Mit dem FE 24mm F1.4 GM hat Sony vor gut einem Monat ein hochlichtstarkes Weitwinkelobjektiv vorgestellt, das Video- wie Fotografen gleichermaßen begeistern soll. Dazu verspricht Sony nicht nur erstklassige optische Leistungen, sondern auch ein besonders kompaktes und leichtes Objektiv. Ich hatte bereits die Gelegenheit, einige Tage mit dem Newcomer im FE-Portfolio zu fotografieren.
Handling und Ausstattung
Gemessen an der Lichtstärke F1.4 ist das neue 24er für die spiegellosen Kleinbildkameras von Sony tatsächlich recht kompakt. Gerade einmal gut neun Zentimeter misst es in der Länge, der Filterdurchmesser fällt mit 67 Millimeter erfreulich klein aus. Trotz der kompakten Maße hat mich das Gewicht des Weitwinkels überrascht – es ist mit knapp 450 Gramm leichter, als es aussieht. Dabei hat Sony nicht einmal auf eine Kunststofffassung zur Gewichtreduktion zurückgegriffen, nein, das FE 24mm F1.4 GM ist ordentlich in Metall gefasst. Kurzum, das 24er steckte die letzten Tage einfach mit in der Fototasche, ohne mich weiter zu belasten.
Wie bei den GM-Festbrennweiten üblich ist auch das FE 24mm F1.4 GM mit einem Blendenring versehen. Für mich ein klarer Komfortgewinn, denn so sehe ich mit einem Blick auf die Kamera (auch auf die ausgeschaltete), welcher Blendenwert vorgewählt ist. Vor allem Videographen dürften sich über diesen Blendenring freuen, lässt er sich doch auf stufenlose Steuerung umstellen.
Die weitere Ausstattung: Umschalter zwischen AF und MF sowie eine frei belegbare Taste, die gut mit dem Daumen der linken Hand erreichbar ist. Ein optischer Bildstabilisator fehlt allerdings. Das ist kein Beinbeinbruch, schließlich sind die Sensoren bei den Kameras der Alpha-7-Familie ab der zweiten Generation stabilisiert.
Autofokus
Sony verspricht nicht nur einen schnellen, sondern auch einen besonders leisen Autofokus für das FE 24mm F1.4 GM. Ein Versprechen, das das Objektiv in der Tat einhält. Selbst in absoluter Stille geraten keine Fokusgeräusche mit in die Videoaufnahme. Allerdings pumpt die Schärfenachführung beim Videodreh bisweilen einmal, bis nach einem Schwenk der Fokus auf die neue Entfernung einrastet.
Bei Fotoaufnahmen hat der Autofokus dagegen immer tadellos funktioniert. Selbst wenn ich auf ein Motiv an den äußersten Bildrändern fokussiert habe, saß er perfekt – bei hochlichtstarken Weitwinkelobjektiven nicht immer eine Selbstverständlichkeit.
Bildqualität
Objektive mit dem Kürzel GM (für Gold Master) zählen zu Sonys höchster Qualitätsstufe. Sie zeichnen sich nicht nur durch eine hohe Lichtstärke aus, sondern auch durch einen komplexen optischen Aufbau. Er besteht beim FE 24mm F1.4 GM aus nicht weniger als 13 Elementen in zehn Gruppen. Zwei der Linsenelemte sind extrem asphärische XA-Gläser, die Farbquer- und -längsfehler gar nicht erst aufkommen lassen wollen.
Selbst extremes Gegenlicht stellt das Sony FE 24mm F1.4 GM nicht vor Probleme. Die Kontraste bleiben hoch, Flares und ähnliche Störungen treten nicht auf.
Ein Problem sind oft sogenannte LoCas, Farbsäume an Kontrastanten außerhalb der Schärfeebene. Aber auch damit hat das Sony FE 24mm F1.4 GM kein Problem, ….
Ein Aufwand, der sich lohnt! Auch unter Extrembedingungen ist das FE 24mm F1.4 GM kaum zu Abbildungsfehlern zu provozieren. Etwa bei extremem Gegenlicht, wo viele Weitwinkelobjektive schwächeln. Nicht so das 24er von Sony: Hier bleiben die Kontraste hoch, Störungen wie Flares oder Blendenflecken treten äußerst selten auf. Selbst das Bokeh geht für einem Objektiv mit einem derart großen Bildwinkel mehr als in Ordnung.
Wie gut Sony beim FE 24mm F1.4 GM Verzeichnungen im Griff hat, zeigt sich daran, dass die entsprechende Korrektur in Lightroom kaum noch zu Verbesserungen führt. Am meisten beeindruckt hat mich indes, dass Sonys neues 24er praktisch frei von chromatischer Aberration ist – offenbar ein Verdienst der XA-Linsen. Zwar werden laterale chromatische Aberrationen (Farbquerfehler) direkt in der Kamera korrigiert, die nachträglich deutlich schwerer zu eliminierenden longitudinale chromatische Aberration (Farblängsfehler) treten jedoch gar nicht erst auf. So bleibt das Objektiv scharf bis in die Ecken, Farbsäume im Unscharfen verkneift es sich sichtbar.
Mein Fazit
Mit dem FE 24mm F1.4 GM hat Sony ein hochlichtstarkes Weitwinkelobjektiv abgeliefert, das selbst höchste Anforderungen erfüllt. Das gilt nicht nur für Fotografen, sondern dank des flüsterleisten Autofokus auch für Filmer. Beide profitieren von den exzellenten Abbildungsqualitäten, Sonys neues 24er ist ohne Wenn und Aber offenblendtauglich. Hinzu kommen ein erfreulich einfaches Handling sowie die Option, die Blende bei ausgeschalteter Kamera vorwählen zu können.
Ich finde allerdings: Die tolle Leistung des FE 24mm F1.4 GM lässt sich Sony auch teuer bezahlen. Rund 1600 Euro kostet das lichtstarke Weitwinkel. Nur so zum Vergleich: Das optisch ähnliche gute (aber einfacher ausgestattete und nicht so kompakte) Sigma 24mm F1,4 DG HSM Art ist bereits für weniger als die Hälfte zu haben.
PRO
- leicht und kompakt (gemessen an der Lichtstärke)
- Blendering (auch stufenlos)
- schneller und leiser Autofokus
- hervorragende Abbildungsleistung
CONTRA
- hoher Preis
- AF pumpt bei Videoaufnahmen gelegentlich
Technische Daten: Sony FE 24 mm F1.4 GM
OBJEKTIVSPEZIFIKATIONEN | |
Befestigung | Sony E-Objektiv |
Format | 35-mm-Vollformat |
Brennweite (mm) | 24 |
Äquivalente 35-mm-Brennweite (APS-C) | 36 |
Elemente und Gruppen | 01.02.1900 00:00 |
Sichtwinkel (35 mm) | 84゚ |
Sichtwinkel (APS-C) | 61゚1 |
Maximale Blendenöffnung (F) | 1.4 |
Minimale Blende (F) | 16 |
Blendenlamellen | 11 |
Zirkulare Blende | Ja |
Mindestfokussierabstand | 0,24 m |
Maximale Vergrösserung (X) | 0.17 |
Filterdurchmesser (mm) | 67 |
Bildstabilisierung (Steadyshot) | - (im Gehäuse integriert) |
Kappentyp | Blütenform, Bajonett |
GRÖSSE UND GEWICHT | |
Abmessungen (BXHXT) | 75,4 x 92,4 mm |
Gewicht | 445 g |
LIEFERUMFANG | Streulichtblende (Modell): ALC-SH154 / Vordere Objektivkappe: ALC-F67S / Hintere Objektivkappe: ALC-R1EM / Tasche |
ich habe es mir auch gekauft, und kann bestätigen, daß selbst mit hoher Öffnung die Qualität am Rand besonders gut ist – weit besser, als ich es seinerzeit vom Canon EF 24mm f/1.4 USM II gewohnt war.
Insbesondere muß die geringe sphärische Aberration dieses neuen Objektivs hervorgehoben werden, die für Nachtaufnahmen von Lichtquellen aller Art wichtig ist damit die Punkte nicht zu völlig verschmierten Achtern verlaufen. Das ist DAS Objektiv für Nightscapes in Städten, Polarlichter, Landschaften unter Milchstraße etc.
Und sehr klein und leicht dazu – immer dabei. Hier wird das Versprechen eingelöst, daß Mirrorless immer impliziert: leicht und gesteigerte Bildqualität durch neue otische Konstruktionsmöglichkeiten bei kleinem Auflagemaß.
Mich würde interessieren wie sich das Sony 24mm f1.4 GM gegen das Sigma 24mm f1.4 Art schlägt. Das letztere ist sehr gut und kostet dabei ungefähr 700 Euro. Man bekommt fast zwei Sigmas zum Preis des 24mm f1.4 GM, was sich nur lohnen kann, falls das letztere deutlich besser ist. Da aber die Art Objektive sehr weit oben mitspielen, kann ich mir das nicht vorstellen.
Was verstehst du unter "deutlich" besser?
In puncto Comabildung und Auflösungsleistung, sowie Vergütung und Dichtungen ist das Sony deutlich besser.
Bei Optiken kannst du davon ausgehen dass 3-5% mehr Leistung gleich bis zu 50% mehr kosten. (es sind aber gerade die oberen 1-3% die das menschliche Auge bei Prints deutlich wahrnehmen kann und wird)
Das Gewicht und die Portabilität ist beim Sony um Welten besser, wobei schon anzumerken ist dass wir hier bei der Sigma eine verdammt gute Optik haben.
Also wenns nicht gerade die "immerdrauf" linse ist, dann genügt die Sigma, wenn du allerdings sehr viel damit machst, dann zahlt sich die Sony schon aus. Habe etliche exemplare verkaufen und testen dürfen.
lg aus salzburg
Nun mag ich Sony so gar nicht und die Marke käme mir auch nicht ins Haus. Aber warum wird immer behauptet, dass etwas zu teuer ist? Warum muss heute alles ein Schnäppchen sein?
1600 EUR finde ich nicht zu viel für eine solche Öffnung.
Was wir uns gar nicht leisten können ist, dass Ware im Masse unter üblen Arbeitsbedingungen viel zu billig verkauft wird und dafür sorgt, dass unserer Umwelt immer schlimmer vergiftet wird einschließlich der Menschen, die den Kram zu entsorgen haben. Ein guter Preis, ein Werterhalt und Dinge wieder auf lange Sicht kaufen, daran dürfen Unternehmen reich und wir glücklich werden.
Nun ist aber Sony eine der wenigen Firmen die auch in Europa produzieren und mit Sicherheit nie billig produzieren.
Aber ich gebe dir vollkommen recht. Gute Denkweise.
Ich persönlich habe 5 Systeme daheim, aber jn Wahrheit nutze ich nur noch Sony.
Ich habe es auch nicht für möglich gehalten, aber die Kameras sind für meine relativ hohen Ansprüche, perfekt.
@Kai
Ich habe auch von Canon zu Sony gewechselt, und nur das Canon 600 f/4 behalten mit einem Body und Telekonverter (So eine Supertele gibts bei Sony noch nicht, kommt aber wohl Ende 2019).
Die Qualität ist bei Sony so viel besser als die meiner 5D3, Auflösung und v.a Dynamik und Farbtiefe sowohl bei der A7R2 wie der A7R3! Ausserdem ist das Paket 12-24mm, 15mm f/2 (Laowa), 24mm f/1.4, 24-105mm, 100-400mm um fast 3 kg leichter als bei Canon, va. wenn man (wie ich immer) noch einen Reservebody mitnimmt.
Als Outdoorfotograf und Vielflieger mit oft nur 6 kg Kabinengepäck gibts heute praktisch keine Alternative mehr zur Vollformatmirrorless. Auch gerade in der Nachtfotografie ist Mirrorless einfach alternativlos, keine DSLR zeigt z.B. die Milchstraße auf dem Display, so wie sie auf den Chip kommt. Siehe www.possi.eu
Ich fand das Gefühl, mit Sony zu fotografieren, zunächst auch etwas merkwürdig.
Inzwischen bin ich längst überzeugt, daß der relativ frühe Umstieg um Systemwechsel (nach 2 Jahren Zweigleisigkeit) absolut richtig war. Bis auf ein 600mm Supertele gibts inzwischen im System alles was das Herz begehrt, darunter einige Weitwinkel wie z.B. das 24mm f/1.4 oder 12-24mm oder auch das Laowa 15mm f/2 (beides für Nachtaufnahmen), die es woanders nicht annähernd in dieser Qualität gibt (hatte auch die Canon 24/1.4er alle Versionen). Überhaupt sind die Top-Optiken von Sony extrem gut, leider auch meist 10% teurer als Nikon oder 25% mehr als Canon. Aber auch neben den teuren GM Optiken finden sich so einige Perlen.
Dazu das geniale 100-400, das v.a. bei 400mm das Canon Version II locker wegsteckt was Schärfe angeht, sogar mit dem 1,4x Konverter, der bei Canon erst gar nicht funktioniert.
Noch dieses Jahr geht wohl der letzte Rest meiner ehemals sehr umfangreichen Canonausrüstung auf Ebay.
Der kürzlich ausgeschiedene Sony Chef war ein absoluter Kamerafanatiker. Man merkt das, wie liebevoll und kontinuierlich er das FF-ML System aufgebaut hat, obwohl er als völliger Aussenseiter in Geschäft eingetreten ist. Ich hoffe, der neue Chef führt das weiter so.
Was das Gesamtsystem angeht, sind Canon und Nikon im neuem FF-ML Bereich noch weit abgehängt (technisch und vom nativen Objektivsortiment sowieso). Seit diesem Jahr ist Sony auch Weltmarktführer im Verkauf von Vollformatkameras. Und das trotz des "Namensnachteils". Es muß also technische Gründe haben, daß der eigentlich sehr konservative Kamerakäufer vom Wechsel überzeugt wurde.