Das Sigma 85mm F1.4 DG DN| Art ist nicht das erste 85er der hochwertigen Art-Serie. Doch es ist das erste, das Sigma eigens für Spiegellose mit E- und L-Mount entwickelt hat. Im Gegensatz zu seinen DSLR-Pendants fällt es angenehm leicht und kompakt aus – auch weil Sigma bei der optischen Konstruktion kleinere Kompromisse eingegangen ist. Ob das relativ günstige 85mm F1.4 DG DN| Art dennoch die hohen Ansprüche erfüllt, die man mit der Art-Familie verbindet, habe ich an Sony Alpha 7R III ausprobiert.
Sigma 85mm F1.4 DG DN| Art: Fakten
- lichtstarke Porträtbrennweite mit F1.4
- 15 Elemente in 11 Gruppen, mit fünf SLDs und einer asphärischen Linse
- Blendering (optional stufenlose Blendensteuerung)
- leicht und kompakt (nur ca. 630 Gramm)
- staub- und spritzwassergeschützt
- Preis: ca. 1100 Euro (UVP)
Moment mal, noch ein 85er mit F1.4 der hochwertigen Art-Serie? Hat Sigma nicht bereits mit dem 85mm F1.4 DG HSM | Art ein klassisches, lichtstarkes Porträt-Tele für Sony E und Leica L im Angebot? Richtig – aber das wurde ursprünglich für DSLR mit einem großen Auflagemaß entwickelt. Sigma hat bei den beiden Spiegellos-Varianten dieses Objektivs einfach den Tubus verlängert. Herausgekommen ist dabei ein wahres Biest, das rund 1250 Gramm auf die Waage drückt.
Da war also durchaus noch Platz für eine leichtere Version. Die gibt es jetzt mit dem 85mm F1.4 DG DN| Art. Dieses 85er wiegt nur die Hälfte der älteren Variante, weil sie speziell für Spiegellose mit Sony E- oder Leica L-Anschluss entwickelt wurde. Da war ich doch sehr gespannt, wie das neue 85mm F1.4 DG DN| Art mit der Sony Alpha 7R III harmoniert.
In der Hand und an der Kamera
Sigma hat sich bei der Entwicklung des neuen 85mm F1.4 DG DN| Art zwei Ziele gesteckt: Zum einen sollte es möglichst leicht und kompakt sein. Ohne dabei Kompromisse in Sachen Abbildungs- und Autofokusleistung einzugehen. Das erste dieser Ziele ist Sigma schon einmal gelungen: Mit einem Gewicht von 630 Gramm fällt das neue 85er deutlich leichter aus als das Pendant von Sony mit seinen 820 Gramm. Dabei ist es nur unwesentlich kleiner als das Sony FE 85 mm F1,4 GM.
Trotz der Leichtbauweise wirkt das Sigma 85mm F1.4 DG DN| Art wertig und robust. Der Tubus ist aus Metall gefertigt, das Bajonett sowieso. Sigma verspricht ausreichenden Spritzwasser- und Staubschutz. Bei der Bedienung orientiert sich Sigma am Sony-Vorbild: So gibt es einen Blendenring, der sich für Filmaufnahmen auf stufenlose Steuerung umschalten lässt. Er läuft mit einem angenehmen Widerstand und kann zudem in Stellung „A“ (für Blendenautomatik) verriegelt werden.
Mit seinem geringen Gewicht und der kurzen Bauform passt das Sigma 85mm F1.4 DG DN| Art perfekt zu den Spiegellosen von Sony. Ausprobiert habe ich es mit der Alpha 7R III. Eine Kombination, die wie angegossen in der Hand liegt und schön ausbalanciert ist.
Dass Sigma beim 85mm F1.4 DG DN| Art alles gut durchdacht hat, merkt man auch an Kleinigkeiten. Etwa an der robusten Kunststoff-Sonnenblende, die fest verriegelt wird. Der Objektivdeckel lässt sich allerdings bei angesetzter Sonnenblende nur mühsam anbringen.
Keine Auffälligkeiten gibt es beim Autofokus. Der AF-Antrieb des Sigma 85mm F1.4 DG DN| Art arbeitet flüsterleise (wichtig für Video!) und schnell. Und natürlich unterstützt das Objektiv die Tracking-Funktionen der Sony-Kameras – etwa die Gesichtsverfolgung bei Porträtaufnahmen.
Bildqualität
Beim 85mm F1.4 DG DN| Art weicht Sigma erstmals von der reinen Lehre seiner Art-Serie ab, die da lautet: Die gewünschten Abbildungseigenschaften werden kompromisslos mit Glas erzielt und nicht per digitaler Korrektur nachträglich optimiert. Bei Objektiven wie dem 105mm F1.4 DG HSM | Art funktioniert das wirklich famos, hat aber auch einen Nachteil: Die Objektive fallen ausgesprochen groß und schwer aus.
Beim neuen 85er war Sigma jedoch eine leichte und kompakte Bauweise wichtig. Daher verzichtet Sigma hier auf die optische Korrektur solcher Abbildungsprobleme, die sich ohne Nebenwirkungen auch per Software ausmerzen lassen: Vignettierung und Verzeichnung. Ganz klassisch mit Glas werden hingegen Abbildungsfehler wie Astigmatismus, Koma oder Bildfeldwölbung minimiert. Zudem verspricht Sigma für das 85mm F1.4 DG DN| Art ein eindrucksvolles Bokeh bei gleichzeitig extrem hoher Auflösung in der Fokusebene.
In Sachen Schärfe und Auflösung erfüllt das 85mm F1.4 DG DN| Art jedenfalls schon einmal alle Erwartungen. Selbst bei Offenblende bildet das Objektiv rasiermesserscharf ab, die Auflösung ist an einer Sony Alpha 7R III mit rund 42 Megapixel sehr hoch und bietet mehr als ausreichend Reserven für noch höher auflösende Bildsensoren. Abblendet erhöht die Detailfülle kaum, verbessert indes die Mikrokontraste nochmals.
Scharf ist das Sigma 85mm F1.4 DG DN| Art also. Doch wie sieht es mit dem Bokeh aus? In der Regel zeichnet es das Bokeh so, wie man es sich wünscht: weich, gleichmäßig, ohne Körnung oder Zwiebelschaleneffekt. Und zwar nicht nur bei Offenblende, sondern durchaus auch noch abgeblendet auf F2.0 oder gar F2.8.
Unter einigen, für mich nicht immer nachvollziehbaren Bedingungen, war das Bokeh dann aber doch nicht ganz so makellos. Da mogelten sich dann schon einmal harte Ringe rund um die „Bokehblasen“, bisweilen gar eingefärbt.
Gut auskorrigiert hat Sigma longitudinale chromatische Aberrationen, sogenannte Bokeh-CAs treten fast nicht auf. Auf extremes Gegenlicht reagiert das 85mm F1.4 DG DN| Art mit Flares und nachlassendem Kontrast. Extremen Gegenlichtsituationen geht man mit dem Objektiv besser aus dem Weg – oder setzt seinen Charakter gezielt zur Bildgestaltung mit ein. Gewünscht hätte ich mir zudem einen etwas größeren Abbildungsmaßstab. Der fällt zwar mit 1:8,5 groß genug aus, um einen Menschen formatfüllend zu porträtieren – nicht aber Hund oder Katz‘.
Mein Fazit
Das robuste Sigma 85mm F1.4 DG DN| Art ist ein Objektiv, mit dem ich sehr gerne fotografiert habe. Sicherlich auch ein Verdienst der kompakten Bauform, mit der das Porträt-Tele perfekt zur Alpha-7-Familie von Sony passt. Nicht zu vergessen der schnelle und leise AF-Antrieb, über den sich nicht nur Videofilmer freuen dürfen.
Aber auch die Ergebnisse können sich sehen lassen. Das Sigma 85mm F1.4 DG DN| Art ist – schon bei Offenblende – beeindruckend scharf, Verzeichnung und Vignettierung werden per Software in der Kamera gut auskorrigiert. Das Bokeh wird meist erfreulich soft und störungsfrei wiedergegeben, an die überaus cremige Qualität des Sony FE 85 mm F1.4 GM reicht das Bokeh beim neuen Sigma-Objektiv jedoch nicht heran. Dafür ist es deutlich günstiger als das Sony-Pendant und damit ganz klar mein persönlicher Preis-/Leistungsfavorit.
PRO
- kompakt und robust
- hohe Schärfe, bereits bei Offenblende
- insgesamt gutes (jedoch nicht herausragendes) Bokeh
- leiser, schneller Autofokus
- hervorragendes Preis-/Leistungsverhältnis
CONTRA
- anfällig für Flares im Gegenlicht
- maximaler Abbildungsmaßstab etwas gering
Technische Daten: Sigma 85mm F1.4 DG DN| Art
Objektivkonstruktion | 11 Gruppen, 15 Elemente (5 SLDs und 1 asphärische Linse) |
Bildwinkel | 28,6° |
Anzahl der Blendenlamellen | 11 (runde Blendenöffnung) |
Kleinste Blende | F16 |
Naheinstellgrenze | 85cm |
Größter Abbildungsmaßstab | 1:8,4 |
Filterdurchmesser | Ø 77mm |
Maximaler Durchmesser × Länge | Ø82,8mm × 94,1mm |
Gewicht | 630g |
Ich finde das Objektiv von schlechter Qualität. Das optische Design hat ein grosses Handicap. Die Verzerrung ist schon fenominal. Daher kann ich es nicht empfehlen. Ein Sony 85/1.8 ist ausserdem vollkommen ausreichend. Den Unterschied von einer 0.4 Blende kann man heute prima kompensieren mit der ISO ohne wirkliche Verluste. Das Sigma mag vielleicht besser sein nach dem die Software alles korrgiert hat aber die Bildqualität ist sehr ähnlich, sodass man Schwiergkeiten hätte in einem direkten Bildvergleich hätte.
Der Preisunterschied von €600 ist sehr hoch. Mit €600,- kann man sehr viel anfangen aber ist es ein eventuel lbesseres Bild wert? Glaube ich nicht.
Wertstbilität ist bei Sigma Objetiven und dessen Funktionen sind auch nicht garantiert.
Auch "Vignettierung und Verzeichnung" lassen sich nicht ohne Nebenwirkungen rausrechnen.
Und wie sehen die angeblichen Nachteile aus?
Verlust des Dynamikumfanges und bei der Auflösung.
Also ein Objektiv, bei dem die (bewusst) nicht auskorrigierten Abbildungsfehler so deutlich via Software nachkorrigiert werden, das würde ich, wenn ich Sigma wäre, nicht innerhalb der "Art" Reihe vertreiben. Wirft ein schlechtes Licht auf viele hervorragende Objektive dieser Serie. IMHO.