„Radical Beauty“, so der programmatische wie provokative Titel einer Erlangener Ausstellung der deutschen Konzeptkünstlerin, Fotografin und Bildhauerin Almut Linde, die hier einen neuen Blick auf die Dinge wirft, die landläufig nicht als schön und gut gelten:
Ausstellungsansicht EG
Foto: Erich Malter
Das Kunstpalais Erlangen informiert:
Almut Linde: Radical Beauty
Intro
„Radical Beauty“ lautet der programmatische wie provokative Titel der Ausstellung mit der deutschen Konzeptkünstlerin, Fotografin und Bildhauerin Almut Linde (*1965). Diese Werkschau ist Teil einer international erfolgreichen Kooperation mit Museen in Cardiff in England, Salamanca in Spanien, Braunschweig, Lübeck und Remscheid. Als größte Station dieser Ausstellungsreihe sollte Erlangen den Abschluss bilden. Erfreulicher Weise hat sich nun noch das Kallmann-Museum Ismaning dem internationalen Projekt angeschlossen, wo die Ausstellung vom 25. April bis zum 6. Juli 2014 zu sehen sein wird.
In der Ausstellung im Kunstpalais wird Almut Linde gleich mehrere völlig neue Werkblöcke vorstellen: ihr Projekt über das wechselvolle Schicksal einer polnischen Kleinstadt, sowie drei neue Arbeiten, die um das Thema Kernenergie kreisen und eigens für Erlangen entstanden sind. Darüber hinaus werden vor allem die Arbeiten zu sehen sein, die in den letzten Monaten für Salamanca und für Cardiff entstanden sind.
Im Hatje Cantz Verlag ist ein zweisprachiger Katalog zur Ausstellung erschienen.
Dirty Minimal #59.1.3 – Eternal Now (Sculpture/Entertainment)
3 Light-Jet-Prints, 166 x 226 cm, 2008/09
© the artist
Dirty Minimal #59.1.1 – Eternal Now (Sculpture/Entertainment)
3 Light-Jet-Prints, 156 x 206 cm, 2008/09
© the artist
Konzeption
Unter dem Begriff des Dirty Minimal entwickelte die Künstlerin Almut Linde bereits in den 1990er Jahren eine eigene Interpretation der Minimal Art, die das Alltägliche und Übersehene in den Fokus ihrer Untersuchungen rückt. Unter Einbeziehung der Verfahren von Minimal Art, Concept Art und Action-Painting hinterfragt Linde die Rolle des Individuums im Kontext gesellschaftlicher Strukturen und sozialer Systeme. Eine bloße Bestandsaufnahme ist dabei nicht ihre Absicht. Vielmehr hinterfragt sie stereotype Vorstellungen und Vorurteile. In Anspielung auf romantische Bildvorstellungen eröffnet sie neue Perspektiven auf zahlreiche Bereiche des täglichen Lebens. So ließ sie im Rahmen einer langjährigen Kommunikation mit der Bundeswehr Soldaten per Befehl einen Kunstvortrag besuchen oder mit ihren Waffen auf Aluminiumplatten feuern, die in der Ausstellung als Bullet Action-Painting zu sehen sein werden. Für die Foto-Serie Lieblingsmilchproduktionseinheit zeigt sie in Ställen der Massentierhaltung Bauern mit ihrer jeweiligen Lieblingskuh.
Dirty Minimal #34.1 – Lieblingsmilchproduktionseinheiten
4 Light-Jet-Prints, 4 Pigment-Prints, je 86 x 126 cm, 2005
© the artist
Dirty Minimal #81.1 – Sacrificio / Kill Floor
Light-Jet-Print, 155 x 205 cm, 2013
© the artist
In ihren Arbeiten für die Ausstellung „Radical Beauty“ eröffnet die Künstlerin einen neuen Blick auf die Dinge, die landläufig nicht als schön und gut gelten. So zeigt sie die Romantik einer vom Tagebau zerstörten Landschaft, die sakrale Ästhetik eines Schlachthofs oder die bestechende Farbigkeit von Düngemitteln. Linde interessiert sich vor allem für die Ungereimtheiten und Brüche im gesellschaftlichen System, die sie thematisiert, ohne Vorurteile zu bedienen oder vordergründig zu bewerten. Mit Begeisterung verschiebt sie Kontexte und schickt Zirkusakrobaten ebenso ins Museum wie Soldaten der Bundeswehr. Rauminstallationen entstehen aus so ungewöhnlichen Materialien wie Hüllrohren für Brennelemente eines Atomreaktors, Kristallen aus einem Salzbergwerk in Gorleben oder Kohle aus dem Tagebau in Cardiff.
Für das Kunstpalais hat Almut Linde gleich mehrere neue Arbeiten geschaffen: eine Videoarbeit mit dem Titel Heiße Zelle, die den Umgang mit strahlenden Materialien zeigt, eine Rauminstallation mit Hüllrohren, die für die Herstellung von Brennelementen verwendet werden und eine Bodeninstallation aus Salzkristallen, die einem möglichen Endlager in Gorleben entstammen. Zum ersten Mal wird zudem die neue Foto-Serie Dirty Minimal #95.1 – History and Presence zu sehen sein, für die Linde Begegnungen heutiger und früherer Bewohner des polnischen Dorfes Mostkowo dokumentiert und so einen neuen Blick auf die Beziehung zwischen Vergangenheit und Gegenwart eröffnet.
Ausstellungsansicht UG
Foto: Erich Malter
Dirty Minimal #52.2 – Landschaft/Feuerpause
2 Light-Jet-Prints, je 206 x 318 cm, 2008
© the artist
„Als Künstlerin fühle ich mich Truman Capote (1924–1984) am nächsten. Sein Konzept des Tatsachenromans, in dem er Ereignisse nicht erfindet, sondern Tatsachen mit Mitteln der Kunst wiedergibt, entspricht meiner Auffassung von Kunst. Das Konzept des Tatsachenromans ist analog zu meinem Konzept von der inneren Narration der Dinge. In seinem Tatsachenroman In Cold Blood (Kaltblütig) zeichnet Capote 1966 die Ereignisse eines schrecklichen Verbrechens auf. Das Entscheidende ist, dass er nicht wertet, sondern die Abgründe nahbar macht. Somit ist der Leser dafür verantwortlich, was er wahrnimmt. Für mich ist das die Entdeckung Capotes, dass es größer ist, die Sachen selbst sprechen zu lassen, anstatt etwas zu konstruieren. Was Capote im Reality-Roman macht, verfolge ich in der Kunst: Dinge möglichst nah an dem zu zeigen, was sie sind und nicht an dem, was wir über sie denken.“ (Almut Linde, 2012)
Betrachtet man die Ausstellung „Radical Beauty“ mit Werkserien über Schlachthöfe, Massentierhaltung, Futter- und Düngemittelfabriken, über Kohlebau und Kernenergie als künstlerischen Tatsachenroman, wird die Ausstellung zu einem Thriller von radikaler Schönheit, die den mündigen Betrachter in die Pflicht nimmt, einmal mehr bewusst hinzusehen.
Dirty Minimal #76.1 – Landscape / Opencast Coal Site (Industrial Revolution)
2 Light-Jet-Prints, je 171 x 226 cm, 2013
© the artist
Ausstellung:
Almut Linde: Radical Beauty
18. Januar – 16. März 2014
Kunstpalais Erlangen
Marktplatz 1
91054 Erlangen
Öffnungszeiten Di – So 10 – 18 Uhr, Mi 10 – 20 Uhr
(thoMas)
Feuer frei!
Warum kein Kampfhubschrauber? Dann hätte es im Ausstellungsraum mehr Platz gegeben wegen der größeren Löcher im Blech.
Nach Benutzung von Atommunition hätte man sogar hinterher auf die Ausstellung ganz verzichten können.
Gut Licht!
Ein Blick
auf Dinge, die gemeinhin nicht als schön und gut gelten …
Auch so läßt sich mäßige Fotografie radikal schön reden.
keine Ausstellung
[quote=Sekundogenitur][quote=Der Spaniel]
..für alle Quatschköpfe, deren Bilder man niemals in einer Ausstellung sehen wird. 😉
Der Spaniel. Wau![/quote]
Schön wäre einmal eine gemeinsame Ausstellung der photoscala.de Kommentatoren.
MF, VF, FF, DX, CX, APS-C, FT, MFT, Mirrorless, not yet Mirrorless, never ever Mirrorless, digital, analog, Rechteck, Quadrat, Sony, Canon, Nikon, Olympus, Leica, Hasselblad, Miele, Apple, Zeiss: alle friedlich vereint.[/quote]
Was denn, all die Kameras ausstellen? Was soll das bringen? Und dazu Waschmaschinen?
Also Sie haben das Thema falsch verstanden – es geht doch darum, sich zu überlegen, besser einmal NICHTS auszustellen als einmal zuviel…
Gut Licht!
PS:
Hallo photoscala-Redaktion: Seid doch bitte so freundlich, nicht dauernd Beiträge von mir zu unterschlagen. Oder kommt jetzt das Gegenteil Eurer 68er-Phase?
Bitte einfach mal die goldene Mitte finden! Das kann doch nicht so schwer sein.
Danke.
Produziere einen Haufen
Produziere einen Haufen Schrottbilder, kommentiere sie geistreich – und schon ist es Kunst.
groß genug ausgedruckt
ist bald was Kunst. 🙂
Kunst ?
Da muss man wohl Künstlerin sein um diese Bilder gut zu finden !
Stellvertretend….
[quote=Gast]Warum kein Kampfhubschrauber? Dann hätte es im Ausstellungsraum mehr Platz gegeben wegen der größeren Löcher im Blech.
Nach Benutzung von Atommunition hätte man sogar hinterher auf die Ausstellung ganz verzichten können.
Gut Licht![/quote]
[quote=Gast]auf Dinge, die gemeinhin nicht als schön und gut gelten …
Auch so läßt sich mäßige Fotografie radikal schön reden.[/quote]
[quote=Gast]Produziere einen Haufen Schrottbilder, kommentiere sie geistreich – und schon ist es Kunst.[/quote]
[quote=Gast]ist bald was Kunst. :-)[/quote]
..für alle Quatschköpfe, deren Bilder man niemals in einer Ausstellung sehen wird. 😉
Der Spaniel. Wau!
Stellvertretend
für Hunde, die nie aus dem Tierheim kommen … 😎
Niemals?
[quote=Der Spaniel]
..für alle Quatschköpfe, deren Bilder man niemals in einer Ausstellung sehen wird. 😉
Der Spaniel. Wau![/quote]
Schön wäre einmal eine gemeinsame Ausstellung der photoscala.de Kommentatoren.
MF, VF, FF, DX, CX, APS-C, FT, MFT, Mirrorless, not yet Mirrorless, never ever Mirrorless, digital, analog, Rechteck, Quadrat, Sony, Canon, Nikon, Olympus, Leica, Hasselblad, Miele, Apple, Zeiss: alle friedlich vereint.