Nachdem Olympus seinen CEO (geschäftsführendes Vorstandsmitglied) Michael Woodford vor einigen Tagen überraschend vor die Tür gesetzt hat, sieht sich das japanische Unternehmen nun gezwungen, diverse Geldströme rund um die Gyrus-Übernahme näher zu erläutern: Woodford vermutet Unregelmäßigkeiten, was die angeht. Die Börse reagierte äußerst nervös; der Aktienkurs brach um die Häflte ein:

Olympus erläutert jetzt in einer vierseitigen Pressemitteilung, in welchem Zusammenhang Beraterhonorare durch das Unternehmen gezahlt wurden und inwieweit das Zerwürfnis mit Michael Woodford da eine Rolle spielt: Company Response to Media Reports and Its Future Actions (PDF-Datei).

Olympus hatte im Zuge der Übernahme des britischen Unternehmens Gyrus eine Finanzberatungsgesellschaft beauftragt. Diese namentlich nicht-bekannten Finanzberater erhielten ein Honorar in Höhe von 687 Mio. US-Dollar (ca. 500 Mio. €) durch die eigens für die Übernahme gegründete Tochtergesellschaft Olympus UK Acquistions. Ein Großteil dieses Honorars, nämlich 85 %, wurde in Form von Aktienoptionen vereinbart und später kapitalisiert.

In diversen Medienberichten, und auch vom geschassten Woodford, wird nun kritisiert, dass das Beraterhonorar ungewöhnlich hoch im Verhältnis zum Gyrus-Übernahmepreis ausfiel. Bei weiteren Firmenübernahmen zahlte Olympus ebenfalls hohe Honorare an nicht-genannte Berater auf den Cayman Islands. Der nun entlassene CEO Michael Woodford hat diese „Geschäftsvorfälle“ genauer von einer externen Finanzberatungsgesellschaft durchleuchten lassen und hiernach einige Vorstandsmitglieder zum Rücktritt aufgefordert.

Das Ergebnis ist bekannt; Herr Woodford durfte das Wort in der Vorstandssitzung nicht ergreifen, sondern den nächsten Bus zum Flughafen nehmen. Die japanische und britische Börsenaufsicht wurde seinerseits informiert und der Aktienkurs brach um die Hälfte ein. Die Aktionäre reagierten entsprechend nervös. Bereits in der Vergangenheit wurde die japanische Wirtschaft immer wieder durch Bilanzskandale erschüttert. Die japanische Finanzaufsicht versucht seit einigen Jahren, Verflechtungen zu sprengen und hat ihre Kontrolldichte erhöht.

Die Olympus-Hauptaktionäre, vor allem die Nissay (Nippon Life Insurance), erhöhten den Druck auf die Olympus-Vorstandsmannschaft, den Medienberichten energisch zu widersprechen. So klingen die Gegenvorwürfe an Herrn Woodford sehr gezwungen: Er habe den Untersuchungsbericht über die Beraterhonorare selbstherrlich in Auftrag gegeben, so Olympus. Nur indirekt sei die Rücktrittsaufforderung an die Vorstandsmitglieder der Grund für den Rauswurf von Woodford. Und überhaupt, so Olympus, sollten die Medienberichte so stimmen, dann sei dies ein weiteres Zeichen für die zahlreichen, willkürlichen Aktivitäten des Michael Woodford. Olympus behalte sich rechtliche Schritte gegen Woodford vor.

Da fragt man sich, warum der Mann überhaupt vor kurzem zum CEO ernannt wurde. Eine gerichtliche Auseinandersetzung bringt vielleicht weitere, interessante Details zu Tage.

Olympus wiederholt die ursprüngliche Darstellung, tatsächlich sei die Uneinigkeit in Management-Fragen der Entlassungsgrund gewesen. Die Übernahmen seien nicht unredlich oder illegal gewesen, auch ein Verstoß gegen Managementpflichten könne nicht festgestellt werden.

Interessanterweise bezieht sich diese Aussage auf die Übernahmeentscheidung bzw. die Transaktion an sich, nicht auf die Zahlung der Beraterhonorare.

Ein Blick auf die Olympus-Aktionärsstruktur zeigt „alte“ Bekannte. Die Bank of Tokyo-Mitsubishi (UFJ), zweitgrößter Olympus-Aktionär, stand im Jahr 2003 selbst im Fokus der Finanzaufsicht, weil man es mit der Buchführung nicht so genau nahm. Nur der Einstieg von Mitsubishi konnte Japans viertgrößtes Bankhaus retten.

Ein Schelm, der da Böses denkt.

(agün)