Der Hype um traditionelle deutsche Objektivmarken scheint kein Ende zu nehmen. Jetzt kommt Schacht zurück. Erster Streich der neuen Marke „Schacht Bad Kreuznach“: Das Travegon 50mm F2.5 für Spiegellose mit Anschlüssen für Sony, Leica und Fujifilm. Im September soll es auf den Markt kommen – wenn die jetzt angelaufene Kickstarter-Kampagne erfolgreich ist.
Albert Schacht, Ulm war nach dem zweiten Weltkrieg ein bedeutender Objektivhersteller. Nicht zuletzt weil Ludwig Bertele, ein herausragender Optik-Ingenieur und unter anderem Entwickler des Sonnars bei Zeiss, mit Schacht zusammenarbeitete. 1970 verschwand die Firma vom Markt, der Markenname Schacht geriet in Vergessenheit.
Jetzt ist Schacht wieder zurück, zunächst mit dem Travegon 50mm F2.5. Das Kleinbildobjektiv soll mit Anschlüssen für spiegellose Systemkameras von Sony, Leica und Fujifilm kommen. Derzeit sammelt eine Kickstarter-Kampagne Geld für den Start der Serienproduktion ein. Interessenten können sich noch bis zum Sonntag ihr Exemplar für 599 US-Dollar sichern. Der reguläre Verkaufspreis wird ca. 1400 Dollar betragen.
Viel Geld für ein Objektiv, das keinerlei elektrischen Kontakte mitbringt; also nur manuell scharf gestellt werden kann und bei Arbeitsblende verwendet werden muss. Dafür verspricht Schacht eine herausragende optische und mechanische Qualität, nicht zuletzt weil das Travegon 50mm f2.5 in Deutschland gefertigt wird.
Pressemitteilung der A. Schacht Inc.:
Neues Travegon 50mm f2.5 erblickt durch Kickstarter das Licht Welt
Als Hommage an die altehrwürdige A. Schacht veröffentlichen Top-Spezialisten aus der optischen Industrie modernes 50mm Objektiv für spiegellose Vollformatkameras.
Das neue Travegon 50 mm wurde mit dem Ziel konfiguriert, kompromisslose Qualität zu bieten. Dabei standen Auflösung, Kontrast und Farbwiedergabe im Fokus der Arbeit.
Die Fertigungs- und Qualitätsmanagementspezialisten Ivo Pavlik und Michael Schröder, die schon lange in der optischen Industrie erfolgreich sind, waren beide u.a. an der Fertigung von Cine-Objektiven beteiligt. In diesem Projekt haben sie neben den Qualitätsaspekten, großen Wert auf ein gutes Preisleistungsverhältnis gelegt.
“Das Travegon 50 sollte ein richtiges Arbeitstier werden. Das ist uns gelungen: Kompaktes und leichtes Design, hervorragende optische Eigenschaften gepaart mit einer universellen Brennweite. Bei 12 Blendenlamellen und einer Offenblende von 2.5 bietet das Objektiv auch viele kreative Gestaltungsmöglichkeiten”, sagt Ivo Pavlik.
Das Travegon 50 f2.5 soll nur den Anfang einer manuellen Objektivserie markieren, die von 30mm bis 135 mm jedem Fotografen solides Handwerkszeug in unterschiedlichen Brennweiten liefern soll.
Alle Objektive sollen in Bad Kreuznach gefertigt werden, wobei sich beschaffungsseitig internationaler Zulieferer bedient wird.
Technische Daten
- Brennweite: 50mm
- Blende: f 2.5 – f. 16 (12 Blendenlamellen)
- Bildwinkel: 47°
- Bildkreis: Vollformat
- Fokus: Manuell
- Naheinstellgrenze: 0,65 m
- Konstruktion: 6 Elemente in 4 Gruppen
- ARASC Spezial-Beschichtung
- Gewicht: 270g
- Größe: 58mm/ 66mm L
- Anschlüsse: Leica M/Fuji/Sony
Da kommen bei mir alte Erinnerungen aus den 60er Jahren wieder hoch, als ich ein SCHACHT Objektiv zu meiner PRAKTICA IV F hatte, wo man die Blende vor der Aufnahme erst aufziehen musste! Optisch, war das damals schon ein sehr gutes Objektiv!
Bloß, beim geforderten Preisniveau, habe ich so meine Bedenken!
Vor allem war Schacht bekannt als die preisgünstige Alternative zu Schneider-Kreuznach. Keine Frage: Diese historische Tatsache soll wohl nicht wiederbelebt werden. Es ist schade, dass dieses neue Schacht-Objektiv nicht auch än der Fassung als solches erkannt werden kann. SChacht hatte einen ganz eigenen Stil in der Fassungsgestaltung. Das vorgestellte Objektiv sieht eher aus wie ein altes Leitz-Elmarit 90.
Außer mit dem wahrscheinlich billig gekauften Namensrecht hat das mögliche neue Objektiv mit Ihrem echten alten Schacht-Objektiv leider nix zu tun.
So the Meyer Optik Görlitz / Oprema Jena / C.P. Goerz / Emil Busch A.-G. Rathenau / Ihagee crowd is back with a new brand resurrection: A. Schacht.
(the same lady, Katja Lauterbach, created this Kickstarter campaign as well as that of the C.P. Goerz Citograph and all the trademarks listed in the first paragraph belong to the same group, named net SE and based in Koblenz, Germany)
Katja Lauterbach arbeitet als Inneneinrichterin bei einer Firma Duett Design, die rein zufällig an der gleichen Adresse beheimatet ist wie die US-Vertretungen von A. Schacht, Meyer-Optik-Görlitz, Oprema-Optik-Jena, Ihagee, Oberwerth etc.
http://voyageatl.com/interview/meet-katja-lauterbach-duett-design-dunwoody/
Unabhängig davon:
Dieser Ivo Pavlik scheint mit der in der Kickstarter-Kampagne angegebenen Firma OPC Optics rein gar nichts zu tun zu haben.
Die Firma Patalux Industrieservice, bei der dieser Ivo Pavlik angeblich 10 Jahre gearbeitet hat, wurde laut Handelsregister erst am 26.09.2013 gegründet.
Zitat der Kickstarter-Kampagne: “Michael Schroeder runs Patalux Industrial Service Inc., a company of 40 employees specialized in the production of quality optical components and lenses.” Laut Handelsregister ist das Hauptgeschäftsfeld der Firma Patalux Industrieservice die Herstellung von chemischen Erzeugnissen.
Fazit: Ein weiterer überteuerter Windbeutel von net SE.
6-linsige Gauss-Typen sind bei den Kameraherstellern im Preiskorridor bis 200€ en masse verfügbar, sodass sich der Markt auf Nostalgiker beschränken dürfte. Auch ein gebrauchtes Elmarit wäre günstiger.
Die Nostalgiker dürfen aber keine Fachleute sein. Denn außer dem Namen ist laut eigenem Bekunden offenbar nichts von Schacht, denn es ist bloß ein neues teures, neu berechnetes Objektiv mit altem Namen.
Auch wenn ich mich darüber freue, dass eine traditionelle deutsche Objektivmarken ein Comeback feiert, frage ich mich wozu man das Objektiv herausbringt? Ich sehe den Sinn von manuellen Objektiven darin, dass sie etwas bieten, was ein modernes Objektiv vom Origignalhersteller nicht bietet. Das kann entweder eine sehr hohe Lichtstärke sein (z.B. die Voigtländer Objektive für micro 4/3), ein interessanter Blickwinkel (UWW Festbrennweiten für verschiedene Systeme) oder ein sehr günstiger Preis bei gleichzeitig guter Verarbeitung und Bildqualität. Ein vergleichsweise lichtschwaches und teures 50er fällt in keine von diesen drei Kategorien.
Über die Zusammenhänge zwischen Meyer Optik, Emil Busch, Schacht, Oprema siehe hier:
https://cameracreativ.de/aktuelles/retro-ohne-ende-schacht-travegon-auf-kickstarter/
Danke für den Link zum Beitrag "Retro ohne Ende". Ein kurzes Innehalten und ein wenig Recherche führen also zu der Erkenntnis, dass die wundersame Wiederauferstehung der deutschen optischen Industrie doch nur Augenwischerei ist. Oder hat da tatsächlich jemand geglaubt, dass ein rühriger alter Herr in ein stillgelegtes Fabrikationsgebäude gegangen ist und den alten Lichtschalter wieder angeknipst hat? Ein paar alte verstaubte Konstruktionspläne aus der Schublade geholt und dann per Telefon und Telegramm die alte Mannschaft wieder zusammengetrommelt?
Das Schema ist einfach und immer gleich: Ein Name ist nicht mehr in Nutzung und wird auf ein mehr oder weniger beliebieges Objektiv appliziert. Die fertigen Einzelteilen aus Fernost werden nach Deutschland verschifft, um dort dann qua Endmontage die Seligsprechung "Made in Germany" zu erhalten. Dort freut sich dann der Kunde, dass es endlich wieder die schönen Objektive aus der guten alten Zeit gibt. Und es wartet schon jemand sehnsüchtig auf die kommenden alten Firmen, die endlich wieder produzieren: Steinheil, Enna oder Kilfitt. Agfa könnte ja auch mit einem Solinar wiederauferstehen.
Dann doch lieber Vintage als Retro.
Die Steinheil Marke gehört der Jenoptik AG und Kilfitt einem gewissen Olaf Rauh in Leipzig. Enna ist frei.
Diesem Olaf Rauh gehört eine beeindruckende Liste von Objektivmarken: Primoplan, Domiron,, Pancolar, Plasmatlens, Tachar, Tachonar, Tachon (Astro-Berlin Objektive), Diaplan, Megon, Kilfitt, Skopagon, Heligon, Ernostar, Astro-Berlin Bielicke, Biometar, Busch-Perscheid, Kilar, Septon, Fulgior, Speedplasmat, Ennaston, Frilon (ein Objektiv der Futura Kamera), Color Ennalyt, Quinon, Quinar, Eurygon, Topogon, Schnellarbeiter (Hugo Meyer & Co-Görlitz Atelier), Solagon, Dagor, Tevidon, Protarlens, Astro Ges.m.b.H. Pan-Gauss, Hypar u.a.
Danke für die Information. Sehr aufhellend.
Schon auf der Internet-Seite von „Schacht Bad Kreuznach“ (http://aschacht.com) gewesen? Scroll ganz nach unten und wirf mal einen Blick auf die Adresse.
Ja, in dem Büro muß es mittlerweile ganz schön eng werden…
Second setback for the net SE galaxy (C. P. Goerz, Emil Busch A.-G. Rathenau, Ihagee, Meyer Optik Görlitz, Oprema Jena Biotar and more) after that of the Ihagee Elbaflex: the Schacht Travegon project just failed on Kickstarter.
They gathered pledges amounting to $32,782 (versus a goal set at $60,000) from 58 backers who ordered 51 lenses.
Since it was an ‘all or nothing’ project, the funding is unsuccessful and it is over.