Mit der Reflex wirbt gerade eine Kamera um Startkapital, die ihre Entwickler als „erstes analoges SLR-System seit 25 Jahren“ bezeichnen. Das Projekt wärmt aber nicht nur einfach alte Technik auf, sondern führt pfiffige Innovationen ein – etwa einen wechselbaren Bajonettanschluss. Dass die Reflex kommen wird, scheint sicher, rund dreiviertel des Crowdfunfing-Ziels von 100.000 Britischen Pfund waren bereits nach zwei Tagen erreicht.
Eigentlich war es ja nur eine Frage der Zeit, bis findige Tüftler sich an die Entwicklung einer klassischen analogen Spiegelreflexkamera machen. Das jetzt als „Reflex“ veröffentlichte Kickstarter-Projekt lag die gewissermaßen in der Luft – und überrascht doch im Detail.
Die schlichtweg Reflex genannte Kamera ist nämlich modular. Sie lässt sich ganz nach Gusto mit unterschiedlichen Bajonettanschlüssen versehen, wahlweise für M42, Nikon F, Olympus OM, Canon FD und Pentax PK. Dazu weist die Reflex an der Vorderseite eine Doppelschiene auf, in die die „i-Plate“ genannte Halterung mit dem entsprechenden Objektivanschluss eingeschoben wird.
Damit nicht genug: auch das Filmmagazin, „i-Back“ genannt, ist wechselbar. Auf diese Weise erlaubt es die Reflex, selbst teilweise belichtete Kleinbildpatronen auszutauschen. Der Wechsel zwischen Filmmaterial mit unterschiedlichen Empfindlichkeiten oder zwischen Farb- und Schwarweißfilm wird so spielend einfach.
Die Reflex ist nicht nur mit einem kleinen Bordblitz ausgestattet, sondern auch mit einer LED für Dauerlicht. Bei beiden kann die Intensität in drei Stufen eingestellt werden.
In erster Linie ist die Reflex dazu gedacht, alten Objektiven aus der analogen Ära wieder neues Leben einzuhauchen. Aber die Kamera soll auch mit zwei „neuen“ Objektiven erhältlich sein: Zum einen mit einem Helios-44 58mm f2.0 (ein russischer Zeiss-Biotar-Nachbau) und zum anderen mit einem Pentacon 50mm f1.8.
100.000 Britische Pfund will das Kickstarter-Projekt bis zum 7. Dezember einsammeln, um die Massenproduktion der Reflex starten zu können. Das dürfte kein Problem werden, gut 90.000 Pfund waren bereits am dritten Tag zusammengekommen.
Wer das Projekt mit mindestens 399 Pfund unterstützt, wird nächstes Jahr als einer der ersten seine Reflex in den Händen halten. Im August 2018 soll die analoge Spiegelreflexkamera auf den Markt kommen, im September soll sie dann auf der photokina 2018 präsentiert werden.
Sollte das Kickstarter-Projekt bis zum 7. Dezember gar 150.000 Pfund eingesammelt haben, soll die Reflex auch noch eine erweiterte Elektronik erhalten. Geplant ist eine drahtlose Verbindung zum Smartgerät und die Reflex-App. Sie soll zum Beispiel zu jeder Aufnahme die Aufnahmeparameter und Ortskoordinaten aufzeichnen.
Weiterführende Informationen: Reflex auf Kickstarter
Hab' ich was verpasst? ist den schon wieder 1. April?
11.11. 11:11 wär' auch ein guter Präsentationstermin gewesen.
Glücklich, wer noch eine FM-2 sein Eigen
nennt …
Mir reicht die F2 AS, seit 1980 in meinem Besitz, topfit…
Man kann es kaum glauben, wenn man es sieht. Aber an solchen Sammlerkram muss man sich wohl dank Kickstarter gewöhnen.
Na ja, seit 25 Jahren keine analogen Spiegelreflex-Systeme mehr? Alte Systeme wie M42, Canon EF und Minolta AF wurden noch 2003 bedient mit neuen Modellen wie Bessaflex TM, Canon EOS 3000V und Minolta Dynax 3L, also vor nur 14 Jahren, 2004 folgten noch weitere analoge SLR-Modelle vor dem Aus für die klassischen Analog-Kleinbildsysteme.
Ja, und vor erst 21 Jahren kamen die APS-Spiegelreflex-Systeme Minolta Vectis S, Canon IX, und Nikon Nuvis, das System von Minolta sogar mit eigenem Bajonett-Typ. Mit einher gingen die letzten analogen "Bridgekameras", d.h. kompakte Spiegelreflexkameras mit fest eingebautem Zoo-Objektiv, diese letzten ihrer Art ebenfalls für APS-Film. Mit dem Start der digitalen APS-C-Spiegelreflexsysteme im Jahr 2000 war dadurch schon technische Erfahrung mit diesem Negativ- bzw. ebenso ab dann Sensor-Format und v.a. dazu passenden Optiken vorhanden.
Das Konzept mit den wechselbaren Filmrückteilen war schon bei Zeiss-Ikon Stuttgarts Contaflex der 1950er- und 1960er-Jahe realisiert, damals sozusagen die Methode zur Umstellung der ISO-Empfindlichkeit, aber auch für den Wechsel zwischen SW und Farbe oder zwischen Negativ- und Positiv-Film.
Find ich gut – kauf/back ich! Bin zwar nicht so der Kleinbildfan (weil goesser ist besser – isso), aber Wechselrueckteil ist schon mal eine so feine Sache, die ich seit MF (und GF sowieso) nicht mehr missen moechte. Und die Moeglichkeit neben den M42 auch noch andere Regalhueter (*mangels funkt. Body) zu reaktivieren, ueberzeugt mich ebenfalls.
Es ist ja auch nicht so, dass es keine weiteren Analogkamerahersteller mehr gaebe. Leica baut noch welche, der Lomo-Zoo wurde wiederbelebt, nebst Bastelprojekten, dann die Einwegkameras, Projekte wie die von Dora Goodman, die Unzahl an aktuellen GF-Herstellern und mit etwas Spizfindigkeit kann man das Instax-Lager ebenfalls dazuzaehlen.
Fazit: Analog lebt und erfreut sich in der Nische bester Gesundheit.
Man kann natürlich auch eine richtige neu analoge Spiegelreflexkamera kaufen.
Die Nikon F6 kann immer noch über Ihren Händler von Nikon bezogen werden.
Offensichtlich wurde aus den Pleiten der Vergangenheit nichts gelernt. Wechselmagazine bei Kleinbild gab es schon bei der Contarex, was zu einer Kostenexplosion führte. Ein Zweitbody ist die billigere und bessere Lösung. Eine Wechselbajonettplatte ist auch eine mechanische Verkomplizierung, die letzlich nur noch für vorsintflutliche Arbeitsblendenmessung taugen dürfte. Objektivseitig gab es früher Wechselanschlüsse ( Adaptall, T2, T4), die oft mechanisch auch nicht der Hit waren. Aufwand und Nutzen sind offensichtlich in keiner vernünftigen Relation.
Ich find,s ohne wenn und aber gut! 🙂
Scheint was für Liebhaber zu sein. Halte nicht viel davon. Die Idee mit Baugruppen ist aber nicht schlecht. Da ein digitales Rückenteil (APS oder MFT). NFC zum Smartphone zur Bildkontrolle. Das wäre war für ruhige Photozeiten, um photografieren zu lernen. Licht/Blende/Zeit/Iso usw. Man käme wieder auf das Wesentliche. Man könnte einen eigenen Stil kreieren. So nehme ich zumindest meine Contax ST in die Hand, montiere das 1,4/85 MM von Zeiss und mache schon mal hier und da ein paar Dias, um sie dann per Abfotografieren ins digitale zu verwandeln. Nur das Dia mit Zeiss Ikon Projektor und mit dem P-Sonnar 2,5/90 ist anders als mit dem Beamer. Irgendwie farbtiefer durch hohe Kontrastauflösung. Vielleicht ist es aber auch nur Einbildung.
Ich habe gehört, dass diese Kamera auch für Fotoschulen in den USA entwickelt wurde,
damit die Studenten auch noch analog arbeiten können, da angeblich ein Gesetz
in den USA staatlichen Schulen verbietet gebrauchtet Kameras zu kaufen.
Welche "Fotoschule" in den USA ist schon staatlich?
Es geht dabei nicht um Fotoschulen, sondern um ganz normale High Schools. Und soweit ich weiß, betrifft das jetzt erst einmal nur Kalifornien.
Ich frage mich gerade, wie die Abdichtung dieser verwegenen Wechselplatte realisiert wird. Aber vermutlich gehts darum ja eh nicht, ist ja Kickstarter…
Die Idee ist super!
Auch wenn hier alle gegen die "Sammler" und "Nostalgiker" schimpfen.
Niemand ist gezwungen sich diese Kamera vorzubestellen.
Die Digitalfotografen, die 500 Bilder in Serie benötigen, damit wenigstens ein einziges brauchbares Bild dabei ist, werden damit ohnehin nicht glücklich werden – man hat damit nur 36 Schuß.
Was mir besonders gefällt, ist die Möglichkeit auf einem einzigen Film die Objektive verschiedener Hersteller vergleichen zu können.
Ich hoffe sehr, daß es noch eine Leica R I-plate geben wird.
Natürlich habe ich mir eine "Reflex" gebackt – sie kostet ja fast nichts.
Die Gründer sind sehr kommunikativ und offen für Vorschläge; ein tolles Projekt.