Alles wird neu bei der photokina. Die weltgrößte Fotomesse wird ab kommendem Jahr jährlich stattfinden, ab 2019 immer im Mai (8. – 11. 5. 2019). Neu ist auch der verantwortlicher Director der photokina, Christoph Menke. Was verspricht sich die Koelnmesse von dem stark gewandelten Konzept? photoscala hat beim frisch gekürten photokina-Chef nachgefragt.
photoscala: Herr Menke, seit 1966 findet die photokina alle zwei Jahre statt. Was hat die Koelnmesse nun bewogen, die Leitmesse der Fotografie ab 2018 jährlich ihre Tore öffnen zu lassen?
Christoph Menke: Jüngere Imaging-Technologien, wie Virtual und Augmented Reality, Kameradrohnen oder auch Software und Mobile Anwendungen, entwickeln sich in kürzeren Innovationszyklen als es etablierte Foto- & Videokameras können, weil diese einfach ausgereifter sind. Der Jahresrhythmus hilft uns, die Imaging-Branche zukünftig kompletter abbilden zu können. Gleichzeitig sind wir sicher, dass auch die Fotografie genug zu erzählen hat, um von einem jährlichen Turnus zu profitieren.
Christoph Menke (32) ist studierter Volkswirt. Neben seinem Studium hat er zwei Jahre als Reporter für die Kölner Boulevardzeitung Express gearbeitet. 2012 ist nach seinem Studienabschluss bei der Koelnmesse eingestiegen. Dort sammelte er Erfahrung im Bereich Unternehmensentwicklung, mit dem Fokus auf den Messemanagementbereichen „Haus, Garten & Freizeit“ und „Digital Media, Entertainment & Mobility“. Ebenso war er an der Koordination und Umsetzung verschiedener Neugeschäftsprojekte beteiligt. Seit Mai 2017 ist er verantwortlicher Director der photokina.
photoscala: Nächstes Jahr wird die photokina letztmalig an ihrem angestammten Termin zu Beginn des Herbsts stattfinden. Ab 2019 heißt es dann im Mai „auf zur photokina nach Köln“. Was versprechen Sie sich von der Verlegung?
Christoph Menke: Der Mai ist der Monat der größten Schnittmenge unter unseren Aussteller und unseren Besuchern. Er bietet kurz vor dem Start der Sommersaison die Möglichkeit einen herausragenden Vertriebsimpuls zu setzen. Gleichzeitig bewegen wir uns aus dem „heißen Messe-Herbst“ heraus und geben der photokina damit mehr Raum für die Aufmerksamkeit von Medien und Öffentlichkeit.
photoscala: Mit dem jährlichen Turnus ab nächstem Jahr wird die photokina nur noch vier Tage dauern, von Mittwoch bis Samstag. Welche Vorteile versprechen Sie sich davon und warum wurde der Sonntag gestrichen?
Christoph Menke: Wir haben uns die Eintritte genau angesehen, analysiert, welche die wenigsten gut besuchten Tage sind. Wir haben außerdem messeübergreifend festgestellt, dass die Besucher zwar mit großem Interesse kommen, aber die Aufenthalte sich verkürzen. Mit der Reduzierung der Laufzeit konzentrieren wir Aufmerksamkeit und Besucherströme auf vier Tage und bieten allen damit ein intensiveres, effizienteres Messeerlebnis. Und wer nach vier Tagen geballter Imaging-Eindrücke noch nicht genug hat, muss zukünftig ja auch nur noch ein Jahr auf die nächste photokina warten.
photoscala: Bedeuten die Terminverlegung und der jährliche Rhythmus nur organisatorische Änderungen für die photokina oder wandelt sich auch die inhaltliche Ausrichtung?
Christoph Menke: Tatsächlich steht für uns die inhaltliche Neuausrichtung im Vordergrund. Daraus resultieren erst die Anpassungen des Turnus und des Termins. Das Dach „Imaging Unlimited“ ist dabei Programm: Wir möchten, dass die photokina eine Plattform für alle Imaging-Themen ist. Die neuen Produktsegmente sollen die photokina zukünftig ergänzen. Den Kern bilden dabei weiterhin das Bild und die Fotoszene. Wir haben diese inhaltliche Neuausrichtung bereits 2016 angestoßen und gehen jetzt mit der Anpassung von Termin, Turnus und Messelaufzeit konsequent den nächsten Schritt.
photoscala: Können Sie bereits etwas dazu sagen, wie die Aussteller die Änderungen bei der photokina angenommen haben?
Christoph Menke: Eine Messe vom Status der photokina ist immer das Produkt einer möglichst großen Schnittmenge vielfältiger Ausstellerinteressen. Wir haben in der Entwicklungsphase sehr intensiv mit zahlreichen Ausstellern gesprochen, so dass sich deren Interessen und Bedürfnisse auch an entscheidenden Stellen in diesem Konzept widerspiegeln. Und auch wenn es nie gelingen wird, alle Unternehmen gleichermaßen zufriedenzustellen, erfahren wir übergreifend viel Unterstützung für den eingeschlagenen Weg. Das gilt für die inhaltlichen Vertiefungen und Erweiterungen, aber auch Unternehmen, die die terminlichen Anpassungen kritischer sehen, verstehen meist, dass die veränderte inhaltliche Ausrichtung nur mit einem veränderten Turnus und einem neuen Termin gelingen wird.
Die Konsequenz wird einfach sein, das viele Anbieter die keine Consumer Produkte haben, der Messe einfach fernbleiben. So wird das Angebot einfach weiter ausgedünnt, bis die Photokina nur noch aus billig Kameras, Smartphones und Drohnengedöhns besteht…
Genauso ist es. Ich arbeite mit vielen Firmen aus dem Bereich Foto und Film zusammen. Bisher ist keiner der kleineren Distributoren bereit für ein weiteres Engagement in Sachen photokina. Bei den Großen, wie Sony etc, wirds vermutlich anders aussehen, aber mit denen alleine kann man so eine Messe wie die photokina auf Dauer nicht umsetzen. Denn gerade so eine Messe lebt ja auch vom Neuen, Unerwarteten. Aussteller stellen sich jetzt noch dringender die Frage: Finde ich auf der photokina Kunden für meine Produkte, die ich sonst nicht finden würde? Nein? Adios. Die Zeiten, in denen es darum ging, die Messe als Imageplattform zu nutzen, sind vorbei. Denn als Umsatzbooster taugte sie noch nie, denn das Geschäft verlagert sich ja lediglich für eine Woche nach Köln, mit dem Effekt, dass im Vor- und im Nachfeld der Messe so gut wie keinregulärer Umsatz stattfindet.
Die Photokina ist auch dazu da, dass man bei den Neuigkeiten auch "tanteifen" und duffticken" darf!
Wir sollten vielleicht auch einen weiteren ganz einfachen Grund nicht aus den Augen verlieren. Köln will der IFA in Berlin wohl auch nicht kampflos das Feld überlassen. Da viele Fotofirmen ja auch dort sind und die wie viele ja wissen, jedes Jahr stattfindet. So wird noch einmal ein großer Überlegungsprozess einsetzen, wo und wieviel Geld man in welche Veranstaltung investieren will und kann. Für die kleineren Firmen sicherlich ein NoGo.
Dass die Messe sich dem veränderten Markt anpassen muss, ist nachvollziehbar. Ob das neue Konzept für Aussteller und Besucher attraktiv wird, bleibt abzuwarten.
Die Verkürzung auf Mittwoch-Samstag ist aus meiner Sicht leider schonmal unattraktiv. Als berufstätiger Fotoamateur bleibt mir nur das Wochenende, in den letzten Jahren war ich meist Samstag und Sonntag da. Am Samstag wurde man i.d.R. vom Besucherandrang totgetrampelt, konnte man sich kaum etwas vernünftig ansehen. Zeit und Muße für z.B. interessante Fachgespräche gab es nur am Sonntag. Zukünftig bleibt mir dann nur der Samstag für ein "intensiveres, effizienteres Messeerlebnis". Das ist dann wohl die Kehrseite der Laufzeitoptimierung…