Vor 110 Jahren erblickte Victor Hasselblad im schwedischen Göteborg das Licht der Welt. Bekannt wurde er als Konstrukteur und Fabrikant der legendären Mittelformatformatkameras, die noch heute seinen Namen tragen. Victor Hasselblad war aber auch Fotograf und hat etwas unfreiwillig Schwedens ersten Satelliten produziert.
Victor Hasselblad wurde am 8 März 1906 in eine Familie geboren, in der die Fotografie bereits eine entscheidende Rolle spielte. Sein Großvater, Arvid Hasselblad, hatte während seiner Hochzeitreise in die USA George Eastman kennengelernt und war seit 1888 mit dem Handelsunternehmen „F.W. Hasselblad & Co.“ alleiniger Distributor für Kodak-Produkte in Schweden. Zunächst glaubte Arvid Hasseblad nicht daran, dass sich mit den Kodak-Produkten Geld verdienen ließe, „doch sie ermöglichten mir immerhin, kostenlos zu fotografieren“ wie er sich erinnerte.

Als Victor Hasselblad zwei Jahre alt war, lief das Fotogeschäft derart glänzend, dass die Familie es in ein eigenständiges Unternehmen, die „Hasselblad’s Fotografiska AB“ ausgliederte. Spätestens als Teenager hat sich Victor Hasseblad erst mit der Fotografie und dann mit der Kameratechnik intensiv beschäftigt. Sein Hobby war es nämlich, Vögel zu beobachten und zu fotografieren, doch für Letzteres schien ihm die seinerzeitigen Kleinbildkameras nicht hochwertig genug.
1924 war es erst einmal vorbei mit den Streifzügen durch Schweden
Wälder. Victor Hasselblad wurde im Alter von 18 Jahren von seinem Vater Karl Erik Hasselblad aus der Schule genommen und in führende Unternehmen der Kameraindustrie geschickt. Erst ging es nach Dresden, damals das weltweit wichtigste Zentrum der optischen Industrie. Aber Victor Hasselblad lernte auch bei George Eastman in Rochester, bevor er nach einigen Jahren Wanderschaft nach Schweden zurückkehrte und in den Fotohandel seines Vaters einstieg. 1937 verließ Victor Hasselblad das elterliche Unternehmen und machte sich mit seinem eigenen Fotogeschäft und -labor „Victor Foto“ selbständig.

Im Vorwort zu seinem 1935 veröffentlichten Bildband „Flyttfågelstråk“ mit Vogelaufnahmen
beklagt Victor Hasselblad die Qualität der damals für ihn verfügbaren Kameras.
Zu Beginn des zweiten Weltkriegs musste ein Aufklärungsflugzeug der deutschen Luftwaffe in Schweden notlanden. Es fiel mitsamt der Luftbildkamera GXN Handkamera Hk 12.5/7×9 in die Hände schwedischer Militärs und offenbarte deren Schwächen bei der Luftaufklärung. Die schwedische Regierung beauftragte darauf 1940 Victor Hasselblad mit der Konstruktion einer vergleichbaren Kamera. Eigens dazu gründete Victor Hasselblad die kleine Werkstatt Ross AB, die im Schuppen eines Autohauses unterkam. Zusammen mit seinem Bruder und einem Angestellten aus dem Fotoladen entwickelte Victor Hasselblad hier abends zunächst die HK7- und dann 1941 die SKa4-Lufbildkamera.
Die sollte bereits wegweisend für die späteren Kamera-Ikonen von Hasselblad werden. Zwar wies sie mit einer Negativgröße von 12 x 12 cm ein ungewöhnliches Format auf. Aber ihr würfelförmiges Design verweist bereits auf die spätere 1600 F/1000 F und 500 c. Zudem wies die SKa4 einige konstruktive Innovationen auf, die sich auch bei späteren Hasselblad-Kameras wiederfinden – ein auswechselbares Filmback zum Beispiel. 1941 waren in Victor Hasseblads Kameramanufaktur bereits über 20 Angestellte beschäftigt, bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs lieferte sie mehr als 340 Kameras an das schwedische Militär.

Bei der 1941 für das schwedische Militär entwickelten Luftbildkamera SKa 4 sind
bereits viele Designeigenschaften der späteren Hasselblad-Kameras erkennbar.
1942 starb Karl Erik Hasselblad und Victor übernahm das Familienunternehmen. Es produzierte nicht nur Kameras für das Militär sondern auch Armbanduhren und Teile für Wecker. Das blieb auch nach dem Krieg zunächst das hauptsächliche Geschäftsfeld, hinzu kamen Teile für die Autoproduktion bei Saab. Doch Victor Hasselblad verlor nicht sein Ziel aus den Augen, hochwertige Kameras für den zivilen Bereich zu entwickeln und anzubieten. Es sollte noch bis zum Jahr 1948 dauern, bis Hasselblad mit der 1600F dieses Ziel erreicht hatte. Zunächst war sie noch mit Objektiven von Kodak ausgestattet, später wechselte Hasselblad zu Zeiss als Objektiv-Lieferant.
Zunächst war der 1600F kein durchschlagender Erfolg beschieden, die Kamera litt an diversen Kinderkrankheiten, insbesondere Probleme bei kürzeren Verschlusszeiten bekam Hasselblad nicht vollständig in den Griff. Aber die vom Industriedesigner Sixten Sason entworfene Kamera war mit ihrem modularen Aufbau ihrer Zeit weit voraus. Sie war die weltweit erste einäugige Spiegelreflexkamera im Mittelformat (6 cm × 6 cm) mit auswechselbarem Objektiv und Filmmagazin. Bis 1952 wurden von der „Ur-Hasselblad“ rund 2850 Exemplare gefertigt.

Die 1948 vorgestellte Hasselblad 1600F (hier aus einem zeitgenössischen Prospekt)
gilt als Ur-Ahn aller 6×6-Kameras.
Der 1600F folgte 1952 die 1000F nach, bei der zugunsten der Zuverlässigkeit die kürzeste Verschlusszeit von 1/1600 Sekunde auf 1/1000 Sekunde verlängert wurde. Spätestens mit dieser Kamera gelang Victor Hasselblad endgültig der Durchbruch als Kameraproduzent, die 1000F verkaufte sich bis 1957 über 10.000-mal.
Zum Inbegriff der Marke Hasselblad und der 6×6-Kameras überhaupt wurde die 1957 vorgestellte 500 C. Sie verzichtete auf einen kamerainternen Schlitzverschluss, stattdessen verwendete sie Objektive mit Zentralverschluss. Diese Kamera wurde fortwährend weiterentwickelt und blieb als 503 CW bis 2013 im Programm.
Trotz des großen Erfolgs der Kameras dauerte es noch bis 1960, bis die Kameraproduktion bei Hasselblad auch Gewinne abwarf. Das Unternehmen lebte weiterhin von seinem Großhandelsgeschäft mit Fotoprodukten vor allem von Kodak. Ab 1966 konzentrierte sich das Unternehmen dann ganz auf die Kameraproduktion, das Handelsgeschäft „Hasselblad Fotografiska AB“ wurde an Kodak verkauft.

Der Astronaut Alan L. Bean mit Hasselblad-Kamera auf dem Mond.
Aufgenommen wurde das Foto vom Kommandanten der Apollo-12-Mission, Charles Conrad, Jr. –
natürlich ebenfalls mit einer Hasselblad. (Image Credit: NASA)
Hatten Kameras von Hasselblad bereits in den 50er Jahren einen guten Namen bei Berufsfotografen, wurden sie mit der in den 60er Jahren einsetzenden Eroberung des Weltraums auch populär. Seit 1962 war bei vielen bemannten NASA-Missionen eine „Hassi“ an Bord des Raumschiffs, ebenso bei den Mondlandungen ab 1969. Am 20 Juli 1966 verlor der Astronaut Mike Collins bei einem Außenbordeinsatz seine Hasselblad, die einheimische Zeitungen daraufhin scherzhaft den ersten schwedischen Satelliten nannten.
1976 verkaufte Victor Hasselblad sein Unternehmen an eine schwedische Investoregruppe. Er starb nur zwei Jahre später am 5. August 1978 ohne Kinder zu hinterlassen. Sein Vermögen fiel an die nicht gewinnorientierten Hasselblad-Stiftung, die bis heute die künstlerische und berufliche Weiterentwicklung von Fotografen fördert und einmal im Jahr den mit rund 100.000 Euro dotierten Hasselblad Award verleiht.
(Martin Vieten)
Schön, Herr Vieten, Ihr Portrait von Hasselblad.
Es ist anregend, in diese Zeit zurückzutauchen. Die Hasselblad war ja DAS Werkzeug sehr vieler Berufsfotografen, die nicht auf die Verstellbarkeiten einer Großformatkamera angewiesen waren. Da eine komplette Hasselblad-Ausrüstung aber auch sehr kostspielig war, konnten oder wollten sich viele Fotografen keine leisten. Die wichen dann auf BRONICA oder KOWA aus. Später auf die MAMIYA RB67, die dann (samt Nachfolgerin RZ67) ihren eigenen Siegeszug bis zur Digi-Wende antrat… aber das „feeling“ einer Hasselblad blieb tatsächlich so einzigartig wie das einer Leica im Kleinbildsektor.
So schaut´s aus
So ist es, der Schwedenwürfel war technisch gesehen mit der 2000er Serie am Ende der Ausnutzbarkeit angelangt. Das zeigt sich ja schon darin, dass bei der nachfolgenden 200er Serie die Elektronik hinter einer Plastikverkleidung an der linken Kameraseite „ausgelagert“ werden musste – was irgendwie die Ästhetik ein wenig einschränkte und die Form der Funktion folgen lassen musste. Allerdings denke ich, dass es schon ein großer Gewinn gewesen wäre, wenn Hasselblad einfach die digitalen Kontakte der 555ELD in die 503CW implementiert und diese so zu einer 505CWD entwickelt hätte. Die oftmals unzuverlässige Aktivierung des Digi-Backs über eine Lichtschranke wäre so entfallen und man hätte mit geringem technischen Aufwand wieder neue Kaufimpulse gesetzt, die die Produktion des V-Systems vielleicht noch ein paar Jahre über Wasser gehalten hätte, bis endlich ein bezahlbares Rückteil mit großem Sensor massenmarktreif gewesen wäre.
Ein schwerer Fehler war auch das Ignorieren der Tatsache, dass das V-System längst vom Profiwerkzeug zu einem Kamerasystem für engagierte Amateure und Künstler avanciert war. Diese als neue Kundenschicht mit preislich angepassten Digitallösungen zu adressieren hat Hasselblad nicht unternommen.
Wirklich zu Gute halten kann man ihnen dagegen das Pflegen ihrer Filmscannerreihe, die wirklich zum Besten und Unkompliziertesten in dieser Kategorie gehört, auch wenn sie ihren Preis hat. Dennoch bin ich auch hier der Ansicht, dass man den Hasselblad 343 neben X1 und X5 als preisgünstige Alternative für Enthusiasten und Künstler im Programm hätte behalten sollen, anstatt sich von Nikon und Minolta Marktanteile abjagen zu lassen.
Nachfrage
Was ist denn ein „Leica-Format?“ Kleinbildkameras gab es lange vor der ersten Leica! [quote=Gast]war letztlich die Abkehr vom quadratischen Format … vergleichbar nur mit der temporären Leica-Eselei, eine M ohne Leica-Format zu bauen. :-)))[/quote]
Erste Kleinbildkameras
Es gab viele Kleinbildkameras und viele geistreiche Erfinder, aber bevor ich die hier alle aufliste, sehen Sie sich doch bitte einfach die Interneteite „early-35-mm-Kameras“ an. Sehr informativ! Was ich übrigens gut finde: Leica behauptet seit einigen Jahren nicht mehr, die Kleinbildkamera erfunden zu haben, wäre auch historisch nicht haltbar. Aber es steht auch fest: Die Leica ist in der Fühzeit bis in die Sechziger Jahre die erfolgreichste Sucher-Kleinbildkamera. Dann kamen die Nikon F, Canon, Minolta, Konica, Asahi Pentax usw. – endlich gute Kameras, die alles besser konnten, dazu exzellente Objektive! Was würde man heute dazu sagen?: Geht doch! [quote=Gast][quote=Gast]Was ist denn ein „Leica-Format?“ Kleinbildkameras gab es lange vor der ersten Leica!][/quote]
Ich hielt Oskar Barnack auch für den Pionier des Formats 24x36mm. Welche Kameras gab es vorher bereits?[/quote]
Nach 110 Jahren…
…dreht er sich im Grabe um. Vermutlich kreiselt er sogar in selbigem…
Sudel Eddi.
Gibt ein Kluger nach, stärkt er die Bekloppten.
Konkurrenz belebt das Geschäft!
Ha-ha, irrwitzige Prognose! Dann hätten andere Hersteller in und um Dresden herum das Ding heraus gebracht! Da gab es viele! [quote=Gast][quote=Gast]Kleinbildkameras gab es lange vor der ersten Leica![/quote]
Hätte es die Leica nicht gegeben, wären das auch die einzigen Kleinbildkameras geblieben.[/quote]
Sic transit
gloria mundi.
Hasselblad: Es gab Alternativen!
Keine Frage, die Hasselblad gehörte als System-Mittelformatkamera einfach dazu, denn sie hatte entscheidende Vorteile: Klein, relativ leicht und handlich, die Objektive sehr gut, als einziger Anbieter brachte Hasselblad mit der 500 EL auch eine Motorkamera. Aber dann gab es auch (leider) einige Nachteile anzukreiden: Der Compur-Zentralverschluss erwies sich nicht immer als zuverlässig, frühe Wechselmagazine der 500C und C/M hatten Lichteinfall, die EL nervte außerdem durch viele Ausfälle – und die Bedienung konnte erst in den Neunziger Jahren mit den Nachfolgemodellen zufrieden stellen. Dadurch wechselte ich auf Zenza Bronica: Top-Objektive von Nikon, sehr zuverlässige Gehäuse und Magazine, dazu kam eine Mamiya RB67. Zugegeben – kein Schmuckstück, aber extrem zuverlässig, noch bessere Bildergebnisse durch das 6×7-Format und die Super-Sekore, als Mamiya-Zweitkamera kaufte ich außerdem eine Mamiya RZ67 mit Motoruntersatz, die läuft heute noch ohne Mucken!
Da geht es Ihnen so wie uns. Mit einer Ausnahme:
[quote=Gast]Keine Frage, die Hasselblad gehörte als System-Mittelformatkamera einfach dazu, denn sie hatte entscheidende Vorteile: Klein, relativ leicht und handlich, die Objektive sehr gut, als einziger Anbieter brachte Hasselblad mit der 500 EL auch eine Motorkamera. Aber dann gab es auch (leider) einige Nachteile anzukreiden: Der Compur-Zentralverschluss erwies sich nicht immer als zuverlässig, frühe Wechselmagazine der 500C und C/M hatten Lichteinfall, die EL nervte außerdem durch viele Ausfälle – und die Bedienung konnte erst in den Neunziger Jahren mit den Nachfolgemodellen zufrieden stellen. Dadurch wechselte ich auf Zenza Bronica: Top-Objektive von Nikon, sehr zuverlässige Gehäuse und Magazine, dazu kam eine Mamiya RB67. Zugegeben – kein Schmuckstück, aber extrem zuverlässig, noch bessere Bildergebnisse durch das 6×7-Format und die Super-Sekore, als Mamiya-Zweitkamera kaufte ich außerdem eine Mamiya RZ67 mit Motoruntersatz, die läuft heute noch ohne Mucken![/quote]
Mit einer Hasselblad haben wir nie angefangen, weil immer vier Kameramodelle bevorratet werden mussten, damit man mit einer fotografieren konnte. Jahrzehnte haben uns die Kameras von Mamiya (RZ67, C330Professional) und Zenza Bronica (ETR) beste Dienste geleistet. Und mit Hasselblad wäre auch nicht mehr Kohle reingekommen, auf jeden Fall aber mehr raus gegangen.
Hasselblads sind inzwischen Fujifilmkameras. Verkaufen lässt sich angesichts der aufgerufenen Preise das ‚Mittelformat‘ so gut wie überhaupt nicht mehr. Bleiben dennoch vorerst zwei Alternativen. Die Pentax 645Z und die im Sammelbecken Phase One befindlichen Mamiya-Reste.
Ohne Zweifel: Mit Mamiya- und (Zenza) Bronica – Mittelformatkameras zu fotografieren ist auch heute noch ein Erlebnis.
aus & vorbei
haben sich aus dem Markt gepreist. So stirbt man eben „in Schönheit“. SSKM.
Schon irgendwie traurig.
Das Werk, also das der ruhmreichsten Zeit, ist mittlerweile zu Wohnungen umgebaut; sogar das Penthouse von Hasselblad selbst (ja, Firmenchef, der noch in seinem Werk wohnt!!) ebenso. Das war mitten im Zentrum der Stadt, eigentlich der Hammer, wenn man sich das überlegt.
Der Nachfolge-Glaspalast wird anders genutzt (ich glaube, Rundfunk) und Hasselblads Reste sind eher trostlos in einem beliebigen Firmengebäude untergebracht.
Es gibt sogar eine Diplomarbeit zu dem Thema, deren Tenor war, dass es allen bei Hasselblad klar war, das das schief gehen würde, weil sie in Digitalfotografie eben keine Kompetenzen hatten, aber keiner eine Lösung gefunden hat. Das über Jahrzehnte aufgebaute Know How auf einmal nur noch Makulatur.
Vor dem Hintergrund finde ich es beachtlich, dass immerhin wieder Kameras bei Hasselblad gebaut werden, wie ich gelesen habe. Die aktuellen Modelle kommen wohl nicht mehr von Fuji, nur die Objektive.
Thyl
Fujifilm dürften die wenigen zu bauenden ‚Hasselblads‘
[quote=Gast]Das Werk, also das der ruhmreichsten Zeit, ist mittlerweile zu Wohnungen umgebaut; sogar das Penthouse von Hasselblad selbst (ja, Firmenchef, der noch in seinem Werk wohnt!!) ebenso. Das war mitten im Zentrum der Stadt, eigentlich der Hammer, wenn man sich das überlegt.
Der Nachfolge-Glaspalast wird anders genutzt (ich glaube, Rundfunk) und Hasselblads Reste sind eher trostlos in einem beliebigen Firmengebäude untergebracht.
Es gibt sogar eine Diplomarbeit zu dem Thema, deren Tenor war, dass es allen bei Hasselblad klar war, das das schief gehen würde, weil sie in Digitalfotografie eben keine Kompetenzen hatten, aber keiner eine Lösung gefunden hat. Das über Jahrzehnte aufgebaute Know How auf einmal nur noch Makulatur.
Vor dem Hintergrund finde ich es beachtlich, dass immerhin wieder Kameras bei Hasselblad gebaut werden, wie ich gelesen habe. Die aktuellen Modelle kommen wohl nicht mehr von Fuji, nur die Objektive.
Thyl[/quote]
wirtschaftlich nicht mehr begeistern; da denkt man auch schon mal laut über den Wiedereinstieg ins Mittelformat nach und belässt es dann offensichtlich beim Denken.
Beim digitalen Mittelformat handelt es sich zudem um ein Pseudo-Mittelformat, wenn man mal die Sensor-/Filmgrössen der jeweiligen (digitalen/analogen) Mittelformat-Kameras vergleicht. Für das bisschen mehr an digitalem Sensorformat soll man also einen ausserirdischen Apothekenaufschlag zahlen. Nein danke!
Der Untergang wurde zudem beschleunigt, da man es nicht bis heute fertig brachte, bezahlbare digitale Rückteile zu den am Markt befindlichen Mittelformatkameras von Mamiya und (Zenza) Bronica zu offerieren.
Über neue Vertriebe ist deshalb schnell nach zu denken und diese sind noch schneller zu realisieren: (Beispielsweise aus dem hohlen Bach heraus wie folgt)
Zur Erlangung eines niedrigen Herstellungspreises puscht der Kamerahersteller Spontax seine Sputnik 645 auf 5.000 Stück. Diese bleiben ihr Leben lang Eigentum des Unternehmens Spontax. Sie werden – sagen wir mal für 100 Euro/mtl./Gehäuse – direkt unters Volk gebracht, dergestalt, dass von jedem einzelnen Fotografen 100,00 Euro monatlich dafür zu zahlen sind (inklusive Reparatur bzw. in diesem Fall Austauschgerät). Kann oder will einer nicht mehr zahlen, geht die jeweilige Kamera an den Hersteller zurück, wird generalüberholt und dem Kreislauf (bis zum vollständigen Exitus) wieder zugeführt. Da sich die Kameras in einem Kreislauf befinden, entfällt auch eine grosse Lagerhaltung für den Hersteller. Den Fotohandel hat es dann inzwischen zerbröselt, dem sowieso keiner eine Träne nachweint.
Übrigens auch ein Konzept für Kraftfahrzeuge, nachdem immer mehr Youngster auf ein Auto verzichten wollen und/oder müssen. Die Überproduktion von Waren, nur um die in den Geiz-und-Geil-Märkten auf zu türmen, geht schon jetzt ihrem Ende entgegen.
Für das Mittelformat
spricht die Physik, denn die einzelnen Pixel sind größer und die Vorlage für Vergrößerungen oder Ausschnitte haben einige mm mehr aufzuweisen.
Wenn ich die Daten aus meinem PhaseOne Rückteil mit denen meines Kollegen (Canon Bolide) vergleiche bin ich froh das ich nichts mit der „schnellen“ Fotografie zu tun habe.
Dazu kommt noch das ich für meine Arbeit den Sensor (Film) direkt an die Fachkamera setzen kann. Weil kein Kameragehäuse dazwischen sitzt bleibt ein Weitwinkel ein Weitwinkel und ich kann alle Einstellebenen voll nutzen.
In analogen Zeiten habe ich mit diversen Mittelformat Systemen gearbeitet. Hasselblad war auch dabei. Aus Kosten-Nutzen Gründen hat sich bei mir im Studio recht schnell Mamiya etabliert. Diese System macht beim Fotos machen viel Radau, aber es ist extrem zuverlässig und die Bildqualität war in Ordnung.
Unsere privaten Bilder fertigt meine holde Gattin mit einer Lumix GX-8 oder mit ihrem Smartphone. Erstaunt bin ich wie gut diese Bilder manchmal sind.
Nachfrage
Wo können wir denn Ihre „Fachkamera-Meisterwerke“ bewundern? [quote=Gast]spricht die Physik, denn die einzelnen Pixel sind größer und die Vorlage für Vergrößerungen oder Ausschnitte haben einige mm mehr aufzuweisen.
Wenn ich die Daten aus meinem PhaseOne Rückteil mit denen meines Kollegen (Canon Bolide) vergleiche bin ich froh das ich nichts mit der „schnellen“ Fotografie zu tun habe.
Dazu kommt noch das ich für meine Arbeit den Sensor (Film) direkt an die Fachkamera setzen kann. Weil kein Kameragehäuse dazwischen sitzt bleibt ein Weitwinkel ein Weitwinkel und ich kann alle Einstellebenen voll nutzen.
In analogen Zeiten habe ich mit diversen Mittelformat Systemen gearbeitet. Hasselblad war auch dabei. Aus Kosten-Nutzen Gründen hat sich bei mir im Studio recht schnell Mamiya etabliert. Diese System macht beim Fotos machen viel Radau, aber es ist extrem zuverlässig und die Bildqualität war in Ordnung.
Unsere privaten Bilder fertigt meine holde Gattin mit einer Lumix GX-8 oder mit ihrem Smartphone. Erstaunt bin ich wie gut diese Bilder manchmal sind.[/quote]
Der größte Fehler der
Der größte Fehler der Firma Hasselblad war es meiner Meinung nach, das V-System nach der Jahrtausendwende nicht konsequent den neuen Gegebenheiten anzupassen und es nach jahrelangem Stillstand schließlich ganz einzustampfen, anstatt überzeugende digitale Lösungen zu einem halbwegs attraktiven Preis anzubieten, wie es Herrn Kaufmann mit Leica so wunderbar gelungen ist. Verlegenheitshalber gab es stattdessen umgelabelte Sony-Kompaktkameras der letzten und vorletzten Generation … Ob das im Sinne Victor Hasselblads gewesen wäre?
Gängige Praxis!
Leica brachte umgelabelte Minolta-, Fuji- und Panasonic-Kameras auf den Markt – auch nicht besonders kreativ! [quote=Gast]Der größte Fehler der Firma Hasselblad war es meiner Meinung nach, das V-System nach der Jahrtausendwende nicht konsequent den neuen Gegebenheiten anzupassen und es nach jahrelangem Stillstand schließlich ganz einzustampfen, anstatt überzeugende digitale Lösungen zu einem halbwegs attraktiven Preis anzubieten, wie es Herrn Kaufmann mit Leica so wunderbar gelungen ist. Verlegenheitshalber gab es stattdessen umgelabelte Sony-Kompaktkameras der letzten und vorletzten Generation … Ob das im Sinne Victor Hasselblads gewesen wäre?[/quote]
Gegebenheiten.
[quote=Gast]V-System nach der Jahrtausendwende[/quote]
Das V-System hat einen Innovationsschub um drei Jahrzehnte durchgemacht, als die 2000FC vorgestellt wurde. Allerdings war damit das 50er Jahre Konzept der klassischen Hasselblad ausgereizt. Autofokus hätte sich auf diese Technik nicht aufpfropfen lassen. Ok, die Hasselbladjünger haben darauf ganz gerne verzichtet und digitale Lösungen gab es ja irgendwie. Um aber den jeweils aktuellen Konkurrenzmodellen Paroli zu bieten und den hohen Preis durch echten Mehrwert zu rechtfertigen, reichte es wohl nicht, sehr gute Feinmechaniker zu haben. Selbst im Kleinbild-SLR Bereich gab es mehrere Cäsuren, welche ihre Opfer forderten. Umstieg von Mechanik auf Elektronik, Umstieg von manuellem Fokus auf AF, Umstieg von Film auf elektronischen Sensor, in jeder scharfen Kurve sind etliche Mitbewerber raus geflogen, welche die Spur nicht mehr halten konnten.
Ich denke, dass Hasselblad hier seine begrenzten Möglichkeiten ziemlich ausgereizt hatte. Wenn es schon unbedingt ein Vergleich mit Leica sein muss – was hier nie wirklich gut ankommt – dann fällt mir am ehesten der Umstieg von der Leicaflex SL auf die R3 ein. Abgang vom klassischen Räderwerk und Umstieg auf aktuelle Technik mit Unterstützung durch einen kompetenten Partner. So wie es Hasselblad eben mit Fuji praktiziert hat, wenngleich die Leica R Serie wohl im Vergleich noch etwas mehr Erfolg hatte.
Umlackierte Sony Kameras mit Tropenholzgriffen für betrunkene Oligarchen sind ein Konzept, welches immer wieder aufpoppt. Ich kenne das von Mobiltelefonen, Autos und anderen Produkten, wo man vergeblich versucht hat, Standardware mit ein paar Glitzersteinchen aufzupeppen und für Deppensteuer satt zu vermarkten. Victor musste das Gott sei Dank nicht mehr miterleben.