Viele Jahrzehnte waren die Gräber indigener Kinder in Kanada verborgen. Die Fotografin Amber Bracken hat die Erinnerung an sie für die New York Times im Bild festgehalten, dafür wurde sie nun mit dem World Press Photo Award 2022 ausgezeichnet. Der Preis für die beste Fotostory 2022 geht an den Matthew Abbott für seine Serie „Saving Forests with Fire“.

Das „World Press Photo 2022“ hat die kanadische Fotografin Amber Bracken aufgenommen. Auf ihrem Bild für die „New York Times“ sind rote Kleider an Kreuzen in eindringlichem Licht zu sehen. Diese Kreuze am Straßenrand erinnern an Kinder, die in der Kamloops Indian Residential School ums Leben kamen.

Auf dem Gelände des katholischen Internats wurden im zurückliegenden Jahr die sterblichen Überreste von 215 Kindern entdeckt. Schulen wie die Kamloops Indian Residential School dienten in Kanada über Jahrzehnte der zwangsweisen Assimilierung indigener Kinder. Rund 4000 Kinder starben dort seit 1883, ihre Leichen wurden häufig ohne Kreuz und Registrierung auf dem Schulgelände verscharrt.

Erinnert an die verstorbenen Kinder der Kamloops Indian Residential School in Kanada: Pressefoto des Jahres von Amber Bracken. Foto: Amber Bracken / Amber Bracken / World Press Photo

„Es ist ein perfektes Bild, das ein seltenes Licht einfängt und gleichzeitig eindringlich, fesselnd und symbolisch ist.“, so begründet die Jury Ihre Auszeichnung des Fotos für die New York Times. Es vermittle einen „stillen Moment der globalen Abrechnung mit der Geschichte der Kolonisierung“. Erstmals wurde mit der Aufnahme von Amber Bracken ein Bild als „World Press Photo“ ausgezeichnet, das kein Lebewesen zeigt.

Als beste Fotostory wurde beim World Press Photo Award 2022 die Bildstrecke „Saving Forests with Fire“ von Matthew Abbott gekürt. Die Bilder der Serie zeigen, wie australische Ureinwohner Brände legen, um größere, unkontrollierbare Feuer zu verhindern.

Die Ureinwohner Australiens verbrennen gezielt das Unterholz, um größere, unkontrollierte Brände zu verhindern. Mit seiner jetzt ausgezeichneten Bildstrecke „Saving Forests with Fire“ hat Matthew Abbott das Vorgehen dokumentiert. Foto: Matthew Abbott / Matthew Abbott / National Geographic / Panos Pictures / World Press Photo

Ausgezeichnet wurde auch Lalo de Almeida aus Brasilien mit seiner langfristigen Dokumentation „Amazonian Dystopia“. Sie zeigt die fortschreitende Bedrohung des Regenwalds im Amazonas. Ebenso erhielt das Videoprojekt „Blood Is a Seed“ eine Auszeichnung. Hierin setzt sich die Ecuadorianerin Isadora Romero mit Kolonisierung und ihren persönlichen Wurzeln auseinander.

Der World Press Photo Award ist eine der renommiertesten Auszeichnungen für Pressefotografen. Der Preis ist in diesem Jahr pro Gewinner mit 5000 Euro dotiert, der Einsendeschluss lag vor dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine.

Titelbild: Amber Bracken / Amber Bracken / World Press Photo