Bislang hat Olympus den unerfreulichen Zahlen zum Trotz am Kamerageschäft festgehalten. Doch jetzt hat CEO Yasuo Takeuchi entsprechende Garantien gegenüber dem Wirtschaftsdienst Bloomberg relativiert. Beschlossen scheint bereits zu sein, dass sich Olympus mit seinem Kamerageschäft auf Kernmärkte zurückziehen will.
Update, 21.11., 10:15 Uhr – Olympus bekennt sich zum Kamerageschäft und dementiert Verkaufsabsichten.
„Olympus hat derzeit keine Pläne, das Imaging Business zu veräußern.“ Das stellt eine Mitteilung aus der japanischen Konzernzentrale klar, die vor wenigen Stunden in Reaktion auf die entsprechende Bloomberg-Meldung von einem nicht näher genannten Unternehmenssprecher verbreitet wurde und photoscala vorliegt. Die Aufgabe des Imaging Business sei es demnach, die eigene Marktposition zu stabilisieren und zu stärken. Um das zu erreichen, habe die Kamerasparte von Olympus bereits eine klare und spannende Produkt-Roadmap für die kommenden Monaten und Jahre aufgestellt. In der Stellungnahme wird abermals die Stellung des Kamerabereichs als Innovationstreiber für das gesamte Unternehmen betont.
Ursprüngliche Meldung vom 20. November
Erst vor wenigen Tagen geistertet durchs Netz, dass sich Olympus binnen acht Monate von seinem Kamerageschäft trennen würde – photoscala hat darüber berichtet. Das entsprechende Dementi von Olympus folgte auf dem Fuß, mit dem üblichen Hinweis auf die strategische Bedeutung des Imaging Business auch für die boomende Medizinsparte.
Dienstag dieser Woche hat nun Olympus-CEO Yasuo Takeuchi gegenüber Reportern in Tokio seine Garantien für das Kamerageschäft kassiert, wie der Wirtschaftsdienst Bloomberg berichtet. Dass ein Verkauf der Kamerasparte keine Option für Olympus sei, steht demnach nicht mehr fest. Laut Bloomberg arbeitet Olympus derzeit kräftig daran, sein Kamerageschäft zu stabilisieren, indem es auf die Kernmärkte fokussiert wird. Dazu könnte auch ein massiver Stellenabbau gehören, wie Bloomberg spekuliert.
Hinter der Kehrwende in Sachen Imaging Business könnten Investoren stehen, die höhere Profite erwarten. Das Kamerageschäft ist bei Olympus im zweiten Jahr in Folge defizitär, während das Gesamtunternehmen eine Umsatzrendite von elf Prozent erwirtschaftet. Nähere Informationen zur Zukunft des Kamerageschäfts bei Olympus werden mit dem kommenden Quartalsbericht erwartet, der in den ersten Februartagen vorliegen wird.
… Welche sind diese Kernmärkte?
vielleicht kauft ja DJI das consumer imaging business auf. Für Drohnen könnte mFT ja noch eine Zetilang von Interesse sein. Für generelle fotografische Anwendungen eher weniger. Auch wenn das die Oly/mFT-Fans natürlich nicht hören oder glauben wollen.
Mir wird Olympus nicht abgehen, im Gegenteil. Als FT 2007 gefloppt ist, hätten sie statt mFT ein spiegelloses System mit APS-C und FF Sensoren bringen sollen. Ein echtes "OM 2.0" System, das genau wie zu analogen Zeiten volle Qualität, Leistung, Funktionalität bietet, aber jeweils mit etwas kleineren und preisgünstigeren Geräten als der Mitbewerb. Dann wären Sie heute zumindest beim selben Marktanteil wie Sony.
Eine Drohne mit mFT Kamera (CGO4 von Panasonic + Zuiko Objektiven) hatte Yuneec im Angebot,
nur damit reisst man halt locker die 2kg Marke, also klar nichts für den gemeinen Hobby Drohnen Pilot und damit auch kein signifikanter Markt.
Eine Olympus-oder mFT-Kamera besitze ich nicht. Trotzdem verstehe ich nicht, was an dem Format dem Grunde nach schlecht sein soll. Es ist nur – trotz der Allianz mehrerer Firmen – hoffnungslos vernachlässigt worden. Warum die Sensoren seit Jahren nur noch 'recycelt' werden und die Gehäusepreise gleichzeitig steigen, muss man nicht verstehen. Auf 1/2 Zoll (das müsste ungefähr 1/4 eines mit-Sensors sein) bekommt Sony inzwischen 108 Megapixel hin. Und Pixelbinning. Warum so was nur in chinesischen Smartphones gefragt ist, hat vermutlich zuallererst damit zu tun, dass diese Abnehmer bereit sind, dafür zu bezahlen. Um vorn zu sein. Eine Frage des Willens, kein technisches Limit.
Das Sensorformat mFT ist von Haus aus "schlecht" bzw. "stark sub-optimal", weil
1. es nur 1/4 der Sensorfläche im Vergleich zu 36×24 (FF) bietet,
also 2 volle Lichtwerte weniger "fotografisch-gestalterische Möglichkeitsmenge" UND der Größen-, Gewichts- und Preisvorteil der Kameras und Objektive gegenüber FF generell nur ca. 20% beträgt, gegenüber APS-C Systemen noch weniger bis gar nichts.
2. für Standbilder das 3:2 Format dominiert und für die immer wichtiger gewordenen Videos 16:9 (oder noch breiter).
Das hätte Olympus schon bei der Entwicklung von FT klar sein können und allerspätestens nach dessem katastrophalem Scheitern anno 2007, als sie mFT als Sensor-Format verwendeten und damit alle Vorteile, die sie als erster Anbieter eines spiegellosen digitalen Systems hätten lukrieren könnten, konterkariert und zunichte gemacht hat. Ein Fehler, der Olympus und mFT jetzt den Garaus macht. Hat ohnehin lange gedauert – weil Canon und Nikon ebenfalls sehr ungeschickt agiert haben mit ihrem jahrelangen Festhalten an den DSLR. Sonst wäre schon spätestens 2015 der Ofen aus gewesen.
Heute sehe ich nur noch für bestimmte Spezialanwendungen eine letzte Rest-Chance für das mFT Format. z.B. in Kamera-Drohnen. Weil die Kameras dort nicht "Menschen in der Hand liegen müssen" und vollständig ferngesteuert sind (= keine externen Bedienelemente nötig) sollte es ja möglich sein, entsprechend miniaturisierte Gehäuse zu entwickeln. Und dank ständig besserer "computational photography" Methoden sollte es der Einsatz vergleichsweise winziger, wenig lichtstarker Optiken kein Problem sein. Wenn ich Olympus CEO wäre, würde ich die Sparte definitiv DJI zum Kauf anbieten. Das sollte für die Chinesen wegen Technologie (z.B. Olympus Stabilisierung, unbestrittenes optisches Können) und der zugehörigen Patente von Interesse sein. Ich gehe davon aus, dass im Hintergrund ohnehin bereits seit einiger Zeit entsprechende Verhandlungen im Gange sind. Je lauter dementiert wird, desto wahrscheinlicher.
Wie groß war jetzt gleich noch mal der Markt für MFT-Kameradrohnen?
ich denke, dass der *professionelle Markt* für Drohnen mit mFT Sensor kombiniert mit aktueller und zukünftiger computational photography erheblich grösser und deutlich lukrativer ist, als der für mFT-Amateur-Gerätschaft.
Solche Drohnen ersetzen jede Menge Anwendungen, für die bisher ein Heli erforderlich war. Inspektionen von Hochspannungs-Freileitungen in jedem Gelände, Brückentragwerke, Eisenbahnstrecken, etc. etc. – da reicht eine 250g DJI mini mit Smartphone-Sensor und 15 Minuten Flugzeit eben nicht.
Ich habe bis vor kurzen auch das Hohelied auf das digitale Kleinbildformat gesungen. War der Überzeugung, Digitalfotografie wird erst richtig interessant, wenn die Sensoren den alten gewohnten "Standard" von 24×36 aufweisen. Bis ich für eine Spezialanwendung (Adaption Mikroskop) eine mFT Kamera benötigt habe und mir eine gebrauchte OM-D E-1 inkl. 12-40mm PRO als Gelegenheit gekauft habe. Nach eingehender Betrachtung der Ergebnisse müssen leider Canon, Nikon, Sony, Panasonic(!) und evtl. andere folgende auf mich als zahlungskräftigen Kunden verzichten.
Ein Größenunterschied von 20% mag beim Vergleich spezieller Kamerabodys stimmen, generell hat aber eine Kameraausrüstung mit mehreren Objektiven bei MFT ein deutlich kleineres Packmaß, auch im Vergleich zu APS-C. Bildqualität beurteilt jeder anders, aus meiner Sicht reicht sie bei MFT für viele Anwendungen völlig aus.
Eine Kamera ist ein Werkzeug. Ein großer Hammer kann größere Nägel einschlagen – das bedeutet aber nicht, dass er für alle Arbeiten das passende Werkzeug ist.
Wenn einen Artikel später die Einstellung des Kamerageschäfts in Erwägung gezogen wird, ist dies keine Reklame für die neue PEN:-(.
Ich benutze 3 verschiedene Kamerasysteme; Sony 7III Vollformat, Fuji X (E3&H1),
Je grösser die Sensoren desto grösser die Objektive, d.h. Eine Fernreise mit Vollformat ist deutlich anstrengender als mit Halbformat, Vollformat ist gut für high ISO und zum shiften. Mit Halbformat sind high ISO bis 6400 drin (bei Fuji), Bei Mft ist da eher bei high ISO 1600 bis 2000 Schluss. IDaher ist für mich Mft noch nicht gestorben weil es einfach die leichteste Kombi zum Reisen ist.
Und die beste Kamera ist noch immer die die man dabei hat.
Ich bin begeisterter mFT Anwender! Obwohl ich eine Olympus Kamera besitze, verwende ich sie kaum und setze voll auf meinen Lumix Park von Panasonic. Das hat einen entscheidenden Grund. Die Software von Olympus ist einfach so etwas von grauselig.
(ich rede vom UI der Kamerabedienung auf der Kamera selbst und auch von der App für mobile Geräte)
Würde Olympus die Software von Panasonic lizenzieren, wäre ich sofort bei Olympus. Denn die Bodys und das Glas von Oly sind wirklich sehr, sehr gut!
Wenn da nur nicht ihre UI Entwickler wären….
100% agree. Die UI von Panasonic ist um Längen besser als die von Olympus. Allerdings scheint die Meinung nicht überall geteilt zu werden, kenne auch viele die die grausige Olympus UI mögen.
@xeppelin
FF Objektive nur 20% kleiner als mFT, APS-C Objektive fast gleich groß??? Weiß nicht wie du darauf kommst. Die die ich hier stehen hab sind jedenfalls um ein Vielfaches kleiner und genau das ist die große Stärke von mFT.
ich zeige Dir gerne meine Canon EOS M Ausrüstung. Das Setup ist um nichts größer oder schwerer als jedes beliebige mFT System. Wenn man auf äquivalente Bildwinkel und Lichtstärke geht, ist mein APS-C System sogar deutlich kompakter und leichter als jedes mFT System.
Oder man vergleiche eine Canon EOS RP mitsamt z.B. RF 24-105/4 mit einer OM-D E-M1 Mk. II plus 12-40/2.8 … da ist nicht mehr als 20% Größenunterschied (beim Objektiv, Kameras sind gleich kompakt), obwohl die FF-Kombination 1 EV Äquivalenzvorsprung hat und einen erheblich größeren Brennweitenbereich. Sobald Canon ein RF 24-70/4.0 bringt, herrscht Punkto Größe, Gewicht und Preis Gleichstand … zwischen FF und mFT.
Es ist einfach ein Faktum, dass (m)FT in Relation zur Sensorgröße nur extrem unterproportional skaliert, was Größe, Gewicht und Kosten des Systems betrifft.
Die Eos M ist sicherlich ein sehr gutes Beispiel für ein extrem kompaktes System, allerdings werden diesem System auch schon lange Sterbelieder gesungen und die Objektivpalette von Canon ist kaum zu unterbieten! Nachdem es inzwischen doch ordentliche Gehäuse im M system gibt, kommen die besten Objektive von Sigma. Keine Empfehl7ng für Canon…
Die Canon EF-M Objektivpalette ist wunderbar. Alles da, was man in "klein, gut und günstig" nach den Gesetzend er Optik möglich ist. 11-22 bestes APS_C UWA-Zoom am Markt , 22/2.0 ein absolutes Hammerteil und lachhaft günstig, 28 Macro mit Ringlicht eingabut, pipifein. 32/1.4 wunderbar – mehr als nur gleichauf mit Fuji X Linsen, um 1/3 des Preises. 18-150 – universell, klein und gut. Und das 55-200 ist zwar ein Consumer-Dunkelzoom, aber dafür abbildungsmässig voll dabei. Preislich sowieso. Das einzige was allenfalls noch fehlt, ist ein kurzes Portrait-Tele, z.B. sowas wie ein EF-M 75/2.4 IS STM.
Für mich sind die EF-M Obketive und deren hervorragendes Verhältnis von Leistung : Größe : Preis ein Hauptgrund, warum ich micht für EOS M (als Zweitsystem neben großer DSLR und fetten L-Linsen) entscheiden habe.
Es ist schon lange aus – Olympus hat bereits einmal die Produktion von Spiegelreflexkameras komplett eingestellt. Wann genau weiß ich jetzt auf die Schnelle nicht; es muß um 1990 gewesen sein. Olympus hatte damals den Autofokus verschlafen und den Kamerasektor einfach aufgegeben, obwohl es mit der OM1 oder auch OM4 samt umfangreichem Objektivpark ein recht brauchbares Angebot gegeben hat.
ja und ja.
Die Olympus (O)M-1. Seufz! Der Wikipedia-Eintrag bringt es auf den Punkt:
"The first model was presented at photokina in Cologne in 1972 and was called the Olympus M-1. Thirteen years earlier, the release of the Nikon F had made the 35 mm SLR the standard choice for professionals accustomed to Leica and other rangefinders, but it had driven the market towards heavy and bulky cameras. The Olympus M-1 changed this and with it began a *reduction of size, weight and noise* of the 35 mm SLRs. It was designed by a team led by Yoshihisa Maitani, who had already created the Pen and Pen F cameras, noted for their compactness."
GENAU DAS hätte Olympus im digitalen Zeitalter nochmals machen sollen. Nur statt im 4:3 Format mit KB-Sensor [OM-Serie] und APS-C [Pen-Serie].
Und zum Thema User-Interface. heute ist Olympus in der Disziplin das Allerletzte. Die OM-1 hingegen hatte das Zeit-Wahlrad als Ring um das Bajonett angelegt, damit "The shutter speed dial is located around the lens mount, which allows photographers to keep the camera at the eye between shots more easily than SLRs with the dial located on the top plate." Heute wäre an der Stelle generell ein frei belegbarer Multi-Funktionsring angebracht. Kontext-sensitive Standardbelegung (Blende oder Zeit, je nach Kameramodus) und frei user-konfiguierbar. Es wäre nicht sehr schwierig gewesen, ein spiegelloses Olympus OM v2.0 und Pen 2.0 Sortiment zu schaffen, das sich gewaschen hat. Aber die Oly-Schnarchnasen haben es natürlich nicht gerafft und sich lieber Bilanzmanipulationen übelster Sorte gewidmet.
Dafür bezahlen sie jetzt den ultimativen Preis. Genau so wie damals, als sie glaubten "Autofokus? Das braucht doch keiner".
"es muß um 1990 gewesen sein",
gerade noch schnell nachgeschaut, Anfang der 90er hat man den Versuch eines Autofocuskamerasytemes nach nur einem Modell erfolglos abgebrochen, die MF-Modelle (also vornehmlich die OM4) hat man dann noch bis Anfang der 2000er weiter gebaut.
Nach meiner Wahrnehmung war das OM-System, außerhalb von Laboren, in unseren Breitengraden nie wirklich populär.
Ich habe das ganz anders in Erinnerung. Die OM-1 und OM-2 in ihrer faszinierenden Winzigkeit waren sehr beliebt, besonders bei Frauen, die gern mit SLR fotografierten, aber denen die anderen Kameras zu groß waren. Ich habe meiner Frau in den 70ern auch eine OM-1 geschenkt. Olympus war überall im Fotohandel äußerst präsent. Kein Fotohändler wäre auf die Idee gekommen, neben Canon, Nikon und Minolta auf Olympus verzichten zu können. In den 70ern waren auch die Olympus-Objektive als "hervorragend" berühmt. Ich selbst bin zu jener Zeit aber bei Pentax geblieben – wegen des "universelleren" Bajonetts.
Die OM-1 war faszinierend winzig, und ebenso faszinierend spartanisch ausgestattet. Ein relativ großer Ein-/ Ausschalter, die ISO-Einstellung und die Wahl für die Belichtungszeit – Zeit und Blende konnte man nur manuell vorgeben. Bei dieser Kamera hat keinerlei Schnickschnack abgelenkt, da gab es volle Konzentration aufs Motiv – bei mir Landschaften. Und für Astro-Fotografen war die OM-1 interessant da sie eine Spiegelvorauslösung hatte.
lt. wiki: 1997 wurde die Entwicklung eingestellt, das System wurde noch bis 2003 vertrieben
Ich habe bis mitte der 90er analog mit dem OM-System fotografiert, war kein Anhänger von Autofokus und konnte meine alte OM-2n immer noch bei Olympus checken und reparieren lassen… nach 15 Jahren Laufzeit… das konnten Kollegen von Nikon oder Canon nicht…
Seit Digital schreien alle Olympus stirbt… Wahnsinn das ein Todeskampf so lange dauert… vor allem von Leuten die mit einer Olympus nicht umgehen wollen oder können… Nach Marktübersichten hat Olympus höhere Verkaufszahlen als Panasonic im mft Bereich… also kann die UI doch nicht so übel sein. Mir selber ist die Haptik und UI der Panasonic ein Graus… und ich bin froh einen granatenmässigen Stabilisator zu haben… warum muss man eigentlich einen anderen Hersteller tot reden… denkt mal drüber nach wenn die Innovationen von solchen Firmen wegfallen… dann gibt es nur noch einen Einheitsbrei von CaSoNi dazu sag ich NEIN DANKE!
Innovationen von diesen Platzhirschen sind für mich nicht sichtbar und nur weil man milliarden von Pixeln draufklebt muss es ja nicht das Produkt des Jahres sein… dazu gehört ein wenig mehr.
[quote]Seit Digital schreien alle Olympus stirbt… Wahnsinn das ein Todeskampf so lange dauert… [/quote]
Ja, Olympus stirbt sehr langsam – oder auch nicht. Es gibt zwei Seiten der Medaille.
Betriebswirtschaftlich ist der Olympus Geschäftsbereich Imaging Solutions ein hoffnungsloser Fall. Der Umsatz sinkt seit min. 10 Jahren. 2009 waren es noch 224 Mill Yen, ca. ein Viertel des Konzernumsatzes. Für das aktuelle Geschäftsjahr wird noch 50 Mill. Yen geplant, nur noch 6% des Konzernumsatzes. Fast jedes Jahr macht Olympus Verlust im Kamerabereich, nur 2010 und 2016 konnte mal ein Gewinn im Bereich Imaging Solutions erwirtschaftet werden.
Das Kamerageschäft ist allerdings auch der Kern der Firma Olympus, es symbolisiert deren Tradition. Japaner sind stolz auf ihre Traditionen und lassen sie sich etwas kosten. Daher die wiederholt gemachten Aussagen, dass man sich vom Kamerageschäft auf keinen Fall trennen werde. Der Geschäftsverlauf des Konzerns verlief insgesamt nicht sehr erfolgreich. 2011 gab es einen Bilanzskandal, da Verluste vertuscht wurden. Deshalb musste Olympus externe Investoren aufnehmen, z.B. Sony mit 5,05%. Inzwischen gehört 45% des Aktienkapitals Nicht-Japanischen Anteileignern und die haben keinen so starken Sinn für Traditionen. Jetzt sind auch noch zwei Plätze im Aufsichtsrat mit Vertreten eines U.S. Hedge-Fonds besetzt und diese Hedge-Fonds erwarten Dividendenzahlungen. Daher der aktuelle Druck auf das Olympus-Management, der Rendite bis 2022 auf 20% zu verdoppeln.
Wir sehen hier ein Musterbeispiel eines culture clashs, eines Kulturkonflikts. Westliches Renditedenken vs. Asiatische Tradition. Alles ist möglich, der Erhalt des Kamerageschäftes, die Schließung oder die Pentaxierung – man bleibt nominal im Markt, es kommen aber so gut wie keine neuen Kameras oder Objektive – keine Aktivitäten, keine Verluste.
Selbst wenn Olympus das Kamerageschäft beenden will, können sie das unmöglich ankündigen. Wer würde noch etwas kaufen, wenn er weiß, dass seine Modellreihe keine Zukunft kann. Der letzte, der den Kameramarkt verließ, war Samsung und dort wurde die Salamitaktik angewandt – nur in einem Land, nur in einer Region, nur begrenzt, wir kommen wieder, solange bi die Lagerbestände abverkauft waren.
Das Olympus-Kamerageschäft ist größer als das von Panasonic oder Ricoh/Pentax. Beide Firmen verstecken ihre Kameraumsätze in der Bilanz und geben keine Zahlen an die Öffentlichkeit. Daher wissen wir nicht, ob diese Firmen mit Kameras Gewinne erwirtschaften. Wir wissen nur, dass Panasonic Geld in die Hand genommen hat, um eine Kleinbild-Modellreihe auf die Beine zu stellen.
M43 war vor vielen Jahren wegen hoher Sensorpreise im KB Format der beste Kompromiss. Nur die Physik lässt sich nicht überlisten, M43 bekommt nur 1/4 des Lichts, die Objektive müssen wegen der Beugungsunschärfe lichtstark sein, um die förderliche Blende einzuhalten. Dazu kommt das Rauschen bei höheren ISO, so ab höher 1600. Das wissen natürlich die Hersteller, Panasonic hat nicht umsonst eine KB Kamera im Programm. Das ist bis jetzt noch sehr teuer und groß, kleinere Kameras und Objektive werden sicherlich folgen. Dazu kommt, dass Olympus momentan nur Fehler macht. Das wären eine E-M1X, eine Kamera ohne Markt, die wohl als erste aufgegeben wird, wie die Fuji X-H1. Die hervorragende PEN-F wird aufgegeben, dafür eine E-PL10 angeboten, völliges Unverständnis.
Wenn Olympus wirklich was will, dann mit aussergewöhnlichen Kameras, die das Kaufinteresse wecken.
Oh je, ich glaube, das müssen wir relativieren:
Die E-M1X sieht Olympus vor allem als Flaggschiff, das zeigt, was möglich ist. Dass der Markt für einer derartige Kamera klein ist, weiß man bei Olympus.
Dass Fujifilm die X-H1 aufgibt, ist bislang nur ein Gerücht.
Die PEN-F wurde bislang ebenfalls nicht abgekündigt.
Für die E-PL10 gibt es durchaus einen beachtlichen Markt, wenn vielleicht nicht unbedingt hierzulande.
Du scheinst das alles eher positiv zu sehen. Olympus selbst sieht das ganz anders. Die Geschäftszahlen, keine Gerüchte, sondern abrufbare Daten auf der Olympus-Website, berichten von stetig sinkenden Umsätzen und notorischen Verlusten. Olympus gelingt nicht, so sagen die Zahlen, seine Produkte mit Gewinn an die Kunden zu bringen. Ob die Produkte gut oder schlecht sind, ist dabei eher zweitrangig. Verlust ist Verlust.
Der Kameramarkt ist zwar rückläufig, aber das spiegellose Segment leistet Widerstand. Nach den neuesten CIPA-Daten von heute ist der Umsatz mit den Spiegellosen 4,5% höher als im Vorjahr (Abverkaufspreise). Olympus kann aber nicht daran teilhaben, sie planen für das laufende Geschäftsjahr mit deutlich geringerem Umsatz als letztes Jahr.
Betriebswirtschaftlich ist das sehr negativ. Wenn Olympus am Kamerageschäft festhält, dann nicht aus Renditestreben, sondern eher aus Tradition oder als Hobby.
In der Regel haben wir hier nicht die Zeit, uns mit jedem Kommentar, der alternative Fakten verbreiten möchte, auseinanderzusetzen. Diesmal will ich es ausnahmsweise tun (anstatt ihn nicht zu veröffentlichen). Fangen wir mal von hinten an:
Dass ein japanisches Unternehmen einen tiefroten Geschäftsbereich aus Tradition heraus beibehält ist denkbar, aber nicht sehr wahrscheinlich. Als Hobby (wessen?) ganz sicher nicht. Bei Olympus kommt hinzu: Der Imaging-Bereich ist Innovationsträger für das gesamte Unternehmen.
Nach den heute veröffentlichten CIPA-Zahlen ist für den Zeitraum Jan. bis Okt. 2019 der Wert der ausgelieferten spiegellosen Kameras 4,5 Prozentpunkte höher als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Einen Jahresvergleich können wir erst ziehen, wenn für 2019 die Zahlen bis einschließlich Dezember vorliegen. Über die tatsächlich erzielten Umsätze sagt der Wert der ausgelieferten Waren nicht sehr viel aus (außer, dass sie sicherlich niedriger liegen werden).
Dass bei Olympus das Ergebnis seit 2018 negativ ist und zudem in 2019 die Umsätze überproportional stark sinken, ist auf Sondereffekte zurückzuführen, die wir hier auf photoscala bereits häufiger dargelegt haben: Olympus hat Anfang 2018 die Produktion in China geschlossen, was mit einer hohen Sonderbelastung verbunden war. Gleichzeitig könnte die neue Produktion in Vietnam erst langsam hochgefahren werden, weshalb in 2019 schlichtweg kaum neue Kameras hergestellt wurden.
Über die Gewinne, die Olympus mit einzelnen Produkten erzielt, sagen die veröffentlichten Zahlen nichts aus – übrigens bei keinem Hersteller.