Das Fotojahr fängt ja gut an. Drei neue hochkarätige Kameras, dazu Ankündigungen und Absichtserklärungen – auf der PMA@CES waren viele Foto-Neuigkeiten zu sehen und zu hören. Hier unsere Eindrücke in Wort und Bild:

Foto: Theano Nikitas

Die Sonne geht auf über Las Vegas

 
Die PMA (Photo Marketing Association), die wichtigste amerikanische Fotomesse, hat sich ja diesmal mit der CES (Consumer Electronics Show) zusammengetan, jener Messe für Verbraucherelektronik, wo vom Kühlschrank, über den Staubsauger, bis hin zum Fernseher vieles gezeigt wird. Letztes Jahr noch wollte die PMA zeitlichen Abstand von der CES gewinnen – die beiden fanden in den Jahren vorher immer knapp hintereinander am Jahresanfang statt. Der PMA-Termin wurde in den Herbst gelegt und scheiterte grandios, so dass es 2011 gar keine PMA gab. Woraufhin sich die PMA für eine PMA@CES entschied und mindestens für die Aussteller und Besucher war das größtenteils ein Gewinn, fand sich doch alles an einem Platz, und sehr Interessantes diesmal.
 

Foto: Manfred Mainka
 
 
Foto: Manfred Mainka

 
Nicht so lustig war der Nahverkehr. 150.000 Besucher erwartete die Messeleitung, und angesichts der Verkehrsverhältnisse konnte man glauben, die waren alle schon am ersten Tag da. Für die Taxifahrt vom Hotel zum Messegelände, die normalerweise 8-10 Dollar kostet, musste ich so viel wie nie bezahlen: 27 Dollar! Auch die Pendelbusse waren, wenn sie denn überhaupt fuhren, völlig überfüllt. Worüber auch Kollege Urs Tillmans nicht glücklich ist: „… viele zeitraubende Leer- und Irrläufe in der riesigen Messe, sowie Ärger über die dürftigen Transportverhältnisse zwischen der CES im Convention Center und der PMA, die mehrheitlich im anderthalb Meilen entfernten Casinohotel Venetian stattfindet.“
 

Foto: Manfred Mainka

Durchgang zur PMA@CES

 
Doch genug der Mühen der Journalisten, jetzt zu dem, was wir gesehen und gehört haben und für berichtenswert halten.
 

Foto: Theano Nikitas
 
 
Foto: Theano Nikitas
 
 
Foto: Theano Nikitas

Wuchtbrumme: Nikon D4 mit Nikkor 2/85 mm

 
Vor ein paar Tagen war sie vorgestellt worden, Nikons D4 und hier konnte ich sie das erste Mal in Händen halten. Flott ist sie, und solide gebaut, und mit dem Nikkor 1,8/85 mm eine überraschend handliche Einheit. Das neue 85er ist eine preiswerte, und hoffentlich auch qualitativ gute Alternative zum deutlich teureren 1,4/85 mm. Fotoseitig gibt es bei der D4 nicht allzu viel Neues, aber die Film-Fähigkeiten könnten Nikon helfen, den Fuß besser ins DSLR-Filmgeschäft zu bekommen. Unkomprimiertes Video kann sie direkt via HDMI ausgegeben und einen Kopfhörerausgang hat sie auch. So waren die Meinungen zur D4 geteilt. Manche sind begeistert, andere hatten sich mehr Neuerungen bei den Foto-Möglichkeiten erhofft.
 

Foto: Theano Nikitas
 
 
Foto: Theano Nikitas

 
Die interessanteste Neuheit, wie ich finde, zeigte Fujifilm mit der X-Pro 1. Der erste Eindruck ist sehr gut: handlich und solide, mit etlichen Einstellrädern. In der Handhabung entspricht sie einer Sucherkamera, wobei der hybride Sucher (wahlweise optisch oder elektronisch) auch dann sehr hell ist, wenn auf die elektronische Variante umgeschaltet wird. Am Stand war von Etlichen zu hören, dass die Kamera größer ist als sie erwartet hätten, vor allem auch im Vergleich mit anderen spiegellosen Systemen. Sie ist auch teurer – 1700 Dollar für Gehäuse und 650 Dollar für jedes Objektiv sind im Gespräch. Aber ich finde es gut, dass Fujifilm seine Kamera in der Spitzenklasse positioniert.

Neben den bereits vorgestellten drei Festbrennweiten 2/18 mm (KB ≈ 27 mm), 1,4/35 mm (KB ≈ 53 mm) und 2,4/60 mm (KB ≈ 90 mm) war von Fujifilm auch zu hören, dass man an weiteren Objektiven und Adaptern arbeite. Neun weitere Objektive sollen bereits in Planung sein und innerhalb der kommenden zwei Jahre auf den Markt kommen, darunter ein 14 mm, ein 2/23 mm, ein Pancake 2,8/28 mm, ein 4/12-24 mm, ein 4/18-72 mm und ein 4/70-200 mm (letztere beide mit integriertem Bildstabilisator). Mit dem 14er und dem 18-72 ist noch in diesem Jahr zu rechnen, mit den anderen dann 2013 (siehe auch: Fujifilm X-Lens Roadmap).

Ein Adapter für Leica-M-Objektive soll bereits im April 2012 auf den Markt kommen.
 

Foto: Theano Nikitas
 
 
Foto: Manfred Mainka

Canon hat was zu zeigen

 
Canon hat mit der PowerShot GX1 X eine hochinteressante Kompaktkamera mit – für Kompaktkameras – sehr großem CMOS-Bildsensor 14,0×18,7 mm vorgestellt und wir sind schon ganz gespannt, was für eine Bildqualität dieser große Sensor bieten wird – wahrscheinlich ist sie exzellent. Das einzige, was mir beim ersten In-die-Hand-nehmen nicht so gefallen hat, das ist die Struktur des Handgriffes – der fühlt sich ein wenig sehr rauh an. Nichtsdestotrotz denke ich, dass die Kamera auch ohne Wechselobjektive ein Erfolg werden wird.

Womit sich unmittelbar auch die Frage stellt, ob die PowerShot GX1 X vielleicht gar Canons Vorlauf in ein spiegelloses System ist. Vor wenigen Tagen erst hat Canon ja ein paar Details zum kommenden Spiegellos-System verraten: „… einen Sensor mit einer Größe irgendwo zwischen (Micro) Four Thirds (13×17 mm) und APS-C (16×24 mm) und kein EF-Bajonett ..“. Zu der Beschreibung passt der Sensor der PowerShot GX1 X überraschend gut, und mit einem Adapter ließen sich Canons EF-Objektive durchaus nutzen (Faktor 1,85 gegenüber Kleinbild).

Im Umfeld der CES haben auch drei Firmen neue Software vorgestellt. Abobe stellte die öffentliche Beta von Lightroom 4 mit u.a. besserer Videounterstützung online und gab die Umbenennung der Abo-Fotosoftware Carousel in Revel und die Unterstützung weiterer Plattformen bekannt. Corel hat AfterShot Pro auf den Markt gebracht, das auf Bibble fußt und eine preiswerte Alternative zu Lightroom und Aperture sein will. Der Preis passt (90 Euro), noch wichtiger ist aber, dass das Bibble-Team dahinter steht und bleiben wird, und dass Mac, Windows und Linux auch künftig unterstützt werden. Nik Software schließlich tat gut daran, die exzellente Snapseed-Software, die bislang nur fürs iPad verfügbar war, auch auf Mac-Computer und Android-Tablets zu portieren.
 

Foto: Manfred Mainka

Good old Germany
 
 
Foto: Theano Nikitas

 
(Theano Nikitas / thoMas)
 
Fotos: Theano Nikitas und Manfred Mainka.