Nichts ist so, wie es scheint und doch die Wirklichkeit – der Nachwuchsförderpreis „gute aussichten“ präsentiert aktuelle junge deutsche Fotografie:
gute aussichten informiert:
Im zehnten Jahr von gute aussichten wählte die Jury neun Arbeiten aus, bei denen nichts so ist, wie es scheint
„gute aussichten – junge deutsche fotografie 2013/2014“ – die neun Preisträger/innen und ihre Arbeiten: Nichts ist so, wie es scheint und doch die Wirklichkeit
Eine Espressomaschine, die in ihrem eigenen Kaffee ertrinkt, Landschaften die im wahrsten Sinn des Wortes fast vor uns und aus dem Bild entschwinden, Menschen, gegerbt, gebrandmarkt, gezeichnet von ihrem Dasein, als Randgruppe tituliert oder in solch absurden Haltungen ins Motiv inszeniert, dass das Kuckucknest grüßen und uns verblüfft aus der Wäsche schauen lässt, graue Betonbilder von monochromer Schlichtheit und überbordend bunte Collagen von malerischer Schönheit: Im zehnten Jahr seines Bestehens präsentiert „gute aussichten 2013/2014“ eine inhaltliche, ästhetische, mediale und formale Bandbreite, wie sie die junge deutsche Fotografie selten geboten hat. Ein Spektrum, überraschend vielfältiger Ideen, Überlegungen und fotografischer Strategien, formaler wie medialer Umsetzungen, die nicht nur den aktuellen Status Quo abbilden, sondern auch als Inspirationsquelle dienen dürfen.
Die Jury (v.l.n.r.): Luminita Sabau, Verena Hein, Mario Lombardo, Wibke von Bonin, Josefine Raab, Ingo Taubhorn und Hans-Christian Schink
Und doch ist es so, dass es in all dieser Vielfalt ein geradezu verblüffend verbindendes Element gibt: Das Nicht-Erfüllen von Erwartungen, das Nicht-Einlösen von Versprechen, das Nicht-Einhalten von Konventionen, das Nicht-Geschehen des Vorhersehbaren, das Nicht-Sein des Geahnten, des Da-Seins zieht sich durch die neun Arbeiten wie ein roter Faden. Hoffnungen werden enttäuscht, physikalische Gesetzmäßigkeiten außer Kraft gesetzt, mediale Grenzen überschritten und Sehgewohnheiten auf den Kopf gestellt. Nichts ist so, wie es scheint. Und doch so, wie es ist. „Denn”, schreibt der Autor Rolf Hochhuth in seinem Buch „Eine Liebe in Deutschland”, „nur die Gegenwart ist die Wirklichkeit”. Diese, unsere Gegenwart ist gezeichnet von unhaltbaren Versprechen und nicht eingehaltenen Vereinbarungen. Fortlaufend, immerzu, stetig. Doch wenn eine Generation junger Fotograf/inn/en den Finger in diese Wunde legt, sie sichtbar, spürbar werden lässt, dann schafft sie damit nicht nur ein verbindendes Element. Sie zwingt uns hinzusehen, zu fragen, zu denken und sie riskiert, dass Begriffe wie Freiheit, Würde, Wahrheit ins Spiel kommen. Werte, die – wie wir finden – uns und der Gegenwart verdammt gut tun.
Exakt 100 Einreichungen aus 33 Institutionen erreichten uns für den Wettbewerb „gute aussichten – junge deutsche fotografie 2013/2014″. An der Jurysitzung in Hamburg nahmen teil: Dr. Wibke von Bonin (Köln), Kulturjounalistin und Kunsthistorikerin, Dr. Verena Hein (München), Kuratorin und Leiterin der Ausstellungen Museum Stuck Villa, Mario Lombardo, Art Director, Bureau Lombardo (Berlin), Josefine Raab (Neustadt/Weinstrasse), Kunstwissenschaftlerin und Gründerin von „gute aussichten”, die ehemalige Leiterin der Kunstsammlung der DZ Bank, Luminita Sabau (Frankfurt/Main), der renommierte Fotograf Hans-Christian Schink (Leipzig) sowie Ingo Taubhorn, Kurator am Haus der Photographie, Deichtorhallen (Hamburg).
Am Ende des Sichtungstages wurden neun Arbeiten und Preisträger/innen ausgewählt. Wir bedanken uns an dieser Stelle – wie immer – sehr herzlich bei allen beteiligten Hochschulen, Einreichern und Professoren sowie den Jurymitgliedern für ihre Teilnahme, ihr Engagement und ihre mehr als tatkräftige Unterstützung.
Die neun Preisträger/innen von „gute aussichten 2013/2014“ und ihre Arbeiten, wie immer, nach ABC geordnet:
Nadja Bournonville, A Conversion Act
Nadja Bournonville // A Conversion Act // Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
Ausgangspunkt von Nadja Bournonville ist das Krankheitsbild der Hysterie und der Begriff der Konversion ((lat. Conversio = Umwendung, Umkehr). In ihrer fotografischen Arbeit „A Conversion Act“ greift Bournonville den Gedanken der Umwandlung von seelischen Vorgängen in das Körperliche auf und entwirft zwei einander ergänzende Serien. Für die „Medical Machines“ fertigt die Künstlerin aus Alltagsgegenständen eine Reihe von surreal anmutenden Gerätschaften, die an medizinische Apparaturen früherer Zeiten erinnern. Diese Kleinformate, in denen die aus heutiger Sicht brachialen Behandlungsmethoden seelisch Erkrankter gewissermaßen ad absurdum geführt werden, kontrapunktiert die Künstlerin mit großformatigen, szenographisch angelegten Einzelbildern. In deren bildnerischem Repertoire klingen Ausdrucksformen und Ikonografien sowohl symbolistischer, dadaistischer als auch surrealistischer Kunst an. Der Betrachter sieht sich in anspielungsreiche, unserer greifbaren Wirklichkeit völlig entrückte Bildräume versetzt, die uns in eine assoziativ aufgeladene, magisch wie grotesk anmutende Traumwelt führen.
Anna Domnick, Calm II
Anna Domnick // Calm II // Fachhochschule Bielefeld
In ihrer zehnteiligen Serie „Calm II“ setzt sich Anna Domnick mit der Visualisierung einer geistigen wie materiellen Auflösung auseinander. Die intensive Betrachtung von Landschaft, die sie selbst als autobiographisches Moment in ihre künstlerische Arbeit hineinträgt, transformiert sich in „Calm II“ zu einer weitestgehenden Abstraktion des konkreten Motivs. In fünf minimal variierten Landschaftsbildern gibt ein radikal tief liegender Horizont den Blick frei in die Weite des sich darüber wölbenden Himmels. Gepaart werden diese Bilder mit Körperbetrachtungen einer weiblichen Figur – zwei Rückenakte angeordnet als Diptychon, zwei Hautbilder und eine sich im Schwarz verlierende Kontur. In den abwechselnden Bildfolgen von Landschaft und Körper visualisiert Anna Domnick den für sie wechselseitigen Prozess, in dem geistige und physische Auflösung einander bedingen. Beide – Landschaft wie Körper – gerinnen zu einer Vision der Entgrenzung von Körper und Geist.
Birte Kaufmann, The Travellers
Birte Kaufmann // The Travellers // Ostkreuzschule für Fotografie
Die Pavee, wie die Traveller offiziell genannt werden, sind laut Wikipedia „eine als fahrend beschriebene soziokulturelle Gruppe Irlands“. Die Landfahrer leben in Familienclans, sprechen eine auf das Gälische zurückgehende eigene Sprache und werden – wie alle nomadischen Völker – von den jeweiligen Einwohnern und Behörden argwöhnisch beäugt. „Kesselflicker“ (tinker) ist eine auch im deutschen Sprachraum negativ konnotierte Bezeichnung für Landfahrer. In früheren Zeiten lebten auch die irischen Traveller davon, Kessel und andere Gebrauchsgeschirre zu flicken, Pferde zu beschlagen oder Messer zu schleifen. Diese Arbeitsfelder sind mit dem Einzug moderner Zeiten jedoch nahezu von der Bildfläche verschwunden. Heute kann eine große Zahl der Pavee in Irland und England nach wie vor nicht lesen oder schreiben und lebt, neben der Pferdezucht, von Sozialhilfe. Die Traveller sind eine geschlossene Gesellschaft mit eigenen Regeln und Traditionen. Birte Kaufmann hat sich mit großer Ausdauer Zugang zu einigen, ihrerseits äußerst misstrauischen, Familien erarbeitet und ihre Fotografien, die zwischen Dokumentation, Narration und Inszenierung schwingen, gewähren einen authentischen Einblick in eine uns verborgene Welt.
Lioba Keuck, Couve e Coragem
Lioba Keuck // Couve e Coragem // Fachhochschule Dortmund
„Kohl und Mut“ – was aus dem Portugiesischen ins Deutsche übersetzt beinahe wie eine sozialistische Arbeitsparole klingt, beschreibt die Lebensrealität von Menschen, die am Rande der Gesellschaft oftmals um ihr schieres Überleben kämpfen. Häufig sind es Emigranten aus ehemaligen Kolonien Portugals (wie z.B. Angola, Mosambik, Brasilien oder den Kapverden), die in trostlos wuchernden Siedlungen in der Peripherie Lissabons wohnen. Auf den sie umgebenden Brachflächen haben sie damit begonnen, den Boden urbar zu machen, um ihre kärglichen Einkünfte mit selbstgezogenem Gemüse aufzubessern. Lioba Keuck hat für „Couve e Coragem“ in den Armutsgürteln der Hauptstadt recherchiert, die Menschen nach ihren Geschichten befragt. In einer Mischung aus Texten, Portraits, künstlerischen und dokumentarisch anmutenden Fotografien verdichtet sich visuell der Versuch von Menschen, ihren Lebensverhältnissen eine in mehrerer Hinsicht positive Perspektive abzugewinnen: Die Arbeit in und mit der Erde verschafft ihnen nicht nur ein soziales Miteinander und die Aufbesserung ihrer Mahlzeiten, sondern vermittelt Sinn und Bestätigung – etwas, das sie in einem Milieu von Arbeitslosigkeit oder bestenfalls schlecht bezahlter Hilfsarbeit selten bis gar nicht erfahren.
Alwin Lay, mod. CLASSIC
Alwin Lay // mod. CLASSIC // Kunsthochschule für Medien Köln
Von nichts kommt nichts, könnte das Motto von Alwin Lay sein, oder auch: Es passiert nicht immer, was geschehen müsste, aber doch jede Menge. „mod. CLASSIC“ ist der Name einer kleinen Siebträger Espressomaschine, die die italienische Firma Gaggia Ende der 1970iger Jahre auf den Markt brachte. Alwin Lay hat sich den Titel geborgt, denn bei ihm wird die Espressomaschine zum Sinnbild seines Schaffens. Eingebaut in eine durchsichtige Vitrine ertrinkt die „mod. CLASSIC“ in ihrem eigenen Espresso. Übrig bleibt ein schwarzer Kubus mit kräftig Crema obenauf und ein Büchlein, eine gefakte Bedienungsanleitung der Gaggia, die das „Ertrinken“ der Maschine Bild für Bild dokumentiert. Die ursprünglich ebenso ästhetische wie verkäuferische Präsentation der Maschine wird, alleine durch die Produktion des Cafes, ihrer Funktion enthoben und löscht so auch das Bild, das wir von ihr haben. Das Nicht-Erfüllen von Erwartungen, das Nicht-Einlösen tradierter Handlungs- und Betrachtungsmuster ist das Thema von Alwin Lay. Ob installativ, skulptural, fotografisch oder in Videos umgesetzt, immer überrascht er den Betrachter auf eine sinnige, humorvolle Art und Weise, eben ganz „mod. CLASSIC“ -mässig.
Marian Luft, Ästhetik
Marian Luft, Funtasies
Marian Luft // Back2Politics // Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
„Wenn keine Revolution herrscht, muss man sie eben herstellen“, übertitelte „Die Zeit“ (26.11.2011) einen Artikel zu einer Studie über die Zeitschriftenreihe „Kursbuch“ von Hans Magnus Enzensberger. Was sich als Reminiszenz zu Enzensberger legendärer Rede anlässlich der Pariser Aufstände im Juli 1968 liest, könnte – mit einem zwinkernden Auge – auch für Marian Luft und seine mehrteilige Serie „Back2Politics“ gelten: In einer Zeit, in der (zumindest in Deutschland) gerade keine Revolution in Sicht ist, muss bzw. kann man, zumindest als Künstler, jederzeit eine anzetteln. „Das Politische als Akt der Umschreibung eines Zustandes in einen Anderen“ so ein ebenso vager wie vieldeutiger Erklärungsansatz des Urhebers – lässt uns relativ im Dunklen tappen. Betrachten wir das Werk, so stehen wir vor einer mehrteiligen, aus großformatigen Bildern bestehenden Rauminszenierung, die in allen Teilen inhaltlich wie apparativ dem Computer entspringt. Marian Luft sampelt Inhalte analog zu zeitgenössischer Kunst- und Kulturproduktion und generiert daraus ein gänzlich eigenständiges ästhetisches Produkt. So bedient er sich beispielsweise für „Funtasies”, einem Digitalprint auf Plexiglas mit programmierten LED Panel, bei den privat eingestellten Bilderströmen des tumblr Netzwerkes. Aus 310 000 Einzelbildern baut er sein „Tumblr Transparent”, einen multicoloren Flickenteppich aus Bilderschnipseln und in dem Monumentalprint „The Aethetic of the Political“ sieht sich der Betrachter einer azurblauen Fläche gegenüber, deren Zentrum eine explosionsartig auseinanderstiebende Fläche digitaler Kritzeleien darstellt – eine wilde, inkohärente Ansammlung „politischer Schmierereien“ (Marian Luft), deren Nicht-Inhalt durchaus als Analogie auf eine herrschende politische Un-Kultur gelesen werden darf.
Stephanie Steinkopf, Manhattan – Straße der Jugend
Stephanie Steinkopf // Manhattan – Straße der Jugend // Ostkreuzschule für Fotografie
Mitten im Grünen zwei Plattenbauten: was zu DDR-Zeiten begehrte Wohnungsangebote waren, ist nach der Wende gänzlich aus der Mode gekommen. „Manhattan“ nennen die Dorfbewohner mitten in Brandenburg die so unvermittelt in die idyllische Landschaft hineinragenden mehrstöckigen Häuser. „Straße der Jugend“ steht auf dem Schild jener Straße, die direkt an den Wohnblöcken vorbeiführt. 23 Jahre nach der Wende steht ein Gebäude komplett leer, im zweiten Bau sind zwölf von vierzig Wohnungen noch bewohnt. Wer konnte, hat die Behausungen verlassen. Über vier Jahre hinweg besuchte Stephanie Steinkopf immer wieder bestimmte Familien und erwarb sich allmählich das Vertrauen der Bewohner. In ihrem fotografischen Essay ist Steinkopf mittendrin in fremden Leben. Eingezwängt in engen, verwohnten Zimmern mit klapprigem Mobiliar, zwischen Sofakissen, Plüschtieren, Plastiktannenbaum, Salami aus der Packung und Bier aus der Dose. Hier essen und schlafen, lieben und hassen, streiten und feiern die Menschen. Der ganz normale Wahnsinn. Noch nicht einmal der Blick aus dem Fenster verschafft wirklich Luft. Stephanie Steinkopfs Bilder sprechen von nicht eingelösten Hoffnungen, von Agonie, Trostlosigkeit und Sozialhilfe – Zustände, die nicht nur weite Teile Ostdeutschlands betreffen, sondern für viele strukturschwache Gegenden gelten und die glanzlose Kehrseite der Wirtschaftsmacht Deutschland in den Fokus rücken.
Daniel Stubenvoll, Saubere Arbeit
Daniel Stubenvoll // Saubere Arbeit // Kunsthochschule Kassel
Daniel Stubenvoll scheut sich nicht nach dem Wesentlichen zu fragen: Woher kommt das Neue und wie entsteht es? Im Keller seiner Hochschule findet er eine zugeflüsterte, vermeintliche Antwort: Alles beginnt mit einem Grundstein – der ist das Fundament einer jeden Arbeit und wird von ihm fotografisch ins Bild gesetzt. Die Arbeit muss, da ist Daniel Stubenvoll sich sicher, „sauber“ sein, einem Bauwerk gleichen. Also stiftet er elf seiner Kommilitonen – unterschiedlicher künstlerischer Disziplinen – dazu an, ein Werk über diesen Grundstein zu machen. Aus diesen Werken kuratiert Stubenvoll, zusammen mit seiner eigenen Grundstein-Fotografie, eine fiktive Ausstellung und ein echtes Künstlerbuch, in dem der Entstehungsprozess, die Grundstein-Werke und die Ausstellung dokumentiert werden. Diese 11 neuen Grundsteine dienen Daniel Stubenvoll dann als Ausgangspunkt und Inspirationsquelle für seine „Saubere Arbeit“. In der er, die Bilder seiner Künstlerkollegen zitierend, seine eigenen Bilder aus und mit den fremden zusammensetzt und fotografiert. So werden wir, Stück für Stück, Zeuge einer Genese, die sich im Verlauf ihrer Werdung mit dem produktiven Scheitern am eigenen Bild und den Stärken der Fotografie auseinandersetzt.
Christina Werner, PIPAL
Christina Werner // PIPAL // Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
„Deutschland und Indien 2011-2012: Unendliche Möglichkeiten!“, so der Name eines vom Goethe-Institut in Neu-Dehli initiierten Projektes, an dem Christina Werner teilnahm. Aus den „unendlichen Möglichkeiten“ suchte sich die Fotografin das „Sabarmati Riverfrontproject“ in Ahmedabab, einer aufstrebenden Metropole im Bundesstaat Gujarat im Westen Indiens aus. Das „Riverfrontproject“ ist eine infrastrukturelle Maßnahme einer wirtschaftlich expandierenden Region, mit dem Ziel, das Flussufer zu beleben und für die Menschen nutzbar zu machen. Doch welche visuelle Strategie verfolgen in einem Umfeld, dessen Bilder in unseren Köpfen förmlich zementiert sind: Indien, das Land der extremen sozialen Gegensätze, das Land der Farben und Düfte, der heiligen Kühe und des undurchdringlichen Chaos. „PIPAL“ beschreitet folgerichtig einen gänzlich entgegen gesetzten Weg: Sechs so genannte „Betonbilder”, 12 snapshots, eine Herbariumskassette mit Blättern der Pappelfeige (Pipal), eine MDF-Platte, in die mehrere, zu beiden Seiten des Flusses liegende Stadtteile gefräst wurden, bilden ein Raumensemble. Christina Werners Installation beschreibt und ist Promenade in einem: die Betonbilder, die gestrichene Holztafeln zeigen, auf denen später Plakate montiert wurden, referieren sowohl auf den Werkstoff moderner Architektur als auch auf die Farbfeldmalerei. In der Kassette liegen die Blätter des Pipal-Baumes, die Werner auf ihrem Gang an der Promenade entlang gesammelt hat und das rasche Wachstum der Stadt symbolisieren. In den „snap-shots“ vertextet die Künstlerin ihre Eindrücke während ihrer „Promenade“ entlang des Flusses und die MDF-Platte verortet ihren Weg in der Topographie des Geländes. Die gesamte Installation wiederum ist lesbar als Metapher für die kulturgeschichtlich geprägte Entwicklung vom Kolonial- zum Nationalstaat und so schließt sich der inhaltliche Kreis. Mit der klaren Verankerung im Konzeptuellen gelingt es Werner exemplarisch, alle Klippen der erwarteten Bilder zu umschiffen und eine völlig neue Sehweise anzubieten.
Summa summarum präsentiert „gute aussichten – junge deutsche fotografie 2013/2014″: 107 Motive, 2 Kataloge, 2 Künstlerbücher, 2 Journale, 2 Videos, 1 Lightbox, 1 Glasvitrine, 1 Poster, 1 Soundinstallation, 1 Herbarium und 1 MDF-Platte.
Wie immer gibt es bei „gute aussichten“ kein Siegertreppchen, kein Preisgeld, keine Rangliste, sondern einfach „nur Gewinner(innen)”. Dafür bietet „gute aussichten 2013/2014″, nun im zehnten Jahr und laut SPIEGEL „Deutschlands renommiertester Wettbewerb für junge Fotografen”, eine einzigartige, inhaltlich wie stilistisch breit gefächerte Zusammenschau dessen, was in den letzten 12 Monaten an junger Fotografie in Deutschland entstanden ist.
Weitere Informationen über die Preisträger/innen und ihre Werke finden Sie asap in unserem feinen Katalog und auf der Website unter ARBEITEN —-> Top neun.
Der Katalog
Zu „gute aussichten – junge deutsche fotografie / new german photography 2013/2014“ wird im Januar 2014 der gleichnamige Katalog (Deutsch/Englisch) erscheinen, herausgegeben von Stefan Becht & Josefine Raab, der in jeder Buchhandlung und in allen Web-Stores oder direkt hier info(at)guteaussichten.org erhältlich ist: Ca. 230 Seiten, Grösse 16 cm x 24 cm, durchgehend vierfarbig, ca. 300 Abbildungen, 19,99 Euro, ISBN .
Die Ausstellungen & Termine
Die Auftakt-Ausstellung von „gute aussichten – junge deutsche fotografie 2013/2014“ findet am Freitag, den 15. November 2013 um 18.30 Uhr, im Goethe Institut Los Angeles statt (bis 13. Dezember 2013). Die Deutschland-Premiere von „gute aussichten 2013/2014“ und erste voll umfängliche Ausstellung eröffnet am Donnerstag, 6. Februar 2014 im Haus der Photographie, Deichtorhallen, Hamburg (bis Sonntag, 23. März 2014). Alle weiteren Ausstellungsstationen und Termine finden Sie auf unserer Website unter AUSSTELLUNGEN.
(thoMas)
Kunst ?
Also wenn das wirklich (Foto-)Kunst ist, dann sollte ich vielleicht meine 30.000 Euro Ausrüstung verschrotten und anfangen Radieschen zu züchten. Scherz beiseite ! Es ist schon unglaublich welcher Müll prämiert wird. Schön, dass es auch noch andere Fotografen gibt, die Wissen, dass Kunst von KÖNNEN kommt.
30000 Ocken machen noch
30000 Ocken machen noch lange keine Kunst. Wenn sich die an den Kosten der Ausrüstung bemäße, dann wäre der, der die hier – www.photoscala.de/Artikel/Vorserien-Leica-bringt-mehr-als-2-Mio-Euro – ersteigert hat, der größte Fotokünstler dieser Zeiten … Und: “dass Kunst von KÖNNEN kommt” wird auch nicht dadurch richtiger, dass ihn alle Kunsthandwerker ständig zitieren. Wer diesem Satz vertraut, hat den ersten großen Schritt zum Kitsch schon hinter sich.
der besucher
Kunst…
…ist nicht NUR von einer “30.000 Euro Ausrüstung” abhängig, wenn gleich keine Ausrüstung natürlich auch nicht zum künstlerischen Erfolg führt!
Aber wie wäre es, wenn Sie mal über verschiedene mögliche künstlerische Darstellungen von Radieschen nachdenken,
z.B. von wo man Radischen so alles betrachten kann, Scherz beisete, denn ich habe so den Eindruck, Sie möchten Kunst nur als Kunst bezeichnen,
wenn es für SIE Kunst ist!!!
h.
Warum wollen eigentlich alle
Warum wollen eigentlich alle Kunstversehrten Radieschen züchten. Komisch.
Kunstbegriff
Ich kann den Unsinn, das Kunst von Können herzuleiten sei, nicht mehr lesen.
Kunst ist eine Ableitung des mittelhochdeutschen Wortes “kunnen”, welches so viel wie “Wissen” bedeutet; es ist uns in dieser Bedeutung heute noch in Begriffen wie “Erd-kunde”, “kundig sein” etc. erhalten bzw. präsent geblieben. Daraus folgt – zumindest begriffsgeschichtlich -, dass die Kunst immer eine Verbindung zum Wissen, zum Erkennen usw. aufweist. Kurzum: Kunst sollte im Idealfall unseren Horizont erweitern. Ein noch so tolles Foto vom Kreisligafussballspiel mag handwerklich super sein, muss darum aber noch lange nicht mit “Kunst” betitelt werden. Ein Mittelding stellt natürlich das “Kunst-Handwerk” dar…
Es ist ohnehin bezeichnend für die Kommentatoren auf dieser Seite, dass die Artikel zur Fotokunst kaum (und wenn, dann überwiegend schlecht) kommentiert werden, die Frage nach Megapixeln und/oder nach Marken aber überbordende Diskussion findet.
Photoscala hat auch andere Kommentare verdient.
Das sollten Sie tun…
Oder besser noch – schenken Sie sie einem talentierten Jungfotografen und suchen sich ein anderes Hobby. Von den Bildern kann man halten was man will, aber mit dem Beiklang Ihrer Aussage stellen Sie sich leider so weit entfernt jeglicher Kreativität und Offenheit, das es mit Ihnen und der Fotografie warscheinlich nix mehr wird – den röhrenden Hirschen ausgenommen…
Die Wissen, die anderen Fotografen.
[quote=Gast]Scherz beiseite ! [/quote]
Schade, dass Sie das scherzhaft meinten. Wenn Ihnen das Kriterium “Kunst” etwas bedeuten würde und Sie dann feststellen, dass etwas, was Ihnen gar nicht zusagt, Kunst ist, dann könnten Sie ja wirklich einen Schlussstrich ziehen und auf Gemüseanbau umsteigen.
Kunst kommt zwar nicht von können, wie hier bereits dargelegt wurde, aber die interessante Frage ist ja dennoch, was man können muss, um Kunst zu machen. Und weiter interessiert, obs dafür eine 30.000 Euro Ausrüstung braucht.
Ich frage mich im übrigen, ob 30.000 Euro Ihre Ausrüstung sind, oder ob Sie sich nur unbeholfen ausdrücken und Ihre Ausrüstung 30.000 Euro gekostet hat. Und haben Sie von den “Wissen” aus künstlerischem Ausdruckswille geschrieben, oder sind Sie einfach nur von mäßiger Intelligenz?
Ganz herzlich, Ihr Faröer
Gast schrieb:
… ich habe
[quote=Gast]… ich habe so den Eindruck, Sie möchten Kunst nur als Kunst bezeichnen,
wenn es für SIE Kunst ist!!!
h.[/quote]
vielleicht ist es moderne kunst,
moderne Kunst ist eine parodie auf echte kunst, aus der sicht von jemandem, der nicht verstanden hat, was kunst ist.
gefallen mir alle
sehr sogar.
:-))
Echt ?
Na dann gehören Sie wohl zur Avantgarde..?! 😉
Wahrscheinlich
weil das die größere Kunst ist.
Zeige mir deine Ausrüstung…
So kennt man sie,die “ambitionierten Photographen”.Die Ausrüstung muss teuer und schwer sein.Als I-Tüpfelchen noch mit einem klangvollen Namen versehen.
Die Aufnahmen natürlich nur mit Vollformat und in RAW.Diese Kombination wird zu supraphotoshoped Hyperrealitäten verwurstelt.Die Meisterwerke werden dann dem geneigten Forenbewohner präsentiert,nicht ohne die obligatorische Aufzählung der Ausrüstung.
Verdient?
[quote=Gast]Ich kann den Unsinn, das Kunst von Können herzuleiten sei, nicht mehr lesen.
Kunst ist eine Ableitung des mittelhochdeutschen Wortes “kunnen”, welches so viel wie “Wissen” bedeutet; es ist uns in dieser Bedeutung heute noch in Begriffen wie “Erd-kunde”, “kundig sein” etc. erhalten bzw. präsent geblieben. Daraus folgt – zumindest begriffsgeschichtlich -, dass die Kunst immer eine Verbindung zum Wissen, zum Erkennen usw. aufweist. Kurzum: Kunst sollte im Idealfall unseren Horizont erweitern. Ein noch so tolles Foto vom Kreisligafussballspiel mag handwerklich super sein, muss darum aber noch lange nicht mit “Kunst” betitelt werden. Ein Mittelding stellt natürlich das “Kunst-Handwerk” dar…
Es ist ohnehin bezeichnend für die Kommentatoren auf dieser Seite, dass die Artikel zur Fotokunst kaum (und wenn, dann überwiegend schlecht) kommentiert werden, die Frage nach Megapixeln und/oder nach Marken aber überbordende Diskussion findet.
Photoscala hat auch andere Kommentare verdient.[/quote]
In Ihrem letzten Absatz haben Sie das Phänomen benannt: Primär geht es um individuelle Kommunikation, nicht um Inhalte. Die meisten User nutzen das Internet als Therapie- und “Kommunikations”raum. So ist es bestechend logisch, dass die Masse nur diskutieren will um des Diskutierens willen und somit komplexe Themen oder spezielle Aspekte weitgehend uninteressant sind, da sie kein Futter bilden. Dies wird ja gerade gefördert durch die Möglichkeit, jeden x-beliebigen Beitrag kommentieren zu können. Und das entspricht genau dem Grundproblem der freien Internetkommunikation, wobei “frei” eher eine Farce ist, denn man könnte auch Waffen und Munition auf die öffentlichen Straßen legen und dann würden sich die Leute gegenseitig umbringen, eben weil ihnen die Möglichkeit dazu eingeräumt wurde.
photoscala bietet diesen freien Raum an – verdient hat sich photoscala damit also genau das, was es auch zulässt.
Okay, die Schande vergangener Jahre hatte sich photoscala redlich verdient, durch das hartnäckige Zulassen (trotz Protesten) von Usern, die ungestraft und systematisch ihren Frust und Hass unter dem Deckmantel fotografischer Interessen ausleben konnten.
Fazit:
Bildung und Wissen und besondere Talente oder Fähigkeiten sind keine typischen Merkmale JEDES Menschen, dafür aber Mitteilungsbedürfnis. Nun darf man raten, was also mit der Masse dieser Leute passiert, wenn man ihr Raum gibt, alles zu sagen, was nicht unter Strafe steht… Und wer das zulässt, hat auch genau das verdient.
Apropos Kunst:
Mir gefällt Kunst manchmal gut. Die hier gezeigte auch. Aber drüber zu diskutieren macht wohl meist keinen Sinn – Kunst lenkt eher auf das Gespräch mit sich selbst, finde ich.
Gut Licht!
Widersprüchlich
[quote=Gast]So kennt man sie,die “ambitionierten Photographen”.Die Ausrüstung muss teuer und schwer sein.Als I-Tüpfelchen noch mit einem klangvollen Namen versehen.
Die Aufnahmen natürlich nur mit Vollformat und in RAW.Diese Kombination wird zu supraphotoshoped Hyperrealitäten verwurstelt.Die Meisterwerke werden dann dem geneigten Forenbewohner präsentiert,nicht ohne die obligatorische Aufzählung der Ausrüstung.[/quote]
Da werfen Sie eine Menge Gemüse in den Eintopf: Ein bisschen auf unterem Niveau diskreditieren, polemisieren, fachliche Grundlagen verkennen und darum peinliche Lücken zeigen – daneben die korrekte Anklage einer “Volks-Fotografie”.
Sie sind frustriert, von der aktuellen Technik. Sie kommen nicht mehr mit – bzw. in einen Konflikt, der den Verdacht provoziert, ob Sie vielleicht selbst nicht einer dieser Volks-Fotografen sind, der nur einfach nicht mehr hinterherkommt, um mit Seinesgleichen mitzuhalten.
Gut Licht!
Schlechte Aussichten
Immer wieder der gleiche Schmarrn, hochgepusht und nächstes Jahr schon wieder vergessen. Hauptsache Frau Raab & co können sich mal wieder wichtig machen mit ihren “Positionen zeitgenössischer Kunst”. Dabei ist alleine schon die Art und Weise der Ausschreibung und die Teilnahme ein Witz: Professoren wählen ihre Lieblinge aus und diese dürfen dann ihre Arbeiten vorlegen, das ist Klüngelei und Vetternwirtschaft in Reinform. Ein fairer Wettbewerb würde verlangen, dass die Arbeiten vollkommen anonym eingereicht werden, dass die Jury unabhängig ist, dass die Gewinner ein angemessenes Preisgeld bekommen etc. etc.
Warum denn aufregen?
Entweder das Eine oder Andere gefällt einem, oder man stellt zufrieden fest dass sich die mögliche Konkurrenz in einem erbärmlichen Zustand befindet. Also Alles wieder mal bestens gelaufen!
Einfach nur langweilig
Da sollte man sich wirklich nict aufregen!! Wenn einem wieder mal so langweilige Fotos als Kunst verkauft werden, das läßt mich kalt. Aber irgendwie ist es schon fech, immer wieder mit so einem Müll daherzukommen (Sujets und Formensprache, die schon seit den 80er und 90er Jahre des letzten Jahrhunderts bekannt sind) und dies als große Kunst zu deklarieren. Mein Enkel mit 16 Jahren macht da aber spannendere Fotos.
Vielleicht sollte man die Fotos hat einfach nur als beliebige und langweilige Ausstelungsfotos betrachten und jeder soll dann halt selbst entscheiden, ob so etwas seinen Kunstgeschmack und -verstand befriedigt.
Wenn Kunst
allein das ist, was der Betrachtende mag, dann dürfte Kunst eine sehr eingeschränkte Möglichkeit sein, um subtile Eigenschaften, Aussagen, Botschaften usw. an andere zu vermitteln.
Kunst will doch aber zum Denken und Nachdenken anregen.
Bei mir erzielen die hier gezeigten Fotografien ihre Wirkung, will heißen, sie haben wenigstens eine elementare Aussage, die das abgebildete Objekt beschreibt.
Kunst will nicht unbedingt schön sein. Sie kann schön sein.
Für mich ist künstlerische Fotografie das, was auch noch nach dem hundertsten Betrachten die gleiche Wirkung erzielt wie beim ersten Mal. In eine künstlerische Fotografie mag ich hineinhorchen, sie wird nie langweilig, enthält keine störenden Elemente, sie bedarf in der Regel keiner Erklärung, welche Botschaft sie vermittelt und welche Gefühle von ihr angesprochen werden sollen.
http://www.fotolooping.de/
Kunst
ist – heute – Kommerz. Das ist auch das einzig Beruhigende dran.
Das Problem
sind nicht die Bilder – die sind ok – das Problem ist der Kunstanspruch, den heute schon jeder stellt, der den fotografischen Alltag einiger Maßen mit Anstand bewältigt … 😎
ins Schwarze
[quote=Gast]sind nicht die Bilder – die sind ok – das Problem ist der Kunstanspruch, den heute schon jeder stellt, der den fotografischen Alltag einiger Maßen mit Anstand bewältigt … 8-)[/quote]
Ihr Satz trifft ins Schwarze und beschreibt meines Erachtens gut die Hysterie der knipsenden Masse, die sich bei jedem halbwegs gelungenen Bild von sich selbst loszusagen versucht. So, als würde sich ein im Moor Versinkender an den eigenen Haaren herausziehen wollen… *g*
Gut Licht!
Kunst als Wettbewerb?
Fotos sind Bilder, die, wenn sie etwas aussagen, das hinter (griech.: meta) dem abgebildeten Objekt liegt, als Kunst bezeichnet werden. Die Aussagen können alles Mögliche sein. Im Mittelalter waren es meistens religiöse Aussagen der Maler, heute sind es oft seelische Gefühlslagen, die der Künstler auszudrücken versucht, manchmal auch Gesellschaftskritik oder Milieubeschreibungen. Die Liste ließe sich lange fortsetzen.
Aussagen zu völlig verschiedene Themen, nur weil sie über dasselbe Medium, die Fotografie, postuliert werden, in einem Wettbewerb zu vergleichen und zu bewerten, ist absurd. So absurd, wie etwa die Frage, was “wahrer” ist: dass es sich beim “Donnerstag” um einen Wochentag handelt, oder dass “Rot” eine Farbe ist.
Vergleichbar in ihrem Wert werden Bilder erst in einem anderen Wert, und das ist der einzige, der dem bürgerlichen Verstand immer einleuchtet: dem Geld.