Die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) ehrt die vier Gründer des Photofestivals im südfranzösischen Arles, das heute als Vorbild für die vielen weltweit organisierten Photofestivals anerkannt ist, mit der Verleihung ihres Kulturpreises 2013 – und weiß Interessantes von den Rencontres d’Arles zu erzählen:

Pressemitteilung der DGPh:

April 2013

Mutter aller Photofestivals geehrt DGPh-Kulturpreis 2013 für die Gründer des Photofestivals Arles

Die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) ehrt die vier Gründer des Photofestivals im südfranzösischen Arles, das heute als Vorbild für die vielen weltweit organisierten Photofestivals anerkannt ist, mit der Verleihung ihres Kulturpreises 2013. Beide, sowohl die 1951 auf Initiative von L. Fritz Gruber gegründete DGPh als auch die Rencontres d’Arles, haben sich die Pflege der Photographie als Kulturgut auf ihre Fahnen geschrieben. Der renommierte, 1958 für bedeutende Leistungen im Bereich der Photographie installierte, international hoch angesehene Preis wird in einem Festakt während der Eröffnungswoche der diesjährigen Rencontres d’Arles (1. bis 7. Juli) überreicht werden.

Im Mai 1968 wurde im Süden Frankreichs die Idee geboren, der Photographie als künstlerischem Medium ein Festival zu widmen: In ihrer Heimatstadt Arles trafen sich der damals 34jährige, bereits bekannte Photograph Lucien Clergue und der Historiker Jean-Maurice Rouquette, Leiter des dortigen Musée Réattu, sowie der Schriftsteller Michel Tournier, nebenbei Autor der französischen Fernsehserie Chambre noir“, in der Meister der Photographie vorgestellt wurden. Lucien Clergue hatte in den USA Photographenworkshops kennengelernt und verband diese Idee mit der provenzalischen Festivaltradition in Arles. Zusammen mit der Reputation und dem Engagement von Rouquette und Tournier gelang es ihm, diese Idee zu realisieren. Hinzu kam Maryse Cordesse, die gemeinsam als vierte im Bunde mit dem Kulturpreis ausgezeichnet wird. Sie hat schon in der Gründungsphase mitgeholfen, die juristischen Formen für das Festival zu finden und war die zweite Präsidentin des Festivals nach Lucien Clergue in den 1970er Jahren. Weitere unzählige Helfer ließen sich von dem Gründerteam inspirieren und trugen zum Erfolg bei.

Die DGPh ehrt im Jubiläumsjahr der deutsch-französischen Freundschaft mit der Vergabe ihres Kulturpreises auch eine 1969 von einer kleinen Gruppe Enthusiasten begonnene, bahnbrechende und vorbildhafte Aktivität, die derKultur des photographischen Bildes zu einem entscheidenden Durchbruch und zu hoher Anerkennung verholfen hat. Nicht zuletzt aufgrund des Vorbildes des Photofestivals in Arles existieren heute Hunderte ähnlicher Veranstaltungen auf der ganzen Welt. Sie alle haben das Ziel, die Photographie als Kulturgut zu pflegen und ihren Stellenwert zu mehren.

Die Rencontres de la Photographie, Arles, haben sich einen Platz in der Geschichte der Photographie gesichert. Die kleine, liebenswerte Stadt Arles mit ihren etwa 55.000 Einwohnern und ihrer typisch südeuropäischen Atmosphäre lockt alljährlich Anfang Juli zwischen 80.000 und 100.000 Photographie- Interessierte aus aller Welt an. Diese bevölkern die unter künstlerischen, pädagogischen und historischen Aspekten zusammengestellten Photo- Ausstellungen ebenso wie die Führungen, Vorträge, Seminare, Workshops und Podiumsdiskussionen, die nicht nur in der Stadt selbst stattfinden, sondern auch am Stadtrand in der Feste Alyscamps oder der ehemaligen Abtei Montmajour. Legendär beispielsweise auch die Bildbeurteilungen, zu der der Kunstkritiker und Kurator Jean-Claude Lemagny trotz hohen Alters Photostudenten noch bis Ende der 1990er Jahre bat.

Viele Teilnehmer der Workshops in Arles kehren später als gestandene Photographen zurück zu den Rencontres de la Photographie, für manch einen angehenden Photographen ist eine Ausstellung auf dem Photofestival in Arles das Sprungbrett für eine Karriere als Photokünstler. Zudem bieten die Rencontres immer auch allgemein an der Photographie Interessierten die Möglichkeit, bekannte, weltweit zu Ruhm gekommene Photographen persönlich zu treffen und mit ihnen diskutieren zu können. Höhepunkt der Eröffnungswoche sind die abendlichen Freiluft-Projektionen im historischen Théatre Antique, die jeweils mehrere Tausend Zuschauer anziehen. Direkt auf das Photofestival zurückzuführen ist schließlich die Gründung der Photoschule Arles, der mittlerweile sehr erfolgreichen École nationale supérieure de la Photographie (ENSP), im Jahre 1983.
 

(thoMas)