Die Berliner Ausstellung „Vivian Maier – Street Photographer“ zeigt staunenswerte Fotografien einer erst kürzlich entdeckten Fotografin:

Vivian Maier, New York, 10. September 1955
© Vivian Maier/Maloof Collection, Courtesy Howard Greenberg Gallery, New York
Vivian Maier (1926-2009) Fotografien sind so staunenswert, weil sie es wie nur wenige verstand, einerseits den interessanten Moment einzufangen und ihre Fotografien dabei anderseits von meisterhafter Komposition sind – damit reiht sie sich unter die ganz Großen der Straßen- und Reportagefotografie ein. Der Hamburger Galerie Hilaneh von Kories kommt das Verdienst zu, im Jahr 2011 Maiers Arbeiten erstmals in Deutschland gezeigt zu haben.

Vivian Maier, New York Public Library, New York, ca. 1952
© Vivian Maier/Maloof Collection, Courtesy Howard Greenberg Gallery, New York
Vivian Maier, Ohne Titel, Herbst 1953
© Vivian Maier/Maloof Collection, Courtesy Howard Greenberg Gallery, New York
© Vivian Maier/Maloof Collection, Courtesy Howard Greenberg Gallery, New York
Staunen macht auch die Geschichte der Fotos: Vivian Maier, die innerhalb weniger Jahre zu einer der wichtigsten amerikanischen Fotografinnen des 20. Jahrhunderts aufgestiegen ist, hat zeitlebens niemandem ihre auf über 150.000 geschätzten Aufnahmen gezeigt und einen Großteil ihres Werks selbst nie gesehen. 2007 fanden sich einige tausend unentwickelte Filmrollen, neben Abzügen und Negativen, in der Zwangsversteigerungsmasse, die von drei Höchstbietenden erworben wurde. Während Vivian Maier 2009 verarmt starb, erfreut sich ihr Werk unter Sammlern größter Beliebtheit.
Geboren wurde Vivian Maier 1926 in New York als Tochter europäischer Einwanderer. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie über 40 Jahre lang als Kindermädchen, doch ihre heimliche Passion war die Fotografie. Sie fing, zunächst mit einer Rolleiflex, später mit einer Leica IIIc, das urbane Leben auf den Straßen New Yorks und Chicagos ein.
Ausstellung:
Vivian Maier – Street Photographer
Bis 12. April 2015
Freundeskreis Willy-Brandt-Haus e.V.
Stresemannstraße 28
10963 Berlin
Katalog:
Vivian Maier – Street Photographer, Schirmer/Mosel Verlag, Hrsg. von John Maloof, 136 S., 110 Duotonetafeln, ISBN 978-3-8296-0563-2, 39,80 Euro
(thoMas)
Tolle Ausstellung
Ich habe den Film gesehen. Der war mehr als beeindruckend. Man kann nur hoffen dass die Ausstellung die Runde macht. In der Galerie im neuen Leica-Werk in Wetzlar wäre z.B. Platz für die Bilder!
Wien von hinten
eine unvergessliche Erinnerung … 😎
Ausstellung nicht zu empfehlen
Ich war am ersten Wochenende nach Ausstellungseröffnung dort. Der Andrang war riesengroß und drinnen hatte man in Anbetracht des Wuselns kaum Möglichkeit, sich in Ruhe mit den Fotos auseinanderzusetzen. Nein Danke. Das nächste mal bitte eine (meinetwegen auch kostenpflichtige) Ausstellung in größeren Räumen.
Da sie
auch mit einer Leica fotografierte, könnte das Beschneiden aufs Quadrat durchaus auch zur Geschäftsgrundlage gehören …
Vivian Maier in bewegten Bildern
Wer keine Zeit für Ausstellungsbesuche hat, wird nicht nur zum Thema Vivian Maier fündig. Dazu gesellen sich jede Menge bekannte, berühmte Fotografen und viel bewegte Bilder (Youtube-Links)!
http://petapixel.com/2013/07/01/the-big-fat-list-of-documentaries-about-photography/
Das unter „2013, Vivian Maier Who Took Nanny’s Pictures – YouTube“ klickbare Video ist mittlerweile gesperrt! Ich hatte das Glück diese Doku vor längerer Zeit zu „sichern“. Unabhängig davon kostet das offizielle Video in deutscher Sprache bei einem nicht nur als „Buchhändler“ bekannten Onlineversandhaus nicht die Welt. Ich habe es auch.
Diese Vivian Maier Youtube-Links funktionieren – noch:
https://www.youtube.com/watch?v=YoKD_pJgItk&feature=share&list=PLKrIkQsL1s2gEDG2zIQ1qba3pmfg8EuSK
https://www.youtube.com/watch?v=YoKD_pJgItk&list=PLKrIkQsL1s2gEDG2zIQ1qba3pmfg8EuSK
Der komponierte Augenblick
Man beachte die Kamera! Gibt es heute für ganz kleines Geld zu kaufen. Hat auch gaaanz viele Pixel,
dummerweise aber auf FILM.
Nun freue ich mich auf die Kommentare.
.
Die Bilder gehen bestenfalls noch als Zeitdokumente durch; aber hier von „meisterhafter Bildkomposition“ zu sprechen, ist lächerlich. Eher Lomografie.
Für den Pseudokunst-Markt ist so ein Scheunenfund natürlich der Jackpot. Die „Höchstbieter“ haben schon gewusst, in was sie da investieren. Das wird eine Gelddruckmaschine für Jahrzehnte.
So ist es.
[quote=Gast]Die Bilder gehen bestenfalls noch als Zeitdokumente durch; aber hier von „meisterhafter Bildkomposition“ zu sprechen, ist lächerlich. Eher Lomografie.
Für den Pseudokunst-Markt ist so ein Scheunenfund natürlich der Jackpot. Die „Höchstbieter“ haben schon gewusst, in was sie da investieren. Das wird eine Gelddruckmaschine für Jahrzehnte.[/quote]
Die Zeit heilt alle Wunden.
Wenn man lange genug wartet wird jedes langweilige Strassenbild „Kunst“.
Darauf spekulieren wohl auch die neuen Strassenfotografen, die sich wie kleine HCBs fühlen.
meisterhaft komponiert
da fragt man sich aber, wie weit hochgehobene Meister die Lobhudelei wert sind. Bei M.s Bildern gerate ich jedenfalls in Verzückung. Aber dem einem gefällt dies und dem anderen jenes. Oder wagt sich hier einer, objektive Maßstäbe anzusetzen? Ich glaube, da landet man auf dem Bauch.
Leute von hinten
„Der komponierte Augenblick“ suggeriert gestellte Aufnahmen.So gesehen wären die Kompositionen eher fad.
Wie man gestellt Aufnahmen präsentiert zeigt Giovanni Troilo.
Falsch.
Gemeint ist, die Szene zu beobachten, das Bild dabei im Kopf zu gestalten und die Kamera einzustellen (d.h. Kamerastandpunkt, Brennweite, Schärfentiefe wählen), geduldig auf den entscheidenden Moment zu warten, und dann im richtigen Augenblick die Kamera hochzureißen und auf den Auslöser zu drücken.
Also das Gegenteil von Knipsen.
Wien?
[quote=Gast]Leute von hinten[/quote]
photoscala Kommentare zur Kunst …
… Leute kümmert euch um euren Technikfetischismus, davon habt ihr wirklich Ahnung
Eine großartige Fotografin
Vivian Maier hatte das, was schätzungsweise 99,9 % der „Fotografen“ eines DSLR-Forums oder einer Fotocommunity fehlt, nämlich einen Blick für Situationen und Motive, für das Besondere im Alltäglichen. Und wie Cartier-Bresson und jedem anderen guten Fotografen genügte ihr die Standard-Brennweite als einziges Objektiv. Nur sehr schlechte Fotografen halten das 50-mm-KB-Äquivalent für langweilig.
Ich fasse mal zusammen
„Die Bilder gehen bestenfalls noch als Zeitdokumente durch (…) Eher Lomografie. Für den Pseudokunst-Markt ist so ein Scheunenfund natürlich der Jackpot.(…)“
Blöd, wenn man seinen Neid nicht besser verstecken kann… Und noch blöder, wenn einem „der Picasso vom Flohmarkt“ sein Leben lang verwehrt wird, und die eigenen Bilder aus Nullen und Einsen samt ihrer Datenträger, wenn sie nach Jahrzehnten auftauchen und dann noch lesbar sein sollten, als technisch perfekte, aber Testaufnahmen ohne jeglichen Fotoinhalt gleich mit im Elektroschrott verschwinden…
„Vivian Maier hatte das, was schätzungsweise 99,9 % der „Fotografen“ eines DSLR-Forums oder einer Fotocommunity fehlt, nämlich einen Blick für Situationen und Motive, für das Besondere im Alltäglichen. (…)“
„… Leute kümmert euch um euren Technikfetischismus, davon habt ihr wirklich Ahnung.“
Besser könnte man die Meinung des „Experten“ von oben nicht beschreiben!
Als Rolleiflexerin bewies
Als Rolleiflexerin bewies die Maier, daß sie eine für eine Frau seltene Doppelbegabung hatte. Sie konnte nicht nur ganz gut fotografieren, sondern hat mit ihrem Doppelauge auch eine amtliche Kamera angeschaft. Zumindest in der Disziplin der Kamerauswahl hätten ja die meisten Frauen versagt.
Dem Kunstmarktkenner, der ihr Archiv aufgekauft hat, gönnte ich gerne den Reibach. Die meisten würden solche Schätze auf Dachböden gar nicht erkennen und zu würdigen wissen.
Schade nur, daß diese Geschichte wahrscheinkich so enden wird, daß aufgetauchte entfernte Verwandte der Maier den Reibach erben werden….aber so ist das nun mal im Kapitalismus: Erben geht über Leistung und Können.
Der Rolleiflexer
Die SPD und Vivian Maier
Lesenswertes zum Thema
https://www.jungewelt.de/2015/03-06/004.php
Auszug:
„Als sie, von Sozialhilfe abhängig, die Lagermiete schuldig blieb, wurden sie gepfändet und 2007 portionsweise zwangsversteigert – ein Großteil für ein paar hundert Dollar an John Maloof. Das 26jährige Jüngelchen von Immobilienmakler machte aus Privatem, das für kein öffentliches Auge bestimmt war, ein Business. Bettelarm starb Vivian Maier 2009. Seither schickt er sie auf den Kunst-Strich.
Galeristen zeigten ihre Fotos im Januar 2011 in Hamburg und im folgenden Oktober in München. »Erstmalig in Deutschland präsentiert der Freundeskreis Willy-Brandt-Haus die Ausstellung Vivian Maier – Street Photographer mit einer Auswahl von 120 Werken vom 19. Februar bis 12. April 2015«, behauptet die vor Ort verteilte Pressemitteilung. »Vivian Maier (1926–2009) ist innerhalb weniger Jahre zu einer der wichtigsten amerikanischen Fotografinnen des 20. Jahrhunderts aufgestiegen.« So ein Quatsch, allenfalls ein theologisches Phänomen. Gesellschaftlicher Aufstieg ist abseits religiösen Spuks zwingend an das Leben gebunden, was man in sozialdemokratischen Gefilden gern verdrängt. Maier blieb er versagt. Aufgestiegen sind ihre Leichenfledderer, die Hehler jenes Teils ihres Nachlasses, der sich als verwertbar erwies. Eine Tote als Humankapital mit Profitoption – das paßt in die Zentrale der Partei, die es 1998 zum politischen Programm und später zum Gesetz erhob, Arbeitslose ihrer Notgroschen zu berauben, in ausweglose Armut zu stürzen und ihrer Selbstbestimmung zu enteignen. Wo denn hauste die Unmoral, wenn nicht hier?
…
Wo man Diebstahl und Hehlerei derart schamlos in gute Taten ummünzt, ist Verachtung Geschäftsgrundlage: gegenüber Vivian Maier, deren Fotos Maloof durchweg zu Quadraten beschnitt, also fälschte. Gegenüber ihren meist armen, oft schwarzen und zu Hunderten noch lebenden Protagonisten, die ohne ihr Wissen zur Schau gestellt werden. Und gegenüber den Besuchern, denen die Texttafeln fehlerhafte Übersetzungen, mieses Deutsch und Stilblüten zumuten. »Mehr Demokratie wagen« wollte der Namenspatron dieses Hauses. »Mehr Orthographie wagen« wäre ein Anfang.“
R. S.
„Realismus ist nicht, wie die wirklichen Dinge sind,
sondern wie die Dinge wirklich sind.“ (B. B.)
Profit over people
Man muss den Kapitalismus als den legalen Arm der Mafia verstehen, um ihn zu begreifen … 😎
Und welche Schlussfolgerung
soll man daraus ziehen?
[quote=Gast]“Als sie, von Sozialhilfe abhängig, die Lagermiete schuldig blieb, wurden sie gepfändet und 2007 portionsweise zwangsversteigert – ein Großteil für ein paar hundert Dollar an John Maloof. Das 26jährige Jüngelchen von Immobilienmakler machte aus Privatem, das für kein öffentliches Auge bestimmt war, ein Business. Bettelarm starb Vivian Maier 2009. Seither schickt er sie auf den Kunst-Strich.[/quote]
Dem Verfasser wäre es offensichtlich lieber gewesen, wenn diese Bilder aus „Privatem, das für kein öffentliches Auge bestimmt war“, postwendend auf der städtischen Müllhalde gelandet wären.
Nicht zu vergessen, auch die Bilder des bettelarm gestorbenen Vincent van Gogh hätte man, gemäß dieser Denkweise, nach seinem Ableben umgehend vernichten müssen.
ROG
Junge Welt schrieb:
Wo man
[quote=Junge Welt]Wo man Diebstahl und Hehlerei derart schamlos in gute Taten ummünzt, ist Verachtung Geschäftsgrundlage:
gegenüber Vivian Maier, deren Fotos Maloof durchweg zu Quadraten beschnitt, also fälschte.[/quote]
Ist das wirklich noch niemandem aufgefallen? So dumm kann doch niemand sein, das ist eine Parodie!