als das Vorgängermodell. Annähernd 200 Gramm oder 25 Prozent hat Sony eingespart – eine Gewichtsreduktion, die sich im Alltag mit dem Objektiv bemerkbar macht. Dabei hinterlässt Sonys neues Standardzoom einen robusten und wertigen Eindruck, wenngleich Fassung und Innentubus des Objektivs jetzt aus Kunststoff bestehen.
Beim Gewicht hat Sony abgespeckt, nicht jedoch bei der Ausstattung und dem Funktionsumfang des SEL2470GM2. Da ist zum Beispiel der von den neueren Sony-Festbrennweiten bekannte Blendenring. Er rastet wahlweise in Drittelstufen (und zwar vernehmlich) oder läuft stufenlos. Ein etwas unglücklich an der Unterseite des angesetzten Objektivs platzierter Schalter ändert die Betriebsart.
Neu ist auch, dass sich der Zoomring nicht mehr verriegeln lässt. An die Stelle des früheren „Lock“-Schalters ist ein Umschalter getreten, der zwischen den Betriebsarten „Smooth“ (leichtgängig) und „Tight“ (schwergängig) wechselt. Mir hat Smooth besser gefallen, das Objektiv zoomt damit mühelos, ohne bei nach unten gerichteter Kamera von alleine auszufahren. Insbesondere Video-Filmer wird freuen, dass der Zoomring stets mit gleichleibendem Widerstand läuft, was gleichmäßige Zoomfahrten sehr erleichtert.
Was das FE 24-70 mm F2.8 GM II nicht zu bieten hat, ist ein optischer Bildstabilisator. Den gab es beim Vorgänger allerdings auch nicht, er ist bei Zooms dieses Brennweitenbereichs auch nicht üblich. Ich habe den Stabi kaum vermisst, schließlich ist bei den spiegellosen Kleinbildkameras von Sony schon seit vielen Generationen der Sensor stabilisiert.
In Sachen Ausstattung macht Sony nicht einmal vor der Streulichtblende des FE 24-70 mm F2.8 GM II halt. Sie ist mit einer automatischen Verriegelung versehen, kann also nicht so leicht verloren gehen. Zudem hat Sony an Fotografinnen und Fotografen gedacht, die einen Polfilter einsetzen möchten. Für diesen Fall ist die Streulichtblende mit einem verschließbaren Fenster versehen, durch das sich ein angesetzter Polfilter einstellen lässt.
Im Einsatz
Was mir im Einsatz sogleich auffällt: Das FE 24-70 mm F2.8 GM II stellt nochmals schneller und leiser scharf als die erste Version. Zudem arbeitet der Fokus sehr genau. Maximal fünf Prozent beträgt die Abweichung von der perfekt eingestellten Entfernung am langen Tele-Ende, wie das CHIP-Testlabor ermittelt hat. Ein echtes Makro-Objektiv kann das Sony-Zoom zwar nicht ersetzen, aber mit einem Abbildungsmaßstab von ca. 1:3 sind bereits schöne Nahaufnahmen möglich.
Der Fokusring ist beim FE 24-70 mm F2.8 GM II nicht mechanisch gekoppelt, sondern überträgt Steuerbefehle an die Stellmotoren. Damit lässt sich das Objektiv erfreulich genau von Hand scharf stellen, denn der Ring reagiert abhängig von der Geschwindigkeit, mit der er gedreht wird. Allerdings läuft er für meinen Geschmack zu leicht, da ist beim manuellen Fokussieren schon eine sehr ruhige Hand gefordert.
Mit seinem sehr leisen AF-Antrieb eignet sich das FE 24-70 mm F2.8 GM II bestens für Video-Aufnahmen. Ebenfalls gut: Das Objektiv weist kaum Fokus-Breathing auf, eine einmal eingestellte Entfernung ändert sich beim Zoomen kaum.
Bildqualität
Reduziertes Gewicht und Blendenring – das Handling hat Sony beim neuen FE 24-70 mm F2.8 GM II merklich verbessert. Ob die Bildqualität da mithalten kann?
Sony scheint bei seinen neuen Objektivkonstruktionen einem Design zu folgen, dass sich derzeit auch bei anderen Herstellern beobachten lässt: Abbildungseigenschaften, die sich digital korrigieren lassen, werden nicht so hoch priorisiert. An oberster Stelle im Pflichtenheft der Entwickler stehen vielmehr optische Eigenschaften, die sich nachträglich nicht oder kaum noch ändern lassen – etwa die Bokehdarstellung oder die Vermeidung von longitudinaler chromatischer Aberration, aber auch die Unempfindlichkeit gegen Flares und Blendenflecken.
Und so zeigt sich das FE 24-70 mm F2.8 GM II In Sachen Bokeh von seiner Sahneseite. Spitzlichter im Unscharfen bildet das Zoom nahezu auf dem Niveau einer guten Festbrennweite ab. Die Wiedergabe ist ausgesprochen weich und gleichmäßig, da stören weder Körner noch Zwiebelringe. Möglich wird das durch von Sony entwickelte XA-Linsen, die eine extrem glatte Oberfläche aufweisen. Zudem sorgen die XA-Gläser mit dafür, dass sogenannte Bokeh-CAs nicht auftreten.
Aus dem Testlabor
Nur bei Offenblende vignettiert das FE 24-70 mm F2.8 GM II etwas. Eingezoomt und abgeblendet verhält sich das Standard-Zoom tadellos. (Klick ins Bild öffnet ausführlichen Testbericht.)
Wenn es um die schiere Auflösung geht, zeigt das FE 24-70 mm F2.8 GM II ein etwas uneinheitliches Bild. Im Zentrum löst es sehr hoch auf, zu den Bildrändern hin geht das Auflösungsvermögen zurück, bei 24mm etwas stark. Erfreulich dabei: Das Standardzoom ist ohne Wenn und Aber offenblendtauglich, durch Abblenden verbessert sich die Abbildungsleistung kaum.
Im Testlabor mag das FE 24-70 mm F2.8 GM II kleine Schwächen gezeigt haben, in der Praxis haben mich die Abbildungsleistungen des Zooms beeindruckt. Insbesondere die sehr hohe Schärfe im Bildzentrum gepaart mit einem Bokeh auf Festbrennweiten-Niveau stechen hervor.
Fazit: Handliches Standard-Zoom mit sehr guter Abbildungsleistung
Beim FE 24-70 mm F2.8 GM II hat Sony die Handhabung deutlich verbessert, ohne dass es zu Einbußen bei der Bildqualität kommt. Im Gegenteil: Das lichtstarke Standardzoom überzeugt mit hoher Auflösung, bildet frei von CAs ab und zeichnet ein sehr ansprechendes Bokeh. Im praktischen Einsatz überzeugen der Blendenring, der sichere und zügige Autofokus und insbesondere das gemessen an der hohen Lichtstärke noch geringe Gewicht des Standard-Zooms. Dass Sony dafür im Gegensatz zum Vorgänger auf einen Metalltubus verzichtet, halte ich für verschmerzbar. Für mich ein Zoom für alle Lebenslagen, das durchaus Festbrennweiten ersetzen kann.
Auf einen Blick: Sony FE 24-70 mm F2.8 GM II
Beim FE 24-70 mm F2.8 GM II kombiniert Sony die hervorragende Abbildungsleistung des Vorgängers mit einem geringeren Gewicht und verbessertem Handling. Ein Standard-Zoom für wirklich alle Fälle, das kaum noch den Wunsch nach Festbrennweiten aufkommen lässt.
Was uns gefällt …
- sehr gute Abbildungsleistung
- gemessen an hoher Lichtstärke noch geringes Gewicht
- hervorragendes Handling
… und was nicht so gut ist
- Fokus-Stellring zu leichtgängig
- In WW-Stellung etwas hoher Randabfall der Auflösung
Technische Daten: Sony FE 24-70 mm F2.8 GM II
OBJEKTIVSPEZIFIKATIONEN | |
Befestigung | Sony E-Mount |
Format | 35-mm-Vollformat |
Brennweite (mm) | 24–70 |
Äquivalente 35-mm-Brennweite (APS-C) | 36 - 105 |
Linsengruppen und Elemente | 15–20 |
Sichtwinkel (35 mm) | 84°-34° |
Sichtwinkel (APS-C) | 61°–23° |
Maximale Blende (F) | 2.8 |
Minimale Blende (F) | 22 |
Blendenlamellen | 11 |
Zirkulare Blende | Ja |
Mindestfokussierabstand | 0,21 (W)–0,3 (T) m |
Maximale Vergrößerung | 0,32-fach |
Filterdurchmesser (mm) | 82 |
Bildstabilisierung (Steadyshot) | – |
Zoomsystem | Manuell |
Telekonverter-Kompatibilität | – |
Streulichtblendentyp | Blütenform, Bajonett |
GRÖSSE UND GEWICHT | |
Abmessungen (Durchmesser x Länge) | 87,8 x 119,9 mm |
Gewicht | 695 g |
LIEFERUMFANG | Streulichtblende (Modell): ALC-SH168 Vordere Objektivkappe: ALC-F82S Hintere Objektivkappe: ALC-R1EM Softtasche Taschengurt |
nun muß noch eine v2 des 24-105mm f/4 kommen, das ich bevozuge.
JA, darauf warte ich auch händeringend!
Allerdings würde ich persönlich ein 24-120 mm F4,0 OSS vorziehen und ein (unbedeutendes) Mehr an Gewicht/Volumen in Kauf nehmen bei sony-typisch rundum bestmöglichen Abbildungsleistungen, versteht sich 😉
Ausführlicher Testbericht "Randabdunklung" mit falschem Bild/Link
Danke für den Hinweis. Wir haben das korrekte Bild eingesetzt.
Zitat:
"Ein Makro-Objektiv ersetzt das FE 24-70 mm F2.8 GM II nicht, doch bei einem Abbildungsmaßstab von ca. 1:3 sind repektable Nahaufnahmen möglich."
Bei dem unruhigen Hintergrund definitiv nicht !!
Am Objektiv liegts erkennbar nicht, falls der Hintergrund mal unruhig wirken sollte …
Aber an der Brennweite als solches. Hier hatte ein 100er Makro besser Verwendung gefunden.
Zwei Dinge wären noch zu erwähnen.
Man kann nun endlich auch den Blendenring auf "A" (Automatik) arretieren, so dass ein versehentliches Verschieben nicht mehr möglich ist. Sehr gut.
Wer Lightroom nutzt, ist leider immer noch aufgeschmissen, da Adobe bislang kein Korrektur-Profil für das Objektiv anbietet. Das ist wirklich nervig für sehr viele Nutzer, die ihren Unmut darüber im Netz kundtun. Das Objektiv ist nun schon eine ganze Weile auf dem Markt, es gab diverse Updates bei Lightroom ohne dass das Profil geliefert wurde. U.a. die deutliche Verzeichnung muss man aktuell bei jedem Bild extra manuell korrigieren oder sich mit dem Profil der ersten 24-70er Version behelfen…
Die Kritik an der Auflösung kann ich nicht nachvollziehen. Ja, prozentual fällt es gegenüner der Bildmitte ziemlaich ab, aber was danach an den Rändern übrig bleibt ist immer noch besser als bei den meisten andern Objektiven. Das alte 24-70, das 24-105 oder auch das Sigma 24-70 kann man im Vergleich dazu in die "Tonne klopfen". Sigma 24-70 und Sony 24-105 sind außerdem aufgrund der immensen verzeichnung keine Option. Das kann man zwar per Software schön geradeziegen, das geht aber auf die Auflösung. Und da liegen sie eh weit zurück.
Insbesondere bei 24mm ist mir bei dem GM II die extrem geringe Bildfeldwölbung aufgefallen. Ich habe ein paar Vergleichsbilder mit meiner Pentax K1 und dem Pentax 24-70, sowie den Pentax 15-30 bei 24mm gemacht. Abgesehen vom Auflösungsunterschied zur Alpha 1 lagen dazwischen Welten – Matsch gegen scharfes Bild.