Olympus will zum Jahresende sein defizitäres Fotogeschäft an Japan Industrial Partners (JIP) abgeben. Doch was hat der Finanzinvestor mit dem Kamerageschäft vor? Droht wie seinerzeit nach Übernahme der Vaio-Notebooks von Sony ein Rückzug aus Europa? Fragen, zu denen sich JIP jetzt erstmals geäußert hat.

Olympus gibt sein Kamerageschäft auf, seit dem 24. Juni steht es fest. Eingestellt werden soll das Foto-Business jedoch nicht, der Finanzinvestor Japan Industrial Partners (JIP) will es übernehmen. JIP hat sich darauf spezialisiert, angeschlagene Unternehmen oder Unternehmensteile nach der Übernahme zu sanieren. Hierzulande bekannt geworden ist JIP vor allem durch die Übernahme der Vaio-Notebooks von Sony.

Genau das weckt bei Insidern jetzt Befürchtungen: Etwa, dass sich JIP auf Asien konzentrieren könnte. So wie seinerzeit nach der Vaio-Übernahme, als die Notebooks anschließend vom europäischen Markt verschwanden. Was Japan Industrial Partners wirklich plant, hat jetzt Shinichi Inagaki, Managing Director bei JIP, gegenüber dem japanischen Magazin Toyo Keizai Online enthüllt.

Vaio-Übernahme als Blaupause?

Den vielbeschworenen Vergleich zur Übernahme der Vaio-Sparte von Sony sieht Shinichi Inagaki jetzt durchaus auch beim Kamerageschäft von Olympus. Allerdings nur teilweise: Wie bei der Vaio Cooperation plant JIP demnach das Foto-Business von Olympus klar auf das Profi-Geschäft und Business-Kunden zu konzentrieren. Eine Beschränkung auf bestimmte Märkte, etwa in Asien, plant JIP für Olympus-Kameras jedoch ausdrücklich nicht.

Das hört sich nach guten Nachrichten für Olympus-Fans an – zumindest für solche der OM-D-Familie. Diese Kameras soll es weiterhin auch in Europa geben, die Olympus-Objektive selbstverständlich auch. Die Aussichten für die PEN-Serie scheinen damit jedoch eher düster zu sein.

Micro Four Third steht allerdings nicht zur Debatte, Shinichi Inagaki bekennt sich zu diesem Standard. Dessen Potential sieht JIP gerade auch bei industriellen Anwendungen – ein Feld, das Olympus bislang nicht beackert hat. So kann sich JIP durchaus vorstellen, mittelfristig zum Beispiel auch Überwachungskameras anzubieten.

Wünscht JIP mehr als Olympus geben möchte?

Wo JIP in Zukunft Kameras produzieren wird, steht offenbar noch nicht fest. Ein Auftragsfertiger komme jedenfalls nicht infrage, so Shinichi Inagaki. Auch gäbe es keine Pläne, die Herstellung im Olympus-Werk in Vietnam aufzugeben.

Noch nicht ganz geklärt ist wohl die Frage, welche Mitarbeiter JIP von Olympus übernehmen kann. Offenbar hat Olympus bereits eine Reihe von Forschern und Entwicklern aus dem Foto-Business in seine Medizin-Sparte übernommen. Mitarbeiter, die JIP ebenfalls gerne hätte. Auf der anderen Seite soll noch nicht feststehen, ob JIP alle bisherigen Angestellten von Olympus Imaging übernehmen wird.

Fest steht laut Shinichi Inagaki bereits, dass die Marke Olympus nach der Übernahme der Kamerasparte vorerst beibehalten wird. Bis Ende September wollen Olympus und Japan Industrie Partner alle noch ausstehenden Fragen klären, dann sind auch weitere Informationen zu erwarten.